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Verfasst am:
27.08.2004, 18:20 |
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| AUS ALLER WELT | | Aktuell | 27. August 2004 |
| | | SEXISMUS, PORNOGRAFIE, EROTIK? Pornos, PCs und PolizistenVon Burkhard Schröder |
Polizisten in Bremen haben ihre Dienstcomputer benutzt, um private E-Mails zu versenden. 80 Beamte müssen mit einem Disziplinarverfahren rechnen, gegen 24 von ihnen wird wegen des Verdachts ermittelt, pornografische Bilder verschickt zu haben. Das teilte die Polizei Bremen mit.
Das waren die mehr oder minder nackten Tatsachen in mehr oder minder gutem Deutsch. Polizisten, Internet, Pornos - eine unschlagbare Kombination von Begriffen. Die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser dieses kleinen frauen- und familienfreundlichen Forums ahnen schon, was jetzt folgt: eine medien-, ja metatheoretische Analyse dessen, was die geschätzten Online-JournalistInnen daraus gemacht haben.
Tomorrow und Focus online berichten gleichlautend: "In Bremen werden 24 Polizisten verdächtigt, über ihre Dienstcomputer pornografische Fotos per E-Mail verbreitet zu haben.[...]56 weitere Polizisten erwarten Disziplinarverfahren. Sie sollen sexistische Darstellungen weiter geleitet haben." Von Sexismus war in der Pressemeldung nicht die Rede. Man könnte natürlich vermuten, wenn es denn pornografische Darstellungen waren, die - in dubio pro reo! - verbeitet wurden, dass diese auch sexistisch waren. Aber nur Alice Schwarzer könnte das letztlich genderphilosphisch beantworten, und auch nur dann, wenn sie die Bildchen gesehen hätte. Die Bremer Polizei gebraucht korrekt und männerfreundich das Wort "Polizeibeamte/Innen". Man darf also auch vermuten, die Täter seien ausschließlich Beamtinnen, die sich gegenseitig Lesbenfotos zugeschickt haben. Oder auch nicht. Man weiß es nicht, sollte es also nicht behaupten.
Spiegel online hingegen ist frauenfreundlich und verdächtigt nur Männer: "80 Polizisten hätten die E-Mailfunktion zur Versendung von Material missbraucht, das den Grenzbereich zwischen erlaubten Abbildungen und pornographischen Darstellungen überschritten haben könnte, teilte die Bremer Polizei mit."
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: worum könnte es sich bei diesem Grenzbereich handeln? Was Pornografie ist, weiß ohnehin niemand so recht; das Thema wurde auf spiggel.de fast erschöpfend hin- und hergewendet. Da ist oft vage von "allgemeinen gesellschaftliche Wertvorstellungen" die Rede. Was das ist, wird sich vermutlich beim Thema Sexualität im 21. Jahrhundert niemand mehr erkühnen zu definieren.
Dieses kleine Familienforum arbeitet kräftig daran mit, insbesondere mit Hilfe ausgesuchten Bildmaterials, dass sich diese gesellschaftlichen Vorstellungen ändern - zuungunsten der verkniffenen protestantischen Askese und Heuchelei, durch die sich die Jugendschutzwarte gemeinhin auszeichen. Und zuungunsten des medialen Mainstreams, der gleich mit verkniffenen Lippen mangelnde Seriösität wittert, wenn der Mensch, insbesondere in seiner weiblichen Form, spärlich bekleidet digital dargereicht wird.
Warum haben sich die Polizisten überhaupt erwischen lassen? Ganz einfach: weil die Polizei immer noch dilettantisch mit E-Mails umgeht. Man verschickt nur elektronische Postkarten. Dafür müsste der Systemverwalter der Bremer Polizei gerädert und gevierteilt werden. In den Medienberichten heisst es ausserdem: "Systemadministratoren seien durch gezielte Suche auf diese "dienstlichen Verfehlungen" aufmerksam geworden" Da hat der Betriebsrat aber geschlafen: "gezielte Suche?" Man liest die E-Mails der Beamten? Das ist auch dann verboten, wenn man private Mails vom Arbeitsplatz nicht schreiben darf. Aber wen interessiert das: deutsche Medien garantiert nicht. Die nutzen beim Stichwort "Internet" jede Chance zu suggerieren, dass man damit Böses anstellen kann.
Man ist ja froh, wenn man nur selten den groben Unfug lesen muss, den e110, - "das Sicherheitsportal wird Ihnen präsentiert von Eduard Zimmermann" - zum Thema verbreitet: "Die Verbreitung pornografischen Materials ist strafrechtlich verboten, wenn der Empfänger dieses nicht angefordert hat. Die Versendung erotischer Bilder ist dagegen erlaubt." Aha. Man darf also harte pornografische Bilder verbreiten, wenn jemand darum bittet? Wir setzen selbstverständlich und stillschweigend voraus, dass jeder geneigte Leser und jede wohlwollende Leserin inständig und permanent auf Knieen fleht, mit dem einschlägigen Material versorgt zu werden. Und wer ist im deutschsprachigen und werbefreien Weltnetz für den Grenzbereich zwischen Erotik und Pornografie zuständig - wenn nicht spiggel.de?
Bitte die Bilder anklicken, um sie in Originalgrösse zu sehen! Nur für registrierte PolizistInnen des Forums - nicht nur wegen des Urheberrechts! Username und Passwort finden Sie - wie gewohnt - hier.)
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