Montieren und Prüfen oder: Jagen und Fischen

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Die Chinesen setzen jetzt humaniode Roboter in Fabriken ein, berichtet Heise. Das war zu erwarten. „Humanoide Roboter haben durch ihre eingebaute Künstliche Intelligenz (KI) sowie ihre menschliche Form und damit flexible Einsatzmöglichkeit das Potenzial, für Menschen gefährliche Arbeitsvorgänge zu automatisieren…“ Nicht nur das. Die hier mitlesenden Ökonomien kennen den Begriff Taylorismus. Alle mechanischen Tätigkeiten im Produktionsprozess werden langfristig von Robotern übernommen werden können.

Roboter haben auch den Vorteil, dass sie nicht krank werden und auch keine Gewerkschaft gründen – ganz aus den feuchten Träumen des Kapitals entsprungen. Was sagen die Märkte?

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Es geht also nicht nur darum, dass sich die Produktivkräfte im Zhōngguó tèsè shèhuìzhǔyì in atemberaubendem Tempo weiterentwickeln, sondern auch darum, das variable Kapital aka Kosten der Ware Arbeitskraft preiswerter zu machen: „Zugleich sieht Yi in dem Einsatz humanoider Roboter eine Möglichkeit, die ansteigenden Arbeitskosten in der Automobilproduktion zu senken, um im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig zu sein.“

Frage: Was machen die Arbeiter, wenn sie nicht mehr arbeiten müssen?

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ChatGPT: Die Aussage „Im Kommunismus könne jeder jagen und fischen, wenn er Lust dazu habe“ wird oft fälschlicherweise Karl Marx zugeschrieben. Tatsächlich stammt sie nicht direkt von Marx selbst, sondern ist eher eine vereinfachte Interpretation oder eine paraphrasierte Version seiner Ideen.

Die KI lügt mir frech ins Gesicht: „…während in der kommunistischen Gesellschaft, wo Jeder nicht einen ausschließlichen Kreis der Tätigkeit hat, sondern sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden.“ (Karl Marx: Die Deutsche Ideologie – Feuerbach) Zum Glück kennt meine natürliche Intelligenz Marx besser.




Wachstum™

gdp growth

Deutschland an letzter Stellte. Danke, Ampel!




Robots, revisited

KI
Die Medienkomptenz des Publikums sollte soweit evolviert sind, dass jeder sofort erkennt, welches Bild ein Screenshot eines Videos oder durch KI bzw. Burks erzeugt worden ist.

Baerbock erklärt den Kapitalismus: „Wenn wir aufhören, die Ukraine zu unterstützen, wird die Butter nicht wieder billiger“. Zu dumm, dass wir vor dem Krieg so viel Butter von den Russen bezogen haben. Wir wenden uns schaudernd und kopfschüttelnds ab und wichtigeren Themen zu. (Ok, das Publikum erwähnte ein abgeschossenes Bankkonto und die Gründe dafür.)

Ich bin immer noch fasziniert von den Robotern. Wir lesen gemeinsam: Friedrich Engels: Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen.

Aus der Sicht des Philosophen ist ein Roboter eine Art Hammer oder ein Buch oder eine Kombination beider. Spezielle physische oder Funktionen des Gehirns werden in ein externes Werkzeug ausgelagert. Ein Roboter, der menschliche Arbeiten übernimmt, ist nichts signifikant anderes als ein Faustkeil oder bearbeiteter Mammutknochen, mit dem ein Neandertaler seinem neandertalischen Mitbürger eins über den Schädel geschlagen hat.

KI
Fordismus der Zukunft

Ist der Philosoph aber marxistisch geschult ökonomisch gebildet, stellt er die Frage: Welche Arbeiten werden ersetzt und wann? Und liegen irgendwann alle nur noch faul herum und jagen und fischen haben ununterbrochen Sex im Exoskelett?

Im Video sagt ein chinesischer Manager, alle hassten Landarbeit, und deswegen brauchte man Roboter dafür – hier also eine Art Mähdrescher, der autonom fährt und vermutlich auch die Scheune aufräumt, die Kühe melkt, den Shih Tzu streichelt und der Bäuerin Gedichte Zang Dis vorliest.

Der Fordismus hat sich also durch die Entwicklung der Produktivkräfte weitgehend erledigt, ganz ohne revolutionäres Zutun.

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Wenn man sich das Publikum der Robotermesse ansieht, fällt auf, insbesondere bei den unbefangenen Kindern, dass instinktives oder erlerntes Verhalten, etwa zu Tieren, problemlos auf Roboter übertragen werden kann, wenn nur die richtigen „Signale“ da sind, etwa das Kindchen-Schema.

Pornografie funktioniert bekanntlich auch so: Eine nackte Frau mit Brille ist automatisch „Bibliothekarin“ oder „Sekretärin“. Die Brille ist pars pro toto.

KI

Spannend wird es auch für die Marxsche Werttheorie: Wenn nur die „abstrakte“ menschliche Arbeit Wert schafft, dann sinkt automatisch der Profit (nicht der Gewinn!) der Produktion im Kapitalismus. Wenn aber ein Industrieroboter aus vorhandenen Teilen und Rohstoffen etwas Neues schafft, was ansonsten ein Homo sapiens hätte tun sollen, wird er dann ausgebeutet und muss einer Gewerkschaft beitreten? Oder ist das Produkt „wertlos“ oder muss man die abstrakte gesellschaftliche Arbeit, derer es bedurfte, den Roboter herzustellen, hinzurechnen? (Ja.)

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Meine These: Das ist die nächste industrielle Revolution nach dem Internet. Die Kombination der KI mit vernetzten Robotern wird alles Gewohnte niederreißen, aber nicht automatisch den Kapitalismus. (Chor im Hintergrund in Moll: „Aber der Datenschutz?“ Anderer Chor antwortet in Dur: „媽的改去這裡啦“!)

Allerdings werden die Chinesen uns zu einem unterentwickelten Land degradieren. Während die Grüninnen faxen und gendern und die Klimadioten total divers von Armageddon faseln, wird in China die industrielle Produktion automatisiert. Irgendwann werden die Chinesen nur noch jagen und fischen faul herumliegen und ununterbrochen Sex haben, auch die im Exoskelett.

KI




De Bello gallium-germanicum

elemente
Created by midourney/Burks. Ich habe einen Screenshot der Grafik von Reuters gemacht (die Datei ist im relativ exotischen avif-Format), habe den hochgeladen und dann verändern lassen mit diagram of the periodic table of elements, cleary shown elements gallium and germanium, numbers 31 and 32, display an huge Chinese flag in the foreground –s 750 –ar 16:9

Agri culturae non student, maiorque pars eorum victus in lacte, caseo, carne consistit. neque quisquam agri modum certum aut fines habet proprios.

Reuters: „China’s exports of germanium and gallium products in August plunged, customs data showed on Wednesday, after Beijing implemented new export controls on the two chipmaking metals.“ Hätte uns nur jemand gewarnt.

ChatGPT Gallium und Germanium sind zwei Elemente mit einzigartigen Eigenschaften, die sie für verschiedene Industrieprodukte wertvoll machen.

Gallium:
– Elektronik: Gallium wird in Halbleiteranwendungen verwendet, insbesondere in Galliumarsenid (GaAs) und Galliumnitrid (GaN). Diese Verbindungen werden in LEDs, Laserdioden und bestimmten Solarzellen verwendet.
Photovoltaik: Gallium wird auch in dünnen Film-Solarzellen und modernen mehrfach-vergitterten Solarzellen verwendet.
– Telekommunikation: GaAs ist wichtig für Hochfrequenzschaltkreise und wird in Mobiltelefonen und Satellitenkommunikationssystemen verwendet.
– Spiegel: Aufgrund seines niedrigen Schmelzpunktes kann flüssiges Gallium zur Herstellung hochreflektierender Spiegel verwendet werden.

Germanium:
– Faseroptik: Germaniumoxid wird dem Quarzglas bei der Herstellung von optischen Fasern hinzugefügt, um die Brechungsindex zu ändern und die Effizienz der Lichtleitung zu erhöhen.
– Infrarotoptik: Germanium wird zur Herstellung von Linsen und Fenstern in Infrarotkameras und anderen Infrarotsensoren verwendet.
– Halbleiter: Germanium kann alleine oder in Verbindung mit Silizium in Halbleitern verwendet werden. Frühe Transistoren wurden oft aus Germanium hergestellt, obwohl Silizium jetzt dominanter in dieser Industrie ist.
– Detektoren: Hochreine Germaniumkristalle werden in Gammastrahlen-Detektoren eingesetzt.
– Solarzellen: Germanium wird als Substrat in Dreifachvergitterten Solarzellen verwendet.

Die Chinesen wissen, was sie tun, die anderen – der „freie Westen“ – offenbar nicht.

elemente




Industrielle Reservearmee, reloaded

Industrielle Reservearmee
Industrielle Reservearmee (Symbolbild), created by Midjourney/Burks

Julie Burchill über den „Der Kampf der linken Reichen gegen das Proletariat“:

„Es gibt einen einfachen Grund, warum die Arbeiterklasse größere Vorbehalte gegen Einwanderung hat als diejenigen, die auf der sozialen Leiter weiter oben stehen, und der hat nichts damit zu tun, dass sie böse primitive Fanatiker wären. Der Grund ist, dass ihr Lebensunterhalt beeinträchtigt wird, wenn das Arbeitskräftereservoir größer wird und viele der Neuankömmlinge gern auf die Errungenschaften verzichten, die die einheimischen Arbeiter in ihrer langen und grausamen Geschichte des gewerkschaftlichen Kampfes erreicht haben. Es gibt einen Grund, warum der Verband der britischen Industrie schon immer gegen Einwanderungskontrollen war: So können die Chefs massenhaft Sklavenarbeitskräfte aus Osteuropa einschleusen und dann die einheimischen Arbeiter, deren Löhne den Bach runtergehen, als Rassisten beschimpfen, wenn sie das nicht einfach hinnehmen.“




Überakkumuliert und unerforscht

overaccumulation
Überproduktionskrise (Symbolbild), made by Midjourney/Burks

In den Qualitätsmedien hinter einer Firewall Paywall las ich ein Interview mit dem „Finanzexperten“ Stephen Jen mit dem schönen russen- und BRICS-freundlichen Titel „Yuan als neue Leitwährung? Die De-Dollarisierung hat bereits begonnen“.

Jen ist schlicht Banker Finanzkapitalist bei und Mitgründer der Eurizon SLJ Capital Limited. Die Firma ist in Großbritannien bzw. Wales registriert und verwaltet das Vermögen der Turiner Großbank Intesa Sanpaolo („Anbieter von Finanzprodukten„). Warum ich das so ausführlich schreibe: Das Finanzkapital stellt niemanden ein, der keine Ausbildung hat oder etwas mit „internationalem Recht“ gemacht hat, sondern Leute mit Qualifikation. Jen „konzentriert sich dort weiter auf die Erforschung der Währungswelt und das, was daraus für Investoren folgt.“ Übersetzt: Er berät Kapitalisten, wo und wie sie investieren sollten.

Der „Finanz-Redakteur“ fragt ziemlich dümmlich: Es gab die Pleite der Silicon Valley Bank, doch inzwischen ist es wieder ruhig geworden. [Wo ist „alles ruhig“? Was will uns der Sprechblasenfacharbeiter damit sagen?]
Jen: Das ist in der Tat eines der großen Rätsel. Wenn Sie mich vor anderthalb Jahren gefragt hätten, was die Folgen wären, wenn nach 14 Jahren Anleihenkäufen die Zinsen so rasant und so hoch stiegen, dann hätte ich ein extrem düsteres Bild voller finanzieller Zusammenbrüche gemalt, und wahrscheinlich hätten das auch alle anderen Ökonomen getan. Stattdessen sind die USA bisher nicht einmal in eine Rezession gerutscht, die Aktienmärkte boomen. Das ist vielleicht zu schön, um wahr zu sein. Es ist bisher auch viel zu wenig erforscht, warum das so ist.

Da kann man aushelfen. Es ist mitnichten so, dass „es“ aka die ökonomischen Gesetze des Kapitalismus unerforscht wären. Nur wird der Forscher mit dem politisch inkorrekten Spitznamen „der Mohr“ von Kapitalisten und deren intellektuellen Helfershelfern ungern gelesen und noch ungerner erwähnt.

Bei den zitierten „finanziellen Zusammenbrüchen“ handelt es sich um eine klassische Überakkumulationskrise, eine Überproduktionskrise, die sich in der luftigen Welt des Geldes als Massenvernichtung darstellt. Geld repräsentiert einen Wert, sonst wäre es kein Geld, ist aber selbst nichts wert, sondern nur ein Mittel, Werte zu verrechnen. (By the way: Gold ist kein Geld, sondern ein Edelmetall.)

Die jungen Leute von heute schreiben dazu etwas vereinfacht: Akkumulation ist die Rückverwandlung von Profit (Mehrwert) in Kapital oder, etwas unscharf ausgedrückt, die Reinvestition von Gewinnen. Der Begriff Überakkumulation bezeichnet eine Situation, in der die durch fortgesetzte Akkumulation aufgehäuften Kapitalmassen zu groß geworden sind, um noch ausreichende Profite abzuwerfen. Die Akkumulation der Profite führt zu einem Punkt, an dem sie selbst zum Hindernis für die Erzielung von ausreichenden Profiten wird. Krisen entstehen dieser Theorie zufolge aus einem zu viel an Kapital.

Die Krise, die mitnichten nur eine Finanzkrise ist, sondern eine der Produktion und der „Repräsentation“ der dort geschaffenen Werte, eben dem Geld, vernichtet dieses Geld und die Werte, die unprofitabel sind. Das muss so sein, weil der Kapitalismus nichts plant, sondern anarchisch und irrational vor sich hinwerkelt und die Waren nach dem Prinzip Hoffnung auf den Markt wirft. „Wenn Du Investoren und Analysten vertraust, dann wirst Du sterben“, sagte mal jemand, der sich auskennt. Nach der Krise geht alles wieder von vorn los.

Also, Herr Jen, wenn Sie da forschen wollen, beschäftigen Sie sich mit der MASCH.




Trademarking

unterneger

– Am Ausgang des Spreetunnels Richtung Wald wurde an einer Wand „Narrativ“ geschrieben. Huch! Bitte melden, durchführen und verbieten!™

– Tritt Gerhard Schröder in die neue Wagenknecht-Partei ein? Die Idee ist von mir.™

– Der Kapitalismus wächst und wächst, nur nicht in Deutschland. Hätte uns nur jemand gewarnt. Ich frage mich nur, ob die Revolution schneller kommt, wenn kein Wachstum™ mehr da ist?

– Die USA warnen vor Waffenlieferungen. Was sagen die Märkte?™?




Fallout

economy

Die russische Lügenpresse weist auf einen interessanten Artikel im Military Watch Magazine hin: „Fallout From the Ukraine War: How Russia Overtook Germany to Become World’s No. 5 Economy“.

Danke, Olaf, Annalena und Robert! Hätte uns nur jemand gewarnt!




Alle haben mehr Geld im Minus

aiart capitalism
capitalism, public debts, artistic photo, award winner, hyper-realistic –s 750

Neues vom Kapitalismus, der uns alle reich und glücklich macht und zu dem es keine Alternative gibt: „Gegenüber dem Jahresende 2021 stieg die öffentliche Verschuldung zum Jahresende 2022 um 2,0 % oder 47,1 Milliarden Euro und damit auf den höchsten am Ende eines Jahres in der Schuldenstatistik gemessenen nationalen Schuldenstand.“




Krieg ist Ökonomie mit anderen Mitteln

capitalism
Uniform growth, economic::3 development of economies, capitalism, restoring the imbalance, crises::3 in industry and wars in politics. cold colors –no people –no animals –ar 16:9 –s 750

„Unter dem Kapitalismus ist ein gleichmäßiges Wachstum in der ökonomischen Entwicklung einzelner Wirtschaften und einzelner Staaten unmöglich. Unter dem Kapitalismus gibt es keine anderen Mittel, das gestörte Gleichgewicht von Zeit zu Zeit wieder herzustellen, als Krisen in der Industrie und Kriege in der Politik.“ (Wladimir Iljitsch Lenin: Über die Losung der Vereinigten Staaten von Europa, Werke, Band 21, Seite 342-346; Dietz Verlag Berlin, S. 344/345, 1972)

capitalism




Glückliche Fundsache für das Kapital [Update]

KI
Mit Politik ist die KI natürlich komplett überfordert: Competitiveness of German capital, military-technology-industrial-political dependency of Germany and Europe on the USA, arms race, high-tech location, press photo, photorealistic –ar 16:9 –s 750

Zitat aus Ingar Solty: „American Decline“ oder neuer Frühling US-amerikanischer Globalmacht? Der USA-China-Konflikt, die Ukrainekrieg und er neue asymmetriche Transatlantizismus, in: Z – Zeitschrift für marxistische Erneuerung, Nr. 134, Juni 2023, S. 47ff

„Der Ukrainekrieg ist — geopolitisch betrachtet – für die USA heute ein Segen. Dies erklärt auch die umfassende Militärhilfe, die die jährlichen Ausgaben für fast sämtliche US-Kriege der Vergangenheit bei weitem übersteigt. Die USA können – in den Worten von Adam Tooze — deshalb als „die puren Gewinner“ des Kriegs ın der Ukraine begriffen werden (Tooze 2022), weil im Ergebnis dieses Krieges die NATO so gestärkt ist wie lange nicht mehr, und sich die Forderungen nach der transatlantischen Arbeitsteilung gegen China nunmehr quasi durch die Hintertür verwirklichen.

Die USA haben den Krieg in der Ukraine freilich nicht herbeigeführt und Russland nicht in eine Falle gelockt, wıe am verschwörungstheoretischen Rand gelegentlich geunkt wird. Nichtsdestotrotz ist er für die USA eine „glückliche Fundsache“ (Lipietz 1986(1)).

KI
Offensichtlich interpretiert die KI „capital“ als Hauptstadt, nicht ökonomisch. Daher habe ich das beim 2. Versuch verändert, dafür aber die USA wichtiger gemacht – was nicht funktionierte: Competitiveness of German capitalists, military technology industrial dependency of Germany and Europe on the USA::3, arms race, high-tech location, press photo, photorealistic –ar 16:9 –s 750

Erstens führt er im Ergebnis zu einer dauerhaften „Schwächung Russlands“, wie dies auch das erklärte außenpolitische Ziel der USA in der Ukraine ist. Zweitens schwächt er Europa und namentlich Deutschland und ermöglicht heute die Festigung eines asymmetrischen Transatlantizismus. Denn er schafft eine vierfache Abhängigkeit Deutschlands von den USA:

(a) Energiepolitisch wird es durch die Ersetzung von Energieressourcen aus Russland durch Fracking-Gas aus den USA sowie Öl und Gas aus anderen fossile Kriege führenden Autokratien, die aber US-verbündet sind (wie Saudi-Arabien, Katar usw.), von den USA abhängig. Da diese Energıetessourcen deutlich teurer sind als die langfristig vertraglich gesicherten und auch deshalb unter Weltmarktpreisniveau gehandelten russischen Energiequellen, schwächt dies, wie von den USA im Streit über deutsche Leistungsbilanzüberschüsse gewünscht, die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Kapitals.

Diese wirtschaftliche Schwächung wird (b) durch eine zugleich wachsende wirtschaftspolische Abhängigkeit von den USA ergänzt, die sich aus dem US-amerikanischen Drängen auf eine Abkopplung Deutschlands und Europas von China ergibt und die Trump/Biden’sche Waffe des US-Binnenmarkts für die noch konkurrenzfähigen deutschen Kapitalien schärfer macht.

Der Ukrainekrieg sorgt darüber hinaus (c) auch für eine geopolitische Abhängigkeit von den USA, weil eine neue Blockkonfrontation gegen China und die damit verbundene Aufwertung der Geopolitik eben jene Player mit den größten Militärressourcen und der größten imperialen Reichweite aufwertet.

Diese Aufwertung ist dabei darüber hinaus (d) mit einer neuen militär-technologie-industriepolitischen Abhängigkeit Deutschlands und Europas von den USA verknüpft, insofern die US-Rüstungskonzerne die dominanten Player in dem neuen Rüstungswettlauf sind und bleiben werden. Vor dem Hintergrund des allgemeinen Zusammenhangs zwischen Rüstung und technologischer Innovatıon – Stichwort: dual use – und der Tatsache, dass die wesentlichen Innovationen der Digitalisierung aus öffentlich geförderter Rüstungsforschung kamen, droht den europäischen Staaten eine noch stärkere Rückständigkeit gegenüber dem „Hochtechnologiestandort“ USA.“
______________________

(1) Liepitz, Alain (1985): Akkumulation, Krise und Auswege aus der Krise. In: PROKLA 58, 109-138

Update: Links zur größeren Version der Bilder repariert.

KI




Multiple krisenhafte dialektische Logik

chess
a chess board but with real estate pieces –s 750

Dialektische Logik im Kapitalismus: „Creditreform meldet einen Anstieg bei den Unternehmensinsolvenzen von über 16 Prozent, die höchste Steigerungsrate seit gut 20 Jahren. Ein Grund sind die Corona-Hilfen des Staates.“

Wie meinen? Wenn der Staat hilft, gibt es mehr Insolvenzen? „Die multiplen Krisen der letzten Jahre beschleunigten die Zahlungsausfälle insbesondere in diesen Größenklassen. Prominente Großinsolvenzen der letzten Monate waren: GALERIA Karstadt Kaufhof, der Mode-Händler Peek & Cloppenburg, der Schuh-Filialist Reno und der Pflegeheimbetreiber Convivo. Trotz der signifikanten Zunahme bei den Fällen handelt es sich eher um eine Normalisierung als um eine „Insolvenzwelle“.“

Ach so. Alle normal. Und wir warten auf den Kommunismus, der in Berlin schon in greifbare Nähe gerückt ist – oder gerückt zu sein scheint.




Der nationale Bourgeois

bourgeois
capitalist in the style of a drawing of George Grosz –s 750

„Der Bourgeois hat, so sehr der einzelne Bourgeois gegen die anderen kämpft, als Klasse ein gemeinschaftliches Interesse, und diese Gemeinschaftlichkeit, wie sie nach innen gegen das Proletariat gekehrt ist, ist nach außen hin gegen die Bourgeoisie anderer Nationen gerichtet. Das nennt der Bourgeois seine Nationalität.“ (Karl Marx: Über Friedrich Lists Buch „Das nationale System der politischen Ökonomie“, 1845, MEGA I/4))

bourgeois
capitalist in the style of a drawing of George Grosz –s 750




Alien Ingwer

ingwer

Die kürzeste Entfernung zwischen Berlin und Peking beträgt 7.356,99 km Luftlinie. Die kürzeste Entfernung zwischen Peru und Berlin beträgt 10.798,38 km Luftlinie. Wie macht man mit Ingwer noch Profit, wenn der um die halbe Welt reisen muss und auch die Zwischenhändler etwas verdienen wollen? Kann mir das ein hier mitlesender Kapitalismus-Experte erklären?




Unter automatisierten Ausgesetzten

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Ich lase gerade den Heise-Artikel über eine erneute Revolution der Produktivkräfte über „Wie KI den Arbeitsmarkt verändern wird: Neue Jobs, bedrohte Jobs“.

Generative KI könne in den USA bis zu einem Viertel der derzeit von Menschen geleisteten Arbeit übernehmen. „Rechnet man unsere Schätzungen auf die ganze Welt hoch, so könnte generative KI das Äquivalent von 300 Millionen Vollzeitarbeitsplätzen der Automatisierung aussetzen“, schreiben die Wissenschaftler. („Eine Studie der Investmentbank Goldman Sachs“ har har.)

Da fiel mir die Frage ein: Was machen jetzt eigentlich die „Web-Designer“? Das habe ich gleich ausprobiert…

By the way: Sagte ich schon, dass wir gerade bei einer Revolution zusehen? Unter uns Marx-Gelehrten: „Revolution“ meint mitnichten einen Umsturz des Wesentlichen, also der Produktionsverhältnisse (hier: der Ausbeutung der Ware Arbeitskraft im Kapitalismus), sondern zum Beispiel so etwas wie die Green Revolution in China während der Song-Dynastie oder die Agrarrevolution im so genannten Frühmittelalter in Mitteleuropa. Nur eben im Zeitraffer. Also haltet Schritt!




Bullshit ist ein Feature, kein Bug

robot

„Ein Beispiel dafür wäre etwas, was in der Biologie fast immer hilfreich ist: mehr Energie zu erhalten. „Das erste, was passieren könnte, ist also, dass ein solches System sagt: ‚Wir brauchen mehr Energie. Lasst uns den ganzen Strom zu meinen Prozessoren umleiten.‘ Ein weiteres großes Unterziel wäre dann, mehr Kopien von sich selbst zu machen. Hört sich das für Sie gut an?“ (aus William Hertling: Singularity – via Heise-Forum)

robot

Ich darf das roboteraffine Publikum auf einen Heise-Artikel über Geoffrey Hinton aufmerksam machen (leider Paywall). „Warnt vor Gefahren“ ist natürlich langweilig, das hat schon Stanislaw Lem getan, vor allem in Ananke, vor mehr als einem halben Jahrhundert. Die „Gefahr“ ist eher, so Lem, dass die Geschöpfe der Robotik uns ähnlicher sind bzw. sein werden als zu wünschen wäre. (Was sagt KI zum Ukraine-Krieg?)

geoffrey Hinton
Geoffrey Hinton, credits: playgroundai.com

Hintons Sicht der Dinge wurde maßgeblich von der neuen Generation großer Sprachmodelle verändert, insbesondere GPT-4 von OpenAI, das im März heraus kam. Es habe ihm klar gemacht, dass Maschinen auf dem Weg sind, viel schlauer zu werden, als er dachte, sagt er. Es beunruhigt ihn, wie sich das entwickeln könnte. „Diese Dinger sind völlig anders als wir“, sagt er.“

Das wage ich aus philosophischer Sicht zu bezweifeln. Der Mensch hätte, wenn KI – in welcher Form auch immer – so anders wäre als er selbst, unbewusst etwas geschaffen, dass er dann auch nicht verstehen könnte. (Darüber muss ich noch nachdenken. Was sagt Hegel?)

Das Ziel sind selbst lernende neuronale Netze. Die sind aber nicht anders als das menschliche Gehirn, nur ausgelagert, wie jedes andere Werkzeug auch.

robot

„Unsere Gehirne haben 100 Billionen Verbindungen“, sagt Hinton. „Große Sprachmodelle haben bis zu einer halben Billion, höchstens eine Billion.“ Doch GPT-4 wisse Hunderte Male mehr als jeder Mensch.“

„Wissen“ ist aber nur ein technisches Problem. Hätte ein Mensch in einer Nanosekunde alles im Internet vorhandene Wissen zur Hand, wäre er genau so schlau. Das Problem ist doch eher, wie man damit umgeht und wie man es einordnet.

Hal, stelle mir alle verfügbaren Quellen zusammen, die den Übergang von der Sklavenhaltergesellschaft zum Feudalismus ökonomisch erklären, insbesondere die Spezifik, warum ein Zusammenhang bestehen könnte zur Herausbildung des spezifische Kapitalismus in Nordwesteuropa. Oder: Hal, gibt es Klassenkampf im 中国特色社会主义)?

robot

Bullshitting sei ein Feature, kein Bug. „Menschen konfabulieren immer“, sagt er. Halbwahrheiten und falsch erinnerte Details seien Kennzeichen der menschlichen Konversation: „Konfabulation ist ein Merkmal des menschlichen Gedächtnisses.“ Diese Modelle machten damit, sagt Hinton, etwas genauso wie Menschen. Der Unterschied bestehe darin, dass Menschen normalerweise mehr oder weniger korrekt konfabulieren. Das Erfinden sei nicht das Problem. Computer brauchen einfach ein bisschen mehr Übung.

robot

Meine zwei Cents dazu: KI wird den Kapitalismus revolutionieren wie schon das Internet, ihn aber nicht abschaffen. Roboter sind Teil der Produktivkräfte, nicht mehr. Aber vielleicht gibt es ja doch eine Überraschung, wenn der erste Roboter anfängt, Karl Marx zu lesen…




Sex, Krieg und Bodenschätze

puff
Bordellszene, Braunschweiger Monogrammist, 1537; Gemäldegalerie Berlin

– Apropos „Sex geht immer“, also auch käuflicher. In der Hinter-der-Paywall-Qualitätsmedien lese ich: Die Vize-Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Dorothee Bär, nimmt die Ergebnisse zum Anlass für eine Positionierung für eine andere Rechtslage. „Nach vielen Gesprächen mit Betroffenen und Vor-Ort-Besuchen ist meine Überzeugung: Alles ist besser, als was jetzt ist. Ich persönlich bin für die Einführung des Nordischen Modells in Deutschland“, sagte die CSU-Politikerin.

Das mit dem „vor Ort“ glaube ich sowieso nicht. Die Politikerin „mit Herz“ möchte also Prostituierte in die Illegalität treiben, weil deren Tätigkeit – die Simulation der geschlechtlichen Vermehrung – zwar legal bleibt, aber die Kunden vertrieben werden. Das wird Zuhälter freuen, die dann „geschützte Räume“ anbiete werden, in denen sich nichts nachweisen lässt, es sei denn durch Lockspitzelinnen. Das Thema erinnert mich sehr stark an Drogenpolitik: Man schlägt sich fassungslos die Hände vor’s Gesicht, wenn man hört, was Politiker so absondern und fragt sich, wie bekloppt eine(r) allein sein kann.

bakhmut

– Nun zu uns, Russen. In der bürgerlichen Presse fand ich – wieder hinter der Paywall – ein hervorragendes Interview mit dem in Deutschland lebenden russischen Journalisten Nikita Gerasimov (der hat denselben Beruf wie ich: freier Journalist und „Konfliktbeobachter“. Aber wie verdient man damit Ged, um die Miete zu bezahlen?)

Gerasimov: In Deutschland ist die Vorgeschichte des Krieges seit dem 24. Februar tatsächlich fast komplett verschwunden. In Russland und der Ukraine keinesfalls. In den Kriegsdebatten beider Länder werden die Jahre 2014 bis 2022 und die Kausalitäten derzeit umso ausgiebiger diskutiert. In der Ukraine gibt es beispielsweise eine starke Meinungsströmung, dass der Krieg nicht im Februar 2022 begann, sondern eigentlich schon 2014. Der 24. Februar habe nur die nächste, vermutlich die finale Phase des längeren Krieges eingeläutet.

In Russland wird die Zeit vor 2022 vor allem vor dem Hintergrund diskutiert, ob und was man alles anders hätte machen können. Verbreitet ist etwa die Meinung, dass Moskau gleich im Jahr 2014 in die eine oder andere Richtung „die Sache klarmachen musste“ – also entweder den Donbass ganz lassen oder gleich bis nach Kiew vorrücken. (…)

Nach meinem Empfinden ist die Vorgeschichte des Krieges nur in Deutschland aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. In der Ukraine und Russland ist sie dagegen permanent da, nur natürlich mit umgedrehten Vorzeichen, aber oftmals mit demselben Fazit: Der Krieg sei ab einem bestimmten point of no return unvermeidbar gewesen. Der habe Jahre vor dem 24. Februar 2022 gelegen. (…)

Etwas ketzerisch gefragt: Hatte Russland überhaupt einen Plan oder nur die von Putin in seiner Fernsehansprache vom 21. Februar formulierten Motive?
Gerasimov: Aus meiner Sicht war es vor allem eine massive Unterschätzung des Gegners und eine Fehleinschätzung der Stimmung in der ukrainischen Bevölkerung. Die Verantwortlichen gingen davon aus, dass es kaum bis gar keinen Widerstand geben würde. Möglicherweise, dass die einrückenden russischen Truppen in manchen ukrainischen Regionen feierlich mit Blumen empfangen werden. Die Kolonnen rückten teilweise in Paradeformation ein. Eine fatale Fehleinschätzung.

Vor allem in der Ukraine und in Polen nehmen Aussagen zu, dass das finale Ziel des Krieges nicht mehr die Verteidigung der ukrainischen Grenzen und Territorien sein solle, sondern langfristig ein Zusammenbruch oder eine Aufteilung Russlands. (…) Mit solchen Aussagen schadet sich Kiew vor allem selbst, denn es heizt in Russland die „Moral an der Heimatfront“, wie Sie es formulieren, erst an und erleichtert es russischen Medien, die Bevölkerung zu mobilisieren. (…)

Mit jedem Monat dürfte die Ukraine größere Schwierigkeiten haben, junge Männer für den Krieg zu mobilisieren. Auf russischer Seite dürfte die Lage ähnlich sein, wobei die Ressourcen dort natürlich um ein Vielfaches größer sind. (…)

ich denke, die Medien sollten vielmehr „nur“ beschreiben, was passiert. Informieren, im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht versuchen, dem Leser – oder Zuschauer – eine vorgefertigte Meinung vorzulegen. Der Leser soll die Chance haben, sich seine Meinung selbst zu bilden. Das versteht man ja unter einem „mündigen Bürger“. Versucht man, eine Meinung vorgefertigt vorzulegen, fühlt sich der Leser schnell bevormundet und weicht auf alternative Quellen aus. Insgesamt führt dies dazu, dass sich viele von den klassischen Medien abwenden und stattdessen Informationen auf Telegram, Twitter und Co. suchen. Diese Tendenz ist natürlich nicht nur in Deutschland zu beobachten, sondern verstärkt insbesondere in Russland und der Ukraine. Gerade die jüngere Generation steigt fast komplett auf alternative Informationsangebote um.

Full ack, Euer Ehren.

chile lithium
Source: Sociedad Quimica Minera de Chile (SQM)

– Die Lautsprecher des Kapitals jaulen auf: „Chile verfügt über die größten Lithium-Reserven der Welt. Staatschef Gabriel Boric will die Bodenschätze staatlich kontrollieren.“ Mal sehen, wann die USA wieder einen Putsch organisieren. Ist hier jemand Aktionär?

– Apropos „Wo kommt die Kohle her?“ Falls jemand gerade keine Geschäftsidee hat: Bei Twitter gibt es einen Thread dazu. Stichworte: „interdisziplinäre Expertise zu Themen wie Verschwörungsideologien, Antisemitismus und Rechtsextremismus.“ Ist sowas wie „Völkerrecht“. Man wird war kein Außenminister, aber ohne viel Ausbildung auch als Quereinsteiger CEO einer schwerreichen Stiftung. (Nein, meine ursprüngliche Quelle war eine sehr attraktive junge Dame, von der ich hoffe, dass sie im Kopf nicht allzu klimageschädigt ist.)




Hybride Regime oder: Die verratene Revolution

sowjetunion
survey findingsThe map reflects the findings of Freedom House’s Nations in Transit 2021 survey, which assessed the status of democratic development in 29 countries from Central Europe to Central Asia during 2020. Freedom House introduced a Democracy Score—an average of each country’s ratings on all of the indicators covered by Nations in Transit—beginning with the 2004 edition. The Democracy Score is designed to simplify analysis of the countries’ overall progress or deterioration from year to year. Based on the Democracy Score and its scale of 1 to 7, Freedom House has defined the following regime types: Consolidated Authoritarian Regime (1.00–2.00), Semi-Consolidated Authoritarian Regime (2.01–3.00), Transitional/Hybrid Regime (3.01–4.00), Semi-Consolidated Democracy (4.01–5.00), Consolidated Democracy (5.01–7.00). (Credits: Freedom House)

Wir müssen über die Sowjetunion den russischen Kapitalismus reden. Wie unterscheidet sich dieser vom Kapitalismus „westlicher“ Prägung? Ist er weniger entwickelt? Oder ist er anders, weil er aus dem sowjetischen Staatskapitalimus geboren wurde? Schon die richtigen Fragen zu stellen, ist extrem kompliziert.

Dieter Segert hat das in einem Essay versucht: „Post-sowjetischer Kapitalismus als Gesellschaftsform – Russland und Ukraine im Vergleich.“

Als Ex-Maoist zuckt man natürlich bei Zitaten wie diesem zusammen: „Die Formierung der herrschenden Klasse bzw. der kapitalistischen Klassenfraktionen (…) begann im Zuge der Gorbatschowschen Perestroika“. Erst dann – und nicht schon viel früher? Wir meinten damals, dass die Sowjetunion nur dem Namen nach ein sozialistischer Staat gewesen sei. (Und ich meine heute, dass spätestens seit Stalin von „Sozialismus“ nicht wirklich die Rede sein konnte.) In der an Marx und Engels orientierten Geschichtswissenschaft war ein „Zurückentwickeln“ einer Gesellschaftsform aber nicht vorgesehen: Der Kapitalismus kann zum Beispiel nicht zurück zum Feudalismus. Was soll man also vom Zerfall der „sozialistischen“ Staaten halten? Und wie wird das alles enden?

Die Größe eines Landes ist irrelevant: Ob die Sowjetunion zerbröselt wäre oder nicht, wirkt sich nicht auf den Charakter der Ökonomie aus. Ob Luxemburg, Venezuela oder USA: Analytisch ist das alles der gleiche Kapitalismus. Heute muss man fragen, ob die Ökonomie Russlands prinzipiell anders ist als die in den Anrainerstaaten, die vorher zur Sowjetunion gehörten? Meiner Meinung nach nicht.

Segert schreibt: In Russland und der Ukraine bildete die Umwandlung von Staatsbetrieben durch Privatisierung den Kern des Übergangs zu einer Form des Kapitalismus. Die damit verbundene Entstehung einer Klasse von kapitalistischen Unternehmern und Lohnarbeitern kann auch mit dem Marxschen Begriff als (für diese Gesellschaften historisch zweite) ursprüngliche Akkumulation bezeichnet werden. In diesem Fall diente sie der Auflösung der nur formellen, staatlich-zentralisierten Einheit von Produzenten und Produktionsmitteln.

Obwohl die Entstehung des kapitalistischen Privateigentums in allen post-sozialistischen Staaten gleichermaßen stattfand, trug sie in den beiden betrachteten Staaten, in Russland und der Ukraine, spezifische Züge. Sie erfolgte in großem Umfang als Insiderprivatisierung, einem Direktverkauf an das Management der Unternehmen oder über den Umweg einer Voucherprivatisierung an die Belegschaften, wobei die Voucher später durch deren Besitzer weiterverkauft und in den Händen von Finanz-Industriegruppen konzentriert wurden. Verkäufe an ausländische Investoren spielten nur eine untergeordnete Rolle.

Diese Coupon-Privatisierung war selbstredend ein großer Betrug, der nur als Mäntelchen diente, den ausgebeuteten Klassen die Illusion zu lassen, sie besäßen irgendetwas. Am Ende hatte sich nur das Personal der herrschenden Klasse geändert, nicht aber der Charakter der Klassenherrschaft. Das kann man mit dem Übergang von der römischen Republik zur Kaiserzeit vergleichen: Beide Formen fußten (mehr oder weniger) auf der Arbeit von Sklaven, waren analytisch also identisch, aber die Herrschenden regierten anders: Der Senat als klassische Form, wie sich die Sklavenhalterklasse in der Republik organisierte, gab die Macht mehr und mehr ab an eine einzelne Person und deren Günstlinge. (Alle Vergleiche hinken.)

Der Besitz an Produktionsmitteln gruppierte sich nach der Privatisierung um „Clans“, die miteinander politisch konkurrierten, sowohl in der Ukraine als auch in Russland. Die beschriebene Transformation der Eigentums- und sozialökonomischen Verhältnisse wurde in Russland noch durch massiven Einsatz politischer Gewalt bewerkstelligt, sowohl durch den misslungenen Putschversuch eines Teils der politischen Klasse im August 1991 als auch durch die Gewalt, die der russische Präsident Jelzin im Oktober 1993 gegen das Parlament anwendete. In der Ukraine spielte Gewalt ebenfalls eine Rolle im Prozess der Entstehung des Kapitalismus, hier besonders in der Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Fraktionen der nationalen Bourgeoisie. (…)

Die Entstehung kapitalistischer Wirtschaften in beiden Staaten war mit einem Abbau des in der staatssozialistischen Periode vorhandenen Systems sozialer Absicherung verbunden: einem Schutz vor Entlassungen, einer weitgehend kostenlosen Gesundheitsversorgung und einem entsprechenden Bildungssystem.

Letzeres halte ich ebenfalls für irrelevant: Auch im „westlichen“ Kapitalismus – etwa in den USA – ist es nur eine Frage lokaler Traditionen, ob sich der Staat sich um so etwas kümmert (bei uns wegen Bismarck), oder ob jeder selbst um sich sorgen muss und der öffentliche Schulsektor nur da ist, damit das Proletariat nicht vollkommen verblödet und damit für den Arbeitsmarkt ungeignet wird. Dito Gesundheitsvorsorge.

Die Ukraine gilt nach dem Nations-in-transit Index von Freedom House“ vom letzten Jahr als Hybrides Regime, also ein Regime, in dem es Elemente sowohl von Demokratie als auch Autokratie gibt, Russland als Konsolidiertes Autoritäres Regime. (siehe oben)

Die Kategorie „Regime“ halte ich für ungeeignet, um die Ökonomie und den Charakter eines Staates zu beschreiben. Aber analytische Tiefenschärfe erwartetet man von einem privaten US-amerikanischen Think Tank wie Freedom House natürlich nicht. Wir haben „ein Regime“ in Nicaragua, Afghanistan, Usbekistan, Brunei, Ägypten – und ist eine Monarchie wie Jordanien ein „Regime“?

Siegert schreibt: Der Kapitalismus, der in den beiden betrachteten Staaten nach 1991 entstanden ist, unterscheidet sich von anderen Typen des globalen Kapitalismus. (…)

Wesentlicher war allerdings der steigende Einfluss eines ethnischen Nationalismus sowohl in Russland (hier besonders ab 2011, als es zu verstärkten Protesten der städtischen Mittelschicht kam) als auch in der Ukraine (v.a. mit der Präsidentschaft von Juschtschenko, 2005-2010). Der ethnische Nationalismus wurde vollends mit dem Krieg von 2022 zur alles beherrschenden Legitimationsideologie der politischen Macht. In Russland ist die nationalistische Ideologie mit einer imperialen Komponente verbunden, die sich in der Konzeption einer „russischen Welt“ äußert. Man kann dieses Konzept verschieden lesen, entweder als Grundlage für den Einfluss Russlands auf Staaten mit russischer Minderheit in der Bevölkerung oder als Formulierung direkter Gebietsansprüche über die Grenzen der heutigen Russländischen Föderation hinaus. Die ukrainische Variante des Nationalismus richtet sich dagegen auf eine ethnische Homogenisierung der Bevölkerung im Rahmen der Staatsgrenzen.

Der neue Kapitalismus in den ex-sowjetischen Ländern sucht sich also eine ideologische Legitimät zusammen und findet sie, wie gewohnt, im Nationalismus, der – auch wie gewohnt – stark rassistische Züge trägt, und irrational ist das sowieso. Russland besteht aus vielen Völkern, genau wie China – der herrschenden Klasse muss anders „argumentieren“ als in der Ukraine (oder auch in Polen), wo alles einfach unterdrückt wird, was nicht der fiktiven Idee des Staatsvolkes entspricht. In Russland wähnt man sich im Kampf gegen den Westen, eine Methode also, die alle arabischen Regime, der Iran und die Warlords der „Palästinenser“ benutzen, um ihre korrupte Herrschaft zu legitimieren – nur ist dort der Feind nicht der Westen, sondern Israel als pars pro toto.

Interessant ist Siegerts Fazit:
1. Die entstehende Unternehmerklasse erwuchs, zumindest in ihrer obersten Schicht, aus den Privatisierungen des vormaligen Staatseigentums. In gewissem Sinne hatte das Trotzki 1936 in seiner Schrift Die verratene Revolution vorhergesagt. Im Unterschied zu Trotzkis Prognose verwandelte sich jedoch nicht die Nomenklatura insgesamt in eine Kapitalistenklasse, sondern es waren Personen aus der Nomenklatura (Jelzin, Krawtschuk, Kutschma u.a.), die einer Gruppe von Managern von Staatsbetrieben oder ausgewählten Personen der intellektuellen Dienstklasse einen Aufstieg in die Klasse kapitalistischer Eigentümer ermöglichten.

Neben dem weltanschaulichen Kitt des Nationalismus spielt die Apathie der „Werktätigen“ eine Rolle:

2. Die im „Konsumsozialismus“ entstandene Lebensweise von Teilen der Bevölkerung unterstützte die Transformation in Richtung auf den Kapitalismus. Zudem wirkte sich ihre passive Orientierung gegenüber der Politik aus, welche aus den autoritären Strukturen des Staatssozialismus und der dadurch geformten politischen Kultur erwuchs. Dadurch erduldete diese Mehrheit der Bevölkerung die sozialen Verwerfungen der Transformationsperiode ohne aktiven Widerstand. So bildete sich der andere Pol des Kapitalverhältnisses, eine eigentumslose arbeitende Bevölkerung, die sich der Produktions- und Lebensweise anpasst.

Langer Rede kurzer Sinn: Der Kapitalismus in der Ukraine und Russland ist vergleichbar, nur die Legitimationsbasis der Herrschenden unterscheidet sich.

Mein Fazit: Die russisch-ukrainische Version des Kapitalismus ist eher eine, die keine Zukunft hat, weil sie vom Verkauf der Rohstoffe lebt, aber nicht flexibel genug ist, sich selbst zu reformieren. Das machen die Chinesen um Klassen besser. Und warum ist zum Beispiel das winzige kapitalistische Israel trotz ungünstigster Ausgangsbedingungen eine Start-Up-Nation? „In gewisser Weise hat Israels Wirtschaftsentwicklung das 20. Jahrhundert übersprungen, wodurch die klassischen Stützpfeiler anderer Industrienationen wie Kfz-Produktion, Maschinenbau, Chemische Industrie und Schwerindustrie fehlen.“

Russland und die Ukraine jedoch leben offenbar noch im 20. Jahrhundert und werden beide ihr Tafelsilber verkaufen müssen. Nur wird Russland länger durchhalten.




Larvatus prodeo oder: Libidinöse Ökonomie

libidinöse ökonomin
Libidinöse Ökonomin (Symboldbild)

„Beseitigung aller sozialen und politischen Ungleichheit“ ist auch eine sehr bedenkliche Phrase statt: „Aufhebung aller Klassenunterschiede“. (Friedrich Engels an August Bebel, 1875)

Das Marktkorrekturmechanismusdurchführungbestimmungsgesetz Ich fange noch mal an:

Slavoj Žižek ergänzt sehr schön – mit nur wenig Bullshit dazwischen – mein Posting über Propaganda: „Wenn die Kapitalismuskritik von Kapitalisten kommt“ (leider hinter de „Welt“-Paywall). Natürlich tobt das dortige kleinbürgerliche Publikum, das sich sonst eher an Artikeln im Sinne des Couponschneidens ergötzt. Die Kernsätze:

Die kritische Distanz zur sozialen Ordnung ist das Medium, durch das sich diese Ordnung selbst reproduziert. (Nehmt dies, deutsche Medien!)

…verbreitet sich allmählich sogar in unseren Mainstream-Medien eine Version des direkten Antikapitalismus. Es begann vor etwa einem Jahrzehnt mit einem Film wie Avatar, der den Klassenkampf in einen Konflikt zwischen einer außerirdischen, organisch-patriarchalischen Kultur, die in Harmonie mit der Natur lebt, und einem brutalen Konzernkapitalismus, der versucht, sie zu kolonisieren und auszubeuten, umdeutet, und reicht bis hin zu Filmen, in denen die Reichen umgebracht werden (…). In ähnlicher Weise beschränken sich Wirtschaftsdebatten zunächst auf die Kritik an den Superreichen:

Der heutige Kapitalismus kann viel radikalere Eingriffe überleben, als es den Anschein hat. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Mariana Mazzucato wies darauf hin, dasselbe System, das ständig das Mantra wiederhole, dass wir die Steuern nicht erhöhen können, um die globale Erwärmung zu bekämpfen, sei in der Lage gewesen, Billionen zur Bekämpfung der Omikron-Epidemie auszugeben…

Um die anhaltenden Krisen zu bewältigen, von der Bedrohung der Umwelt bis hin zu Kriegen, werden wir Elemente dessen brauchen, was ich provokativ als „Kriegskommunismus“ bezeichnen möchte: Mobilisierungen, die gegen die üblichen Marktregeln verstoßen müssen.

Zweitens müssen wir uns bewusst machen, dass das bestehende parlamentarische Mehrparteiensystem nicht effektiv genug ist, um die Krisen zu bewältigen, die uns bedrängen. (…) Engels warnte davor, dass die „reine Demokratie“ oft zu einer Parole der konterrevolutionären Reaktion wird: „Im Augenblick der Revolution wird die ganze reaktionäre Masse so tun, als ob sie aus Demokraten bestünde … Auf jeden Fall wird sie am entscheidenden Tag und am Tag danach so tun, als ob sie aus Demokraten bestünde.“ Passiert nicht genau das, wenn eine emanzipatorische Bewegung an der Macht zu radikal wird? Wurde nicht – neben vielem anderen – der Putsch gegen Evo Morales in Bolivien im Namen der Demokratie durchgeführt?

Auf der Suche nach einer anderen Form der Demokratie ist man versucht, sich dem heutigen China zuzuwenden. Der australische Philosoph Roland Boer argumentiert, dass China zwar nicht einfach ein globales Modell ist, dem wir alle folgen können, aber nützliche Lektionen liefert, da es zeigt, wie man Wirtschaftswachstum und eine starke Rolle des Marktes mit dem Sozialismus kombinieren kann. (…) eshalb sei die führende Rolle der Kommunistischen Partei notwendig, mein Boer: Sie garantiere, dass die Dynamik des Großkapitals auf das Gemeinwohl der Mehrheit, die Rechte von Frauen und Minderheiten sowie auf die Eindämmung der Bedrohungen für unsere Umwelt ausgerichtet ist.

Was China und Musk gemeinsam haben, ist die intransparente Kontrolle durch Algorithmen.

Der Übergang zum (wie auch immer gearteten) Postkapitalismus wird also nicht nur ein sehr komplexer Prozess auf der Ebene der Ökonomie sein, er wird uns auch mit neuen Problemen der libidinösen Ökonomie konfrontieren. (…) Charakterisiert Marx den Kapitalismus nicht als ein System, das von einem unaufhörlichen Drang (Trieb) zur erweiterten Selbstreproduktion geleitet wird?

cat
Liberal-bourgeoiser Kapitalismus-Kritiker (Symboldbild)




Rausverkauft

Bertelsmann

Eigentlich müsste sich der Medienkonzern umbenennen in „BertelsmännIn/d“. Das kommt bestimmt noch. 2020 gab der Konzern noch ein Buch heraus mit dem schönen Titel: „75 Jahre Bertelsmann: Eine Zukunftsgeschichte.“ Jetzt werden wieder hunderte Stellen abgebaut Journalisten freigesetzt äh… entlassen. Ist das gut oder schlecht?

Die FAZ, gefühlter Lautsprecher des Kapitals, wenn es um Okönomie geht, schreibt: Der Bertelsmann- und RTL-Deutschland-Chef Thomas Rabe streicht beim Verlag Gruner + Jahr 700 von 1900 Stellen. 23 Zeitschriftentitel fallen weg, „Stern“, „Brigitte“, „Capital“ und „Geo“ bleiben.

Vor kurzem hatte RTL noch 230 Millionen Euro hingeblättert: Zeitschriften wie „Gala“, „Geo“ und „Brigitte“ gehören künftig zur RTL-Mediengruppe in Luxemburg“, hieß es noch 2021.

Haben die sich verkalkuliert? Ist das Geld weg oder hat es nur jemand anderes? Dem Kapital an sich geht es gut, obwohl sich die Gesamtauflage deutscher Printmedien seit drei Jahrzehnten halbiert hat.

Bertelsmann ist übrigens ein so genanntes Familienunternehmen – nicht an der Börse und nicht „kapitalmarktorientiert„, das heißt: niemand kriegt was ab vom Profit außer den Eigentümern. Ein Viertel des ehemaligen Nachrichtenmagazins gehört dem Konzern auch. Man sieht dort realistisch in die Zukunft, wie es Kapitalisten oft, aber nicht immer tun: „Hintergrund der Entscheidungen von RTL ist offenbar ein drohendes Abrutschen der Publishing-Geschäfte in die Verlustzone.“ Das variable Kapital ist nur ein Faktor unter vielen, die es bei der Profitmaximierung zu berücksichtigen gilt. Also hau weg den Printmedienscheiß.

Über die wirtschaftliche Lage des Publishing-Geschäfts sagte Rabe: „2022 lag das Ergebnis nach allen Abzügen bei 1 Million Euro. Aufgrund der Marktentwicklung bei Anzeigen und Vertrieb, aber auch durch Kostensteigerungen von Papier und Energie wäre Gruner + Jahr ohne Maßnahmen in diesem Jahr im Ebita zweistellig negativ.“ Der Umsatz in dem Bereich lag 2022 bei etwa 350 Millionen Euro. (Merke: „Mit 145.000 Mitarbeitern erzielte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2021 einen Umsatz von 18,7 Mrd. Euro“).

Aus der Sicht des Medienproletariers kann man bedauern, dass noch mehr Menschen aus der Mittelklasse, die was mit Medien machen, zukünftig vielleicht auf die Einkünfte der Lebensabschnittsgefährten angewiesen sind, wenn sie nicht eh auf Erspartes oder Weingüter der Eltern zurückgreifen oder von Mieteinnahmen leben können oder sich das erhofften. Oder, was nervt, aber oft vorkommt: Wer nicht viel mehr zu melden hat in der Branche, sucht sich einen irrelevanten Posten bei einem Journalistenverband und ist dann besonders stolz drauf und streitet sich untereinander um so erbitterter, weil es um nichts mehr geht.

Ich komme ins Plaudern, was den Gebräuchen krass widerspricht. Mich interessiert eher, wo das Kapital investiert: „Beteiligung an Gesundheitsfonds General Catalyst und Rock Health„. Man muss sich natürlich informieren, was es nach der Revolution zu vergesellschaftlichen gilt! „Bringing greater humanitiy to healthcare.“ Ach was. Man verdient Geld an Gesundheit und daran, das Gesundheitswesen zu digitalisieren. (Das rückt auf der To-Do-Liste recht weit nach vorn.)

Man verstehe mich nicht miss (so einen Satz würde ChatGPT nicht hinkriegen): Die Absicht und die Ziele des Konzerns sollte man in dieser Hinsicht begrüßen, auch wenn Unternehmen wie „Rock Health“ – mit Sitz in San Francisco – eher zum Finanzkapital gehören, also selbst keine Werte im Marxschen Sinn schaffen.

As of February it had „graduated“ 49 startups, which have since raised a combined total of $43 million in investment, in addition to the $100,000 each put in by Rock Health.

Yeah. Man schießt die Kohle in „junge“ Firmen, die innovativ zu sein scheinen, auch wenn einige davon später wieder verschwinden. So funktioniert Kapitalismus, bekanntlich die revolutionärste Gesellschaftsform bisher, was die Entwicklung der Produktivkräfte angeht – nur darum geht es!

Aber: Bertelsmann investiert nicht real, sondern in andere Firmen, die das Risiko tragen. Wenn die es zu etwas bringen, kann man die immer noch aufkaufen. Wenn nicht, hat der Investor nur die Kohle verloren, was Teil des Spiels ist. Bertelsmann kauft also keine Fabrik, sondern gibt der Kleinbourgeoisie Geld, dass die neue „Fabriken“ baut und beobachtet, was daraus wird.

Wenn das nicht zu spät kommt! Die Israelis sind schon eher auf die Idee gekommen. Dort schießen einschlägige Startups nur so aus dem Boden.

Ein Wort an unsere Stamokapler: Erstens lagt und liegt ihr komplett daneben, was jeder Blinde mit dem Krückstock sieht, und zweitens ist Verstaatlichung an sich nichts, was automatisch den Fortschritt antreibt, sondern ihn eher hemmt, eingedenk der Tatsache, dass der Homo sapiens eher zum Bequemen und opportunistisch denkt, und nur wenige das Risiko dem Fun vorzieht. Innovativ? Wo kämen wir denn da hin! Ich könnte Fehler machen, also mache ich besser nichts. Nein, ich ziehe das chinesische Modell vor: Der Staat lässt die Leute machen, behält sich aber die Kontrolle vor. Und gegen Korruption kann man ruhig abschreckend vorgehen.

Jetzt bin ich schon wieder vom Hölzken zum Stöcksen gekommen. Ich wollte nur sagen, dass die, die was mit Medien gemacht haben, immer und gern – in Berlin auf jeden Fall – einen Job in der Sicherheitsbranche bekommen werden. Man muss sich also keine Sorgen machen.