HAUSMITTEILUNG Kreuzberger Nächte. Mein Kopf. Von Burkhard Schröder Das Alter merkt man an den Folgen der Sausen. Oder auch nicht. Statt die wohlwollenden Leserinnen und die geneigten Leser mit politisch gewohnt ausgewogenen Informationen und Kommentaren zu beglücken oder gar durch das Verfassen interessanter Artikel Geld zu verdienen, habe (oder bin?) ich in den letzten zwei Tagen nur herumgesumpft. Kreuzberger Nächte sind verführerisch, zumal in Begleitung attraktiver junger und mittelalterlicher Damen.
Die protestantische Arbeitsethik und -disziplin ist immer noch verschreckt in irgendeinem Erdloch verschwunden. Smooth Jazz und eine schmeichelnde Frauenstimme und ein Rhythmus, bei dem ich mitwippen muss. Sonne auf dem Balkon. Die Stadt vor meinen Füßen. Kaffee. Anita Baker. Tamtamtam. Tschick. Tschik. Aber wir schweifen ab.
Blogs sind nicht nur individuell, intim und exhibitionistisch, sondern psychologisch in Gänze entblößend. (Nein, ich bin schon wieder nüchtern. Jedenfalls einigermaßen.) Aber alles verrate ich natürlich nicht. Und bei einer Gegenüberstellung würde ich selbstredend behaupten, es sei alles frei erfunden und gelogen. Vorgestern saß ich bis zum frühen Morgen mit einer alten Liebe direkt am Fluss in einem Café. Über uns der pechschwarze, von zahllosen Blitzen durchzuckte Nachthimmel, ringsum andere Nachtschwärmer, vom Regen abgeschirmt durch Sonnen(!)schirme. Gegenüber der Biergarten der Ankerklause über dem Wasser. [Musikwechsel zu Duke Ellington... Tataaa Tataata. Wieder zurück zu Anita Baker. I Apologize.]. Einzelne Tropfen klatschten die Kerzen aus. Was gibt es Schöneres, als zusammen und sehr vertraut vor einem Unwetter Schutz zu suchen! So kommt man sich näher, wenn man sich nicht ohnehin schon nahe ist.
Am Morgen in schlaftrunkenen Schlangenlinien mit dem Radl über die wie immer und zu jeder Tageszeit geschäftige O-Straße, heim nach Kreuzberg 61. In welcher Stadt könnte man sonst noch in Deutschland leben? Ich wüsste keine.
Und gestern schon wieder Party in der Alten Bahnhofshalle in Friedenau. Ich habe angekündigt, dass ich über die Details nicht berichten würde, da erstens prominente NutzerInnen dieses kleinen familien- und frauenfreundlichen Forums anwesend waren, sogar das Team des Providers, von dem die Existenz dieser bescheidenen Website abhängt, und man sich zweitens hätte beobachtet fühlen können, wenn jemand die intimen Gespräche immer mitbloggt (- deshalb auch nur bearbeitete Fotos. Gimp sei Dank.). Jedenfalls gab es Buffet, Getränke und Tanz bis zum Abwinken. Ich weiß gar nicht, wie ich nach Hause gefunden habe. Ich kam um 05.10 Uhr hier an, zudem aufgeweicht durch einen kleinen Regenguss, der mich meinte mitten auf der Strecke überraschen zu müssen.
Und hier habe noch ich die Visitenkarte einer unglaublich reizvollen jungen Dame, die diese mir mit einem bezaubernden Lächeln zugesteckt hat. Aber die Details gebe ich nicht preis. Ich muss jetzt erst einmal noch mehr Kaffee trinken. Und vorerst nicht an diese Visitenkarte denken. Und eine Presseerklärung und einen Artikel für Geld formulieren. Heute noch. O höhere Wesen, steht mir bei! | |