Immer, wenn alle Medien sich freiwillig gleichschalten einer Meinung sind, ist in Deutschland Vorsicht angebracht. Solche Fälle kann man leicht erkennen; sie werden oft dekoriert mit den sinnfreien Sprechblasen „Flagge zeigen“, „Gesicht zeigen“ sowie „durchgreifen“ (oft mit den Komparativen von „hart“ oder „entschlossen„).
Die Tagesschau heute: „Symbolik, die man braucht – Hasskommentare im Netz werden häufiger und härter. Jetzt griffen Bund und Länder durch – mit einer bundesweiten Razzia.“ Spiegel online spricht von volkserzieherischen Maßnahmen wie wieland bei den Übungen Turnvater Jahns.
Wozu haben wir eigentlich die deutschen Märchen? Wenn alle das Gleiche sagen, lesen wir entweder den „Rattenfänger von Hameln“ oder „Des Kaisers neue Kleider„. Wie wir aber schon wissen, lernt niemand aus der Vergangenheit und auch nicht aus Parabeln oder moraltheologischen Allerweltsweisheiten.
Alle sind gegen „Hasskommentare“ im Internet? Komisch, dass es früher diesen Begriff gar nicht gab. „Hass“ ist ein Gefühl. In Deutschland geht es immer darum, Themen zunächst zu entpolitisieren und dann in Emotionen zu verwandeln, für die dann Pfarrer und Erzieher und das Privatfernsehen zuständig sind. So war es schon immer – auch beim so genannten „Rechtsextremismus“.
Es gibt keinen „Hass“ an sich. Es gibt juristisch relevante Formen, die Leute zu verhetzen – eine deutsche Besonderheit -; näheres regelt das gesunde Volksempfinden der Gerichte.
Man muss es klar und deutlich sagen: Alle Deutsche sind für Zensur, wenn es um eklige oder idiotische Meinungen geht. (Ich übrigens nicht, ich bin aber nicht der Mainstream.) Ich bin dann mal sofort weg, wenn das diskutiert wird. Der gefühlte common sense ist nichts für mich.
Warum soll ein US-amerikanisches Unternehmen Dinge zum Beispiel löschen, die dort gar nicht strafbar sind? Am deutschen Gefühlswesen soll die Welt genesen? Ihr spinnt doch! Warum könnt ihr den Scheiß nicht einfach aushalten, was ihr müsstet, wenn ihr in den USA lebtet? Die Leute, die was von „Gaskammern wieder öffnen“ faseln oder ähnlichen Schwachsinn, sind doch irre. Das nehme ich nicht ernst, und ich rufe schon gar nicht die Staatsmacht. Wer gegen „Hasskommentare“ ist und selbst entscheiden möchte, was „Hass“ ist, muss automatisch auch Erdogan gegen Böhmermann recht geben.
Ich mag Hasskommentare, zum Beispiel: Ich hasse Antisemiten, korrupte Palästinenser-Führer und ihrer Groupies, besonders hierzulande, Rassisten, Gendersprech, Dummköpfe, Esoteriker und Verehrer höherer Wesen, die mir Vorschriften machen wollen, Veganer und viele(s) andere mehr. Darf ich das nicht? Soll ich weniger Gefühl zeigen? Mich (eventuell mit Komparativ) beherrschen?
Ach, da sind wir dann wieder bei der protestantischen Ethik und dem Prozess der Zivilisation. Usw..
[Update] Wer aus dem gefühlten common sense ausschert, wird bestraft.