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 Die Presse ist nicht immer frei Nächstes Thema anzeigen
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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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BeitragVerfasst am: 03.05.2003, 00:54 Antworten mit ZitatNach oben

Der 3. Mai ist der Tag der Pressefreiheit. Am 30. April fand zu diesem Thema eine Podiumsdiskussion statt, die die Menschenrechtsorganisation "Reporter ohne Grenzen" (www.reporter-ohne-grenzen.de) und der Bundesverband der Deutschen Zeitungsverleger (www.bdzv.de) eingeladen hatten. Thomas Roth, Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, moderierte die Diskussion zwischen: Bettina Gaus, politische Korrepondentin der taz, Christoph Maria Fröhder, freier Fernsehjournalist aus Frankfurt, Mitglied im Vorstand von "Netzwerk Recherche" (www.netzwerk-recherche.de/), Aktham Suliman, Deutschland-Korrespondent des arabischen Senders Al Dschasira (www.al-jazeera.com), Michael Rediske, Vorstandssprecher von Reporter ohne Grenzen, Don Jordan, US-amerikanischer Journalist. Einige subjektive Streiflichter...

Die Bilanz des Jahres 2002 1 ist niederschmetternd: allein 25 Journalisten wurden getötet, rund 700 verletzt, knapp 1500 Übergriffe wurden registiert. Nicht nur Kriegsberichterstatter sind gefährdet. In Ländern wie Russland, Kolumbien und den Philippinen droht Gefahr für Leib und Leben im eigenen Land. Nur in zwei Dutzend Ländern der Welt gibt es uneingeschränkte Pressefreiheit. Das heisst: Ein Drittel der Weltbevölkerung kann sich nicht frei informieren.

Aktham Suliman auf die Frage, ob das Al Jazeera-Büro in Bagdad gezielt beschossen worden sei: er habe nicht genug Informationen, um das klar beantworten zu können. "Wer so einen Krieg so führt, nimmt es in Kauf, das Journalisten getötet werden. Insofern ist er schuldig." Suliman wundert sich immer noch über die "Deals", die offenbar während der Eroberung des Flughafens in Bagdad gelaufen sind. Ohne "Deals" kann man sich die fehlende Gegenwehr nicht erklären. Er neige aber nicht zu Verschwörungstheorien. "Ich hätte gern eine Live-Kamera auf dem Flughafen gehabt." (Gelächter im Publikum, weil just zu diesem Zeitpunkt sein Mikrofon ausfällt.)

Christoph Maria Fröhder, für den SWR in Bagdad, hat "niemanden niemals" vom Hotel Palestine feuern gesehen. Die Einschusslöcher im Hotel waren auch auf der Rückseite und viel zu klein, als dass es Panzergranaten hätten sein können, die die Journalisten töteten. "Es wurde massiv gedroht, auf uns zu schiessen" - die Amerikaner seien über nicht "eingebettete" Journalisten ohnehin wenig erfreut gewesen. Auch auf ihn und sein Auto sei mehrfach geschossen worden.

Bettina Gaus: Man sollte nicht vergessen, dass in anderen Kriegen auch Journalisten Kriegsverbrechen begangen haben. Während der Massaker in Ruanda habe der Sender "Radio Television Mille Collins" zu weiteren Morden aufgerufen.2 Das Konzept der embedded journalists ist nicht neu. Im Südsudan sei eine andere Arbeit nicht möglich gewesen. Dem widerspricht Fröhder und schildert, wie sein Team zwischen verschiedenen Rebellengruppen im Sudan hin- und hergewechselt seien. Gaus: Die Kritik am "eingebetteten" Journalismus habe zu einer Berichterstattung im Konjunktiv geführt. Allerdings sei der Hinweis, dass zensiert werde, bei denen, die aus Bagdad berichteten, weitaus häufiger erwähnt worden als bei den embedded journalists, bei denen das auch der Fall gewesen sei.

Don Jordan: Die Presse in den USA ist weit mehr vom Kommerz abhängig als von der Politik. Die Stimmung sei sehr patriotisch: "Das ist schlecht für die Presse." Der Beginn des Irak-Krieges führte zu einem sprunghaften Anstieg der Zuschauerzahlen, insbesondere der Sender, die tendenziös berichteten. Die Bush-Administration habe eine ganz eigene Pressepolitik. es gelangten kaum Informationen nach aussen. Nach 20 Uhr träfe man keinen Beamten mehr auf der Straße. Seit zehn Jahre schwinde ohnehin die kritische Distanz: "Die Entwicklung der Preselandschaft in den USA ist bedenklich." Der kritische Journalismus werde sich aber im nachhinein bewähren.

Christoph Maria Fröhder lehnt das Konzept des "eingebetteten Journalisten" rundweg ab. Er wundert sich auch darüber, dass die Gewerkschaften und Berufsverbände nicht dagegen protestiert hatten. Seiner Meinung nach sei eine unabhängige Berichterstattung jederzeit möglich. "Wenn man keinerlei Konzessionen macht, hat man eine Chance." Michael Rediske kritisiert an Fröder, dass seine Theorie, was man tun könne, für ihn - mit 30 Jahren Berufserfahrung seit dem Vietnam-Krieg, natürlich selbstverständlich sei, der Journalisten-Nachwuchs müsse das aber erst lernen bzw. erfahren.

Man ist sich einig, dass "hinter der Front" ohnehin oft eine bessere Berichterstattung möglich sei, da die Spuren des Krieges "authentisch" zu sehen sind. Auch Don Jordan erzählt, dass er einem Soldaten angedroht habe, "er würde mir nicht entkommen" - was eine Reportage nach dem Krieg meinte.

"Krieg als Entertainment": Die Diskussion wurde lebhaft und kontrovers, als es um die Frage ging, inwieweit eine Live-Berichterstattung statthaft sei. Es geht um den Fall eines Kamerateams, das in Begleitung von Bewaffneten nach Kirkuk eindrang und beschossen wurde - alles lief live üver den Sender. Die technische Entwicklung der letzten zehn Jahre hat real Reality-TV, wie es Michael Rediske nennt, erst möglich gemacht. Aktham Suliman erklärte das "unterschiedliche Rezeptionsverhalten" des Puhlikums in der arabischen Welt: man müsse einfach alles zeigen, weil man ansonsten in Verdacht geriete, Marionette irgendeiner Interessengruppe zu sein und Auftragsjournalismus zu betrieben.

Don Jordan setzte sogar noch eins drauf: Der "Höhepunkt des Fernsehjournalismus" sei es gewesen, als die Hinrichtung des Ehepaars Ceausescu3 in Rumänien live übertragen worden sei. Der leicht provokative Unterton war nicht zu überhören: Der jetzige Irak-Krieg sei "viel aufregender" gewesen als der vorige; damals habe man nur immer etwas gezeigt bekommen, was nach Computeranimation ausgesehen habe. Es gebe nur wenige unabhängige Medien in den USA. Das Management zwinge zur Selbstzensur. Das Vorhandensein der Bilder bestimme die Nachrichten, nicht umgekehrt.

Das Podium war sich weitgehend einig, dass viele Kriege, die gerade stattfinden - der im Kongo zum Beispiel - nicht in den Medien auftauchten - zu Unrecht. Suliman meint aber, der Irak-Krieg stehe mit gutem Gurnd im Focus der Aufmerksamkeit, weil er prinzipielle Bedeutung für die Zukunft habe und die gesamte arabische Welt verändern werde.

Embedded Journalist

I'm your embedded journalist,
Reporting from the front line,
Protected from War,
By Delta Special Forces.
I'm not the maverick Terry Lloyd,
With an independent satellite phone.
Kate Aide was warned, said the Pentagon,
You're not an embedded journalist,
You got a satellite uplink,
You're a legitimate target.
I'm here, safe with the US Special Forces,
A waiting puppet government minister,
And the Kurdish Freedom Fighters
( Tomorrow's new US terrorists? )
Oh Hell,
Bombs hit 12 yards away,
Planes roar; Flesh burns,
Arms splinter; Bodies explode: It's Hell.
Where am I; Manhattan, Palestine, Afghanistan?
No I'm John Simpson in Northern Iraq,
Watching people burning to death,
Told to use meaningless words;
Friendly Fire, Blue on Blue, Collateral Damage,
Never mentioning British Killing, nor US Murder.

By Gren - copyleft4
Sunday 5th April 2003
Respect due to John Simpson reporting on News 24.


1) www.reporter-ohne-grenzen.de/publik/jb/jb2002.php
2) www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-artikel19/46.html
3) www.timisoara.com/timisoara/rev/trialscript.html
4) www.stevens.eclipse.co.uk/poetry/embedded-journalist.html

www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/konf/14720/1.html - Sehen - Hören - Schreiben - Schweigen, Medienberichterstattung in Zeiten des Krieges. Telepolis, 02.05.2003


03.05.2003
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