Die Blumen und das Unkraut (wo war noch gleich der Unterschied?) auf meinem Balkon blühen vor sich hin. S'ist Frühling (oder ist schon Sommer?). Ich blogge gerade, falls das jemand noch nicht gemerkt hat. Die hier geschilderten Ereignisse stehen also in einem so zufälligem Zusammenhang wie die Frauen, denen man in seinem Leben begegnet (also in gar keinem).

Wenn ich in die Redaktion radele, fahre ich durch Seitenstraßen und über Wege, die noch nie ein Tourist zuvor gesehen hat. Oder kaum einer. Da ist zum Beispiel das Tommy-Weißbecker-Haus, ein ästhetischen Kleinod in der Betonwüste. Für Geschichtsbewusste:

"1973 werden in einem besetzten Haus im Wedding das Jugendzentrum Putte und in Kreuzberg das Wohnkollektiv Thomas-Weißbecker-Haus gegründet. Auch hier war der Namensgeber ein im Zuge der Fahndung nach RAF-Mitgliedern von der Polizei erschossener Kommunarde. Das Haus war von Anfang an ein Anlaufpunkt für Treber. Für die offizielle Presse und Politik war es ein 'Terroristennest', das immer wieder von der Polizei heimgesucht wurde. Nach der Lorenz-Entführung 1975 nahm die Polizei Rache und machte bei einer Razzia mehrere Wohnungen im Haus unbewohnbar.

Doch die anhaltenden Treberproteste setzten den Berliner Senat auch unter Druck. Es kam zu Liberalisierungen in den Heimen und zur Akzeptanz betreuter Wohngemeinschaften. Anfang der 80er Jahre - mittlerweile sorgte eine neue Welle von Instandbesetzungen für Druck - wurden das Georg-von-Rauch-Haus und das Thomas-Weißbecker-Haus als Jugendwohngemeinschaften anerkannt. Die in den Projekten lebenden Treber konnten sich dort legal anmelden. Der Räumungsdruck war zwar weg, doch der alltägliche Kleinkrieg mit den Behörden geht bis heute weiter." Das musste mal hier gesagt werden, zumal ich vor vielen Jahren für diese Jugendzentren und zum Beispiel gegen die Räumung der Putte demonstriert . Das sollten die Nachgeborenen wissen. Schon, das es das Haus und seine Wandmalereien noch gibt.

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By the way; haben Sie, angebetete Stammleserin und verehrter Stammleser, schon einmal mit Adobe Indesign gearbeitet? Anders gefragt: Haben sie schon einmal einen 40-Tonner-Lastwagen im Bausatz gekauft und selbst zusammengebaut? Will sagen: das so genannte fucking manual ist so umfangreich wie die Encyclopædia Britannica. Und das Programm ist so einfach zu bedienen wie ein Bagger im Braunkohle-Tagebau. Aber ich habe nur ein bisschen damit herumgefummelt und Korrektur gelesen.

Ach ja. Ich bin beim Radeln noch an der Kirche gegenüber dem Außenministierum vorbeigekommen. Auf die Schnelle, wie man salopp sagt, habe ich nicht herausgefunden, wie die heißt. Auch auf der Websiteder Australian National University mit zahllosen Abbildungen deutscher Sakralbauten taucht die nicht auf.

Aber ein Sonnenuntergang mit Blick auf den Dom und auf die goldene Kuppel der Synagoge - das hat was. Da hält man kurz an, steigt vom Rad, nickt leutselig den anderen Gringos zu, die ebenfalls fotografieren und drückt auf den Auslöser. Und alle blicken mild in den Abend hinein.

BURKS ONLINE 14.06.2005
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