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Verfasst am:
05.08.2004, 22:10 |
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| [NETZ]KULTUR | | Aktuell | 06. August 2004 |
| | | DER PAPST ÜBER DEN FEMINISMUS Lieber Johannes Paul Römisch Zwei: die Frauen!Von Burkhard Schröder |
Den Papst muss man nehmen wie eine Boulevard-Zeitung: er sagt nicht viel, aber er sagt es vielen Leuten. Und deswegen ist es wichtig. Heute müssen wir Johannes Paul II vor den Frauen in Schutz nehmen, insbesondere vor evangelischen Bischöfinnen, aus Mitleid und aus inhaltlichen Gründen. Der so genannte Heilige Vater hat über Frauen nachgedacht. Wir nutzen einen dreigliedrigen Syllogismus, um der Logik auf die Sprünge zu helfen. Der Papst ist Pole. Der Papst hat keine Ahnung von Frauen. Conclusio: Wenn der Papst etwas über Frauen schreibt, kommt grober Unfug dabei heraus.
Und wen wundert's, dass die Evangelen das genau so sehen. Das ist schon seit dem Heiligen Vater Luther so. Rein werbetechnisch hat Johannes Paul natürlich keine Chance: Die Bischöfin Dr. Margot Käßmann, die ihn des Blödsinns zeiht, hat zwar für ihr Amt einen doofen Namen, ist jedoch blitzgescheit und sieht blendend aus. Wie ein Profi-Model lässt sie sich immer mit offenem Mund fotografieren. Und professionell empört ist sie auch, als sei in Rom eine Tüte Spaghetti vom Regal gefallen: "Es mache sie fassungslos, wie der Vatikan von den Frauen und der feministischen Bewegung spreche, empörte sich die Bischöfin." Befremdlich, wie schnell eine Bischöfin die Contenance verliert bei Aussprüchen des katholischen Oberhirten, die nun wirklich exakt so hätten prophezeit werden können.
Das ist die Crux mit den feministischen Theologinnen: Sie wollen etwas reformieren, was nicht reformierbar ist. Als wenn jemand auf die Idee käme, in einem Konzentrationslager Wind- und Solarenergie einführen zu wollen. Wer an höhere Wesen glaubt, ist nicht mehr zu retten, ganz gleich, ob man sich das höhere Wesen nun mit männlichen oder weiblichen Geschlechtsteilen vorstellt.
Nun die gute Nachricht. Der Papst hat in seiner Original-Botschaft etwas ganz anderes gesagt, aber in einem so verqueren Deutsch, dass es niemand lesen wird. Latein wäre besser gewesen, und ausserdem wäre der Inhalt dann nicht so beachtet worden. Zwei Thesen: der Feminismus führe zu "einer Rivalität der Geschlechter, bei der die Identität und die Rolle des einen zum Nachteil des anderen gereichen. Die Folge davon ist eine Verwirrung in der Anthropologie, die Schaden bringt und ihre unmittelbarste und unheilvollste Auswirkung in der Struktur der Familie hat" Und: "Um jegliche Überlegenheit des einen oder des anderen Geschlechts zu vermeiden, neigt man dazu, ihre Unterschiede zu beseitigen und als bloße Auswirkungen einer historisch-kulturellen Gegebenheit zu betrachten. Bei dieser Einebnung wird die leibliche Verschiedenheit, Geschlecht genannt, auf ein Minimum reduziert, während die streng kulturelle Dimension, Gender genannt, in höchstem Maß herausgestrichen und für vorrangig gehalten wird."
Viel mehr braucht man nicht zu lesen. Man muss es nur noch in die deutsche Sprache zu übersetzen: Frauen, die verlangen, die gleichen (Menschen-)Rechte wie Männer zu haben, verwirren die Anthropologie. Ach ja? Lieber Papst! Um mal eine Lanze (Phallussymbol!) für Alice Schwarzer zu brechen: Die Frauen haben nie behauptet, dass sie Männer wären und dass es keine Unterschiede gäbe. Sie haben nur gesagt, was völlig korrekt ist, dass der Unterschied nur klein ist und man und frau daraus nicht viel ableiten könne. Ausser, dass Frauen ihre Tage haben und Männer sich rasieren müssen - und beides ist auch bei dem jeweils anderen Geschlecht vorhanden, zum Glück nicht immer öfter. Und die Sache mit dem Gebären hat bekanntlich keine Wirkung auf den Charakter.
Den Teil Römisch Zwei (natürlich nicht arabisch zwei, das wäre ja muslimisch) lassen wir auch weg. Bibelexegese ist etwas für die pauperes spiritu und schreckt eingefleischte Heiden wie den Autor dieser unmaßgeblichen Zeilen eher ab - aber nur, weil der in seiner Kindheit die Bibel hat unfreiwillig fast auswenig lernen müssen. Wir kämen da in's streitbare Plaudern, lieber Johannes Paul Römisch Zwei.
Bei Römisch Drei ist verbales Hauen und Stechen unvermeidlich. Dort liest der geneigte Surfer: "...doch die tiefgründige Intuition, dass das Beste ihres Lebens darin besteht, sich für das Wohl des anderen einzusetzen, für sein Wachstum, für seinen Schutz." Lieber Papst, das ist viel zu frauenfreundlich. So sind die Frauen gar nicht! Helfen, um ein typisch weibliches Syndrom zu benennen, hat fast immer ein niedriges Motiv als Ursache. Wohl des anderen, womöglich des Mannes? Da lachen ja die Hähne!
Interessant ist jedoch eine Passage, die vermutlich jeder überlesen hat, weil er sich schon vorher gelangweilt abgewandt und Sex, Drugs and Rock'n Roll respektive Wein, Weib und Gesang gewidmet hat. "Die christliche Berufung zur Jungfräulichkeit, die gegenüber der alttestamentlichen Tradition und den Ansprüchen vieler menschlicher Gesellschaftssysteme eine echte Herausforderung ist, hat in dieser Hinsicht größte Bedeutung. Diese Berufung widerlegt radikal jeden Anspruch, die Frauen in ein bloß biologisches Schicksal einzuschließen." So ist das also! Die Nonnen sind sozusagen die Frauenbewegung des Heiligen Stuhls?! Weil sie sich weigern, mit den Herren (!) der Schöpfung zu..äh..verkehren, sind sie der Kontrapunkt zu den Paschas und Machos, die die Frauen an Küche und Herd verbannen und auf das Gebären reduzieren wollen?
(By the way: muss es denn sein, Johannes Paul Römisch Zwei, zwischen den Zeilen den Juden immer wieder vorzuwerfen, dass deren Heiliges Buch alt sei, während das der Christen hip, modern und up to date? Wer's glaubt - aber das tun Verehrer höherer Wesen ja leider.)
Mit den Männern, lieber Papst, ist es wie mit dem Rauchen: viel sportlicher ist es, etwas ab und zu zu tun, sich aber nicht davon abhängig zu machen. Feministische Hetero-Frauen sind sozusagen die Krone der Schöpfung. Und wenn sie noch klug und schön sind, kann nichts mehr schief gehen. Sagt jedenfalls der moderne Macho. Vorausgesetzt, sie sind Heid- und keine Esoterikerinnen.
Kreuzberg, am Sitz der Kongregation für die Irrglaubenslehre,
am V. August MMIV, dem Fest der geschlechtlichen Heimsuchung.
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BURKS ONLINE 06.08.2004 Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des BurksVEB.
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