Tungurahua, finally

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Die letzten Fotos vom Aufstieg zum Vulkan Tungurahua ( 5,023 m) in Ecuador) in Ecuador. Startpunkt war Baños. Auf halber Höhe stand damals eine kleine Berghütte, in der wir übernachteten. Aus meinem Reisetagebuch, 12.12.1979ff.:

…um 8.15 Uhr Abmarsch. Nach 1/2 Stunde macht Paul (ein Belgier (ganz links), der eine Zeit lang mit uns reiste) schlapp und wir rödeln um [die Ausrüstung]. Nach 1/2 Stunde kommt ein kleiner Store, bei dem man sich Gebirgsausrüstung leihen kann (auch Esel).

Man erzählt uns, dass im November ein Kanadier im Krater verschwunden sei. Zur Hütte seien es 2 1/2 Stunden. Wir brauchen 7 1/2.

Die Flora ist unterhalb [der Baumgrenze] sehr schön: Grundbewuchs wie in der Heide, Krüppelkiefern mit Moosen und Flechten bewachsen, auf halbem Weg Bambuswäldchen.

Nach ein paar Stunden wollen die anderen nicht mehr, Gabi fängt an zu heulen. Den ganzen Weg [über] wird die Aussicht immer besser. Oben [auf der Schutzhütte] ist es fürchterlich kalt, die Hütte liegt auf 3.600 m. Zwei Deutsche und ein Frazose sind schon oben und bieten uns Schokolade an. Die Hütte ist recht klein, mit Kochgelegenheit aus Gasflaschen, unter dem Dach Schlafgelegenheit auf dem Fußboden. Der Kamin ist nicht anzukriegen. Wir sitzen eingemummt in Pullover und Schlafsäcke und erzählen. Nachts ist es kalt, weil im Dach ein Loch ist.

13.12. Morgens werden wir geweckt, weil kurz nach Sonnenaufgang Fernsicht auf alle Berge ist: Chimborazo (6.310 m), Altai (5.319 m) und noch einer, der nicht auf der Karte ist. Beide sind voller Schnee, davor 3-4.000 „Mittelgebirge“, das Tal liegt in den Wolken, die aber schnell heraufkommen. Sicht ca. 100-150 Kilometer bis zum Oriente [dem Dschungel Ecuadors].

Die anderen beginnen den Abstieg, W., Gabi und ich um 10 den Aufstieg zum Vulkan. Die Hütte liegt ziemlich dicht an der Baumgrenze, danach nur noch Geröll und Felsen, die wie eine Mondlandschaft wirken (schwarze und rote Gesteine). W. und Gabi beginnen sich zu streiten und zu prügeln, ich gehe allein weiter vor.

Bis zum Krater sind es genau fünf Stunden, aber teuflisch, weil man auf dem Geröll immer wieder abrutscht. Der Weg ist aber durch Fähnchen markiert, die teilweise abgeknickt sind. Sicht durch Wolkenschneise in Richtung Ambato, von rechts schieben sich Wolkenberge heran. Wind von beiden Seiten, eisig kalt und steil abfallende Hänge. [Wenn ich daran denke, dass ich Halbschuhe anhatte, wird mir heute noch schummrig.]

An der Schneegrenze steht ein Kreuz, an dem 1951 zwei Leute umgekommen sind. Die Wolken reißen zimelich weit oben plötzlich auf, und die Gipfelregion ist zu sehen, überhängende Gletscher – Wahnsinn! Kurz vor dem Krater muss ich Schneefelder überwinden. Ich rutsche auf dem Hosenboden zehn Meter den Hang runter und reiße mir die Hand auf.

Der Krater ist ca. 200 Meter breit/lang, ein Drittel ist nur begehbar, der Rest das zugeschneite Kraterloch. Am Rand steigen heiße Dämpfe aus dem Boden, überhaupt ist es oben [im Krater] windgeschützt und wärmer. Ein Zelt und ein Wasserkanister von einer Suchmannschaft liegen noch da. Der Krater liegt auf rund 5.000 m, und die Sicht ist ausgezeichnet. Außerdem gibt es ein fast unheimliches Echo. Nach einer halben Stunde erreichen die anderen beiden auch den Krater. Ich bleibe eine kurze Zeit oben und wir beginnen dann mit dem Abstieg.

Ich habe ziemliche Angst bei der Schneepartie, weil die Sache recht steil abfällt, alles voller Wolken bzw. Nebel ist und der Wind einen fast umwirft. Nach einer halben Stunde nur noch Geröll, und man rutscht wie auf Skiern hinunter, muss aber 20 Mal die Schuhe ausschütteln. Kommen völlig erschöpft kurz vor Sonnenuntergang an und verschütten wegen der zitternden Finger H.s [der in der Hütte geblieben war] heiße Brühe. Wir schlagen uns alles in den Bauch, was da ist [was wir mitgenommen hatten], und fallen ins „Bett“.

14.12. Die Nacht ist eisig kalt, selbst bei oben zugeschnürtem Rucksack. Bei Sonnenaufgang wieder schöne Sicht, aber die Täler sind voller Wolken. Ca. 200 Meter von der Hütte entfernt ist eine Quelle zum Waschen und zum Wasserschöpfen, aber so kalt, dass einem die Finger abfallen. Ebenso kalt ist das „Klo“, aber man gewöhnt sich an alles. Nach dem Fotografieren (leider vom Aufstieg zum Krater nur ein Foto, weil der [Dia]Film bei 38 [Fotos] schon alle ist) und Aufräumen Abstieg um 9.

Mein Kniegelenk streikt, und ich muss mit halb steifem Bein die ganze Strecke humpeln. Unterwegs treffen wir 1 Dänen und 1 Deutschen in Sandalen! Nach knapp vier Stunden total kaputt in Baños…

Vgl. „Ein Stock auf dem Tungurahua, Patella partita und drei Prozent“ (07.11.2022), „Verdammt lang her“ (08.11.2022), „Nicht vergnatzt, nur kalt“ (01.03.2012), „Tal vez el cóndor volará“ (13.10.2019), „Vulkanismus“ (17.08.2015), „Tungurahua, revisited“ (05.04.2014, „Aufstieg zum Tungurahua“- der Hauptartikel, (08.05.2011).