Merchandise

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San José, Costa Rica, Weihnachten 1981. Mich plagte Montezumas Rache. Daher fragte ich den alten Chinesen im Laden, was dagegen wohl zu tun sei. Er empfahl mir: Drei Tropfen China-Öl auf ein Glas Wasser. Das half – innerhalb von ein paar Stunden war ich frei von Beschwerden. Vielleicht habe ich auch nur fest genug daran geglaubt.




Somewhere on the Internet

Thomas Pohne: „Ich möchte diesen Facebooktag mit einem ganz wundervollen Kommentar von Eva C. Schweitzer eröffnen und zwar zum Thema: „es ist höchste Zeit, dass die osteuropäischen Länder mehr Migranten aufnehmen und wenn die EU sie dazu zwingen muss“:

„(Wenn) ihr in Deutschland den Polen oder anderen Ostblockländern die Bevölkerungs- und Ansiedlungspolitik diktieren wollt, dann müsstet ihr zwischendurch vielleicht mal einen Weltkrieg gewinnen, anstatt immer nur welche zu verlieren.“




Im Griebnitzkanal und drumherum

GriebnitzkanalstölpchenseeGriebnitzseeGlienicker LakedampfmaschinenhausSkyline PotsdamGlienicker Brücke

Hehe, Google Maps kennt den Griebnitzkanal nicht, sondern verweist irrig auf den Prinz-Friedrich-Leopold-Kanal. Wieso muss man Gewässer immer nach irrelevanten Vertretern der herrschenden Klasse benennen? Wäre doch schön, wenn die Reichen und Schönen in Wannsee in ihren Villen auf den Georg-Elser-Kanal blicken oder im Artur-Harris-Kanal planschen müssten?

Es begab sich aber zu der Zeit, dass die Temperaturen die 40 Grad erreichen wollten, dass alle Welt zum nächstgelegenden Wasser strebte (ausser der arbeitenden Klasse). Und diese Temperatur war nicht die allererste und geschah zu der Zeit, da Merkel Kanzlerin von Deutschland war. Und jedermann schwamm, paddelte oder motorbootete, dass das Wasser nur so spritzte, ein jeglicher in seine Stadt.

Da machte sich auch auf Burks aus Neukölln, aus der Stadt Berlin, in das reiche Land im Westen, das da heißt Spandau, auf dass er seine körperlichen Grenzen kennenlerne. Und als er daselbst auf dem Großen Wannsee war, kam die Zeit, da er in den Griebnitzkanal einbiegen musste. Und er hob das Paddel und sprach: Wohlan, lasset uns die Wassergrundstücke der Reichen und Privilegierten von nahem beobachten!

Alsbald paddelte er durch den Pohlesee, sah das Wehrhorn, sinnierte bei diesem Anlass, dass die Umerziehung im dortigen Reeducation Center wohl nicht viel gebracht oder nicht lange genug gedauert habe, paddelte alsbald in den Stölpchensee, der juristisch dem Teltowkanal untergeordnet ist (die spinnen, die…), gelangte dann unbeschadet in das Beitrittsgebiet, wo zunächst am Griebnitzsee das einseitige Fehlen von Villen und die am Ufer verlaufene Karl-Marx-Straße angenehm auffielen, wonach sich mehrere kleine Brücken hervortaten, die sich aber weigerten, den nötigen Schatten zu spenden, so dass dem Paddelnden die Hitze arg zu schaffen machte, woran auch das Dampfmaschinenhaus für Sanssouci naturgemäß nichts ändern konnte, bis endlich die Glienicker Lake in Sicht kam, genau auf der Grenze zwischen Berlin und Brandenburg, und mit ihr ein sanftes Lüftchen, das bis zum Erreichen der Glienicker Brücke und einem kleinen Picknick darunter Linderung brachte.

Ich bin neun Stunden gepaddelt, zurück vorbei an der Pfaueninsel und Schwanenwerder bis nach Tiefwerder zum Bootshaus. Viel mehr würde ich nicht schaffen; ich war völlig platt.




Unter Gelderfindern [Update]

Geld

Gavy Weber veröffentlichte am 24.06.2019 auf Telepolis: „Die Bundesbank unter Jens Weidmann, der EZB-Chef werden will, hat mit dem Wertpapierkaufprogramm der EZB die Monsanto-Übernahme mit finanziert“.

Darauf Ingo Arzt in der Tageszeitung: „Das Magazin „Telepolis“ von „heise.de“ behauptet, der Bayer-Konzern habe für den Monsanto-Kauf Zuschüsse aus Steuermitteln bekommen. Das ist falsch.“

Die Antwort Gaby Webers am 27.06. auf Telepolis: „Taz-Redakteur: Sprachrohr von EZB und Bundesbank?“

Dazu gibt es noch ein Video: „Wie Monsanto seine Risiken auf Bayer abwälzte“.

Einer muss recht haben. Aber wer?

Die Taz argumentiert: Der vielgeklickte Telepolis-Artikel unterliegt zwei Denkfehlern: Erstens, die Bundesbank verfüge über Steuergelder. Und zweitens, dass die Geldpolitik von Notenbanken so etwas wie Subventionierung ist. Ist es nicht. (…) Auf gar keinen Fall handelt es sich bei den Bundesbank-Krediten aber um Steuergelder. Wenn die Bundesbank die Anleihen kauft, erschafft sie Geld aus dem Nichts. Klick. Was Zentralbanken halt so machen So auch EZB-Sprecher William Lelieveldt (laut Gaby Weber): „Weder die EZB noch andere Zentralbanken finanzieren sich mit Steuergeldern, sondern erfinden („create“) Geld, das sie verleihen.“

Gaby Weber: Die beim Kauf der Bayer-Anleihen verwendeten Gelder sind öffentliche Finanzmittel, für die der Steuerzahler haftet.

Natürlich, wer sonst?

Kann die EZB Geld „erfinden“ (Neusprech: schöpfen)? Vgl. dazu einen ewig langen, fast lustigen Artikel der FAZ: „Wenn Banken Geld schöpfen, bedeutet das normalerweise, dass sie Kredite vergeben.“ Eben – die EZB druckt kein Geld und erfindet auch kein Geld „aus dem Nichts“ – wie die Taz meint.

Die EZB reguliert die Geldmenge der Mitgliedstaaten der EU. Sie darf nationale Haushalte aber nicht direkt finanzieren. Sie umgeht dieses Verbot (und gibt das offen zu), indem sie seit 2007 Staatsanleihen aufkauft und indirekt über die Zinsen die Kosten des Geldes manipuliert. Die EZB kauft auch direkt Schuldscheine von Unternehmen und stützt so das Großkapital. Der Spiegel schreibt: „Verlierer der EZB-Politik könnten wieder einmal die Steuerzahler sein. Denn für das Anleihenkaufprogramm haften auch die nationalen Notenbanken entsprechend ihres Anteils am Kapital der EZB. Im Fall der Bundesbank sind das 27 Prozent.“

Noch Fragen? By the way: Wer Gendersternchen benutzt, ist offenbar auch Lautsprecher der Kapitals, jedenfalls bei der Taz.

[Update] Stellungnahme von EZB und Bundesbank zum Artikel „Kauf von Monsanto mit Steuergeldern finanziert“ (…) Die Bundesbank kauft die Unternehmensanleihen am Markt mit Zentralbankgeld, also keinesfalls mit Steuergeldern.“

Har har. Jetzt müsste man nur noch wissen, woher das „Zentralbankgeld“ herkommt. Vielleich fliegt das denen zu.




Tebrikler! Ama ne yazık ki çok geç!

Welt: „Türkisches Verfassungsgericht gibt Deniz Yücels Klage recht“.

„Deniz Yücel saß von Februar 2017 bis Februar 2018 ein Jahr lang ohne Anklageschrift in türkischer Untersuchungshaft. Das türkische Verfassungsgericht urteilte nun, dass die Verhaftung des WELT-Korrespondenten rechtswidrig war. Das Recht auf persönliche Sicherheit und Freiheit sowie das Recht auf Meinungsfreiheit sei verletzt worden.“




Beim Fotografen

vistahermosa

Vistahermosa, in der Nähe der Serranía de la Macarena im Osten Kolumbiens (1982)




Linke grünifizierte Ungewissheiten

Neu in der Blogroll: Thomas Maul. Ich würde viele seiner Thesen anders formulieren, aber er bringt die richtigen Pappnasen zur Schnappatmung.

Aktuell publiziert die Achse der Guten eine vierteilige Serie von ihm, die zuerst in der Bahamas erschienen ist: „Grünifizierte Gesellschaft“.




Bau und Heimat

seehofer

Hätte nie gedacht, dass Seehofer mich einmal loben würde. Bin ich jetzt ein Büttel des Staates?




Selbstgerechter Tugendfuror

Die Philosophin Hilal Sezgin schwadroniert in der taz vom „Klischee von der scheinbar zwangsläufig unterdrückten, verblödeten, jeder Individualität beraubten kopftuchtragenden Frau.“

Das bestätigt wiederum mein Klischee. Wer religiöse Symbole verteidigt, ist verblödet – und schreibt garantiert in der Taz.

Solidarität mit Franziska Becker!




Schillernde Turbulenzen

„Nach Informationen von manager magazin läuft das Geschäft des ehemaligen Pleitiers, der vor zweieinhalb Jahren Probleme hatte, inzwischen so gut, dass Windhorst neue Geldgeber finden konnte. Offenbar gebietet Windhorsts Investmentfirma zur Zeit über Anlagegelder in Milliardenhöhe“.

Offenbar. Sagt man irgendwie. Sowas nennen die beim „Manager Magazin“ Journalismus. Ich nicht. Leider habe ich keine Zeit, da mal hinter die Kulissen zu gucken.




Nicht viele besonderen Vorkommnisse

polizei

Über mangelnde Polizeipräsenz kann man an meinem Arbeitsplatz (II) in der Notaufnahme nicht klagen. (Das Zivilfahrzeug ist die Kriminalpolizei.) Für mich war es eine ruhige Nacht – nur ein obdachloser Gentleman versuchte mich zu hauen (er kannte mich noch nicht), nachdem das Personal ihn hinausgeworfen hatte.




Babylonien, revisited, 41.0

Babylonien, revisited, 41.0: Mòoré aus Burkina Faso (Obervolta). Der Mann sprach auch Französisch und Englisch und gehörte zum Volk (aka in Neusprech zur „Ethnie“) der Mossi.




Pädagogisches Appeasement

porn

In einer Befragung von Koch (1992) werden beispielsweise die zu einer ganzheitlichen Sexualerziehung notwendigen Themen Geschlechtsrollen, Zärtlichkeit und Liebe, Körpergefühle, vorehelicher Geschlechtsverkehr, Vermarktung der Sexualität von 80% der Lehrer akzeptiert. 40% der Eltern lehnen jedoch diese Themen für den Schulunterricht ab. Wenn also diese Themen in einer Elternversammlung zur Sprache kommen, besteht die Gefahr, dass Eltern sie für ihre Kinder ablehnen.

Noch problematischer wird es bezüglich der so genannten „heißen Eisen“ schulischer Sexualerziehung: Orgasmus, Selbstbefriedigung, Homosexualität, Schwangerschaftsabbruch, Pornografie, Prostitution. Für die unterrichtliche Behandlung dieser sechs Themen bis zum 10. Schuljahr sprechen sich in der angeführten Studie nur noch 30% der Lehrerinnen aus, und 85% der Eltern lehnen diese Schwerpunkte für ein unterrichtliches Gespräch ab. Bei der Behandlung solcher Themenfelder ist also ein behutsames Vorgehen und Zurückhaltung angeraten. (S. 337)

Der Lehrer hat auf weltanschauliche oder religiöse Überzeugungen der Eltern Rücksicht zu nehmen, z. B. wenn eine Reihe türkischer oder arabischer Schüler in der Klasse sind, sollten die in der Studie von Koch angeführten [sexualpädagogischen] Themenschwerpunkte mit größerer Zurückhaltung angegangen werden. (S. 338)

(Lothar Staeck: Zeitgemäßer Biologieunterricht: Eine Didaktik für die Neue Schulbiologie, 2016)




Sensors

sensors




Gracias

Vielen Dank an den edlen Spender R.K..




Schrilles Enteignen

vergesellschaften

Die Bild hat den Instinkt der herrschenden Klasse als ihr Büttel richtig wiedergegeben: „Schrille Töne vom Spitzenkandidaten der Linkspartei für die Brandenburger Landtagswahl. Sebastian Walter (29) fordert die Enteignung privater Bus-, Bahn- und Telekomfirmen, Kliniken und Wohnungsunternehmen.“

Auch die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung lässt das Kapital zu Wort kommen (schon gut, Meinungsfreiheit auch für die – aber dass ausgerechnet der so etwas sagt, ist unverschämt: „Quandt ist Milliardär und zählt zu den reichsten Deutschen. Sein Vermögen geht im Wesentlichen auf seinen Vater und auf dessen Vater Günther Quandt zurück“).

Christian Baron kommentiert: „Stefan Quandt, durch das Proletariat geknechteter Milliardär, leistet Widerstand gegen den BRD-Sozialismus. Das ist sehr mutig.“

Das Problem ist: Die „Linke“ müsste das genauer ausführen. Vgl. Neue Heimat und die Gewerkschaften: So was funktioniert nur bei penibler Kontrolle, sonst greift Korruption um sich. „Verstaatlichen“ kann man schlecht verkaufen und hilft im Kapitalismus nicht viel. „Vergesellschaften“ wäre mehrheitsfähig, wenn es denn so gemeint ist.




Pralle Blondinen in deiner Nachbarschaft

cyberwar

Die USA behaupten, sie hätten Computer des Iran stillgelegt „mit denen Raketen und Marschflugkörper gesteuert werden“. Das berichtet Heise und beruft sich auf die Washington Post.

Ich glaube nichts. Es gibt keine verlässlichen unabhängigen Quellen, und das Pentagon betreibt Propaganda.

„Seit Jahren würden iranische Agenten erfolgreich ausländische Flugdrohnen und wohl auch Schiffe hacken. Dazu komme eine große Social-Hacking-Kampagne: Angebliche attraktive Frauen würden online „einsame Seeleute“ der US-Kriegsmarine suchen, mit ihnen Kontakt aufnehmen und eine Art Beziehung vorgaukeln. Ziel sei, Informationen über Standorte und Fahrtrouten amerikanischer Kriegsschiffe zu erhalten.“

Wer nimmt den so etwas ernst? Ich habe aber mal jemand gekannt, der in Afghanistan Computer installiert hat, und der meinte, das Wort „Sicherheit“ könnten die noch nicht mal buchstabieren, auch nicht in Dari oder Paschtu. Und wer sich, wie die Iraner, den Kopf mit dem Koran und anderem religiösem Quatsch zudröhnen lässt oder das tun muss, wird nicht klar denken können – wie alle Verehrer höherer und niederer Wesen.

By the way, Heise: „Spear-Phishing“ nannte man früher Social Engineering. So nach dem Motto: Wenn man mitten auf dem Ozean ist und auf dem Boardcomputer steht: „Frauen in deiner Nähe würde dich gerne kennen lernen.“ (Gegenrede)

Genauso realistisch ist auch folgendes Szenario: „…die US-Army hat bei allen iranischen Windows-PCs das Windows-Updates angeworfen und somit ein Weiterarbeiten der iranischen Armee über Stunden lahmgelegt. Danach wurden dann automatisch sämtliche glitzernden und flimmernden Spiele aus dem Microsoft-Store installiert, um auch noch das letzte Restchen Festplatte mit sinnlosem Zeug zu füllen, und nix ging mehr. Wenn die Iraner dann aufgeräumt haben und die PCs endlich mal neu gestartet haben, sehen sie dass die Windows-Aktivierung weg ist und nur noch telefonisch aktiviert werden kann. Da ist dann aber immer besetzt.“ (Rechtschreibung korrigiert)

Ich schrieb schon 2012 zum Thema:
Spiegel Online über einen Artikel der New York Times und Stuxxnet und „Obama Order Sped Up Wave of Cyberattacks Against Iran“:

„In die Anlage, die nicht mit dem Internet verbunden ist, gelangten die ersten Virus-Versionen Sanger zufolge über USB-Sticks, später seien auch andere, nicht näher benannte Methoden zum Einsatz gekommen.“

Trump setzt nur das fort, was Obama angefangen hat.




Ianda

Ianda

Eine (Mit-)Spielerin (aus Brasilien) in Second Life (Gor) hat auf Facebook ein Album mit mehr als 70 Fotos erstellt, die die virtuelle Stadt Ianda zeigen. Ianda habe ich 2016 für Rollenspieler bzw. deren Avatare gebaut. Die Stadt besteht aus ca. 20.000 Polygonen mit jeweils rund sechs Oberflächen, die jeweils andere Texturen habe.

Für Ianda brauchte ich ungefähr einen Monat Arbeit, täglich jeweils mehrere Stunden. Das ist natürlich ein Hobby – die Bezahlung steht in keinem Verhältnis zur Arbeitszeit.

Der ausgewählte Screenshot zeigt einen Teil des Stadttores mit Steckbriefen: Wer die gezeigten Avatare fängt, tot oder lebendig, bekommt von mir eine (virtuelle) Belohnung. Die Spieler kamen mir irgendwann in die Quere oder wollten mir (vergeblich) ans (virtuelle) Leber.




An die Nachgeborenen über die Zeiten

rupununi

Die Rupununi-Savanne im Westen Guyanas in der Trockenzeit (Symbolbild für regenarme Zeiten)

… Ich vermochte nur wenig. Aber die Herrschenden
Saßen ohne mich sicherer, das hoffte ich.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Die Kräfte waren gering. Das Ziel
Lag in großer Ferne
Es war deutlich sichtbar, wenn auch für mich
Kaum zu erreichen.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut
In der wir untergegangen sind
Gedenkt
Wenn ihr von unseren Schwächen sprecht
Auch der finsteren Zeit
Der ihr entronnen seid.

Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die Länder wechselnd
Durch die Kriege der Klassen, verzweifelt
Wenn da nur Unrecht war und keine Empörung.

Dabei wissen wir ja:
Auch der Haß gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.

Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht.

(Bertolt Brecht: An die Nachgeborenen, entstanden 1934-38)

„An die Nachgeborenen“ gehört für mich zu den Top Ten aller Gedichte seit dem Gilgamesch-Epos. Ich wüsste gern, ob das im deutschen Schulunterricht Thema ist und wie Lehrer mit den Worten „durch die Kriege der Klassen“ umgehen?! Vermutlich sagen sie, dass es damals so war, heute aber nicht – oder irgendeinen anderen Kapitalismus-affinen Unsinn.

Ich wüsste auch gern, was der wortgewaltige Dichter zu Gendersprache sagen würde: „Daß der Mensch dem Menschen ein/e Helfer*_In ist“? Da merkt man, wie bekloppt solche Leute sind. Aber verzerrte Züge hat der protestantische Furor der neuen deutschen grünen Mittelschicht schon, wenn es um Volkspädagogisches geht. Man müsse sich sprachlich benehmen. Wer das nicht kann, gehört nicht zu den Guten und muss zukünftig Fleischwurst und Eier von Hühnern aus Legebatterien essen.

Gedenkt unsrer mit Nachsicht. Großartig! Pathetisch wie Homer, ohne in Kitsch abzugleiten. Werde ich mir für meine Nachfahren merken, falls sie mir zuhören….




FYI: Exegi Momumentum, reloaded

Werkstatt

Ja, ich weiß, dass man in Hongkong in derartigen Räumen leben muss, wenn man zur so genannten Unterschicht gehört. Ich gönne mir den Luxus, eine klitzekleine Werkstatt zu haben, in der jeder Quadratzentimeter ausgenutzt wird. Mein Schraubstock hatte keine Heimat, daher musste ich ihm eine adäquate Bleibe sägen, hämmern und schrauben. Nur, falls jemand fragt, was ich an meinem freien Sonntag nach dem Frühstück angestellt habe – außer Blumen umzutopfen und zu gießen, einen Fleck auf dem Flurteppich versuchen zu entfernen, abzuwaschen, Fenster zu putzen, Wäsche zu waschen etc. – was man als Mann so macht.