Zuerst die gute Nachricht: Der Berliner Presseball, veranstaltet von der DJV Berlin Sozialfonds GmbH, war eine ganz nette Party und befindet sich im gefühlten gesellschaftlichen Aufwind. Was man in Berlin als "Gesellschaft" bezeichnet: Ein paar prominente Griechen wurden gesehen, der unvermeidliche Walter Momper, Lore Maria Peschel-Gutzeit, Friedbert Pflüger, Hans Wall, "das Diepchen" (Wolfgang Neuss), Monika Griefahn, die amtierende Miss Germany, umringt von lechzenden Fotografen, und ein paar Sternchen, die man nur kennt, wenn man Daily Soap und Nachmittagsfernsehen schaut (was auf den Autor dieser unmaßgeblichen Zeilen nicht zutrifft). Auch Rolf Eden war da ("Solange die Frau macht, was ich will, kann sie so emanzipiert sein, wie sie möchte.") Gebucht hatte er als Begleitung Loulou von Brochwitz - vielleicht ist die Dame auch freiwillig mitgekommen. Vermisst wurden vor allem Angela Merkel, Dolly Buster und Gerhard Kothy. Das bekannte West-Berliner Niveau also - aus völkerkundlicher Sicht recht lustig und nicht so langweilig wie der Bundespresseball. Das Presseecho variiert von "Ausgesprochen ausgelassen - Der Berliner Presseball gilt als glamourfrei. Da feiert es sich hervorragend" (Der Tagesspiegel) bis zu "Ein Ball im freien Fall - Früher kamen Weltstars, jetzt war's peinlich" (Berliner Kurier).
Klicken Sie auf ein Bild, um die Fotostrecke zu starten (10 Bilder). (In Originalgröße nur für registrierte Nutzer des Forums. Username und Passwort finden Sie - wie gewohnt - hier.) Und nun die schlechte Nachricht. Im Impressum des Pressealmanachs sieht der erstaunte Leser, dass der gestürzte Vorsitzende des DJV Berlin, Herr K., eben diesen Almanach redaktionell betreut hat. Das Märchen, das habe die Agentur zu verantworten, glaubt natürlich niemand. Herr K. hat in den letzten Jahren die Mitgliedsgelder in hohem Bogen zum Fenster hinausgeworfen und - nicht zuletzt durch horrende Defizite beim Presseball - ein finanzielles Desaster ohnegleichen angerichtet, das den Berliner Journalistenverband fast in den kompletten Ruin geführt hätte.
Der jetzige Vorstand hat zwar eine Untersuchungskommission eingerichtet, von der ist aber noch nicht viel zu zu hören. Ohnehin ist die Hälfte des Vorstands im DJV Berlin ein Totalausfall (auch der Schatzmeister). Man bildet sich werweißwas auf das Ehrenamt ein, aber legt die Hände in den Schoß. Nur wenn auf einer Mitgliederversammlung ein Amt zu vergeben ist, dann schnellen alle Finger in die Höhe. Aber das ist bekanntlich in allen Vereinen so. Man muss froh sein, dass es in diesem Fall nur die Hälfte ist.
Was sagt uns das jetzt? Einige lernen es offenbar nie. Sie merken nicht, was die Stunde geschlagen hat. Jungen Kolleginnen und Kollegen, die in den DJV in Berlin eintreten wollen, kann man jetzt wieder sagen: Herr K. hat die Gelder zwar verbrannt und den Verband gespalten, aber die meisten der Mitglieder schleimen ihn an, wenn er gewohnt leutselig um sie herumscharwenzelt, als sei nichts geschehen. Und Aufträge kriegt er weiterhin zugeschustert - und ausgerechnet für just den Presseball, den er heruntergewirtschaftet hatte. Man macht also den Bock zum Gärtner. Ganz entzückend.
Wer das zu verantworten hatte, besitzt kein Gespür für Anstand und Moral, kein Schamgefühl und nicht den geringsten Instinkt für Öffentlichkeitsarbeit und gute Public Relations, die der Verein dringend nötig hat. Man kann sich jetzt gut vorstellen, warum es überall so schwer ist, die Vergangenheit aufzuarbeiten, wenn es noch nicht einmal die Journalisten können. Aber mit Verlaub: Ich habe es mir so gedacht. Filz kann man nicht entfilzen, sondern nur abfackeln oder in die Tonne treten. Das Motto lautet also: Herr K. und auch andere Herrschaften, der Kampf geht weiter! |