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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 21.04.2003, 23:01 Antworten mit ZitatNach oben

Im Kapitalismus und auch anderswo geht es einfach zu. Die entscheidende Frage ist immer: wer wen? Oder: wer schluckt wen? Also nicht: wer schreibt die besseren Artikel, wer deckt mehr Schweinereien auf oder gar: welche Zeitung leistet sich ein journalistisches Ethos? Nein, es geht um den Profit und die Rendite. Der Karpfenteich der Medien in Berlin und die darin schwimmenden Hechte sind für Laien schwer zu schildern. Für Kaltduscher hier eine Kurzfassung des "wen wen" - fast alle Printmedien der Hauptstadt kommen vor.

Der Holtzbrinck-Konzern, der den Tagesspiegel besitzt, will den Berliner Verlag übernehmen, in dem die Berliner Zeitung erscheint. Letztere gehörte früher dem Konzern Gruner & Jahr alias Bertelsmann:

Zitat:
Für einen in der Presse auf rund 200 Millionen Euro geschätzten Preis wechselten Berliner Zeitung, das Boulevardblatt Berliner Kurier, das Stadtmagazin Tip, die Anzeigenzeitung Berliner Abendblatt, eine Druckerei und Anteile am Internet-Portal Berlin Online den Besitzer.
Das Bundeskartellamt hatte die Fusion abgelehnt, jetzt soll der Wolfgang Clement eine so genannte "Ministererlaubnis" aussprechen. Kurzform: Das wäre so, als würde Daimler Benz Volkswagen kaufen. Oder umgekehrt. Die Redaktionen blieben getrennt, falls die Fusion erlaubt würde. Ein unabhängiges Kuratorium wachte über das, was "journalistische Unabhängigkeit" heisst. Woanders nennt man diese Art von Supervision "Kosmetik".

Es geht übrigens nicht um die Leser. Für die interessiert sich niemand. Es geht um die Abonnements und die Anzeigen. Ein noch fiktiver Berliner Tagesspiegel würde, so schreibt die Neue Züricher Zeitung1:
Zitat:
...zwei Drittel der in der Stadt verkauften Abonnements kontrollieren. Springer ist dagegen mit Bild und BZ im Boulevardbereich stärker. Die drei konzernunabhängigen Berliner Tageszeitungen sind Nischenprodukte für verschiedene linke Zielgruppen mit geringen Auflagen.
Wer wen heisst übersetzt: Springer gegen Holtzbrink. Der müde Medien-Rest - wie die taz - verhält sich zu den beiden Konzernen wie dieses kleine Familienforum zu Spiegel online. Soweit alles Paletti?

Aber jetzt kommt die Pointe: Springer mault. Sein Vorstandschef sagt, er wolle, falls die Fusion genehmigt würde, die bei Springer erscheinende Welt einstellen. Auch die Berliner Morgenpost würde "mittelfristig" verschwinden. Die Welt macht erhebliche Verluste, die Auflage sinkt, die Anzeigen werden weniger. Der beim Thema nicht ganz unbefangene Tagesspiegel schreibt: "Der Verluste der Zeitung lägen 'bei einem Vielfachen' dessen, was Holtzbrinck mit dem 'Tagesspiegel' verliere." Noch im Februar hatte Döpfner behauptet: "Wir werden die 'Welt' nicht schliessen." Kurzinfo: Welt und Berliner Morgenpost erscheinen nicht nur in demselben Verlag, sondern werden auch von einer Redaktion erstellt.

Es gibt übrigens auch in der Hauptstadt noch Journalistinnen, die kalt analysieren und sich von dem Gefasel der jeweiligen Konzernverlautbarungen nicht einlullen lassen. Ursula Eschering vom DeutschlandRadio (Radio!) schreibt, die Berliner LeserInnen seien eben provinzieller als von den Verlegern angenommen. Die Zeitungen hätten an ihnen vorbeigeschrieben.2

Und was lehrt uns das? Kurzinfo: es werden noch mehr Journalistinnen und Journalisten ihren Job verlieren, sowohl die "rundum Vollversorgten" - wie man das beim SFB nennt und sich selbst meint - als auch die Freien- wie schon bei der Fusion zwischen Welt und Berliner Morgenpost. 3 Übrigens: ich erinnere mich gerade an eine geradezu lächerliche und völlig unzeitgemässe, aber sich nett reimende Parole aus den Siebzigern: Was macht Unternehmen Dampf? Klassenkampf, Klassenkampf! Vielleicht hat diese vage Erinnerung auch damit zu tun, dass ich im DJV - Landesverband Berlin aktiv bin. Aber das hat mit dieser kleinen Kolumne vermutlich rein gar nichts zu tun....

1) www.nzz.ch/2002/07/05/em/page-article899DF.html
2) www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-fazit-presse/8.html
3) www.igmedien.de/publikationen/m/2001/11/22.html


22.04.2003
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