Desaster mit Methode
Einer muss es ja tun. Heute ist Pfingstmontag, da kann ich mich einem Thema widmen, das niemanden interessiert außer einigen Vereinsmeiern und Eingeweihten. Aber einer muss die Fakten und die Wahrheit auf den Tisch legen. Ich habe mich gerade durch die Websiten des DJV, des DJV Berlin, des Vereins Berliner Journalisten, des Brandenburger Journalisten Verbands und des DJV Brandenburg gewühlt - der DJV leistet sich bekanntlich vier Landesverbände in Berlin und Brandenburg. Niemand, aber auch niemand informiert die Mitglieder des DJV bundesweit korrekt über das, was alle angeht, was die Apparatschiks mit ihren Mitgliedsgeldern anstellen, über die schon wieder verlorenen Prozesse, über die schallende juristische Ohrfeige, die das Bundesverfassungsgericht jüngst wieder dem DJV verpasst hat. Sie wollen es vertuschen und verschweigen. Aber das funktioniert im Zeitalter des Internet nicht mehr.
Die politische Kleinwetterlage ist wie folgt: Im Herbst, beim Verbandstag des DJV in Saarbrücken vom 5. bis zum 7.11. wird der Bundesvorstand neu gewählt. Dieser Vorstand hat den Ruf des DJV in den letzten Jahren ruiniert, das Vermögen des Verbands verschleudert, rund 750.000 Euro für die gescheiterten Ausschlüsse der Landesverbände in Berlin und Brandenburg verballert - und will wegen dieser außerordentlichen "Leistungen" dennoch wieder gewählt werden. So dreist muss man erst einmal sein, da könnte selbst Mayer-Vorfelder noch etwas von lernen. Dieser Bundesvorstand ist der unfähigste, den der DJV jemals gehabt hat. Als Mitglied des DJV Berlin darf ich das über den Bundesvorstand sagen: Gurkentruppe! Dilettantenstadl! Ihr seid eine Schande für den Verband!
Bis zum November soll eine Wiedervereinigung zumindest der beiden zerstrittenen Berliner Landesverbände erreicht sein. Damit will der Noch-Bundesvorsitzende dann punkten. Es gibt einen selbst ernannten "Lenkungsausschuss", der über eine Fusion verhandelt - den DJV Brandenburg aber nicht einbezieht, weil der dortige Vorsitzende Hans-Werner Conen sich erkühnt, eine andere Meinung zu haben als der opportunistische Mainstream im DJV. Karl Geibel, der Vorsitzende des DJV Baden-Württemberg, der gerne den absolutistischen Monarchen im Bonsai-Format gibt und der mit der Meinungsfreiheit auf Kriegsfuß steht, hatte vor Jahren schon vergeblich versucht, Conen auszuschließen, als der dort noch Mitglied war. Das zur Vorgeschichte des Förmchen-Weitwerfens im Vereins-Sandkasten.
Was ist jetzt geschehen? Zwei Ereignisse: Bei einer der letzten Gremiensitzungen eröffnete Thomas Mensinger, der jetzige Vorstandsvorsitzende des winzigen Brandenburger Journalisten-Verbands, er habe schon seit Jahresanfang keine Beiträge mehr an den Bundesverband abgeführt. Er werde das auch nicht tun. Der Hintergrund: Der kleine Landesverband, der sich vom DJV Brandenburg abgespalten hat, hängt nicht nur am finanziellen Tropf, sondern ist so gut wie pleite. Auch der DJV Berlin schuldet dem Bundesverband eine sechsstellige Summe, weil der 2005 nach langem Kampf abgewählte Vorsitzende Kulpok den Berliner Landesverband hat total verludern lassen und die Gelder in hohem Bogen zum Fenster hinauswarf. Dem DJV Berlin werden die abzuführenden Gelder aber gestundet; zudem muss er mitansehen, dass der DJV ihm die eigene Konkurrenz direkt vor der Nase finanziell hochpäppelt. Der Brandenburger Apparatschik Thomas Mensinger habe weiter behauptet, das bestätigten zwei Zeugen, zum Insolvenzrichter zu gehen, wenn man ihn nicht finanziell alimentiere. Das nennt man gewöhnlich Erpressung.
Zum zweiten eröffnete Mensinger, er wolle jetzt nur noch mit dem Verein Berliner Journalisten fusionieren, nicht aber mit dem DJV Berlin. Das war ein glatter Wortbruch nach dem Motto "was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?". Seitdem ist der "Lenkungsausschuss" aus DJV Berlin, Verein Berliner Journalisten und Brandenburger Journalisten-Verband natürlich nur noch eine Farce. Es geht jetzt vornehmlich darum, wer den Schwarzen Peter bekommt.
Auch der Verein Berliner Journalisten will gar nicht mit dem Original DJV Berlin wiedervereint werden. Dann verlören ja einige der aufgeblasenen Apparatschiks oder Wendehälse wie Justin Westhoff ihre wichtige Ehrenämter oder hätten nicht mehr so viel herumzutönen. PR für die Pharma-Industrie ist auch nicht das, was man als Beispiel für das journalistische Ethos hervorzeigen kann.
Der DJV Berlin wird also, wenn nicht noch ein Wunder geschieht oder der Heilige Vereinsgeist über den Abteilungsleiter Gerhard Kothy in Gestalt einer erleuchtenden und vorgebratenen Brieftaube kommt und diesem eine andere Beschlusslage als das Sektierertum einimpft, den steinigen Weg zu einem effektiven journalistischen Berufsverband in Berlin allein gehen - oder sich andere Verbündete suchen müssen. Junge Kolleginnen und Kollegen, die mitmachen wollen, gibt es genug.
Es wird vorerst keine Fusion geben - und das Geld wird wieder entscheiden. Man kann nur hoffen, dass die anderen Landesverbände des DJV, die zur Zeit Geld zuschießen statt zu nehmen, sich den Unfug nicht länger ansehen und die uneinsichtigen Verantwortlichen in die Wüste schicken. Konken muss abtreten. Wer könnte ihn ersetzen? Ich hoffe auf meine alte Heimat Nordrhein-Westfalen. Frauen vor! Ulrike Kaiser, übernehmen Sie!
(1) Geibel ist auch nicht mehr bei der Leonberger Kreiszeitung, obwohl das der DJV Baden-Württemberg auf seiner Website behauptet. Macht nix. Der Vorsitzende des DJV-Bundesverbands, Michael Konken nennt sich auch "Dozent", war aber nur "Stadtmarketing-Berater", also kein Journalist im strengen Sinn. Und seine private Website michael-konken.de ist auch nicht mehr auf ihn angemeldet, sondern steht zum Verkauf. Wie H.U. Sarenstreich, der investigative Reporter von spiggel.de, aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen erfuhr, hat Hans-Werner Conen schon einen Betrag für die Domain geboten, der über dem Minimum liegt. Man kann also erwarten, dass jeder, der in Kürze nach dem Vorsitzenden des DJV sucht, auf den Stadl oder sonstwohin weitergeleitet wird. |