Neonazis kaufen Immobilien. Was machen sie damit? Sie feiern dort Partys mit Musik, trichtern braunen weltanschaulichen Kot (um das gebräuchlichere, aber hässliche Wort zu vermeiden) in die Köpfe des Nachwuchses und nützen die Häuser als logistische Stützpunkte. Dürfen die das? Natürlich. Wir vermuten aber, dass der bayerische Innenminster, dem demokratische Grundrechte ohnehin ein Dorn im rechten Auge sind, demnächst fordern will, das Hauskaufsrecht einzuschränken.
Das investigativste aller Nachrichtenmagazine weist auf den Tatbestand hin: Neonazis auf Häusersuche. Politisch vorbildlich bildet Spiegel online eine ideologische Kampffront mit der Räuber-und-Gendarm-Antifa, die sich in gewöhnlich gut informiertem Schrittum wie dem Antifaschistischem Infoblatt (AIB) investigativ äussert. Will sagen: die geschätzten Kolleginnen und Kollegen schreiben gnadenlos vom AIB ab. "So versucht der Neonazi Steffen Hupka das "Schloß Trebnitz" bei Bernburg in Sachsen-Anhalt in ein Nationales Zentrum Mitteldeutschland umzubauen." schreibt Spiegel online. Das AIB zum Thema, pobliziert bei haGalil: "Auch in Salchow wurde die Neonaziidylle, von der eine erhebliche Ausstrahlungskraft mit Vorbildcharakter für ähnliche Projekte nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern ausgeht, vor kurzem empfindlich gestört. Im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens wegen der Produktion und des Vertriebs von Neonazimusik - u.a. geht es um die Wolgaster Band Skalinger - durchsuchten Polizeibeamte Ende Mai 2003 das Gehöft in Salchow und den von Markus Thielke betriebenen Neonaziladen New Dawn in Anklam. Inwieweit diese Ermittlungen die Aktivitäten auf dem Gehöft in Salchow behindern oder beeinflussen werden, bleibt abzuwarten."
Leider muss ich hier antihypemässig gegensteuern. Dass Neonazis Immobilien erwerben, ist - nach der Braunen Armee Fraktion - eine weitere braune Sau, die wiederholt durchs Mediendorf getrieben wird und vom vielen Hin- und Hertreiben schon ganz abgemagert ist. Der Magdeburger Störenfried, der ebenfalls zum Thema schreibt, erwähnt zu Recht Detmold-Pivitsheide und Hetendorf. Beide Häuser bzw. Immobilien - und nicht nur die - waren schon vor mehr als zehn Jahren Zentren neofaschistischer Aktivität. Und der Rechtsterrorist Manfred Roeder besitzt ein Anwesen im nordhessischen Schwarzenborn/Knüll, das er "Reichshof" nennt. Wer sich über dieses Thema genauer informieren will, sollte sich das Buch Rechte machen Kasse von Franziska Hundseder besorgen. Dort finden die wohlwollende Leserin und der geneigten Leser dieses kleinen Familienforums Details über die Finanziers und andere Hintermänner derjenigen, die den braunen Sumpf finanzien. Auch wenn das Buch schon acht Jahre alt ist, zeigt es die Querverbindungen zwischen den militanten kackbraunen Kameraden und den gleichfarbigen alten Herren.
Man sollte auch nicht die Neonazis von der Junge Landsmannschaft Ostpreussen vergessen, die in der Nähe von Trebnitz im Mansfelder Land ebenfalls ein "Schulungszentrum errichten wollen. Und Günter Deckert mit seinem Gasthof Gränitz in Freiberg.
Natürlich ist auch Steffen Hupka mit von der Partie, der früher bei Qudlinburg wohnte und dort eine Firma besass, die FEFA, die sich auf "Handel und Einbau von Baufertigteilen" spezialisiert hatte. Über Hupka habe ich in Im Griff de rechten Szene ein ganzes Kapitel geschrieben. Zitat: "Der Neonazi aus Detmold in Niedersachsen war vor seinem Umzug in die neuen Bundesländer Mitglieder der "Jungen Nationaldemokraten", der neonazistischen "Aktionsfront nationaler Sozialisten" des verstorbenen Michael Kühnen und seit Mitte der achtziger Jahre Mitglied der militanten Nationalistischen Front. Die streng nationalsozialistisch ausgerichtete NF hatte in ihrer Hochzeit, Anfang der neunziger Jahre, ungefähr 200 Mitglieder und propagierte das Prinzip der "Kaderpartei": Nur geschulte Aktivisten durften Mitglied werden. Die Nazi-Partei besaß ein Haus in Detmold-Pivitsheide, das als Schulungszentrum und gleichzeitig als Privatwohnung des Anführer Meinolf Schönborn diente. Steffen Hupka arbeitete als "Bereichsleiter Nord" und war Mitbesitzer des Gebäudes in der Quellenstraße. Schon damals war er für die weltanschauliche Ausrichtung und Schulung der militanten Nazi-Sekte zuständig. Das AIB über Hupkas Hintermänner (das, was Spiegel online weggelassen hat, weil zu viele Details den Leser ermüden): "Hupka habe zuletzt mit dem Schlosskäufer Uwe Meenen um den Verbleib einer Spende von 150.000 Euro für den Ausbau des Schlosses gestritten. Diese Spende hatte der in Marbella wohnende Architekt Rolf Hanno beigesteuert. Hanno soll nach eigenen Angaben 1942/43 bei der Wehrmacht in Russland eingesetzt gewesen sein und ist zuletzt als Leserbrief-Schreiber für Zeitschriften wie Code, Aula und das Ostpreußenblatt aufgefallen."
Ich darf heute also Spiegel online nicht vorwerfen, alles woanders abgeschrieben und nicht recherchiert zu haben, und das - was strafverschärfend wäre - auch noch völlig linkfrei. Dieses Weblog macht nichts anderes, zwar auch bei mir selbst, aber die schöpferische Eigenhöhe der Berichterstattung ist gering. Aber dafür und zum Ausgleich gibt es hier, wie gewohnt, zahlreiche Links. Und dafür ist man ja schliesslich online.