[NETZ]KULTUR | | Aktuell | 17. September 2004 |
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PASTORIN, BLEIB BEI DEINEN LEISTEN Antje Vollmer will mehr doitsche MusikVon Burkhard Schröder |
Antje Vollmer will mehr deutsche Musik im Radio. In einem Interview sagt sie: "Aber gerade fortschrittliche Menschen müssen doch darauf setzen, dass die Musiker, die in einem bestimmten Land und einer bestimmten Kultur leben, sich spezifisch mit den Eigenheiten dieser Kultur und ihrer eigenen Gesellschaft auseinandersetzen."
Fortschrittliche Menschen - wer war das noch mal gleich? Fortschrittlich, so meinen Sie vermutlich, ist jemand, der - wie Sie - unter dem Pseudonym (warum eigentlich?) "Karin Bauer" ein Buch über proletarische Frauen geschrieben hat. Gerade das richtige Sujet also für höhere und andere Pfarrerstöchter. Und Pop ist fortschrittlich und damit links? Und was ist überhaupt "deutsche" Musik?
Sehr geehrte Frau Vollmer, es gibt jede Menge deutsche Musik, die sich mit "unseren Eigenarten" auseinandersetzt, jeweils auf ihre, manchmal ekelhafte Art. Es gibt: die Böhsen Onkelz, Rammstein, Frontalkraft, Tonstörung, Frank Rennicke, Karl Moik, Heino oder Norbert Hähnel. Ach so, die wollen Sie gar nicht immer öfter im Radio hören?
Sie möchten mehr Immigrantenmusik. Viele der geneigten Leserinnen und wohlwollenden Leser werden sich jetzt fragen: was ist das? Deutsche Musik, aber nicht ganz richtig, sondern nur ein bisschen? So multikulti? Alle Neger trommeln, jetzt aber auf deutsch? Sabrina Setlur womöglich? Mehr deutsche MusikerInnen, die sich ihre ausländische Nase wegoperieren lassen?
Ich will Ihnen etwas sagen, liebe Ex-Genossin (ja, ich war auch Sympathisant der KPD/AO - bei mir hat das aber keine bleibenden Schäden hinterlassen): Es wird viel zu viel deutsche Musik gespielt. Deutsche Musik hat eben sehr oft nicht den Rhythmus, bei dem jeder mitmuss. Und wenn deutsche Musik gut ist, dann ist sie ohne deutschen Gesang. Das würde nämlich stören.
Aber warum die kulturpolitische Sprecherin der Grünen einen Ausflug ins kulturelle Deutschtümeln unternimmt, ist sicher ihrer Biografie geschuldet. "Die FAZ schreibt über sie Anfang 1985, sie gehöre 'auf dem fundamentalistischen Flügel ... zu denen, die moralisch-rigoristische Ziele verfolgen', vernimmt jedoch auch, daß Vollmer sich selber als 'sehr deutsch und sehr protestantisch' bezeichnet." Quod erat demonstrandum. Übrigens: warum waren eigentlich so viele Protestanten Hitler-Wähler? Ich verrate es Ihnen: sie haben zu viel von der deutschen Musik gehört, die nur selten im Radio gespielt wird. Tschingderassabumm. Sie wissen schon: das ist die Musik mit den Lichterket...äh...Fackelzügen.
By the way: Reggae rulez!
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BURKS ONLINE 17.09.2004 Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des BurksVEB.
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