WIRTSCHAFT | | Aktuell | 29.02.2004 |
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| | WICHTIGE ARTIKEL ZUM THEMA CARGOLIFTER | | Märkische Allgemeine | | Tropenpark-Planer verunsichert, 01.03.2004 | | Lausitzer Rundschau | | Verärgerung bei Tropical - Investoren fühlen sich in Brandenburg nicht willkommen, 24.02.2004 | | Berliner Zeitung | | Sorge um den Regenwald bei Cargolifter - Zweifel an wirtschaftlichem Erfolg des Konzepts, 20.02.2004 | | Tagesspiegel | | Der Dschungel muss noch warten, 23.02.2004 | | BerliNews | | CargoLifter: Auktion beendet, 19.10.2003 | | T_Online | | Cargolifter kommt unter den Hammer, 06.10.2003 | | TAZ | | Dschungel in Brandenburg, 24.07.2003 | | Berliner Morgenpost | | "Perspektive für die Region" - Interview mit dem Insolvenzverwalter Prof. Mönning, 13.07.2003 | | Financial Times | | Tanjong kauft Cargolifter-Halle für ein Viertel der Baukosten, 11.07.2003 | | Financial Times | | Cargolifter: Gericht entmachtet Vorstand, 20.06.2002 |
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DOSSIER CARGOLIFTER 1 Im Brandenburger DschungelVon Burkhard Schröder |
Das Land Brandenburg ist weithin bekannt für sparsames Haushalten, für sinnvolle Investitionen, blühende Landschaften, kompetente Provinzpolitiker und investigative Rechercheure. Nur Berufsnörgler mäkeln an unschönen Details herum. Der Cargolifter-Konkurs, die Pleiten der Chipfabrik und des Lausitzrings und das 259-Millionen-Desaster der Landesentwicklungsgesellschaft seien kein Ruhmesblatt für die jeweils Verantwortlichen. Jetzt scheint auch das Projekt zu kriseln, das die Brandenburger am dringensten benötigen: den Tropenpark auf dem Gelände der Cargolifter AG in Insolvenz in Brand. Heiko Müller, der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses, beklagt, wegen der "dürftigen Informationslage" seien Zweifel an dem 70-Millionen-Euro-Projekt noch nicht ausgeräumt.
Dem kann abgeholfen werden. Dieses mehrteilige Dossier auf burks.de/spiggel.de untersucht die Hintergründe des Cargolifter-Konkurses. Im Gegensatz zu den oft dürren Berichten in klassischen Medien werden hier auch unveröffentlichte Original-Dokumente aufbereitet werden.
Am 11. Februar 2004 ging beim Amtsgericht Cottbus ein Schreiben ein: der Vorstand der CargoLifter AG in Insolvenz, Hans-Georg Engelken, die Initiative "Zukunft in Brand" sowie einige Gläubiger fordern die Entlassung des Insolvenzverwalter Professor Dr. Rolf-Dieter Mönnings nach Paragraf 59 der Insolvenzordnung. Zwei Vorwürfe - neben zahlreichen anderen: Mönning sei nicht unabhängig, sondern habe eine eigene Firma gegründet, die AirBrand GmbH, in die er die Rechte der CargoLifter AG und der technischen Dokumentationen eingebracht habe. Ausserdem gebe es eine "Provisionsvereinbarung" mit dem neuen Eigentümer in Höhe von 180000 Euro, deren Umstände zu überprüfen seien.
Letzteres ist unstrittig, denn die Vereinbarung über die Provision wurde auf der Website der Börse von Kuala Lumpur (Kuala Lumpur Stock Exchange)im Original veröffentlicht. Der neue Eigentümer des Areals, die malayisch-britische "Tanjong public limited Company" ist ein weltweit tätiger Mischkonzern und hat mit der Au Leisure Investment Pte Ltd. das Joint Venture-Unternehmen Tropical Island gegründet.
In keinem der bisherigen Berichte über den Konzern wurde die Namen der Unternehmen und der des Eigentümers, Colin Au Fook Yew, korrekt geschrieben - dabei bietet das Internet zahlreiche Quellen, um sich ein Bild des Investors zu verschaffen. Colin Au betreibt in Kuala Lumpur den Genting Theme Park. Die TAZ berichtete: "...ein gigantisches Kasino- und Freizeitareal aus Bergen, künstlichen Seen und venetianischen Kanälen, mit Eiffelturm sowie der Freiheitsstatue oder Seilbahnen- und Achterbahnen der Superlative."
Weitere Tochterunternehmen des Konzerns sind die Genting Berhad und die Kreufahrtlinie Star Cruises (Aktienkurs) und die Genting Berhad Colin Au war auch bei der Übernahmeschlacht um die Norwegian Cruise Line Februar 2000 beteiligt - aus der Presseerklärung stammt sein Credo: "We believe that globalisation of the travel and leisure and cruise industry will continue. We are the first two major brands getting together in cooperation."
Über die Tanjong schreibt uk-wire.com: "The authorised capital of the Company is £33,750,000, comprising 450,000,000 shares of 7.5 pence each of which 388,827,136 shares of 7.5 pence each have been issued and fully paid as at 15 June 2003. The principal activity of the Company is investment holding whilst the principal activities of its subsidiaries in Malaysia are Power Generation, the Numbers Forecast and Racing Totalisator businesses and Property Investment. The principal activities of its subsidiaries in the People's Republic of China are the importation, bottling, sale and distribution of liquefied petroleum gas. The Group has a joint venture in the film exhibition business and an associate which leases facilities for online lottery operations."[...]Mr. Colin Au has 30 years experience in international leisure and tourism industries. He was previously the Executive Director of Genting Berhad, Managing Director of Genting International Limited and President & Chief Executive of Star Cruises PLC during which he established the Burswood Resort & Casino in Perth, Australia, the Adelaide Casino in South Australia, Foxwoods Casino & Resort, the largest casino in North America, and Star Cruises(R)."
Fazit: Der malayische Konzern verhält sich zum Land Brandenburg ungefähr wie ein Pitbull zu einem Dackel. Vielleicht eignet sich diese Metapher auch, um das Verhältnis des Unternehmer Colin Au Fook Yew zu einem beliebigen brandenburgischen Wirtschaftspolitiker zu beschreiben. Kein Wunder, dass bei der geringsten atmosphäischen Störung sofort Ergebenheitsadressen von Deutschland nach Asien versendet werden. Unternehmer, insbesondere solvente asiatische, sollen sich, da sind sich alle Brandenburger ausser den zahlreichen braunen "Kameraden" vermutlich einig, in ihren märkischen Wäldern pudelwohl fühlen.
Und natürlich ist die Provision an den Insolvenzverwalter keine Bestechung. Das bestätigt jedes englische Wörterbuch. "Contribution" bedeutet schlicht "Beitrag (1)- so das Handelswörterbuch, das Business Dictionary und andere Online-Wörterbücher.
Doch wird der Tropenpark gebaut werden - womöglich sogar ohne öffentliche Gelder? Oder verschwinden auch die veranschlagten 70 Millionen Euro Investitionen einschließlich der Kaufsumme von 17,5 Millionen Euro im Brandenburger Bermuda-Dreieck? Behält der immer noch rührige Vorstand der Cargolifter AG i.I. mit seinen Warnungen recht? Erhält der entmachtete Spiritus rector der Luftschiff-Idee, Dr. Carl von Gablenz, der von vielen sich geprellt fühlenden Kleinakionären unterstützt wird, in naher oder ferner Zukunft eine weitere Chance?
Fortsetzung folgt.
1) Der Insolvenzverwalter Prof. Dr. Mönning schreibt in einem internen Papier: "Der englische Begriff "Provision", der in der salvatorischen Klausel in der von Tanjong PLC erstellten Übersetzung des in deutscher Sprache abgefaßten [sic] Kauf- und Übertragungsvertrages vom 10.07.2003 verwendet wird, bedeutet "Klausel, Vorschrift, Bestimmung". Die [...] Pflichtmitteilung [...] verwendet den Begriff "Contribution". Auch dies bedeutet keine Provision, sondern das in Ziffer 11.2. des Kauf- und Übertragunsvertrages vom 10.07.2003 von den Käufern an den Insolvenzverwalter zu zahlende Darlehen in Höhe von insgesamt 180.000,00 Euro, zahlbar in sechs Tranchen à 30.000.00 Euro. Bei einer "Contribution" handelt es sich um eine "Beihilfe". [...] Aus dem Kaufvertrag ergibt sich, daß das Darlehen über 180.000,00 Euro in die Insolvenzmasse fließt und sich das Darlehen in einen verlorenen Zuschuß [sic] umwandelt, wenn die in dem Kaufvertrag näher geregelten Umstände eintreten."
Abbildungen:
Oben: Genting Theme Park in Kuala Lumpur, Montage: Burks. Unten. Advanced Learners Oxford Dictionary (Ausriss) ------------------------------------------------------------------------------------
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