HAUSMITTEILUNG Apropos KnochenVon Burkhard Schröder Das große Privileg des Bloggers ist, ich schrieb es schon mehrfach, dass er (oder sie) jeden Quatsch auf die Welt loslassen kann. Ich habe heute Lust, eine Hausmitteilung zu schreiben. Sonst fällt mir nichts ein. Oder umgekehrt: Mir fällt viel zu viel ein, und ich müsste ein Dutzend Artikelchen verfassen. Dafür bin ich zu faul. Und es zahlt niemand dafür.
Ich sollte meinen Roman weiterschreiben. Das brächte ganz viel Geld, wenn der Vertrag unterschrieben würde. Es fehlen noch rund 100 Seiten, um den Agenten zu befriedigen, und 400 insgesamt. Morgen habe ich mir den Tag dafür reserviert. Ich lese gerade Denis Smith: "The Prisoners of Cabrera - Napoleon's Forgotten Soldiers, 1809-1814" - das Standardwerk für meinen Plot. Ich habe ein Jahr Pause eingelegt, die Story musste sich in meinem Kopf neu zusammensetzen. Aber ich denke, jetzt wird es bald losgehen. Noch einmal den Aktenordner voll Material und Sekundärliteratur durchstöbern.
By the way: Ich höre gerade die Musik, die man für's Bloggen unbedingt braucht. Falls man gerade lustlos ist oder sich langweilt: Das haut die positive vibrations wieder in die Knochen. Der Rhythmus ist einfach unschlagbar. Keep on dancing. Apropos Knochen: heute 105 Minuten Joggen! Ich komme so langsam wieder an meine alte Kondition. (Hallo Gumix!) Das Laufen musste sein, weil ich gestern mit einer Freundin ziemlich versackt bin. Die Kneipe heisst passenderweise Café Alptraum. Das Ambiente ist auch so, eine Zeitreise in die Siebziger. Aber es gibt einen Kicker und einen Billardtisch.
Übrigens: Ich bin ganz gut im Kickern und würde vermutlich die übergroße Mehrzahl der geneigten Leserinnen und wohlwollenden Leser hohnlachend von der Platte fegen. Nur meine Lieblingsfreundin Lore besiegt mich. Für eine Frau außergewöhnlich, aber sie ja auch außergewöhnlich.
Zwei Jungs kamen herein und fotografierten eben denselben Kicker. Nach dem Sinn ihres Tuns befragt, überreichten sie uns stolz ihre Visitenkarte, natürlich mit einem URL, wie es sich für Menschen des 21. Jahrhunderts gehört. Plattenbau Kickaz. Das hört sich, wie der Hacker zu sagen pflegt, kewl an. Die fotografieren jeden Kicker in jeder Kneipe. Also hängt nicht die gesamte Jugend verblödet vor der Glotze und schaut ebenso dümmlich witzelnden Männern mit Pferdefressen zu. Oder ich kann auch zwischendurch online Minigolf spielen. Und meine Ergebnisse veröffentlichen. Oder stundenlang Bilder hochladen - zu flickr.com und alte Reise- und Revolutions-Erinnerungen digital auffrischen.
Was haben wir noch nicht gehabt? Panama. Das hatten wir wirklich lange nicht mehr. 1982 war ich einer kleinen Pension in Panama Ciudad, mitten in der Altstadt, und habe dort Weihnachten gefeiert. Aber was hat das mit dem Thema dieses Blogs zu tun? Keine Ahnung. Ich schweife nur gern ab, zumal wenn ich zwei Gläser Wein getrunken habe.
Was noch? Vor ein paar Tagen habe ich die ultraschöne Marta Serena Jasse kennengelernt, also known as Clownin Marrrrrta. Marta ist natürlich vergeben (ja, das hat sie mir schon verraten) und hat ein kleine Tochter. Sie spricht hervorragend Deutsch mit einem süßen spanisch... äh... disculpe: katalanischen Akzent und gibt unter andem Kurse, wie man ein Clown werde. "Sie bezaubert alle mit ihrem sonnigen Temperament." So ist es. Wer also eine Clownin braucht, sollte Marta schleunigst engagieren. Gute Laune garantiert.
Ich könnte bei Gelegenheit etwas über die Garifuna schreiben. Mit denen hatte ich in Belize und Honduras zu tun. Ein Ereignis werde ich nie vergessen. Ich war in Punta Gorda (ja, die Website bedarf einer Aktualisierung!) im tiefsten Süden von Belize, hart an der Grenze zu Guatemala. Der Ort ist eher ein Schmugglernest. Uns wurde per Dorfklatsch mitgeteilt, es gebe in der Turnhalle des Dorfes eine "Miss-Wahl".
Es war schon tief in der Nacht, und wir waren die einzigen Weißen zwischen mehreren Hundert Garifunas. Und alle warteten auf die berühmten Garifuna Drummers. Dann kamen sie: vier Männer, drei mit Trommeln, und einer mit einer Mundharmonika. Und legten los, umtänzelt von den meistens etwas korpulenten Damen, die "Miss Punta Gorda" werden wollen. Ich habe in meinem ganzen Leben nie wieder solche Trommeln gehört. Nach einer Stunde bestand die Halle nur aus schwitzenden, stampfenden und positive vibrations ausströmenden Leibern. Und ich mitten drin. Das muss man erlebt haben.
Das Bild zeigt aber Garifuna aus Honduras, irgendwo zwischen La Ceiba und Puerto Lempira an der Atlantikküste. Wir fuhren mit einem kleinen Schiff, das an jeder Palme anhielt und so nah an der Küste und in der Brandung herumtuckerte, dass die Passagiere eine Woche lang kotzten, was das Zeug hielt. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Eigentlich wollte ich ja indirekt etwas über eine Frau schreiben, die mir sehr gefällt (nein, ich meine nicht die Marta, sondern eine andere). Aber die ist gerade nicht in Berlin. Solche Dinge sollte man nicht übereilen. Ich kann mich zwar mitten in ein Schlachtgetümmel schmeißen oder mich mit kolumbianischen Straßenräubern hauen, aber bei so etwas bin ich doch recht schüchtern. | |