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Lem hat das Thema in einer düsteren, kafkaesken und kaum bekannten Kurzgeschichte variiert: In "Die Maske", 1974 erschienen, verwandelt sich der Ich-Erzähler von einer Frau, die bewusstlos erwacht, langsam in ein Insekt, das als androider Kampfroboter seinen Herrn vernichten will, ohne zu wissen, wer die Befehle dazu gegeben hat. Ein Ich, das sich nicht an sich selbst erinnern kann - wie die Heldin in "Solaris": Das ist eine existenzialistische Aussage, die den Menschen zwingt, Moral und die Maximen seines Handelns nicht in allgemeinen Normen und Geboten zu suchen, sondern nur in sich selbst - und die volle Verantwortung für die Folgen des Handelns zu übernehmen. Lem ist derjenige, der bei allem, was die Zukunft bringen könnte, den Beipackzettel schreibt: Bedenke die Risiken und Nebenwirkungen.
Bei aller visionärer Kraft des polnischen Autors, trotz seiner technikkritischen Hypothesen, die heute noch die richtigen Fragen formulieren, trotz seines wissenschaftlichen Anspruchs, der Lem turmhoch über die meisten seiner Kollegen des Genres erhebt: Bei der Liebe hat Lem versagt. Die etwas altväterliche Attitude, was die (fehlende) Rolle der Frau im Weltraum angeht, spiegelt sich heiter wider in einer Wortwahl für Dinge, die wir gemeinhin in der englischen Form kennen: Der Astronaut ist bei Lem Kosmonaut, der Raumanzug ein Skaphander, und die Frau bleibt zu Hause, während die Herren ferne Welten entdecken.
Lem meinte es ernst: Er wollte über die Zukunft der Welt erzählen und gab sich nicht nur mit der anarchistischen Parodie der "Sterntagebücher" zufrieden. Seine Essays sind manchmal durchtränkt von einem schulmeisterhaften Ton, der seine frühen Romane arg zähflüssig erschienen ließen. Seine ironische Attitude, die sich jeder totalitären Sicht der technischen und allzumenschlichen Dinge entzog, verhinderte eine allzu angestrengte pädagogische Aussage. "Die vollkommene Leere" prognostiert die Wissenschaft der Zukunft, erfindet gleich das Rad neu, indem sie eine fiktive Meta-Literatur beschreibt – die in die Literaturgeschichte eingegangenen Besprechungen von Büchern, die in der Zukunft erschienen sind. Lem wäre nicht Lem gewesen, wenn er nicht noch einen Kobolz mehr schlagen und sich nicht zusätzlich - fiktiv - selbst verreißen würde.
Die Science-Fiktion-Literatur teilt sich mit dem Historischen Roman ein Dilemma; Jene kann die Zukunft genausowenig schildern wie diese die Vergangenheit. Kurt Tucholsky schrieb: "Jeder historische Roman vermittelt ein ausgezeichnetes Bild von der Epoche des Verfassers." Das gilt auch für das Genre Science-Fiction. Lem hat mehrfach zugegeben, dass ihm einige seiner Geschichten und deren vermeintliche Aussage rätselhaft geblieben seien. Große Literatur ist immer doppelbödig. Daher kann sich Lem, obwohl er die vom ihm selbst gestellten elementaren Fragen nicht beantwortet, versöhnliche Gesten leisten. Der Kosmonaut Kris Kelvin kann in "Solaris" das von ihm Verschiedene nicht verstehen - und dennoch oder vielleicht gerade deswegen fühlt er sich von ihm angezogen. Der Planet ist seine unglückliche Liebe. "Auf welche Erfüllungen, welchen Spott, welche Qualen war ich noch gefasst! Lem hat in seinem autobiografischen Roman "Das Hohe Schloss" geantwortet: "Die unglückliche Liebe wurde nach und nach meine Spezialität." Aber auf einem Niveau, das zeitlos anregend ist.
Dieser Artikel erschien am 28.03.2005 gekürzt im Berliner Tagesspiegel.
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