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Verfasst am:
06.10.2004, 23:25 |
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| [NETZ]KULTUR | | Aktuell | 07. Oktober 2004 |
| | | PIGOR SINGT UND EICHHORN MUSS BEGELEITEN Die SS der KleinkunstVon Burkhard Schröder |
Das Angebot nimmt man gern an: "Alles für schreibfaule Journalisten und Veranstalter, die sich einen Pressetext aus den Fingern saugen müssen." Die geneigten Leserinnen und wohlwollenden Leser werden erstaunt sein, dass heute das Motto dieses kleinen Familien-
Forums grob missachtet wird. Heute wird niemand umgebracht, sondern gelobt. Ich war, in angenehmer weiblicher Begleitung, im Theater: "Pigor singt, und Eichhorn muss begleiten." In der Bar jeder Vernunft in Berlin-Wilmersdorf.
Es gibt also doch deutsches Kabarett, das ausgetretene Bahnen und den üblichen Comedy-Klamauk vermeidet und nicht versucht, das unterste denkbare Niveau noch zu untertreffen. Karl Herrmann vom TIP schreibt: "Deutschlands bester und intelligentester Komiker - und wer das nicht kapiert, hat auch keine Ahnung von dem Sinn des Seins." Und da ich meinem Chef nicht widersprechen will: so sei und ist es.
Intelligenter Nonsens, den man von Harald Schmidt, aber nicht von Anke Pampelmus kennt: "Kleine dicke Fraun, die dir ihre Taschen ans Schienbein haun, kleine dicke Fraun, die nicht nach links und nicht nach rechts schaun. Man tritt einen Schritt zurück aus einem anachronistischen Kavaliersreflex. Doch die kleinen dicke Fraun agieren mit rücksichtslosen Bodychecks. Kleine dicke Fraun Rennen einfach in dich rein."
Der Brüller ist jedoch der Heidegger-Song. Wenn man Heidegger im Orignal gelesen hat, ist so ziemlich das Letzte, was man sich vorstellen kann, ein Chanson über das So- und Dasein. Als wollte man das Fermatsche Theorem als Choral singen. "Alles Sosein dieses Seienden ist primär Sein, daher drückt das Wort Dasein Nicht sein Was aus wie Tisch oder Stein (nein nein) Sondern sein Sein Sondern sein Sein. [Live: "Und jetzt alle!"] Da hat der hat der hat der Heidegger wiedama recht, da hat der, da hat der Heidegger wiedama recht."
Und jetzt zu etwas ganz Anderem: Politik. Die FAZ: "...ein Pigor-Lied zum Thema NS-Vergleiche gibt mehr Aufschluß über die Befindlichkeiten in unserer Gesellschaft als mancher Untersuchungsausschuß der Politik." Wohl wahr. Wie das? Alle NS-Vergleiche deutscher Politiker in rasend schnellem Rap-Rhythmus, gesungen und zitiert - man man weiß nicht, ob einem schlecht werden oder ob man sich totlachen soll. "Wir sind die SS der Kleinkunst" singt Pigor fröhlich, und das Publikum scheint froh, dass es jetzt lachen darf und dass ihm jemand die Erlaubnis dazu gegeben hat: Ein deutsches Publikum eben.
Vielleicht bringt diese Methode die Verhältnisse mehr zum Tanzen als die weihevollen und gut gemeinten Textbausteine "gegen rechts", wenn man eine Presseerklärung der Schlapphüte vertonte, die vor den Bösen warnt, mahnt und zum x-ten Mal ihre "Sorge" herausposaunt und in Wahrheit nur PR des Verfassungsschutzes ist. Und unterlegt mit Mozart oder einer Bachschen Fuge.
Ach ja: hingehen, wenn Pigor singt und Eichhorn begleiten muss!
Während Pigor sang, durfte man nicht fotografieren, deshalb nur Pausenfotos.
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