Anstatt Katzenfotos

Eingesandt von einem Leser: Die Dame mit Shakespeare auf der Schulter ist wieder Single. Journalistische Themen dazu: Mit welchen Klickstrecken erzeuge ich Traffic, ganz ohne Inhalte? Und wie untertitelt man Klickstrecken, ganz inhaltslos?




Tsipras und die Linken

Leseempfehlung in Telepolis: „Die linke Syriza-Regierung konnte dem Neoliberalismus nichts entgegensetzen, dann wurde sie zur Vollstreckerin seiner Agenda“. Im Leserforum ein kluger Kommentar:
Die ungeschminkte Wahrheit: ein großer Teil der Syriza-Linken ist feige, Euro-gläubig und hat keine Ahnung von Ökonomie. Ein Varoufakis oder eine Zoe Konstantopoulou wären vermutlich ganz anders vorgegangen, nur konnten sie sich gegen die dummen Weicheier ihrer Partei nicht durchsetzen.
Und wenn wir schon Tacheles reden: das ist mindestens ein europaweites Phänomen bei „linken“ Parteien.




Und nun zu uns, Moralgemeinde!

Bundesrichter Thomas Fischer schreibt auf Zeit online über die Moralgemeinde, die sich darüber mokiert, dass Amnesty International fordert, Prostitution zu legalisieren. (Ja, man kann auch auf Ungs verzichten – ist natürlich für Juristen fast unmöglich. „Erlaubtheit von Prostitution“ geht aber gar nicht.)




Surprisingly Savvy Analysis

Die Washington Post hat eine ganz wunderbare und sarkastische Analyse des Trumpschen Wahlkampfs und die Rolle der Medien. Hiesige Marketing-Fuzzies werden das Fazit schon erahnen.




Vulkanismus

Tungurahua

Der Vulkan Cotopaxi in Ecuador ist ausgebrochen. Leider fällt mir nicht mehr ein, welchen der Vulkane ich fotografiert habe, als ich 1979 den Tungurahua (5,023 m) bestiegen habe. Frage an die Ecuador-Spezialisten: Ist der Berg im Hintergrund der Chimborazo (was ich annehme) oder der Cotopaxi? ich meine mich erinnern zu können, dass ich nach Westen fotografiert habe.




Was ist drin in Griechenland? (Teil 3)

time for changeEs wird jetzt spannend in Griechenland, und ich bin mir immer noch nicht ganz schlüssig, was ich als Linker dort vorschlagen bzw. tun würde. Ich schiebe also noch einen dritten Teil nach [Teil 1][Teil 2], bevor ich irgendwelche Fahnen in irgendwelche Richtungen schwinge.

Ich lese gerade von Yanis Varoufakis: Time for Change: Wie ich meiner Tochter die Wirtschaft erkläretime for change. Ich bin ein bisschen enttäuscht, weil ich etwas anderes erwartet hatte. Natürlich weiß ich nicht, wie er in Griechisch schreibt, aber die Übersetzung ist ziemlich dröge. Ein kindergerechtes Buch, wie der Untertitel es suggeriert und wie es hätte sein können, ist das Werk auch nicht, und ich möchte in vielen Punkten widersprechen, wenn es um die Geschichte geht. Wenn jemand ein Modell für die Zukunft sucht: Hier findet man es nicht.

Meine Prognose: Die Linke in Griechenland wird sich spalten. Das ist eine schlechte und eine gute Nachricht: Schlecht, weil die Linke dann nach Neuwahlen nicht mehr regieren wird, gut, weil so, wie es jetzt ist, alles nur noch schlimmer wird.

Das Neue Deutschland hat dazu einen erhellenden Artikel: „Syriza-Linke eröffnen ’neue politische Front“. Die Essentials: „Letzteres, ein Rauswurf aus der Eurozone, ist laut Tsipras nicht nur weiterhin das Ziel von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Es wird auch von einigen SyrizaLafazanis von der Linken Plattform sagte, „dass gegen die ‚reaktionäre neoliberale Ausrichtung der EU‘ auch ‚ein möglicher Austritt aus der Eurozone‘ eine linke Option sein müsse – dieser sei ‚keine Katastrophe‘, sondern könne ‚verbunden mit einem radikalen progressiven Programm‘ für Griechenland einen Weg aus der Krise ebnen.“

Was aber ist ein „radikal progressives Programm“, und bestünde eine Chance, dafür eine Mehrheit zu bekommen? Was ist das Gegenteil? Ein radikal reaktionäres Programm – und das genau ist im Interesse des deutschen Kapitals. Es wird zur Zeit durchgesetzt. Zum Beispiel sichern sich deutsche Unternehmen in den Verträgen ihre Rechte an den profitablen griechischen Flughäfen, und die unprofitablen behält der griechische Staat. Die Gelder der so genannten Hilfspakete dienen nur dazu, die Banken zu konsolidieren; von den aktuellen 26 Milliarden Euro gehen 10 Milliarden „gehen auf ein gesondertes Konto beim Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM, das Geld soll zur Rekapitalisierung von Banken verwendet werden, die nicht zuletzt durch den politisch etwa durch Grexitdrohungen aus Berlin angefachten Geldabfluss gefährdet sind.“

time for change

Der geschulte Revolutionär erkennt gleich: Der Staat muss sich die Unternehmen, die jetzt privatisiert werden, so bald wie möglich zurückholen, wenn nötig, mit Enteignungen. Das hat Bolivien so gemacht, das geschah in Argentinien, und selbst das deutsche Grundgesetz hat das vorgesehen. Die griechische Verfassung ist in Artikel 17 und 18 noch deutlicher: „Das Eigentum steht unter dem Schutz des Staates. Die sich daraus ergebenden Rechte dürfen jedoch nicht dem allgemeinen Interesse zuwider ausgeübt werden.“ Klarer Fall – da muss man als Linker nicht lange überlegen. Das allgemeine Interesse widerspricht immer den Interessen des Kapitals.

Andererseits ist klar, dass die Mehrheit von sechzig Prozent in Griechenland nicht für ein linkes Programm war, sondern nur gegen das, was die EU Griechenland aufzwingen will. Eine revolutionäre Linke hätte nicht automatisch die rechnerische Mehrheit hinter sich. Auch gehören die Medien in Griechenland den Oligarchen. „Für die Beziehung zwischen dem politischen System und den einflussreichsten Familien des Landes gibt es im Griechischen eine eigene Bezeichnung: Diaploki, was in etwa „geheime Absprache“ bedeutet“, schreibt Spiegel online. Es ist also genau wie bei uns. Radikale reaktionäre Hetze auf allen Kanälen ist also vorprogrammiert.

Meine private Verschwörungstheorie ist übrigens, dass die Lautsprecher des griechischen Kapitals nur deshalb nicht mit Schaum vor dem Mund ausflippen, weil die reichen Griechen ihr Geld längst nicht mehr in Griechenland haben. Sie verlören wenig bei Entignungen, und das Land hat ohnehin nur die Wirtschaftskraft Hessens, ist also irrelevant. Deshalb halte ich einen erneuten Militärputsch gegen eine radikal linke Regierung für viel wahrscheinlicher, weil dann Leute an die Macht kämen, die bisher vom kleinen Kuchen noch nicht viel abbekommen haben. Die hätten also ein starkes Motiv, und das Resultat wäre genau das, was die EU will: „da die gewaltsam erzwungene politische ‚Stabilität‘ nun auch Nachhaltigkeit versprach und damit Auslandskapital verstärkt ins Land brachte.“

Wetten dass?




Ein Mensch mit Charakter

Ein ehrenhafter Mann und untypischer Deutscher, vor dem ich mich verbeuge. (U. a. the Telegraph berichtet.)




Selfie beim Sonnen

selfie

War am südlichen Ufer des Britzer Verbindnungskanals.




Tattoos

Endlich sagt es mal jemand, hier der Telegraph: „Tattoos prove that the human race is going backwards“. Dazu noch knielange Hosen für Männer, Sandalen, Strümpfe und eine Flasche in der Hand – und vegan essen.




Gottesbeweis oder: All hail the monster and his tasty aquatic noodly appendages

The Register hat den (Video-)Beweis für die Existenz des Flying Spaghetti Monsters.




Das Weiße und das Grüne

schlafzimmer

ich weiß, was ich heute getan habe (nach dem Ausschlafen von einer 12-stündigen Nachtschicht) – etwas ganz Unpolitisches: Den Wasserschaden an der Decke meines Schlafzimmers endlich beseitigt (fünfmaliger Anstrich mit Isolierfarbe und einmaliger mit normalen Weiß) und eine fahrlässig mit Weiß bekleckerte grüne Wand wieder grün gestrichen. (Hat natürlich insgesamt eine Woche gedauert.)




World Elephant Day

elefanten

Über das Foto könnte ich fast genauso lange räsonnieren wie über das meistdiskutierte Gemälde in der Geschichte der Malerei.




Avatarinnen schauen dich (nicht) an

Gor

Goreanische Rollenspielerin in Secondlife




Emma schützt jetzt auch gefallene Mädchen

Amnesty International: „Richtungsentscheid für die Menschenrechte von Sexarbeiter/innen“. Prostitution soll legalisiert werden.

(Schreckliches und unverständliches Deutsch, aber guter Inhalt.)

Die Emma disqualifiziert sich selbst zum Thema. Schwarzer sollte besser Heime für gefallene Mädchen errichten.




Druckzunahme oder: Pressefreiheit

“Was ist Pressefreiheit? Haben Sie, liebe Redakteure und Redakteurinnen, schon einmal wirklich darüber nachgedacht, jenseits der im Halbstunden-Rhythmus upgedateten Alles-Wisserei? Haben Sie nicht bemerkt, dass Ihnen, je schneller Sie werden, desto weniger Menschen glauben? Bemerken Sie nicht, liebe Absolventen der Springer- und der Nannen-Schule, liebe Medienkunst-Sportreporter, “Quereinsteiger”, Lebenskünstler und Alles-schreiben-Könner, dass Sie mit all Ihren Träumen vom Journalismus in einem Spiel mitwirken, das mitunter ein übles ist? (…)

Zwischenzeitlich erfuhren wir, dass „ein erster Rücktritt“ (ganz wichtig das Ordinalwort – wir kennen es aus „erste Tote“, „erste Opfer“) erfolgt sei und dass auf irgendwelche Personen „der Druck weiter zunehme“. Diese „Druckzunahme“ ergibt sich, wie der erfahrene Leser/Hörer/Zuschauer weiß, dadurch, dass die Nachricht fünfmal hintereinander gesendet und anschließend ein angetrunkener Landtagsabgeordneter aus Mecklenburg-Vorpommern aufgetrieben wird, der in ein Mikrofon die goldenen Worte spricht von der „rückhaltlosen Aufklärung“ und den „personellen Konsequenzen“. (…)

Die deutsche freie (Print)Presse gehört 20 Milliardärsfamilien: Auch deshalb ist sie bekanntlich so frei. (…)

Das Bild der Wirklichkeit ist eine wichtigere Nachricht als die Wirklichkeit selbst. Journalisten, deren intellektuelle Fähigkeiten und Fachkenntnisse gerade eben zum Zubinden der Schuhe und zum Auftragen von Mascara ausreichen, erklären Hunderttausenden von Medien-Konsumenten die Welt (wie sie ihnen oder ihren Marionettenspielern gefällt).“
(Thomas Fischer, Richter am Bundesgerichtshof, via Mathias Broeckers)

Nein, ich teile die Meinung Fischers in vielen Punkten nicht, aber er sagt Erhellendes, und das mit Humor, auch über deutsche Medien. Jedenfalls ist das der beste Kommerentar zum Thema, den ich bisher gelesen habe.




Unter „activists“

Es ist eigenlich nicht wert, darüber ein Wort zu verlieren. Bernie Sanders wurde von Pseudofemigenderist*innen attackiert. Full ack mit Fefe zum Thema.




Ten books that changed the world

The Guardian: „Ten books that changed the world“. lesenswert. Leider ist keines meiner Bücher darunter, aber was nicht ist, kann ja noch werden. SCNR




Karrierewünsche Juristischer Analphabeten

Wer hätte das gedacht? Netzpolitik.org: „Das Innenministerium hat gelogen und war über #Landesverrat umfassend informiert“.

Noch schöner ist ein sehr lehrreicher Artikel von Wolfgang Neskovic in Telepolis: „Verfassungsrechtliche Analphabeten – Generalbundesanwalt Range und Bundesjustizminister Maas haben Unrecht, es gibt keine Unabhängigkeit der Justiz.“

„Staatsanwältinnen und Staatsanwälte genießen diese Unabhängigkeit nach dem Willen des Grundgesetzes nicht. Sie sind – entgegen weitverbreiteter Meinung – Teil der Exekutive und unterliegen der Weisungsbefugnis der jeweiligen Justizminister. Dies ist in den Paragraphen 146 und 147 des Gerichtsverfassungsgesetzes ausdrücklich geregelt.“

Komsich, dass von den zahllosen Kommentatoren und Berichterstattern über die Affäre niemand die einschlägigen Gesetzentexte befragt hat. (Ich auch nicht, aber jetzt weiß ich es.)

Über den Justizminister: „Außer zweier juristischer Staatsexamen und seinem Karrierewunsch, Minister werden zu wollen, hatte er keine weiteren Qualifikationen für das Amt des Bundesjustizministers“.

Schon klar.




No more USA

Nein, ich werde sowieso nie mehr in die USA reisen.




Durchblick in der Krise

Michael R. Krätke (Lancaster University, Sociology) just uploaded a paper on Academia.edu: „Marx als Krisenforscher: Durchblick mit Marx“ [View the paper here].

Sehr empfehlenswert zu lesen. In Deutschland bekäme Krätke natürlich nie eine Stelle an einer Universität.