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Zugegeben: Trotz seines markanten Namens kannte ich den Herrn Jens Bullerjahn noch nicht und konnte ihn nicht sofort richtig einordnen. Auch nicht seinen doch rührend niedlichen Versuch, so etwas wie ein Blog ("Tagebuch") online zu stellen. Dem Inschenör Bullerjahn ist nichts zu schwör: Er möchte gleich das ganze Beitrittsgebiet reorganisieren. Nur noch zwei Bundesländer sollen es sein.

Der MDR, der natürlich zuständig ist, berichtet: "Sein Ziel sei es, dass Sachsen-Anhalt und Thüringen und Sachsen durch immer bessere Zusammenarbeit zu einem großen Bundesland Mitteldeutschland heranwachsen. Dann hätte man 2020 acht Millionen Einwohner, eine erstklassig aufgestellte Wirtschaft und könne eine weltweit anerkannte Universität schaffen."

Da wird doch der Broiler in der Pfanne verrückt! So was von einem Ossi. Aber eigentlich wundert es nicht: Es ist nur ein kurzer gedanklicher Weg von der LPG über das Zentralkomitee zum Zentralbundesland Ost. Prozessautomatisierte Politikproduktionsgenossenschaft Mitteldeutschland. Wieso eigentlich Mitteldeutschland? Bullerjahn

Wo wohnen dann die Ossis, wenn die östlichsten Bundesländer zur Mitte definiert werden? Sind die Sorben dann die neuen Ossis? Oder soll Schlesien wieder unser werden, damit wir endlich einen richtigen Osten haben?

So größenwahnsinnig sind normalerweise nur Berliner. Ich stelle eine andere Diagnose: Das ist schon das Sommerloch. Dann kommen immer irgendwelche Hinterbänkler in die Medien, die sonst nichts zu sagen haben, aber um so abstrusere Vorschläge machen: Die regionalen Autokennzeichen abschaffen und durch willkürliche Kombinationen von Buchstaben und Zahlen ersetzten, TV-Gebühren im Sommerloch senken, medizinische Zwangsuntersuchungen für Zuwanderer und Ähnliches.

Aber man sollte das Gute im Menschen sehen. Vielleicht sollte man Bullerjahns Vorschlag noch radikaler umsetzen. Wir brauchen im Osten nur ein Bundesland, Berlin zählt nicht. Im Westen brauchen wir nur zwei, alle bisherigen zusammen - und die Bayern natürlich separat. Schönbohm schicken wir auch nach Bayern ins Exil - und alle anderen Braunen gleich mit. Brandenburg wäre dann entvölkert und könnte von der Landkarte verschwinden. Kiefern und Sand braucht eh niemand. Noch mal zum Mitschreiben: Ein Bundesland für die Ossis, eines für die Wessis, und eins für die Bayern - und Berlin müsste so exterritorial sein, ähnlich wie manche das mit Jerusalem machen wollen. Eine Klagemauer haben wir hier ja schon - oder zumindest den Rest davon.

Die drei Landeshauptstädte wären Frankfurt/Main für Westdeutschland, München für Bayern und natürlich Frankfurt/Oder für Bullerjahn

Mitteldeutschland. Das könnten sich die Ausländer gut merken, obwohl eine gewisse Verwechslungsgefahr bestünde. Aber Frankfurt/Oder wäre eine echt mitteldeutsche Stadt - und die Polen wüssten dann schon, was auf sie zukommt.

Aber bevor Brüssel uns das Generalgouvernement wieder zuspricht, müssten wir noch den Russen Ostpreußen abkaufen. Das wäre dann das vierte Bundesland und das echte Ostdeutschland. Haupstadt: Memel. Die Litauer sind ja vernünftige Leute und werden mit sich reden lassen. Wir schicken einfach Jens Bullerjahn hin, der wird das deutsche Anliegen schon überzeugend rüberbringen, als quasi automatisierten Prozess - im Zuge der europäischen Einigung.
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Dem investigativen Fotoreporter von spiggel.de, H.U. Sarenstreich, gelang es, von den Bestrebungen, die Bundesländer Mittel- und Ostdeutschland neu zu errichten, exklusive Fotos zu machen. Oben: Jens Bullerjahn (SPD) auf dem 1. ostdeutschen Parteitag der SPD in Memel. Mitte: Aus Solidarität haben sich Jens Bullerjahn und die Chefs der Betriebskampfgruppen des Bundeslands Mitteldeutschland rote Halstücher umgebunden. Unten: Gründung des Bundeslandes Mitteldeutschland in Frankfurt/Oder-Ost, früher auch unter "Slubice" bekannt.

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