Die Details entscheiden oder: Abhören leicht gemacht

cafe

Kaiserwetter, die letzten Tage meine Urlaubs. Da muss ich eine kleine Radtour machen, um ein Café zu finden, in dem ich in Ruhe einen Milchkaffee trinken kann (und in dem es auch einen gibt, nicht nur „Latte“ irgendwas). Schön. Aber trotz der Sonnenstrahlen, die sogar wärmen, pfeift ein Wind mir störend meine Frisur kaputt nzw. die Haare ins Gesicht. Das Fahrrad hat trotz angeblich „unplattbarer“ Reifen einen Platten, aber natürlich erst an dem Ort, der von meiner Wohnung am weitesten entfernt liegt. Manchmal sind eben die Details wichtig. das kenne ich aus Südamerika: Das schönste Panaroma wird manchmal uninteressant, wenn man keinen Platz zum Kacken findet, aber muss.

Und ich muss wieder im gedruckten „Spiegel“ von Praktikanten geschriebene Verschwörungstheorien lesen, die kein Journalist, der sein berufliches Ethos – falls vorhanden – ernst nähme, so schlampig formulieren würde.

Das Bundesinnenministerium will eine neue Sicherheitsbehörde aufbauen.
Nun gut, die „wollen“ immer viel. Wer den „Spiegel“ gebrieft hat über das Wollen, wollte auch etwas. Haben wir nicht schon einige Behörden mit einem „Cyber“ drin? Ein Cyberabwehrzentrum zum Beispiel? Eine Allianz für Cybersicherheit? „Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) drängen auf eine verstärkte Inspektion der Kommunikationsströme im Internet, um online vorangetriebene Terrorplanungen und Hetzpropaganda zu verhindern. ‚Wir müssen die Kontrolle des Internets verstärken.'“. Ach so, das sagte er schon 2006. Manche Dinge kann man eben nicht oft genug sagen.

Mit deren Hilfe soll Internetkommunikation besser überwacht und Verschlüsselung geknackt werden.
Das, lieber „Spiegel“, ist kein Journalismus, das ist Propaganda. „Besser“ ist suggestiv und stammt garantiert nicht von eurem Praktikanten, sondern ist die Wortwahl des Briefings durch eben diesen Informanten aus dem Ministerium, das etwas will. Und starke Verschlüsselung kann man eben nicht knacken. Was soll also diese heiße Luft? Wenn ihr wieder mal Verschlüsselung der Inhalte und Transportverschlüsselung durcheinanderwürfelt, klärt das nicht auf, sondern verdummt das Volk, weil das Volk sich angesichts dieser lancierten Meldung fürchtet und ängstigt nach dem Motto: Die sind schon drin, man kann eh nichts tun. Und das war so gewollt von denen, wie wieder einmal etwas wollen und euch das sagten.

Aufgabe der Behörde sei es unter anderem, neue Methoden zu entwickeln, um in verschlüsselte Kommunikation, etwas bei Messenger Diesten [im Original fehlt hier ein Komma] eindringen zu können, heißt es in Regierungskreisen.
Oha! Wenn die Kreise in der Regierung meinen, das funktionierte, dann muss es ja wahr sein. By the way: Was halten diese Kreise denn von Signal, von Snowden empfohlen und abhörsicher? Gefällt denen das nicht? Wie wäre es, wenn der „Spiegel“ neue Methoden entwickleln würde, um bei Intenet- und Computerthemen nicht mehr auf dem Niveau von Richterin Barbara Salesch zu berichten?

Auch bei der Onlinedurchsuchung, bei der der Rechner einer Zeilperson infiltiert wird, sowie beim Abhören von Gesprächen könnte die Behörde neue technische Werkzeuge entwickeln.
Sie könnte? Warum? Weil eine Behörde immer besser ist beim Bullshit-Bingo als Gamma International aka FinFisher Intrusion? Und wie kriegt man Finspy auf einen Rechner? Das wollte ich immer schon mal wissen. Aber niemand antwortet mir, auch nicht Wikipedia oder der CCC. Ist vermutlich alles geheim.

Die Pläne sind allerdings regierungsintern umstritten.
Der oberflächliche Quatsch, den ihr da verbreitet, ist journalismusintern auch umstritten.