HAUSMITTEILUNG Allzu intim blogge ich denn doch nichtVon Burkhard Schröder Heute war bekanntlich der 11. September. Zu diesem Datum muss man pietätvoll sein und sich den großen Katastrophen der Menschheit widmen. Nur den aktuellen natürlich, denn sonst verliert man die Übersicht. World Trade Center, Tsunami, Hurrikan Katrina, Taifun in China. Die Shoa, den Völkermord an den Armeniern und den 30-jährigen Krieg lassen wir heute weg.
Wenn die Politik unerträglich wird und die Wahlspots konkurrieren, den 1. Preis für Volksverdummung einzuheimsen, zieht sich der Mensch an sich ins Private zurück. Ich habe in den letzten zwei Tagen, falls das irgendjemanden da draußen interessiert, weder konspiriert noch politisiert noch gearbeitet, sondern, wie schon angemerkt, nur privatisiert. Und Freunde besucht und besuchen lassen, zum Beispiel mein soziales Söhnchen.
Mittlerweile besitzen die lieben Kleinen technisch anspruchsvollere Geräte als man selbst. Wieso sollte ich mit meinem Handy fotografieren, da ich ohnehin schon zwei Digitalkameras besitze? Pädagogisch wertvoll ist es daher, wenn man sich mit anspruchsvoller Technik der Natur nähert, zum Beispiel einer braun gesprenkelten Spinne. Es gibt nur niemanden, der ein per Handy geschossenes Foto einer Spinne zugesandt bekommen möchte.
Und dann gibt es noch den immerwährenden Streit zwischen den Söhnchen und den Müttern, wann und ob ein Mp3-Player während des Fahrradfahrens umgehängt und benutzt werden darf. Der Kleine darf nicht, und ich gebe ein schlechtes Beispiel, weil ich es immer mache. Wie soll man sich verhalten?
Und nun zu etwas ganz Anderem, das auch niemanden interessiert. Kürzlich wurde ich gefragt, warum ich der Weltöffentlichkeit überhaupt private Dinge mitteilte. Und da die Fragerin eine mir sehr, ja intim nahe stehende jungen Dame ist, durfte ich die Frage nicht einfach beiseite schieben, etwa mit den Worten: Die Pflicht eines Bloggers ist es, ein Blog zu machen. (Woher kenne ich diesen Satz nur?)
Ich wurde also, da die gestammelten Antworten nicht befriedigten, streng ermahnt, mich mehr dem Guten, Schönen und Wahren zu widmen, zum Bleistift meinem zweiten Romanprojekt. (Hintergrundgeräusch: Could you be loved and be loved, don't let them fool you or even try to school you. Oh! No. We've got a mind of our own. So go to hell if what you're thinkin' isn't right....(my favorite artist) Tam tam tam. We share the shelter of my single bed.
Heute aber habe ich trotzdem nur herumgesumpft. Und mein Bett beim Frühstück in demselben vollkrümeln lassen. Wozu ist ein Sonntag sonst da? Das Foto unten verrät mehr Details, aber nur für Eingeweihte. Und davon gibt es bis jetzt nur eine Handvoll. Allzu intim blogge ich denn doch nicht. No Woman no cry! | |