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 [Freimaurer 1] In der Kammer der verlorenen Schritte 1 Nächstes Thema anzeigen
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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 13.07.2003, 23:30 Antworten mit ZitatNach oben

[Die Söhne der Witwe 1] In der Kammer der verlorenen Schritte 1

Ist zwivel herzen nachgebur,
das muoz der sele werden sur...
(Wolfram von Eschenbach: Parzival, 13. Jahrhundert)

Dunkelheit umfängt mich. Nur der Flackerschein dreier Kerzen beleuchtet das ungewöhnliche Stilleben. Auf dem Tisch vor mir gähnen die Augenhöhlen eines Totenschädels. Eingefangen in das blinde Glas einer Sanduhr verrinnt die Zeit. Schatten tanzen über Ecken und Kanten des Gebeins und täuchen ein höhnisches Grinsen vor. Meine Hand schiebt sich vor, zuckt zurück. Vielleicht werde ich heimlich beobachtet? Eine Naht verläuft rund um den knöchernen Kopf. Jemand hat ihn aufgetrennt, vermutlich nach dem Ableben es ehemaligen Besitzers. Um das Gehirn und andere Weichteile zu entfernen?

Ich rutsche auf dem wackligen Stuhl hin und her. Meine Hände sind feucht, und der Bleistift gleitet mir aus den Fingern. Keine Kerze ist fast hinuntergebrannt. Einige Minuten bleiben mir noch, die Frage zu beantworten, die mir der Zeremonienmeister der Loge vorgelegt hat: "Was erwarten sie vom Bund der Freimaurer?"

Ich bin ein Suchender. Bevor ich mich dem geheimnisumwitterten Aufnahmeritual unterwerfen darf, muss ich einige Zeit in der schwarz gestrichenen Kammer der verlorenen Schritte verbringen. Dort habe ich Gelegenheit, meinen Schritt noch einmal zu überdenken. Der Totenkopf bleckt die Zähne. Mein Blick irrt durch den Raum. Ist hier noch jemand?

Die Freimaurerei ist ein Männerbund und neben den studentischen Korporationen und dem Militär einer der letzten. Sie beruft sich auf jahrhundertealte Traditionen und uralte Symbole, die bis auf die Zeit der ägyptischen Mysterien zurückgehen. Die katholische Kirche hat die Logenbrüder mit dem Bannstrahl bedacht, die Nationalsozialisten verfolgten sie grausam und unerbittlich; in den sozialistischen Staaten war die Freimaurerei verboten. Diese Gesellschaft reizt mich.

Es ranken sich wirre Legenden um die Zeremonien der Brüder, die Aussenstehenden nicht verraten werden, um fürchterliche Strafen für die, die plaudern. Wurde nicht der Amerikaner William Morgan Anfang des letzten Jahrhunderts von Unbekannten entführt, als das Gerücht kursierte, er wolle ein Buch über die Freimaurerei herausgeben und darin die geheimen Erkennungszeichen darstellen? Musste der Freimaurer Wolfgang Amadeus Mozart deshalb so früh sterben, weil er in seiner Oper Die Zauberflöte Teile der Aufnahmezeremonie verarbeitet hatte? Schon uns Kinder warnte man im Religionsunterricht, die Freimaurer stünden mit dem Leibhaftigen im Bunde.

Der Aufnahmewillige schwört, im Falle des Eidbruchs auf sich zu nehmen, dass mir die Kehle durchgeschnitten, dass mir die Zunge aus der Wurzel ausgerissen und im Sand des Meeres an der Niedrigwassermarke eingegraben wird oder eine Kabellänge entfernt vom Ufer, so Ebbe und Flut regelmäßig abwechseln, zweimal alle 24 Stunden, oder die höchst wirksame Strafe, dass ich gebrandmarkt werde als vorsätzlich Eidbrüchiger, bar jedes sittlichen Wertes und vollkommen unfähig, in diese verehrte Loge aufgenommen zu werden.

Vor allem sind die Tempel der Logen seit alters her für Frauen tabu, ausser bei bestimmten Anlässen, zu denen aber die heiligen Gerätschaften ihren Blicken entzogen werden. Ich bin fest entschlossen. Das sind Gründe genug, sich des Themas anzunehmen. Mir klopft das Herz bis zum Hals. Was wird man mit mir anstellen? Lieber hätte ich den Karateanzug angelegt als den guten Schwarzen mit dem weißen Binder. Rituale sind jedoch immer feierlich und legere Kleidung daher unangebracht....

Der Text wurde 1987 verfasst und geringfügig geändert. Er erschien zuerst 1988 in meinem Buch Unter Männern.
Fortsetzung folgt.

Links zum Thema
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14.07.2003
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