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 [Freimaurer 6] Geheime Obere und Verschwörer 2 Nächstes Thema anzeigen
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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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BeitragVerfasst am: 06.08.2003, 23:30 Antworten mit ZitatNach oben

[Die Söhne der Witwe 6] Geheime Obere und staatsfreundliche Verschwörer 2

Zu Anfang der dreißiger Jahre gab es 80000 Freimaurer in Deutschland, also mehr als viermal so viel wie heute. Sie waren zunächst nicht durch die Nationalsozialisten, sondern vor allem durch den General Erich Luddendorf und dessen Ehefrau Mathilde bedroht. Der General erfreute sich seit dem ersten Weltkrieg, vor allem der Schlacht bei Tannenberg, großen Ansehens. Er gehörte zu denen, die sich wunderten, dass das deutsche Vaterland trotzdem nicht über allem in der Welt stand und dessen Glorie sogar im Innern von roten Revoluzzern in Frage gestellt wurde. 1927 verfasste er eine Schrift "Vernichtung der Freimaurerei durch Enthüllung ihrer Geheimnisse", in der er alle Register des Rassenwahns, der Spekulation und des Aberglaubens zog.

Diese brisante weltanschauliche Mischung fiel im Zuge der Wirtschaftskrise auf fruchtbaren Boden. Ludendorff entlarvte geheime Drahtzieher hinter den Kulissen als wahre Schuldige für die Misere, sprach von einer internationalen Verschwörung von Juden, Kommunisten und Freimaurern. Man kannte die "Verantwortlichen" nicht, aber wenn ein leibhaftiger General, behängt mit den Symbolen der Obrigkeit, behauptete, die Bösen steckten alle unter einer Decke und würden ausserdem von den noch geheimnisvolleren Weisen aus Zion angestiftet, musste etwas dran sein. Das Buch erlebte einige Auflagen, und die Presse beschäftigte sich begierig mit den obskuren Anschuldigungen. Generalsgattin Mathilde unterstützte die Verschwörungstheorien tatkräftig mit der Herausgabe einer Zeitschrift "Am heiligen Quell deutscher Kraft". Mathilde meinte: "die Freimaurerei ist durch diesen Schlag des Feldherrn vernichtet und das deutsche Volk wieder einmal durch ihn vor dem Untergang gerettet."

Das geistige Niveau des Ehepaares erschien zunächst sogar einigen Nazi-Führern bedenklich, obwohl sich die meisten von ihnen in Germanen-Orden, Blut- und Boden-Religionen oder pseudoheidnischen Zirkeln weltanschauliche Versatzstücke zusammengesucht hatten. Himmler schrieb 1936 an einen SS-Obergruppenführer: "Ich vermute sehr stark, dass in den Ahnentafel irgendwwelche jüdischen Blutsteile auftreten werden, da sonst die Rabulistik* dieser Frau...sowie ihr ganzen anormales persönliches und sexuelles Leben nicht erklärt wären. Wenn ich je glaubte, dass die Freimaurerei bestimmte Leute abschickt, um andere zu verderben, so glaubte ich in diesem Falle..., daß sie geschickt worden ist, den General Ludendorff zu verderben."

Bald erkannten die faschistischen Führer, dass sich die Hetztiraden Ludendorffs ausnutzen ließen. Viele Logen machten den Fehler, denen da oben zu trauen. Sie hielten sich gegenüber der beginnenden Hetze bedeckt, ja biederten sich der nationalsozialistischen Herrschaft an. Ihr Motto, Politik müsse aus der Freimaurerei herausgehalten werden, hatte groteske Folgen. So musste zum Beispiel der konservative Grossmeister der Großen National Mutterloge, der Pfarrer K. Habicht, seinen Posten räumen. An dessen Stelle wurde ein glühender Nazi und persönlicher Bekannter Hitlers, Otto Bordes, zu seinem Nachfolger gewählt.

Am 21.3.1933, dem Tag von Potsdam, drei Tage vor dem Ermächtigungsgesetz, das dem nationalsozialistischen Regime gegen seine Gegner frei Hand ließ, schickten die sächsische Großlogen ein Telegramm an Hitler, Hindenburg, Frick und Goebbels: "Die Große Landesloge der Freimaurer von Sachsen begrüsst am heutigen Weihetage die nationale Erhebung des deutschen Volkes und Vaterlandes. sie gelobt in christlicher-nationaler Pflichttreue, wie bisher, im Geiste ihres Bruders Friedrichs des Großen mit der Reichsregierung zu arbeiten für Deutschlands Ehre und Größe, in Einigkeit und Freiheit. Den Allmächtigen bitten wir, das neue Reich segnen zu wollen." Die drei altpreussischen Logen eigerten dem Geist der Ergebenheitsadresse mit ähnlichem Wortlaut nach.

Helmut Neuberger, der die dunkle Zeit, wie der Nationalsozialismus von den Freimaurern wolkig umschrieben wird, detailliert erforscht hat, schränkt ein: "Die Taktik der nationalen Logen, durch weitgehende ideologische Anpassung an den Nationalsozialismus und Erfüllung dessen antimaurerischer Forderungen der drohenden Auflösung zu entgehen, war freilich auch innerhalb der altpreussischen Großlogen nicht unumstritten."(1)

Der Appell der Logenbrüder an die Herrschenden, doch das eigene Wohlverhalten zu honorieren und vernünftig zu sein, fruchtete wie immer nicht. Bis 1935 wurden die deutschen Freimaurer gezwungen, ihre Logen zu schliessen und alle Vereine auszulösen. Die Nazis erreichten das mit der bekannten Taktik von Regierungen, die sich missliebiger Gruppen entledigen wollen. Terror, Verhaftungen, Deportationen und scheinbar rechtsstaatlichem Verhalten. Liquidatoren wurden beauftragt, sich um das beträchtliche Vermögen der Logen zu kümmern, es kam sogar zu formellen Kaufverträgen, durch die der freimaurerische Besitz staatlichen Institutionen übertragen wurde. Einzelne, die Widerstand leisteten wie Wilhelm Leuschner, kamen ins Konzentrationslager und wurden ermordet.

General Ludendorff starb 1937, doch seine Wahnideen von der freimaurerischen Weltverschwörung und ihren finsteren Geheimnissen blieben präsent. In einem Wörterbuch der deutschen Volkskunde aus dem Jahr 1936 hieß es: "Jedes Jahr muß ein Freimaurer geopfert werden...ein Freimaurer, dessen Todeslos gezogen ist, kann sich durch Tötung eines unschuldigen Kindes oder Dienstmädchens oder eines lieben Verwandten befreien." Das Buch wurde 1957 ohne Korrekturen neu aufgelegt.

Nach dem zweiten Weltkrieg stand zunächst nicht der Kampf gegen den Druck von aussen, sondern der Zwist im Inneren auf dem Programm. Nur noch 5000 Brüder versammelten sich in den meist zerstörten Tempeln. Die humanitär orientierten Logen gaben den Ton an, weil der Ausschluss von Juden und Andersgläubigen einen schlechten Eindruck machte und sich die stramm preussischen Traditionen der christlichen Logen selbst überlebt hatte. Der rührige Großmeister Theodor Vogel reiste in der ganzen Welt herum und berichtete daheim, wie ergreifend doch eine allumfassende brüderliche Einigkeit wäre. Doch die weltanschaulich so toleranten maurerischen Männergruppen ließen sich nur unter Murren mit - in Details - andersdenkenden Geschlechtsgenossen vereinen. Nach dem ersten Versuch, einem Kongress in der Paulskirche 1949, dauerte es noch fast zehn Jahre, bis ein Dachverband allgemeine Zustimmung fand.

Vogel selbst stiftete Verwirrung, obwohl er den Zusammenschluss energisch vorantrieb - natürlich unter dern Voraussetzung, dass er letztendlich der Chef bleiben würde. Er machte die Logen des Schottischen Ritus mit ihren diversen Graden und den bekannten Ritterspielen bei den Brüdern madig und brach sogar die Beziehung zur Grande Loge de France ab, weil die ihre Verbindungen zum Konkurrenzverband Grand Orient - dem mit den weissen Blättern - nicht abschwören wollte. Ausserdem ging es, da die Frauen immer noch kein Thema waren, um die Finanzen. Einige Freimaurer bemerkten, dass Vogel allmählich zum Multifunktionär wurde und wünschten sich eine bessere Kontrolle des Obermaurers. 1961 verweigerten ihm 80 Logen die Gefolgschaft, und ein Redner des Frankfurter Kongresses 1962 sprach von Machtkämpfen, die "wie Tollwut ansteckend wirken können."

Heute (2) arbeiten noch knapp 400 freimaurerische Gruppen in der Bundesrepublik. Fünf Vereinigungen grenzen ihre ethnischen Besonderheiten in Ritual und kultureller Tradition voneinander ab: Die Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland, die Große Landesloge der Freimaurer mit dem Zusatz Freimaurerorden, die Große National Mutterloge zu den drei Weltkugeln und je eine amerikanische und englische Loge.

Feinde haben die Freimaurer keine mehr, ausser dem Männerbund der katholischen Kirche. Die deutsche Bischofskonferenz beschloss 1980, gleichzeitige Mitgliedschaft in Kirche und Loge sei unvereinbar, und der Vatikan drohte ein Jahr später mit Exkommunikation. Der Große Baumeister aller Welten, unter dem sich der Logenbruder ganz nach individuellem Geschmack alles und nichts vorstellen kann, ist dem Katholizismus nicht männlich und autoritär genug: "...er entzieht der Gottesvorstellung der Katholiken und seiner Antwort auf den ihm väterlich und herrscherlich ansprechenden Gott den Boden."

Erst durch den Skandal um die italienische Loge P2 standen die Freimaurer wieder im Lichte der Öffentlichkeit. Der Großmeister Gelli war 1976 aus dem Grande Oriente d'Italia ausgeschlossen worden und scharte einen Zirkel von Gesinnungsgenossen aus Militär, Industrie und dem Staatsapparat um sich. Man spielte mit dem Gedanken an einen Staatsstreich, um die Linken und Kommunisten besser in Schach halten zu können. 1981 flog diese Organisation auf. Mit der Freimaurerei hatte die seltsame "Loge" aber nichts zu tun, denn das Wort ist genausowenig patentrechtlich geschützt wie zum Beispiel die Berufsbezeichnungen Journalist oder Schriftsteller. So kann sich jeder nennen.

Fortsetzung folgt.

1) Helmut Neuberger: Freimaurerei und Nationalsozialismus. Das Ende der deutschen Freimaurer. Hamburg 1980 (2 Bd.)
2) Der Text wurde 1987 verfasst und geringfügig geändert. Er erschien zuerst 1988 in meinem Buch Unter Männern.

[Freimaurer 1] In der Kammer der verlorenen Schritte 1
[Freimaurer 2] In der Kammer der verlorenen Schritte 2
[Freimaurer 3] In der Kammer der verlorenen Schritte 3
[Freimaurer 4] Vor dem Tempeltor
[Freimaurer 5] Geheime Obere und staatsfreundliche Verschwörer 1

Das gesamte Dossier (neun Kapitel, 24 Seiten, mit Abbildungen, pdf-Format) können Sie bei Cashticket kaufen - auf das Logo klicken!



07.08.2003
© BurkS

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