Massenpleite
"Liebe Mitglieder des DJV Berlin!
Wir, der Vorstand, wenden uns heute in einer äußerst dringenden und wichtigen Angelegenheit an Sie. Bitte lesen Sie diesen Brief aufmerksam - Ihre Mitgliedschaft im DJV hängt davon ab!
Wie Sie sicher aus der Presse erfahren haben, ist der DJV Berlin insolvent. "Neben einer Altlast von rund 300.000 Euro sind nun weitere 600.000 Euro aufgetaucht, die in die Bilanz zu nehmen sind. Dabei handelt es sich um die Zusatzpension des ehemaligen Geschäftsführers Jürgen Grimming". Die Rückstellung ist nicht erfolgt, weil der ehemalige Vorsitzende Alexander Kulpok sich um dise Angelegenheit nicht gekümmert und auch der ehemalige Geschäftsführer des DJV Berlin, Dr. Michael Rediske, das Chaos nicht verhindert hat. Wir werden also, um uns nicht nach § 47 BGB strafbar zu machen, spätestens am 3. September zum Insolvenzgericht gehen.
Für Sie, liebe Mitglieder, haben wir jedoch eine Lösung. Sie wollen Mitglieder im DJV bleiben, Sie wollen Rechtschutz und weiterhin unseren bekannten und beliebten Service. Daher gibt es eine ganz einfache Möglichkeit. Mit gleicher Post ehalten Sie einen frankierten Briefumschlag, in dem ist ein Formular. füllen Sie das bitte aus, es dauert nur eine Minute. Mit dieserm Formular erklären Sie, dass Sie damit einverstanden sind, in den einzigen nicht überschuldeten Landesverband in Berlin und Brandenburg überwiesen werden - den DJV Brandenburg. Wir werden das zeitnah für Sie erledigen, wenn Sie uns die Rückantwort so schnell als möglich zusenden. Tun Sie das nicht, sind sie möglicherweise bald kein Mitglied des DJV mehr. Der § 42 Abs. 1 BGB besagt: "Der Verein wird durch die Eröffnung des Insolvenzverfahrens aufgelöst."
Der DJV Brandenburg wird sich auf seiner nächsten Mitgliederversammlung in "DJV Berlin-Brandenburg" umbenennen. Da der Kleinkriminelle Torsten Witt, der den Verband zeitweise okkupiert und den nach Angaben aus Vorstandskreisen um mehrere tausend Euro erleichtert und sich an Mitgliedsgeldern gütlich getan haben soll, aus dem DJV Brandenburg ausgeschlossen wurde, besteht die Chance, dass der ruhmreiche DJV Berlin - vor allem schuldenfrei - bald auferstanden aus Ruinen sein wird.
Kommen Sie nicht auf die dumme Idee, in einen anderen Verbands zu wechseln. Der Verein Berliner Journalisten ist ebenso überschuldet; mit seinen Finanzen befasst sich zur Zeit das Landeskriminalamt III in Berlin. Der Brandenburger Verband ist auch überschuldet und ohnehin so lebendig wie eine mausetote Leiche.
Wir sehen uns im märkischen Sand wieder!
Mit kollegialen Grüßen
Der Vorstand"
Natürlich ist ein derartiger Brief nie geschrieben worden, obwohl es sinnvoll und eine lustige Idee wäre, die einige Probleme des maroden DJV in Berlin und Brandenburg lösen würde. Die Lage ist jedoch so vertrackt, dass nur noch Eingeweihte die Details verstehen. Ein Journalistenverband wie der Verein Berliner Journalisten, der von vornherein weitgehend auf Krediten aufgebaut worden ist, von denen jeder der Handelnden wusste, dass sie niemals in einem realistischen Zeitraum würden zurückgezahlt werden können?
Man kann über juristische Entscheidungen rätseln, mit ihnen nicht konform gehen oder sie ignorieren, wenn man selbst nicht betroffen ist. Aber vielelicht sollten die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser die subjektiv gefärbte Pressemeldung des DJB Brandenburg vom 07. Juli 2005 zur Kenntnis nehmen. Dort heißt es:
"Landgericht Berlin bejaht Schadensersatzansprüche gegen DJV-Bundesverband
Die Aufnahme von zwei weiteren Landesverbänden in Berlin und Brandenburg durch den Deutschen Journalisten-Verband (DJV) ist nach Auffassung des Landgerichts Berlin rechtswidrig. Im November vergangenen Jahres hatte der DJV-Verbandstag zwei neu gegründete Vereine in Berlin und Brandenburg als Landesverbände aufgenommen: Dagegen haben die in beiden Bundesländern bereits bestehenden Landesverbände - der DJV Berlin und der DJV-Brandenburg - geklagt.
Das Landgericht Berlin stellte nun fest (AZ: 16 O 714/04): Die Aufnahme der beiden neuen Vereine verstößt gegen die Satzung des DJV. Dennoch wird es in beiden Ländern zunächst weiterhin je zwei Landesverbände geben - denn die Aufnahme der neuen Vereine in den DJV-Bundesverband machte das Landgericht nicht rückgängig: Es meinte, die Aufnahme sei ein Vertrag, der gerichtlich nicht anfechtbar sei. Gegen diese Entscheidung werden die klagenden Landesverbände Berufung einlegen.
Die Richter machten zugleich klar, daß der DJV Berlin und der DJV-Brandenburg wegen der rechtswidrigen Aufnahme Schadensersatzansprüche gegen den Bundesverband geltend machen können."
Diese Ansprüche wurden bisher nicht durchgesetzt. Weitere Konsequenzen wurden nicht gezogen.
Der VBJ würde übrigens lieber kollektiven Selbstmord begehen als mit dem DJV Berlin zu fusionieren. Man hat eben kein Böckchen. Erklären kann man das niemandem. Aber bis zum 3. September wird noch viel geschehen, und die LeserInnen können versichert sein, dass sie es hier erfahren werden und sonst nirgendwo. Journalistenverbände können genau so wenig über sich selbst recherchieren oder wahrheitsgetreu berichten wie Psychologen sich selbst therapieren können.
Dem investigativen Fotoreporter von spiggel.de, H. U. Sarenstreich, gelang es - unter Vorlage seines bundeseinheitlichen Presseausweises - von den Kampfhandlungen zwischen dem DJV Berlin und dem VBJ und von supergeheimen Unterlagen Fotos zu schießen, zum Teil unter Lebensgefahr: Ein Dummy der DJV-Verbandszeitung Journalist, der eventuell im Sommer 2008 so erscheinen könnte - Schwerpunkt: "Ausschluss und Aufbruch" (oben). Handzettel der "Recherchegruppe" des DJV Berlin zur nächsten Mitgliederversammlung (Mitte). Die Mitglieder der VBJ haben davon erfahren, dass sie mit dem DJV Berlin fusionieren sollen (unten). |