Drogen sind vor allem eins: Genussmittel. Und wenn Michael Friedman Kokain genommen hätte: wen interessiert das? Der Diskurs über "Drogen" zeigt vor allem eines: die gnadenlose Heuchelei aller Beteiligten und die Irrationalität des Diskurses. Ich gönne Friedman aus pädagogischen Gründen eine saftige Strafe. Wer in der CDU ist und die Drogenpolitik dieser "christlichen" Partei mitträgt, der verdient kein Mitleid. Es stimmt traurig, dass die meisten Journalisten, die vernünftig und intelligent sind, beim Thema Drogen plötzlich ihren Verstand an der Garderobe abgeben: das relativ harmlose Genussmittel Cannabis wird zum "Rauschgift", und die gefährliche und garantiert schädliche Droge Alkohol ist keine Droge. Der Nachrichtensender N24 tönt pathetisch vom "Rauschgiftverdacht." Was Gift ist und was nicht oder weniger, das ist strittig, liebe KollegInnen. Wer derart suggestive Begriffe benutzt, die medizinisch sinnfrei sind, der darf nicht verlangen, ernst genommen zu werden.
Zahllose Prominente, darunter der Nobelpreisträger Milton Friedmann, fordern seit Jahren die völlige Freigabe aller psychotropher Substanzen. Da man über das Thema aber genausowenig rational diskutieren kann wie über die Verehrung höherer Wesen, hier nur ein Zitat, um anzuregen, ausschliesslich über die Frage zu diskutieren, warum bestimmte "Drogen" in welcher Gesellschft warum verboten sind: "Die strukturelle Anfälligkeit westlicher Gesellschaften für Konflikte über die moralische und rechtliche Bewertung des Drogenkonsums ergibt sich aus der delikat ausbalancierten Stellung des Drogenkonsums in einer sowohl am Leistungs- als auch am hedonistischen Prinzip orientierten Gesellschaft."1 Das habe ich in meinem Buch "Heroin - Sucht ohne Ausweg" (www.burks.de/heroin.html) schon vor fast zehn Jahren geschrieben. Und weiter: Wer etwas leistet, erfreut sich in Gesellschaften, die im weitesten Sinne auf den moralischen Prinzipien der protestantischen Arbeitsethik fußen, eines hohen Ansehens - und darf sich dann auch mal was Schönes gönnen. Wer freiwillig faul ist, gilt, je nach Rigidität der Norm, als sozialer Abweichler. Wer dem Rausch frönt..., sei arbeitsunfähig und damit auch moralisch verwerflich - so jedenfalls das Klischee der öffentlichen Meinung.
Die Drogen-Subkultur hat eine symbolische Ausstrahlungskraft, die den normal arbeitenden Bürger zutiefst verunsichert. Die "Sucht", die gleichzeitig das Lustprinzip auf die Spitze treibt, ist ein Angriff auf seine Moral. Der Drogen-Konsument wird zum "Kranken" definiert, und der Helfer und Heiler zieht daraus sein gesellschaftliches Prestige, dass er sich beherrschen kann und permanent arbeitsfähig ist. Fazit also: legalize it!
Übrigens - da wir in diesem kleinen Familienforum nicht das Rad neu erfinden: alles über Michael Friedman und seine Genussmittel finden Sie hier, bei "Michel Friedman meets Hasso, den Drogenhund."
1) Sebastian. Scheerer: Die Genese der Betäubungsmittelgesetze in der Bundesrepublik Deutschland und in den Niederlanden, Göttingen 1982, S. 61. Vgl. auch Sebastian Scheerer und Horst Bossong: "Drogenpolitik - die letzte Bastion der Planwirtschaft".
14.06.2003
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