Zu Hunden habe ich eher ein mexikanisches oder vietnamesisches Verhältnis: Man wirft mit Steinen nach ihnen oder isst sie auf. Vermutlich muss ich bald das Imperfekt wählen. Meine Gattin ist nicht nur bei ihrer ersten Demonstration überhaupt versehentlich - mit einem roten Sweatshirt - in den Schwarzen Block geraten und konnte sich überzeugen, wer die Guten und die Bösen sind, sondern schießt auch gern auf harmlose Tiere des Waldes, um das vom Menschen durcheinandergewirbelte ökologische Gleichgewicht wiederherzustellen, aus Lust an der Jägerei und um ehemals frei herumlaufendes Fleisch auf den heimischen Küchentisch zu zaubern.
Für die professionelle Jagd braucht man auch einen ausgebildeten Hund, der das Wild, falls es nicht beim ersten Schuss in die ewigen Jagdgründe entschwindet, apportiert. Das gilt auch für Geflügel, das dazu neigt, wenn es per Schrot vom Himmel geholt wird, statt dem Schützen in die Arme zu flattern, irgendwo ins entfernte Gebüsch zu fallen, was dazu führt, dass der Leichnam von niemandem mehr gefunden und ein Fraß der Ameisen wird, falls der Hund ihn nicht aufstöbert und das tote Tier, anstatt dasselbige alsbald zu verzehren, zum Verursacher dessen frühzeitigen Ablebens transportiert, naturgemäß im Maul.
Ein Jagdhund unterscheidet sich von der gewöhnlichen räudigen städtischen Töle dadurch, dass er auf's Wort gehorcht, nicht bellt, und sich ordentlich benimmt. Die guten Eigenschaften eines Hundes werden jedoch nicht gefördert, wenn er in die Hände "alleinerziehender" Mütter ohne Kinder fällt, die ihn als Gatten-, Kindes- und allgemeinen Männerersatz missbrauchen und ihn Detlef, Alfons oder Bianca nennen und mitnichten konsequent erziehen, wie man allüberall in der Stadt bestätigt bekommt.
Wir werden also ab Ende Oktober ein Welpchen haben, das schon vor kurzem geboren wurde, Ajax vom Teufelslauch heißt (vgl. Bild rechts oben) und ein Deutsch Drahthaar ist.
"Der Deutsch Drahthaar ist ein wesensfester, leistungsfähiger und vielseitiger Jagdgebrauchshund, der mit Ausnahme der Baujagd für alle Jagdarten im Feld, im Wald und im Wasser vor und nach dem Schuss eingesetzt wird (Vollgebrauchshund). Er ist ein lebhafter, aber trotzdem charakterlich einwandfreier, passionierter und hochintelligenter Jagdhund mit großer Bindung an seinen Führer und dessen Familie. Seine Kinderfreundlichkeit ist besonders hervorzuheben."
Der Name klingt irgendwie albern, auch wie der Name des Rüden, der der Vaters ist: Wero vom Böckenhagen (vgl. Bild unten). Das erinnert mich an Karl May: "Die Herren von Greifenklau", eines der Lieblingsbücher meiner Jungenzeit, gleich nach Winnetou und den Kara-Ben-Nemsi-Geschichten. Aber so ist es nun mal bei der deutschen Hundezucht, wenn es um "Reinrassigkeit" und andere ähnlich finster klingende Merkmale geht.
Der Hund jedenfalls macht, wie alle Tier im Baby-Alter, nur Unfug, zusammen mit seinen zahlreichen Geschwistern, (Bild Mitte) ist aber noch bei seinem Züchter und hat noch nie eine Stadt gesehen. Ich werde ihn vermutlich einfach "Hund" nennen, wie ich auch meinen letzten Kater immer nur "Kater" gerufen habe. Der kam sogar, gehorsam wie ein Hund, obwohl das nicht der Katzen Art ist.
Ich habe, wenn auch widerwillig, ein paar Bücher überflogen, wie man Hunde dazu bringt, sich wie ein domestizierter Wolf zu verhalten: Gib keine Befehle, die der Hund nicht versteht - dann denkt der, er könne sich aussuchen, wann zu gehorchen sei und wann nicht. Und andere gute Ratschläge mehr. Wenn der gute Zähne hat und auch mal zubeißen kann, könnte ich ihn vielleicht sogar darauf abrichten, mir die zahlreichen Pudel und andere Missgeburten im Besitz Wilmersdorfer Witwen zu apportieren, bei denen man entweder an einen Betonklotz wie in "Ein Fisch namens Wanda" denkt oder an den Schuhabsatz, der das Getier niedertritt und dann genüßlich dreht, um ganz sicher zu sein. Aber das wird meine Gattin vermutlich nicht erlauben. |