GASTARBEIT AM BOSPORUS

Jungle goes Bosporus

Von Burkhard Schröder

Dieses Blog besteht aus zwei Teilen: Das, was ich berichten sollte und das, was ich berichte. Es ist 01.03 Uhr, und im Hintergrund spielt irgendeine melodische afrikanische Musik (der Rhythmus, wo jeder mitmuss). Der Rhythmus ist wichtig, weil es beim Thema Türkei immer Raki gibt. So auch hier, und sogar gratis. Das führt dazu, dass medienpolitische Statements über die europäische Komponente und womöglich medienmetatheroretische Äußerungen über die Frage, ob die Türken nun dazugehören und wenn ja, warum nicht und umgekehrt, in Gefahr geraten, in linguistisch-grammatikalischen Wirrwarr auszuarten, weil die Synapsen auf Grund der Wirkung psychothropher flüssiger Substanzen immer andersherum schalten als man will.

Wo waren wir noch mal gleich stehen geblieben? Raki. Ich erinnere mich schwach. Es ging um folgendes Zitat: "Jungle World in der Türkei. Wir fahren an den Bosporus. Am 14. September kommt die Sonderausgabe der Jungle World aus der Türkei. In diesem Jahr wird die Redaktion ihr mobiles Büro vom 29. August bis zum 12. September in Istanbul einrichten. Dort wird die siebte Auslandsausgabe der Jungle World produziert. In dieser Nummer wird die Türkei im Ressort Inland behandelt, während die dann stattfindenden Bundestagswahlen ein Thema für das Ressort International sein werden.

'Ters Yön: Gastarbeit am Bosporus' geht den umgekehrten Weg, den türkische Arbeitsemigranten gingen. Wir beschäftigen uns mit den europäischen Aussichten der Türkei und den türkischen Aussichten der Europäischen Union, mit der Situation von Frauen, mit kulturellen Minderheiten, mit der Bedeutung des Islam und dem Konflikt zwischen Religion und Laizismus und der Funktion von Pop- und Subkultur bei der Modernisierung der türkischen Gesellschaft.

Warum will ausgerechnet Herr Erdogan die Türkei fit für Europa machen? Wieso ist Tarkan ein Popstar? Lebt denn der alte Öcalan noch? Und wie kommt Christoph Daum dort an das weiße Pulver? Im Jahr der Aufnahme von Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei werden wir unseren Leserinnen und Lesern das Land vorstellen, das auch im deutschen Wahlkampf für Streit sorgen wird."

Die geneigten Stammleseinnen und wohlwollenden Blogs werden medienkompetent merken, dass ich heute faul bin und eigentlich nur Schleichwerbung für eine gewohnt linksexstremistische Zeitschrift mache, die fast so gut ist wie die, bei der ich selbst die Ehre habe, als Chefredakteur und primus inter pares dem Leservolke zu dienen.

Bei der Jungle World gab es heute türkischen Essen und die dazu passenden Getränke, und ich hatte die Gelegenheit, mehrere AutorInnen zu werben und mindestens eine äußerst attraktive junge Dame kennenzulernen und die Telefonnummern und E-Mail-Adressen auszutauschen.

Also dieser Raki ist wirklich gefährlich, falls ich das bis jetzt noch nicht angemerkt haben sollte. Ältere türkische Männer versicherten mir, man tränke (trönke? trünke?) ihn mit Wasser und Eis, was ich auch tat, was aber dem Alkoholspiegel und -pegel an sich keinen Abbruch tat bzw. was sowieso (türkische) wurscht war, weil dieser Raki... aber wir schweifen ab.

Wir waren bei der Medienpolitik. Bzw. bei der Frage, was den surfenden Rezipienten heute mitzuteilen wäre. Dass die Linken alias die Guten die Besseren sind, weil sie die hübscheren Frauen haben? Und die sexyeren (welch ein Wort!) Medien? Das ohnehin.

Man könnte das Thema dieses medienpolitischen Blogs auch in der philosophisch tiefschürfenden Sentenz zusammenfassen, dass ich mich auf der Fete der Jungle World am türkisch-kalten Buffet und bei den anschließenden sozialen Geräuschen - in Kombination mit ebensolchen geistigen Getränken - prächtig amüsiert habe und dass mir sonst nichts einfällt. Außerdem muss ich heute (!) schon um acht Uhr aufstehen....