Noch eine Schüppe mehr

joggen

Geschwindigkeit gehalten, aber längere Strecke – bis zur „Insel der Jugend„. Hatte noch Reserven. Das nächste Mal werde ich eine Schüppe Kohlen mehr auflegen und die 20 Kilometer locker runterlaufen. Das letzte Mal waren es 27 Grad, ich bin fast tot umgefallen und habe mich geschleppt.




Passwörter

Heise: „Neuregelung zur Datenweitergabe an Ermittler tritt in Kraft“.

Die Gesetzesänderung betrifft sogenannte Bestandsdaten. Das sind feste Daten zu einem Telefon- oder Internetanschluss (wie der Name und die Adresse des Anschlussinhabers), aber auch persönliche Kennzahlen (PINs) und Passwörter.

Alles klar soweit? Die Passwörter für den Zugang zu Eurem E-Mail Konto sind unter anderem gemeint. Auch bei Ordnungswidrigkeiten.




Verschlüsseln JETZT!

pgp

Aha. Man muss die Leute anbrüllen, dann bewegt sich was. Feynsinn kann jetzt auch verschlüsseln und liefert gleich noch Links zu zwei benutzerfreundlichen Anleitungen, wie das geht, von Todamax und Verbraucher sicher online.

Update:
Demnach erhält PRISM sofort eine Nachricht, wenn sich ein überwachter User zum Beispiel in einen der ausspionierten Dienste einloggt, einen Chat startet, eine E-Mail versendet oder sich abmeldet. (Heise)




Publikumsbeschimpfung

pgp

The Dissenter (via Fefe) lässt Gleen Greenwald ausführlich zu Wort kommen:
Another document that I probably shouldn’t share since it’s not published but I am going to share it with you anyway—and this one’s coming soon but you’re getting a little preview—It talks about how a brand new technology enables the National Security Agency to redirect into its repositories one billion cell phone calls every single day, one billion cell phone calls every single day.

What we are really talking about here is a globalized system that prevents any form of electronic communication from taking place without its being stored and monitored by the National Security Agency.

Jetzt vergleichen wir die Krokodilstränen unserer politischen Kaste, von den US-Amerikanern ausgespäht zu werden, mit dem, was sie seit 2006 zum Thema „Online-Durchsuchung“ von sich gegeben haben. Was für eine heuchlerische, verlogene Bande! Das gilt auch für viele Journalisten. Mein hanebüchenstes Lieblingszitat (weil es Unfug ist) von Annette Ramelsberger (Süddeutsche, 07.12.2006):
Den meisten Computernutzern ist es nicht klar: Aber wenn sie im Internet surfen, können Verfassungsschützer oder Polizei online bei ihnen zu Hause auf die Festplatte zugreifen und nachschauen, ob sie strafbare Inhalte dort lagern – zum Beispiel Kinderpornographie oder auch Anleitungen zum Bombenbau.

Wenn die NSA und der englische Geheimdienst die elektronische Kommunikation in Deutschland komplett belauschen, welche Konsequenzen ziehen wir daraus? Keine? Wie viele Journalisten in Deutschland verschlüsseln ihre E-Mails? Mehr als hundert? Weniger? Was muss noch passieren, dass die sich vernünftig verhalten? Ich habe bei zahlreichen Redaktionen angefragt, was die zum Thema zu tun gedenken, von den meisten bekam ich gar keine Antwort.

Und wenn hier einer der wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser meint, mir in Zukunft eine unverschlüsselte E-Mail zu schicken – VERGESST ES! Bringt Euch das gefälligst SOFORT bei und verhaltet Euch wie rational denkende Menschen, sonst beschimpfe ich Euch als Pappnasen oder belege Euch mit noch schlimmeren Ausdrücken oder schicke Euch zum Psychologen oder Völkerkundler, um mir erklären zu lassen, warum erwachsene Menschen sich dermaßen bescheuert verhalten.

Ich werde jeden, der mir in Zukunft eine unverschlüsselte E-Mail schickt, als Wähler Angela Merkels oder Bosbach-Groupie abheften. Irgendwo müssen die doch sein. In meinem so genannten sozialen Umfeld gibt es niemanden, der CDU oder FDP wählt. Irgendwo müssen diese Ignoranten ja frei herumlaufen.

Update: Aufruf zur Datenspende!




FYI

logfiles




Freie soziale Marktwirtschaft: Reichtum und Glück für alle!

Querschuesse: „Weiterhin dokumentieren diese Daten für Deutschland eine langanhaltende Konsumschwäche der privaten Haushalte, denn immer noch liegen die saisonbereinigten und realen Einzelhandelsumsätze um -0,6% unter dem durchschnittlichen monatlichen Niveau von 2000 und um -0.8% unter dem Niveau von 1994“.




Als ich neulich aus dem Fenster sah

heimat

Als ich neulich aus dem Fenster und die grauen Mauern gegenüber sah und das bescheidene Wetter missbilligte, fragte ich mich, warum ich nicht woanders wohne. Natürlich ist Berlin-Neukölln Rixdorf eines der interessantesten Stadtviertel, in dem man zur Zeit in Deutschland wohnen kann, und ich habe Verwandte und Freunde in Berlin. Aber möchte ich das letzte Drittel meines Lebens hier verbringen? Der Vergleich ist ein bisschen verwegen, aber Rixdorf könnte man nur toppen mit Jerusalem oder Hongkong.

Und was möchte ich sehen, wenn ich alt und klapprig bin und vielleicht 95? Immer noch Rixdorf? Ich lebe mit keiner Frau zusammen und habe keine Kinder, beide Themen sind abgehakt. Das Geld, um mich abzuseilen, habe ich im Moment auch nicht. Schnelles Internet müsste aber schon sein.

Mein Traumziel, die Karibik-Küste Kolumbiens, habe ich noch nicht aufgegeben, obwohl dieselbe (sic) Küste in Venezuela weniger stressig wäre (äh… Drogenschmuggel und so, empfehlenswert nur für erfahrene Globetrotter) und die Frauen genauso ultraschön. Aber ich mag die Kolumbianer.

Einer der schönsten Gegenden, wo ich jemals war, ist aber zweifellos der Westen Guyanas in der Nähe der brasilianischen Grenze, nicht remote access, sondern eine im Sonne des Wortes wirklich remote area. Lonely Planet schrieb:
Dutch and British colonization made an indelible mark on Guyana, leaving behind a now dilapidated colonial capital, a volatile mix of peoples and a curious political geography. The country’s natural attractions, however, are impressive, unspoiled and on a scale that dwarfs human endeavor. Guyana has immense falls, vast tropical rainforest and savanna teeming with wildlife. (…) Right now, it’s the place for independent, rugged, Indiana Jones types who don’t mind visiting a country that everybody else thinks is in Africa.

Yeah. Well said, dude.

Vermutlich würde ich aber dort bald vieles vermissen, vor allem meine Freunde, oder auch meinen jährlichen Besuch in meiner alten Heimat (vgl. unten). Wenn ich jedoch noch einen Bestseller schriebe und das Flugticket Berlin-Georgetown aus der Portokasse bezahlen könnte, dann werde ich mir das noch einmal überlegen. Oder ich müsste eine reiche, kluge und reiselustige Frau kennenlernen, die alles bezahlte.

heimat

Das obere Foto zeigt den Blick von der Manari-Ranch auf die Rupununi-Savanne in Guyana (1982). Das untere Foto zeigt den Emscherquellhof in meinem Heimatort Holzwickede im Ruhrgebiet, aufgenommen an der Kreuzung Hauptstraße/Lünschermannsweg (2012). Im Hintergrund der Hixterwald, in dem ich als kleiner Junge mit meinem Großvater oft war.




Neuer Schlüssel

public key

Ich habe mit Schrecken gesehen, dass mein Schlüssel schon fast fünf Jahre alt war, ein anderer sogar noch älter (vgl. oben). Zeit, um ihn zu erneuern. Bitte benutzt, um mir eine verschlüsselte E-mail zu schreiben, in Zukunft nur noch diesen:

burks@burks.de(0xC23A7B46)pub.asc – | ID 0x2E47F7D2 | Fingerprint: 6EAA 48C5 C7FB FBCB DA5F 0391 37D5 33B1 2E47 F7D2

public key

Ich musste mich unter Windows wieder ärgern. Nur Enigmail für Thunderbird bietet die Option („advanced“) an, 4096-Bit-Schlüssel zu erzeugen. Kleopatra und der GNU-Privacy-Assistent von GPA btw. Gpg4Win fragen nicht nach oder generieren automatisch schwächere Schlüssel. Wieder ein Argument, dass Programmierer manchmal abschrecken oder verwirren wollen anstatt den Nutzern zu erleichtern, Programme zu benutzen.

Slashdot: „The catch is that the private key needs to be fairly large to be secure: a 4,096-bit RSA key should suffice for some years.“




Internet Censorship and Control

Hal Roberts | Internet Censorship and Control (via Light Blue Touchpaper, University of Cambridge): „In the following collection, published as an open access collection here and as well in a special issue of IEEE Internet Computing, we present five peer reviewed papers on the topic of Internet censorship and control. The topics of the papers include a broad look at information controls, censorship of microblogs in China, new modes of online censorship, the balance of power in Internet governance, and control in the certificate authority model.“




Scharfschützen

Das Video, wie die Berliner Polizei einen Nackten am Neptunbrunnen erschießt, ist lehrreich. Die BZ Berlin stellt ein paar Fragen. „Später versuchen die Polizisten, so viele Kameras und Handys zu beschlagnahmen, wie sie kriegen können.“

„Es sei nicht möglich, alle Beamten zu Kampfkünstlern oder Scharfschützen auszubilden“, sagt die Deutsche Polizeigewerkschaft.

Jeder möge sich selbst ein Bild machen. Die CDU will das Video verbieten. Quod erat demonstrandum.




We have to get the money in

Der irische Independent hat die Telefonmitschnitte der Gespräche irischer Banker veröffentlicht, die sich über die staatlichen „Hilfen“ für Banken lustig machen.

So etwas könnte in Deutschland nie passieren: Deutsche Banker sind per definitionem Angehörige der Glaubensgemeinschaft Freier Markt(TM) und volkswirtschaftlich geschult seriöse Charaktere. Die soziale Marktwirtschaft ist bekanntlich sozial bis auf die Knochen.

Ich halte diese Banker für ehrlich. Sie sagen, wie es ist.




Polygon Mesh

second life

Nur mal kurz zwischendurch: Das ist eine Statue in Second Life, die mit Mesh gemacht worden ist. Das kann ich noch nicht wirklich, das fucking manual für Blender ist fast so schwer wie Mandarin, und ich habe nicht die Zeit dazu. Mehr dazu bei Wikipedia – ein nützliches Thema für Hersteller von Computerspielen.




Die Rückeroberung des Internet

Wolfgang Stieler | Technology Review: „Die Rückeroberung des Internets“, vgl. auch Heise: „Abhör-Skandal Tempora: Forscher basteln an neuer Internetstruktur“.

Die übergroße Mehrzahl aller Computer, Smartphones und Tablets ist nur über eine einzige Route mit dem Internet verbunden: ihren Internet-Provider. Genau das will die EU ändern und setzt dabei auf unabhängige „Community-Netzwerke“ (…) Weltweit arbeiten Aktivisten an selbstorganisierten Computernetzen, die in einigen europäischen Regionen eine mittlerweile beachtliche Größe erreicht haben.

Kennt jemand in Deutschland vergleichbare Initiativen? Wäre doch eine Thema für die Piraten.




Sichere Daten

sichere Daten

Das Modul 8: „Sichere Daten“ (pdf) meiner Seminarreihe „Sicher Surfen im Internet“ steht jetzt – leicht gekürzt – öffentlich zur Verfügung.




Unseren täglichen Terror gibt uns heute

Heise und Technology Review: „Die Mehrzahl aller Drohnenangriffe, die von Deutschland den USA im Kosovo in Pakistan durchgeführt werden, richtet sich nicht gegen namentlich bekannte irgendwelche Jugoslawen Terroristenführer. (…) Die Ziele von deutschen US-Drohnenangriffen sind zunehmend Milizionäre in unteren Rängen und keine Terroristenführer. Sie werden getötet, obwohl ihre Identität – Name, Rang und der Umfang ihrer Beziehung zu chinesischen Hackern |v Kinderporno-Händlern | erlebnisorierten Verfassungsschutz-Spitzeln | the bad guys zur Terroristenorganisation Al Kaida – unbekannt ist.“




How can we invest our trust in a government that spies on us?

„How can we invest our trust in a government that spies on us?“, fragt George Monbiot vom Guardian. Die Antwort, warum die Deutschen ihre Regierung lieben, findet man hier.




Tancred’s Landing, rebuilt

Tancred's landingTancred's landingTancred's landingTancred's landingTancred's landingTancred's landing

Das ist jetzt Hobby: Ich habe alles selbst gebaut, aber das zahlt niemand. Eine Modelleisenbahn würde auch zeitaufwändig sein…har har. Für die anderen Sims, die ich neulich konstruiert habe, bekam ich gestern immerhin 31.000 Lindendollar (umgerechnet 120 US Dollar).




Das grösste Problem der Spammer

spam




#StandWithWendy

Glückwünsche an Wendy Davis kann man hier senden.




Da steh‘ ich nun, ich armer Tor

Revolution

Da steh‘ ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor, und weil das Zitat aus dem „Faust“ stammt, balle ich dieselbe noch in der Tasche. Zum ersten Mal weiß ich nicht, welche Partei ich bei der Bundestagswahl wählen soll.

Es kommen eh nur die Piraten oder die „Linke“ oder etwas Absurdes in Frage, wie Sonneborns „Die Partei“ oder eine spinnerte ultralinke Politsekte, die man wählen könnte, weil man die Garantie hat, dass sie zum Glück nie etwas zu bestimmen haben wird.

Gar nicht zu wählen kommt nicht in Frage, wenn man bedenkt, wie viele Menschen gekämpft und gestorben sind, auch hierzulande, für ihr Recht zu entscheiden, wer regieren darf. Ich bin ganz konservativ und traditionsbewusst, stamme aus einer Bergarbeiter- und Bauernfamilie und sehe mich in einer historischen Linie, die mindestens bei Wolf Göftel beginnt und den ich Jugendlichen zum Beispiel als Vorbild empfehlen würde, fragten sie mich nach einem.

Wahlen im Kapitalismus sind eine komplizierte Angelegenheit. Marx war ja noch der Ansicht, das „Proletariat“ – eigentlich: diejenigen, die keine Produktionsmittel besitzen – wäre in der Lage, die herrschende Klasse mit Gewalt zu beseitigen. Das ist natürlich aus zahllosen Gründen eine Illusion und falsch: Das Kapital agiert nicht national, eine weltweite gleichzeitige Revolution, wie man sie aus Russland oder Nicaragua oder aus Wunschträumen kluger und ultraschöner Frauen kennt, ist gar nicht vorstellbar und gehört ins Reich von Fantasy-Romanen.

Demokratie ist nichts anderes als eine Art temporärer gesellschaftlicher Konsens, dass es langfristig für alle Beteiligten effektiver ist, sich nicht die Köpfe einzuschlagen. Geht es wirklich um die Macht, wird die herrschende Klasse immer zuerst diesen Konsens aufkündigen. Wer die Macht hat, nutzt die Demokratie, um die anderen zu unterdrücken; Pfaffen und andere Prediger des Aberglaubens dienen seit jeher als Helfershelfer, um das Volk ruhigzustellen und zu verblöden.

Die größte Lebenslüge Deutschlands und das offizielle Propagandamärchen ist bekanntlich, die Weimarer Republik sei an den „Extremen“ von Links und Rechts zugrunde gegangen – darauf fußt die Totalitarismus-Doktrin, die regierungsamtliche Propaganda Interpretation der deutschen Geschichte. In Wahrheit ist Hitler von den politischen Bütteln der herrschenden Klasse finanziert und benutzt worden und mitnichten kein Dämon, den die Vorsehung an die Macht gespült hat. Nur zur Erinnerung (Burks‘ Blog, 19.11.2003):

Die Deutschkonservative Partei sprach sich 1892 in ihrem neuen Tivoli-Programm (der Parteitag fand in der Berliner Tivoli-Brauerei statt) gegen den „zersetzenden jüdischen Einfluß“ und gegen die Sozialdemokratie aus. Der antisemitische Hofprediger Adolf Stoecker war der Wortführer. Stoecker gründet den „Evangelisch-sozialen Kongreß“ zur Erforschung der sozialen Frage. Ihm gehören unter anderen auch liberale Intellektuelle wie Friedrich Naumann an, auf den sich heute die F.D.P. beruft.

Die Deutschnationale Volkspartei verpflichtete sich im Parteiprogramm 1920 zum Kampf gegen die „Vorherrschaft des Judentums in Regierung und Öffentlichkeit“. Im Reichstagswahlkampf 1924 lautet einer der Parolen: „Wer nicht wählt, wird Judas Sklave, wird Frankreichs Kuli, ruft den Bolschewismus ins Land, opfert seine Kinder.“ In München ging im Februar 1920 aus der völkisch-antisemitischen Deutschen Arbeiterpartei (DAP) die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) hervor. Hitler, so formuliert Winkler treffend, „ist bekanntlich nicht durch einen Wahlsieg an die Macht gekommen.“ Bei der Reichstagswahl 1932 verlor Hitler zwei Millionen Stimmen, hatte auch keine parlamentarische Mehrheit, als er am 30. Januar 1933 zum Reichkanzler ernannt wurde. Die Mehrheit verschafften ihm die Nationalkonservativen. Und Hitlers Koalitionspartner, der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot um Franz von Papen und Alfred Hugenberg mit ihren acht Prozent Wählerstimmen sicherten der NSDAP die Macht. „Nicht der Parteiführer, aber der Reichskanzler Adolf Hitler konnte sich einer klaren Mehrheit erfreuen – dank der Nationalkonservativen.“

Revolution

Der Artikel 20 des Grundgesetzes sagt: „Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.“ Wenn das Volk sich hat aber entwaffnen lassen, wie soll der Widerstand möglich sein, wenn es in Deutschland einen „kalten Putsch“ gäbe, etwa das Verfassungsgericht mit einer Mehrheit im Bundestag entmachtet würde oder die anlasslose Totalüberwachung aller Bürger jede Form der Opposition im Keim erstickte?

Nur um mir noch mehr Freunde unter den Gutmenschen und Lichterkettenträgern und neuen Reaktionären zu machen: Ich bin ein Verehrer des US-amerikanischen Waffenrechts, das im Kern nichts anderes meint, als dass das Volk bewaffnete Milizen aufstellen darf, um gegen Tyrannei zu kämpfen. Die allgemeine Volksbewaffnung war immer eine linke Forderung und musste manchmal mit Gewalt erkämpft werden, seit mehr als 500 Jahren, und ist nur deshalb nicht mehr im öffentlichen Bewusstsein, weil die so genannte „Linke“ hierzulande ein pappnasiger feiger Papiertiger ist, der sich, wie die Medien es schon bei Interviews vormachen, die Revolution von der herrschenden Klasse vorher „autorisieren“ ließe.

Hermann L. Gremliza, der Herausgeber der konkret, schrieb:
Söhne aus gutem, wenn nicht bestem Haus, ausgebildet an berühmten Universitäten: Ernesto Guevara, Fidel Castro, Salvador Allende, die Ortegas, Patrice Lumumba oder Nelson Mandela, die allesamt für den Westen als kommunistische Terroristen galten und, bis auf Mandela, noch heute gelten. Die meisten von ihnen suchten Beistand im Westen, bis sie – nicht zuletzt am Beispiel von zwei Millionen für Freedom and Democracy ermordeten Vietnamesen – erkennen mußten, daß das Gerede von den höchsten Werten eben genau das war: Gerede summa cum laude; und lernen, daß die einzige Macht, von der sie – aus welchen Gründen auch immer – Schutz und Hilfe erwarten konnten, das Reich des Bösen war: der Realsozialismus.

Und in einem Gespräch mit Ignaz Bubis:
[Gremliza] Vor vier Jahren haben Sie mir noch gesagt: »Es gibt für mich keinen Grund, kein Deutscher sein zu wollen. Ich habe ein neues Deutschland erlebt, ein demokratisches Deutschland. Wir sind die deutschen Patrioten, wir, das andere Deutschland, die Mehrheit.« Erinnern Sie sich?
[Bubis] Ja. Ich halte die Mehrheit für demokratisch, nach wie vor. Besonders die zwei Generationen in der Demokratie Geborene, aber nicht nur diese. Ich habe auch keine Probleme mit Patriotismus, ich habe keine Probleme mit einem Nationalgefühl. Nur es darf nicht ins Völkische, ins Nationalistische übergehen.
[Gremliza] Es gibt kein deutsches Nationalgefühl ohne Antisemitismus und Rassismus.

So viel zur Demokratie und den Wahlen, die wichtig und unumgänglich sind, auch als Schule für die Nachgeborenen, zu lernen, wie man Mehrheiten schafft oder warum nicht, aber die nie die Macht- oder die Systemfrage stellen werden, jedenfalls nicht in Deutschland.

Wir waren bei der Frage, wen ich wählen soll im September. Die Piraten stehen mir am nächsten, die einzige Partei, die Freiheit über Sicherheit stellt, die die Trennung von Staat und Kirche wirklich fordert und deren drogenpolitische Thesen vernünftig sind. Die Piraten haben sich aber zur Harmlosigkeit verdammt, solange dort die Anhänger der Glaubensgemeinschaft Freier Markt(TM) frei herumlaufen dürfen und mit ihren vulgärökonomischen Fetischismen den Leuten die Köpfe verkleistern.

Die Partei „Die Linke“ ist aus denselben Gründen harmlos. Lafontaine hat offenbar noch nie eine Zeile von Karl Marx gelesen, sondern wettert stattdessen gegen das „raffende Kapital“, das er „Finanzkapital“ nennt; seine Lebensabschnittsgefährtin verehrt Ludwig Erhardt, der es immerhin geschafft hat, die affirmative Neusprech-Sprachregelung „freie soziale Marktwirtschaft“ anstatt „Kapitalismus“ in alle deutschen Köpfe zu hämmern. Und die soll ich wählen? „Wie viel muss man eigentlich essen, um angemessen kotzen zu können?“ (Urban Priol)

Bliebe noch Die Partei. Ihr Motto „Inhalte überwinden“ ist treffend, obwohl ich vermute, dass der Deutsche Journalistenverband die Urheberrechte beanspruchen könnte. Ich muss aber warnen: Meine Geduld, mich mit ignoranten Idioten herumzuplagen, ist, je älter ich werde, immer begrenzter – das habe ich auch im DJV Berlin gerade deutlich gemacht. Falls ich „Die Partei“ also wählen soll, verlange ich, dass die meine Stimme vorher kaufen. Angebote nehme ich (nur) per verschlüsselter E-Mail gern entgegen.