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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 21.12.2003, 15:01 Antworten mit ZitatNach oben

Frau Vera und die Salonfaschisten

Die Bundestagsabgeordnete Vera Langsfeld hat in ihrer Biografie zwei äusserst sympathische Details vorzuweisen: "1983 Ausschluß aus der Partei [der SED] wegen öffentlicher Stellungnahme gegen die Atomraketenstationierung in der DDR, Januar 1988 Verhaftung, Verurteilung wegen versuchter Zusammenrottung". Sie hat sich also nicht zusammengerottet, sondern es nur versucht. Schade, dass sie es nicht geschafft hat.

Das ist wieder aktuell: Frau Lengsfeld versucht gerade, sich verbal mit den Salonfaschisten von der Jungen Freiheit zusammenzurotten. Das sei ihr unbenommen. Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, auch wenn sie Schlips und Kragen tragen und sich sozial aufstiegsorientiert und Burschenschafts-kompatibel eines stromlinienförmiges Äusseren befleissigen - das gilt bei mir nicht. Soll sie doch. Ich verweigere mich dem Gespräch mit den Damen und Herren Kameraden nicht, weil ich mit dem weltanschaulichen Händewaschen danach nicht klarkäme, sondern weil ich ihre Postille durch qualifizierte Statements nicht interessant machen will.

Unsere Lieblingsmedien, unter anderem Spiegel online eiern demgemäß beflissen herum. Ein höheres Wesen bewahre: wo kämen wir denn hin, in einer Online-Publikation einen Link zu setzen? Wenn das jeder tun würde?! Dafür ist doch spiggel.de da. Wir haben verstanden. HIER ist der Link zum Original-Interview.

Auch hier: ein Statement Lengsfelds gefällt mir, vermutlich aber aus anderen Gründen als der Jungen Freiheit: "Die Auswirkung auf die Meinungsfreiheit ist nicht absehbar. Ein Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion hat gefordert, alle Mitglieder der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag auf mögliche rechtsradikale Gesinnung hin zu überprüfen. Schon wurden Listen in Zeitungen veröffentlicht, wer wo veröffentlicht hat. Schon deshalb gebe ich der Jungen Freiheit ein Interview. Nach der Definition, zu der sich unser Bundestagspräsident in seiner Rede in der "Antisemitismus bekämpfen"-Debatte am 11. Dezember verstiegen hat, wäre ich somit rechtsextremistisch, weil für Herrn Thierse ein Rechtsradikaler in Deutschland nicht nur Anzug trägt, sondern auch Junge Freiheit liest. Umgekehrt würde mich nie jemand unter den Verdacht des Linksradikalismus stellen, weil ich dem Neuen Deutschland und der Jungen Welt schon Interviews gegeben habe."

Ach was. Die Totalitarismus-Doktrin, Frau Lengsfeld, alias rot gleich braun - die lassen wir lieber in der Mottenkiste, wo sie hingehört. Aber natürlich ist eines richtig: Wer wo veröffentlicht und wer was sagt, ist eine Scheindebatte. Damit es auch alle verstehen, übersetzen wir hier in diesem kleinen Familienforum einen Satz aus Spiegel online ins Hochdeutsche: "Ein Blatt, mit dem auch Martin Hohmann gerne sprach und das von Experten in der Grauzone am rechten Rand angesiedelt wird." Will sagen: Der Verfassungsschutz (halleluja und Amen) hat wieder eine seiner zahlreichen sinnfreien Presseerklärungen herausgenudelt, in denen zu lesen steht, wer normal und wer rechtsextremistisch sei. Und was die dortigen "Experten" sagen, ist für Journalisten in Deutschland gebenedeites Gesetz (halleluja und Amen).

Warum sollten im Bundestag keine Antisemiten sitzen? Und warum sollten die sich nicht offen äussern dürfen? Der Bundestag repräsentiert die Bevölkerung. Und Gesinnungsüberprüfungen mache ich jeden Tag, allein schon aus journalistischen Gründen. Aber selbstredend verwehre ich mich aus Leibeskräften dagegen, dass Abgeordnete und verwandte Berufsgruppen die bei mir vornehmen. Die Definitionsmacht, wer welche politische Meinung vertritt und wie die zu bewerten sei, überlassen ich nicht dem bräsigen Diskurs und Mainstream, sondern mir ganz persönlich.

Frau Lengsfeld, bei allem Respekt, hier ein Statement für's Poesiealbum: natürlich ist Hohmann ein Antisemit. Und natürlich vertritt die Junge Freiheit eine völkische, das heisst: rassistische Konzeption der deutschen Nation, und zwar in aller Gänze, Breite und Tiefe, die man sich vorstellen kann. Deshalb ist der prinzipielle ideologische Unterschied zwischen den Salonfaschisten und den Stiefelfaschisten so groß wie der zwischen zwölf Uhr und mittags.

Worum es geht, kann man in einem Satz zusammenfassen: Für Rassisten und andere Völkische sind Staat, Nation und Volk ein- und dasselbe. Das ist natürlich für die schwer zu begreifen, die "Wir sind das Volk!" gerufen haben statt "Wir sind die Bevölkerung!". Sorry, nur ein kleiner Scherz am Rande. Aber ich würde Ihnen einen grossen Blumenstrauss schicken, wenn Sie im Deutschen Bundestag eine Debatte anzetteln würden zu der Frage: Sind die Juden hierzulande Teil des deutschen Volkes oder nur Teil der Bevölkerung? Sorry, schon wieder ein kleiner Scherz. Wir wollen die Opposition nicht unnötig personell dezimieren. Ein symbolisches Auschlussverfahren reicht.

Wenn PolitikerInnen zu viel zu einem Thema reden, womit sie sich nicht auskennen, hilft ein Blick ins Kleingedruckte, also das, was nicht gesagt wird. Am 21.12. schrieb jemand im haGalil-Forum: "Leider verschweigt Lengsfeld, dass der muslimische Antisemitismus in Deutschland eben KEINE besondere Rolle spielt, dass es auf Deutschland NICHT zutrifft, dass die Masse der Übergriffe auf jüdische Einrichtungen durch muslimische Zuwanderer verübt wird, sondern durch deutsche, rechtsradikale, nichtmuslimische und nichtzugewanderte Bürger. Nun ist der deutsche Antisemitismus also ein muslimischer? Als hätten sich Deutsche an anderer Stelle je in ihre (Leit-)Kultur hineinreden lassen. Eher könnte man sagen: Ja, die Persilscheinproduktion funktioniert auch schon prophylaktisch." Wohl wahr.

Und noch eine Hinweis aus der Werbeabteilung des BurksVEB: Ich an Ihrer Stelle hätte der interim ein Interview mit identischem Inhalt gegeben. Wäre doch interessant zu erfahren, wie die Öffentlichkeit reagierte, wenn eine Bundestagsabgeordnete einer linksextremistischen Zeitschrift Rede und Antwort steht. Die wollten nicht? Ach so. Auch dann weiß spiggel.de Rat: das nächste Mal nehmen Sie bitte konsequenterweise die Deutsche Stimme. Die erreicht viel mehr Doitsche als die Salonfaschisten. Und eine Politikerin sollte sich immer an die breite Masse wenden und nicht an ein paar spätpubertierende Burschis und deren alte Herren, die sich irrig für die Avantgarde halten.

Das Foto des Kunstwerks trägt kein Copyright. Ich hoffe, niemand ist mir jetzt böse.

21.12.2003
© BurkS

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