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 Ist ein Blowjob Pornografie? Nächstes Thema anzeigen
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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 19.04.2003, 23:23 Antworten mit ZitatNach oben

Während jetzt alle mit den Eiern herummachen, müssen wir uns mit dem Thema Blowjob beschäftigen. Man sollte sich das so vorstellen: Dutzende von sittlich gefestigten deutschen Jugendschutzwarten stöbern von Mainz aus Tag für Tag Millionen von Websites durch, um erigierte Penisse zu finden. Schwänze, die höher als in einem Winkel von 45 Grad stehen, sind in Deutschland verboten - das nur für die hier mitlesenden AusländerInnen. Und jetzt sind unsere Jugendschutzwarte auf burks.de - in diesem kleinen Familienforum - fündig geworden. Droht uns allen hier ein adult check und mir der Knast?

Briefe von Internet-Blockwarten enthalten in der Regel viele Worte, die auf -ung enden. Das ist grottenschlechtes Deutsch; der Nominalstil suggeriert jedoch - wie schon im real existierenden Sozialismus - Autorität für den, der sich von so etwas beeindrucken lässt. Und so sieht die elektronische Postkarte von jugendschutz.net aus, die neulich hier eintrudelte:

"wir haben einen Hinweis auf den offenen Backdoor http://www.burks.de/grafik/weblog/spider.jpg erhalten, es handelt sich hier um eine pornografische Darstellung. Das Angebot ist nach § 184 Abs. 1 StGB 1 und § 4 Abs. 2 Nr. 1 JMStV2 (Pornografie) unzulässig. Nach den gesetzlichen Bestimmungen sind derartige Angebote nur zulässig, wenn von Seiten des Anbieters sichergestellt ist, dass die Inhalte nur Erwachsenen zugänglich gemacht werden (geschlossene Benutzergruppe)."

Es könnte auch sein, dass sich jemand einen Scherz erlaubt und die Mail gefakt hat, daher ist sie, da nicht digital signiert, juristisch irrelevant. Wir trauen den Jugendschützern in Mainz auch nicht zu, über elementare Medienkompetenz, das Internet betreffend, zu verfügen. Sonst hätten sie bei so heikler und intimer Post PGP benutzt. Dennoch: wir tun jetzt so, als wäre die Mail echt. Es geht offenbar um ein Bild auf www.burks.de/forum/phpBB2/viewtopic.php?t=915 - "Neue Jugendschutzwarte eingetroffen". Das passt zum Thema. Die einschlägigen Experten in den Newsgroups de.org.ccc und de.soc.recht.datennetze waren - von mir befragt - nicht in der Lage herauszufinden, was sich hinter "offenes Backdoor" verbirgt.

Aber was Pornografie ist, das können wir die Frauen fragen. Insbesondere die Kulturwissenschaftlerin Corinna Rückert3, die ein gutes Buch über Frauenpornografie4 geschrieben hat: "Was ist der Unterschied zwischen Erotik (von Eros: griechisch Liebe) und Pornografie (von pornai: griechisch Hure) Das ist ganz einfach, Pornografie ist alles, was detailliert ist und direkt zur Sache kommt. Erotisch ist alles, was andeutet." Und deshalb fordert Rückert auch im "Spiegel" von heute und in der der "Tageszeitung", Pornografie freizugeben. 5 Pornografie sei nicht schädlich, mache nicht gewalttätig und habe keinen Einfluss auf das sexuelle Verhalten der Konsumenten. Alles wissenschaftlich belegt. Sympathische Frau, die sagt, wie es ist. Aber unsere Jugendschutzwarte sind genauso resistent gegenüber rationalen Argumenten von Frauen wie die Verehrer höherer Wesen.

Für die wohlwollende Leserin und den geneigten Leser zur Information: Das Verhältnis zwischen den Jugendschutzwarten von jugendschutz.net und mir ist ein durchaus persönliches und, um es dezent zu umschreiben, von herzlicher gegenseitiger Abneigung geprägt. Das zeigen auch interne Mails, in denen die Sittenwächter Suchmaschinenbetreiber vor mir warnen:6

Zitat:
Die negativen Erfahrungen mit Herrn Schröder lassen uns seither ablehnend auf etwaige Anfragen von ihm reagieren.
Ich werde natürlich auf Anfragen von "denen", falls die besagte Mail echt sein sollte, ähnlich reagieren. Der kleine Hinweis per Mail auf Paragrafen, drohende Gefängnisaufenthalte und Geldstrafen sowie Prozesskosten ist daher etwas, was unter Freunden als "Nachtreten" bezeichnet wird. Kein geistig normaler Mensch würde kostbare Lebenszeit verschwenden und sich die Mühe machen, ausgerechnet in diesem kleinen Familienforum nach Pornografie zu suchen. Und kein normaler Mensch würde in einer Bildmontage einen Blowjob vermuten: nur der oder besser: die, die selbst eine verklemmte Fantasie hat und der dasselbe Thema auch bei harmlosen Jesus-Bildchen in den Sinn kommt. Aber so sind unsere Jugendschutzwarte.

Vielleicht noch ein kleiner Hinweis für geneigte Leserinnen und wohlwollende Leser aus Nordrhein-Westfalen, denen Herr Büssow dort das wegfiltert, was er für sittlich gefährdend hält - zum Beispiel rotten.com. Sie können diesen Feindsender nicht hören und sehen, daher muss ich das für Sie tun. Dort heisst es völlig korrekt: "The net is not a babysitter! Children should not be roaming the Internet unsupervised any more than they should be roaming the streets of New York City unsupervised. We cannot dumb the Internet down to the level of playground." (vgl. www.rotten.com/about/obscene.html) Nun stellt sich eigentlich nur noch die einzig relevante Frage: Wer schützt unsere Kinder vor den Jugendschützern?

1) www.bib.uni-mannheim.de/bib/jura/gesetze/stgb-bt2.shtml#SEXSELB - § 184 Strafgesetzbuch - Verbreitung pornographischer Schriften.
2) www.artikel5.de/gesetze/jmstv.html - Jugendmedienschutz-Staatsvertrag - JMStV
3) www.forschung-in-niedersachsen.de/seiten/fue0806.htm
4) www.brandeins.de/magazin/archiv/2002/ausgabe_10/was_wirtschaft_treibt/artikel4.html
5) www.taz.de/pt/2002/12/14/a0328.nf/text.ges,1
6) www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/12948/1.html - Google filtert - Zensur bei Suchmaschinen und jugendschutz.net


Auflösung des Osterrätsels "Weblog einmal anders": www.burks.de/forum/phpBB2/viewtopic.php?p=4018

20.04.2003
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