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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 26.05.2003, 23:08 Antworten mit ZitatNach oben

Warum sehen Neonazis oft aus wie Lederschwule? Und warum sehen Nazi-Frauen manchmal so aus wie Skingirls? Alles eine Frage der Redundanz. Dieser Begriff muss jetzt eingeführt werden, um diejenigen wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser zu verscheuchen, die glauben, man könnte aus dem Bauch heraus und auf Volkshochschultöpferkursniveau mal eben so über das allseits beliebte Thema "Rechtsextremismus" diskutieren. Nein, kann man nicht. Man muss das Gehirn einschalten. Wer gern faselt, sinnfreie Appelle an Gefühle mag und die Selbstbeweihräucherung derjenigen, die für das Gute sind, der verlasse bitte dieses kleine Familienforum und begebe sich hier hin, hier hin, hier hin oder hier hin.

So, jetzt sind wir unter uns. Warum also zum Teufel laufen die Neonazis herum, als hätten sie eine Billardkugel auf dem Kopf? Nur weil die auch innen hohl ist? Und warum diese komische Frisur? Kurze Haare zitieren als Zeichen nicht nur das Arbeitermilieu, sondern Militär, Gefängnis und Beherrschung. Es bedeutete immer einen Verlust der persönlichen Ehre, sich unter Zwang die Haare scheren zu müssen. Das Haar als sekundäres Geschlechtsmerkmal suggeriert die rein biologische Kraft, die abgeschnittene Locke des biblischen Samson wurde zur Metapher. Die ikonografische Kraft der Glatze speist sich aber vor allem durch das volksetymologische Vorurteil, Haarausfall hätte etwas mit einer Ausschüttung männlicher Sexualhormone zu tun.

Eine Subkultur wie die klassischen Skinheads - die nicht mit Neonazis zu verwechseln wären - zitiert immer eklektizistisch: Das Neue, das das Bekannte ausgrenzt, ergibt sich aus der schöpferischen Kombinationen verschiedener Elemente, deren Sinn sich der Gruppe neu erschließen muss. Der Trend, klassische Zitate scheinbarer Männlichkeit modisch aufzubereiten und auch für andere Milieus jenseits der Arbeitsklasse zitierfähig zu machen, ist schon seit den fünfziger Jahren en vogue. In Zeiten scharfer soziale Grenzen zwischen oben und unten, zwischen der Arbeiterklasse und dem Kapital, konnte das proletarische Milieu noch als Zeichen für "die da unten" stehen, obwohl sich der white trash, das so genannte Lumpenproletariat, das John Steinbeck in Früchte des Zorns beschreibt, als symbolisches Reservoir und Projektionsfläche für soziale Hierarchien weitaus besser geeignet hätten.

Die Skinheads waren als Fiktion einer Subkultur deshalb über Jahrzehnte erfolgreich, weil sich ihr Zeichensystem von unterschiedlichen Milieus benutzen ließ: von musikbegeisterten Jugendlichen, von Neonazis, von schwulen Männern. Ihre vermeintliche Maskulinität erzeugt bei denen wohlwollende Imitation, die den Körper als Symbolsystem benötigen - bodywork als Gruppendynamik. Die Neonazis kostümieren sich mit Zeichen, deren sexuelle Konnotation als im mainstream bekannt vorausgesetzt wird. Der Körper als System und Symbol, soziale Grenzen neu definieren zu wollen. Frauen habes es schwerer: im patriarchalischen Gesellschaften ist auch die symbolische Rebellion männlich besetzt. Die Erotik der Skingirls besteht darin, sich Symbole der Macht und Beherrschung der Technik zu eigen zu machen - beschränkt jedoch auf das Zeichensystem der klassischen "Unterschichten".

Im Klischee des Skinheads laufen zwei Stränge der oral history zusammen. Zum einen verkörpert der martialische Dresscode den symbolischen Spagat zwischen den Werten der protetantischen Askese und Arbeitsethik des traditionellen Kapitalismus und der subkulturellen Kodierung der Rebellion. Der Skinhead ist double bind, eine Art konservative Revolte: "gegen" die Gesellschaft, um deren eigene Moral durchzusetzen. Zum anderen transportiert "der Skinhead" den Gewalt-Diskurs, der in der Regel als öffentlicher Tabubruch Jugendlicher wahrgenommen wird und sich dementsprechend im gesellschaftlichen Diskurs widerspiegelt.

Die "Skinheads" und ihre Symbole heute sind für die rechte Szene das, was die Freicorps und der militärische Dresscode für das faschistische Milieu der zwanziger Jahre bedeuteten. Der Skinhead ist Soldat, aber nur als Konglomerat der Zeichen. Faschismus in den Zeiten der NSDAP benutzte das Militärische als vom Volk positive und in der Alltagskultur besetzte Kodierung; heute lösen Rebellion, Rock und Pop, die Zeichensysteme jugendlicher Subkulturen zwiespältige öffentliche Emotionen aus, sind aber immer, als kulturelles Experiment, Symbol für die Zukunft. Und weil man nie sicher sein kann, welche Emotionen Zeichen auslösen, ist der Zeichenträger um Redundanz der Botschaft bemüht. Man kann es eben nicht oft genug sagen, was man zu sagen hat. Man sagt es, trägt es auf der Kleidung, trägt es in stofflicher Form flatternd vor sich her - weil man sich nicht sicher ist, ob die Botschaft verstanden wird - und welche Botschaft es ist. Rechte Hohlköpfe ohne Frisur oder mit Fransen wollen uns verkünden: wir sind politisch sexy. Leider kann ich dieses Weblog nicht weiterschreiben, weil ich jetzt vor Lachen untern den t


isch

gefleaNNNNNen


binnn. Aua.

Fotos von [url]media.de.indymedia.org/2003/04/48562.shtml[/url]

26.05.2003
© BurkS

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