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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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BeitragVerfasst am: 09.07.2006, 02:27 Antworten mit ZitatNach oben

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Zen oder die Kunst des Bloggens
Ticket nach TokioLiebe wohlwollende Leserin, lieber geneigter Leser, sie kennen das: Jeder Mensch, der etwas von Kultur versteht und nicht verblödet ist, hat eines oder mehrere Bücher, nach deren Lektüre die Welt ganz anders aussieht als vorher. Diese Werke liest man immer wieder, über Jahrzehnte, und sie werden nie langweilg. Darüber könnte ich jetzt ausführlich plaudern.

Wir beschränken uns heute aber auf eines dieser Exemplare: Ticket nach Tokio von Janwillem van de Wetering, erschienen 1976, laut buchrezension.org "ein seltenes und hochkarätiges Juwel auf dem Krimimarkt". Ja, sehr wahr. Janwillem van de Weterings Biografie sagt eigentlich schon genug aus: Wer 18 Monate in einem Zen-Kloster verbracht hat, ist nachher ein anderer Mensch.

Mein Exemplar ist schon so zerfleddert, dass ich fürchten muss, es bald in einzelnen Blättern in der Hand zu halten. Gestern und heute habe ich es wieder gelesen und parallel dazu per Google nach Details gesucht. In einer Szene geht es um sehr wertvolle Bildrollen aus dem 13 Jahrhundert. Die habe ich wiedergefunden: Eines zeigt einen Zen-Meister und einen Tiger (vgl. Bild unten), mit dem anderen Portrait meint van de Wetering vermutlich Wuzhun Shifan (vgl. Bild links).

Vielleicht wissen einige der interessierten Leserinnen und neugierigen Leser nicht, dass ich mich einige Zeit, vor rund zwanzig Jahren, intensiv mit Zen beschäftigt und das auch praktiziertWuzhun Shifan habe, in der Version Rinzai, ohne den religiösen Schnickschnack. Gegen Letzeres bis ich selbstredend imprägniert.

Ich hatte einen guten und weltberühmten Lehrer: Hugo Makibi Enomiya-Lassalle. Die Langversion seiner Biografie unterschlägt, dass Enomiya-Lasalle ein paar Ketzerprozesse erfolgreich überstanden hat, die ihm die Katholen, zu denen er gehörte, angehängt hatten. Das machte ihn mir damals gleich sympathisch. Leider habe ich ihn nur eine Woche live erlebt, da war er schon 89. Aber er hat mich, wie es sich für einen Zen-Meister gehört, mit wenigen Worten total durchgeschüttelt und aus dem Gleichgewicht gebracht. Der Zen-Meister war eine der beeindruckenste Persönlichkeiten, denen der ich in meinem Leben begegnet bin, obwohl wir nur rund fünfzehn Minuten unter vier Augen miteinander geredet haben. (vgl. Punkt 6 - ich kann das bestätigen.) Diese Viertelstunde war ein ganzes Jahr wert. "Im Mumonkan, dem Zen - Klassiker, wird geraten: 'wenn du mit Menschen sprichst, erzähle ihnen nur dreiviertel", den Rest müssen sie selber finden.'"

Leider sind die meisten Organisationen in Deutschland, die Zen praktizieren, von religiösen und esoterischen Spinnern durchsetzt, denen ich nicht zutraue, die Ideen des Zen auch nur im Ansatz zu verstehen. Alle wollen "erleuchtet" werden, und das möglichst schnell. So funktioniert das nicht, und ob man so etwas erlebt, das man als Satori bezeichnen könnte, ist völlig wurscht. Aber wer Zen beginnt, den verfolgt es das ganze Leben, auch wenn man die Angelegenheit zwischendurch aus den Augen verliert.
Zwei Patriarchen
Zen ist keine Religion, sondern eine Haltung. Mehr kann man dazu nicht sagen. Man muss nicht enthaltsam sein, man darf saufen und herumhuren, Fleisch essen und andere Dinge tun, vor denen das üblich treudoofe deutsche Esoterik-Publikum scheut, man kann selbstredend auch die Verehrung höherer und niedriger Wesen unterlassen.

Das beste Buch über Zen ist meiner Meinung nach Ticket nach Tokio, obwohl es dort gar nicht direkt darum geht. Die Informationen werden unterhaltsam eingetreut. Wer aber nicht in der Lage ist, aufmerksam zwischen den Zeilen zu lesen, der kapiert gar nichts.
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BURKS ONLINE 09.07.2006
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