Auf spiggel.de gibt es eine Weltpremiere: das Werk des deutschen Konquistadors Nikolaus Federmann online und im Volltext. Das Buch ist 1557 erschienen. Wie auch bei den Werken Karl Mays besitzt niemand die Urheberrechte. Federmanns Werk ist einer der wenigen Augenzeugenberichte der Eroberung Südamerikas in deutscher Sprache - eine wissenschaftliche Edition fehlt bisher.
Der Originaltitel: Indianische Historia. Ein schöne kurtzweilge Historia Niclaus Federmanns des Jüngern von Ulm erster raise so er von hispaniam und Andalosia ausz in Indias des Occeanischen Mörs gethan hat und was ihm allda begegnet bis auff sein wiederkunfft inn Hispaniam auffs kurtzest beschriben, gantz lustig zu lesen. Getruckt zua Hagenaw bei Sigmund Bund 1557.
Für meinen Roman Die Konquistadoren habe ich das Buch als Quelle benutzt. Federmanns unglaubliche und abenteuerliche Erzählung beginnt 1529, einige Jahre bevor Georg Hohermuth von Speyer, einer der Helden meines Romans, zu seinem dreijährigen Zug vom Norden Venezuelas bis in den Süden Kolumbiens aufbrach - ohne das sagenhafte Goldland "El Dorado" aber zu finden.
Nikolaus Federmann wurde um 1505 in Ulm geboren. Im Dienst des Welser-Konzerns in Augsburg reiste er 1529 nach Coro im Nordwesten Venezuelas. Der dortige Gouverneur Ambrosius Dalfinger (auch: Alfinger). der spätere Gründer der heutigen Millionenstadt Maracaibo, ernannte ihn zu seinem Stellvertreter. Gegen alle Befehle unternahm Federmann 1530/31 einen Eroberungszug (span.: entrada) nach Süden bis fast zum Orinoco. Sein Bericht ist eine der wenigen europäischen Quellen für diese Region, bis Alexander von Humboldt um 1800 Venezuela erkundete.
Nach seiner Entrada kehrte Federmann nach Augsburg zurück und wurde dort wegen seiner Eigenmächtigkeit heftig angegriffen. Dennoch ernannte man ihn zum Gouverneur - Dalfinger war inzwischen an einem vergifteten indianischen Pfeil gestorben. Ab 1535 zog Federmann noch einmal von Coro aus in den Süden - auf der Suche nach dem legendären El Dorado. 1537 fand er als einziger der zahlreichen deutschen Konquistadoren den Pass, der von der kolumbianischen Tiefebene über die Kordillere ins Hochland führt. Dort kam es zu einem zufälligen Treffen dreier Gruppen von Konquistadoren: Gonzalo Jiménez de Quesada, der Tunja, den Hauptort der Muisca (auch: Chibcha), erobert hatte, Sebastián de Belalcazár, der Gouverneur von Quito (heute Hauptstadt von Ecuador) und Federmann gründeten zusammen Santa Fe de Bogotá, die heutige Hauptstadt Kolumbiens.
Ohne seine Auftrggeber zu informieren, verließ Nikolaus Federmann Bogota in Richtung Cartagena, um sich für den Gouverneurs-Posten des "entdeckten" Gebiets Neu Granada zu bewerben. Die Welser intervenierten jedoch bei der spanischen Krone und erreichten, dass Federmann verhaftet und nach Spanien geschafft wurde. Er starb am 22. oder 23. Februar 1542 im Gefängnis von Valladolid.
Sein Schwager, der Ulmer Hans Kiffhaber, ließ Federmanns Erinnerungen 15 Jahre später publizieren. Die mir vorliegende Edition stammt aus dem 19. Jahrhundert. Das Buch umfasst ca. 160 Seiten.
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