Gestern waren wir wieder in Friedland im Brandenburgischen, um Ajax vom Teufelslauch einen Besuch abzustatten, auf dass das Welpchen sich schon an uns gewöhne. Na ja, wie das bei kleinen Hundeviechern so ist: Wenn sie niemanden kennen ausser der Hundemutter, den Hundegeschwistern und dem Züchter, sind sie Fremden gegenüber zuerst ängstlich, aber dafür um so liebenswürdiger, wenn sie merken, dass der Homo sapiens sie nicht fressen oder abmurksen will. Ich hätte es mir früher nicht vorstellen können, dass ich nicht entsetzt zurückgewichen wäre, wenn mir ein Hund mit seiner Zunge über die Backe und über das Gesicht schlabbert.
Das Tierchen strampelte zunächst gar erbärmlich mit den Beinchen, weil die Evolution es nicht vorgesehen hat, instinktiv positiv auf Menschenarme zu reagieren, die einen wie einen Kran in unerreichbare Höhen hieven, zumal es von da oben, in Brusthöhe des Menschen, aus Hundekinderperspektive so aussehen muss, als stünde man als Mensch auf dem Dach eines Einfamilienhauses. Übrigens bellen Hunde in dem Alter noch nicht, sondern geben ein Piepsen und Fiepen von sich. Die Hundemutter bellt auch nicht, weil sie erzogen ist, sich also normal benimmt, im Gegensatz zu den mir mir zutiefst verhassten Prekariatstölen der Großstadt.
Ab dem 20. Oktober kommt allerhand auf uns zu. Der Hund an sich ist ein Rudeltier, im Gegensatz zu Katzen, und braucht klare Regeln. sonst betrachtet er sich als Rudelführer - was man in der Kombination "alleinerziehende Mutter ohne Kind, aber dafür mit Hund" tagtäglich beobachten kannt. Was klein Hundchen nicht lernt, lernt Jagdhund nimmer mehr. Innerhalb weniger Wochen muss er mindestens "Platz", Sitz" und "Komm" perfekt beherrschen und befolgen. Dazu benutzen Jäger, wie wir auch, eine Hundepfeife, die der Homo sapiens nicht oder nur wenig hört, der Hund aber um so mehr. Später reagiert der ausgebildete Jagdhund auf ein bloßes Zeichen der Hand; man muss mitnichten herumbrüllen. In einem halben Jahr werde ich nur noch leise "tz" murmeln und den Finger heben müssen, und das Tölchen wird Platz nehmen.
Während meine Gattin das Tierchen herzte, klingelte mein Handy - ein Anruf aus Neapel. Es war meine erste Liebe vor 37 Jahren, die ich seit Anfang der neunziger Jahren gesucht habe. Das Internet hat es möglich gemacht - eine ihrer früheren Freundinnen hatte mein Blog gelesen und den Kontakt vermittelt. Der Augenblick war nicht so günstig, aber Kissi hat versichert, sie sei immer noch so ein "böses Mädchen" wie damals. Wir werden in Kontakt bleiben. |