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Nie hätte ich gedacht, dass die Ente "Online-Durchsuchung" so viel Stoff geben und so lange lebendig bleiben würde. Spiegel Online bietet ein hübsches Stück "Experten nehmen Bundes-Trojaner auseinander". Darauf hätte man früher kommen können. Stattdessen hat nicht nur Spiegel Online unter anderem die Verschwörungstheorien einzelner Mitglieder des CCC nachgebetet. Tut mir leid, dass ich den Finger in die Wunde stecken muss, aber Spiegel Online schrieb am 06.02. diesen Jahres: "Technisch sind solche staatlichen Hackerangriffe kaum ein Problem, einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht." Ach ja? Man sollte sich dort fragen, ob man nicht schon vorher ernsthafter hätte recherchieren können.

Der neueste Clou: Angeblich soll Schäuble laut FTD die Absicht haben,. gefälschte Behörden-Mails zu verschicken, inklusive Trojaner (natürlich nur für Windows). Hier muss ich ausdrücklich eines Politiker loben: "Schleswig-Holsteins Innenminister Ralf Stegner bezweifelte am Mittwoch die technische Kompetenz des BKA." Das ist zwar nicht richtig, es hätte heißen müssen: "die technische Kompetenz derjenigen,

die für das BKA sprechen", aber der Mann hat wenigstens den Mumm auszusprechen, dass Schäuble, Ziercke und Konsorten nur dummes Zeug faseln.

Ich habe in der Nachrichtensendung von N24 auch etwas gesagt. Die Überschrift der Sendung ist sogar korrekt: "Bundes-Trojaner bereit?" - mit Fragezeichen! Ich darf aber aus sportlichen Gründen auch auf einen Artikel vom 26.08. hinweisen: "Generalbundesanwältin Monika Harms hat sich im Streit um Online-Durchsuchungen auf die Seite von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) gestellt." Mit Verlaub, die Dame hat keinen blassen Schimmer, von was sie redet.

Die nur noch komische Idee, man könnte einen Verdächtigen mit gefälschten elektronischen Postkarten von Behörden überlisten, liefert natürlich Stoff für künftigen Slapstick und Comedy pur. Ich akzeptiere übrigens grundsätzlich keine unverschlüsselten Mails, ist der Inhalt wichtig oder "amtlich". Wir leben bekanntlich im 21. Jahrhundert, das Internet gibt es schon fast drei Jahrzehnte und Pretty Good Privacy auch schon recht lang: "Phil Zimmermann schrieb die erste Version 1991. Sein Ziel war es, dass alle Bürger und insbesondere Bürgerbewegungen auch vor dem Zugriff durch Geheimdienste sicher verschlüsselte Nachrichten austauschen können

(starke Verschlüsselung)." Man sieht: Der Mann hat eine prophetische Gabe. "Trotz fehlender finanzieller Mittel, totaler Abwesenheit von bezahlten Mitarbeitern und der mangelnden allgemeinen Unterstützung und gegen den Willen der amerikanische Regierung, entwickelte sich PGP zum weltweit am weitesten verbreiteten Programm für E-mail-Verschlüsselung." Man muss noch die Ausnahme hinzufügen: Die ganze Welt nutzt heute PGP oder GnuPG. Die ganze Welt? Nein, deutsche Journalisten nicht. Die sind zu doof dazu.

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