Aaliyah oder: Rechts der Bake, links der Bake

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Nach vier 12-Stunden-Tagschichten (3:50 Uhr aufstehen) war mir heute ein wenig nach Leibesübungen, zumal ich plane, im Oktober, wenn ich wieder nach Israel fliege, schon so braun gebrannt zu sein, dass jeder orientalische Sonnenbrand mich flieht.

temperaturÜberraschenderweise war es am Bootshaus kurz vor Mittag total leer. Der Besitzer meinte, es sei den Leute zu heiß. Das ist ja wieder mal typisch: Kaum ist der Sommer da, jammern sie wieder herum, dass es zu warm sei. Wie hätten sie’s denn gern?

Opa erzählt: 1980 in Manaus am Amazonas über 40 Grad im Schatten. 1998 in Elorza, Venezuela – eine Woche lang jeden Tag über 40 Grad. Das bisschen Hitze auf der Havel macht mir nichts aus, zumal dort immer eine leichte Brise weht.

Ich paddelte also wohlgemut in Tiefwerder los, der Weltläufte politischen, ökonomischen und kulturellen Situation der ganzen Welt eingedenk, und sinnierte vor mich hin, hoffend, der Kapitalismus würde irgendwann absaufen.

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Übrigens, weil ich es noch nie erwähnte: Mein Paddel ist von Kober & Moll („Die Marke Kober besteht seit 1886 und ist damit weltweit die älteste Paddel-Fabrik.“). Ich hätte nicht gedacht, dass man mit dem Verkauf von Paddeln allein Geld verdienen kann.

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Ja, es war fast niemand auf der Havel. Als ich sie überquert hatte, weil ich hoffte, am westlichen Ufer ein wenig Schatten zu finden, merkte ich dann doch, dass die Jugend unwiderruflich vorbei ist. Ich musste sogar eine kurze Pause einlegen. Außerdem fiel mir das Ruderblatt ab, und ich musste auf ein mit Vogelscheiße vollgeschissenes Dock Brett krabbeln, um das Teil wieder zu befestigen.

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Eine Frage an die hier mitlesenden Kapitäne, Leicht-, Schwer- und Vollmatrosen: Das Schiff auf dem Foto unten (ich habe nach Norden geknipst) fährt östlich der roten Bake nach Süden. Was erlauben? Ich dachte immer, die müssten mehr mittig in der Fahrrinne bleiben, weil die Bake befielt, zwischen ihr und dem Ufer nicht durchzuflutschen?

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Kurz vor dem Pichelssee kan mir noch ein ziemlich großer Pott entgegen, der aber offensichtlich leer war (oder vielleicht nur Federn geladem hatte). Der Name kam mir komisch vor. Ich befürchtete schon, dass Araber jetzt auch Schiffe kaufen und damit lärmend herumfahren.

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Jetzt weiß ich, dass vermutlich die Sängerin Aaliayh gemeint ist. Binnenschifffahrende Profis oder Leute, die zu viel Geld für Unsinn ausgeben, können jederzeit sehen, wo das Schiff gerade ist. Es hieß früher GMS Saphir, gehört jemanden aus Niedersachsen und wurde 1973 in Mainz gebaut.

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Immer, wenn der Couponschneider Don Alphonso in der bürgerlichen Presse über Berlin herzieht und die Stadt „Reichshauptslum“ nennt, denke ich, dass er einerseits völlig recht hat, aber andererseits gilt: Es kommt darauf an, wo man ist. An der Havel im alten Westen ist es idyllisch…

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