AUS ALLER WELT | | Aktuell | 09. Januar 2004 |
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WIRBELSTRUM ÜBER NIUE Die "First Free Wireless Nation" wurde verwüstetVon Burkhard Schröder |
Nein, der kleinste Staat der Welt ist nicht Tuvalu, sondern der Vatikan. Niue jedoch ist bei Internet-Freaks vermutlich bekannter als die ersteren. Der Inselstaat wurde von jetzt einem Sturm verwüstet. Ein interessanter Online-Bericht wäre angebracht. Aber leider entspricht das, was publiziert wurde, nicht dem, was möglich wäre. Dieses kleine Familienforum muss daher Nachhilfe in Online-Journalismus geben. Vor allem, was die berühmt-berüchtigten Links angeht.
Vorab, lieber Spiegel online: die Metapher "ein Bild der Verwüstung", die sich bei tropischen und anderen Stürmen oft in Texte schleicht, hat der Papst alias Wolfgang Schneider in Deutsch für Profis ausdrücklich verboten. Auch die Neue Zürcher Zeitung schreibt nur, was wir angesichts der Katastrophe ohnehin erwarten: "Schäden wurden von vielen Gebäuden der Hauptstadt Alofi einschliesslich des Krankenhauses gemeldet. [Der Satzbau ist katastrophal. Wer tat was?] Die Bevölkerung befürchtet auch, dass die gesamte Ernte an tropischen Früchten, die eine der wenigen Einkommensquellen der Insel darstellen, vernichtet wurde."
BTW (Internet-Slang, meint: by the way): Eine andere Einkommensquelle Niues ist das Internet - der Verkauf der .nu-domain. Die rund 2000 Einwohner bezeichnen sich auch als die erste Nation der Welt, die freien und kabellosen Internet-Zugang besitzt. Kabel sind ohnehin bei den heftigen tropischen Unwettern nicht angebracht.
nic.nu: "ALOFI, NIUE, THE SOUTH PACIFIC - June 23, 2003 - The Internet Users Society - Niue (IUS-N), today announced that it has launched the world's first free nation-wide WiFi Internet access service on the Polynesian island-nation of Niue. This new free wireless service which can be accessed by all Niue residents, tourists, government offices and business travelers, is being provided at no cost to the public or local government."
Der jüngste Zyklon "Heta" wurde rechtzeitig im Internet angekündigt: nachdem "Heta" Samoa erreicht hatte, nahm er Kurs auf Niue. Die exzellente Website Wheather Matrix bietet zum Thema aktuelle Links und einen "Storm Report" an. (Anmerkung: So etwas wünsche ich mir im Online-Journalismus als Quelle! Wozu gibt es das Internet?!] Auf der Website des National Wheather Service, Region Pazifik, Hauptquartier in Honolulu, Hawaii, kann man den Zyklon sogar live verfolgen. Die Internet-Nation ist schwer getroffen worden; Australien hat seine Hilfe zugesagt.
Die Regierung Niues ist noch ereichbar. Traceroute sagt: alles im grünen Bereich. Das Regierungs-Internet in Nieue (203.97.132.144) geht über Wellington, Neuseeland online.
Für die geneigte Leserin und den wohlwollenden Leser muss ich hier noch etwas religionsfeindliches bemerken. Wie auf einer detaillierten Website erwähnt, spielt die Verehrung höherer Wesen der meistens protetantisch-fundamentalistischen Art auf Niue eine große Rolle. Man sollte sich daher die weltanschauliche Ausrichtung diverser Berichte genau ansehen: in diesem beispielhaften Fall handelt es sich um eine Mormonin. Beweis: die Autorin zitiert das nicht-biblische "Buch" Nephi.
Was fehlt? Interessante historische Karten über den Pazifik: hier eine aus dem Jahr 1795 über die "wilde Insel". James Cook "entdeckte" die Insel-Gruppe, konnte aber nicht landen, weil die kriegerischen Bewohner ihn nicht ließen. Das macht sie sympathisch. Man könnte sogar erfahren, wer es war, der Cook zurückwies: die mündliche Geschichte reicht bis zu den ersten Bewohnern zurück.
Heutige Touristen sind willkommen. Niue ist ein Paradies für Tauchsportler und andere Reisende, die ausgetretene (Meeres)Pfade meiden. Fazit: Wer im Internet wohnt, sollte, falls er den Pazifik kennenlernen will, aus Solidarität Niue besuchen. ------------------------------------------------------------------------------------
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