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 Onkel Adolf und die deutschen Filmemacher Nächstes Thema anzeigen
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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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BeitragVerfasst am: 18.05.2005, 20:32 Antworten mit ZitatNach oben



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DER UNTERGANG

Onkel Adolf und die deutschen Filmemacher

Von Burkhard Schröder

Lara
Der Rauch im Feuilleton hat sich schon verzogen. Ich habe mir vorgestern "Der Untergang" [Wikipedia] angesehen. Nicht im Kino, nicht in angenehmer weiblicher Begleitung, sondern allein und auf dem Monitor meines Rechners. Das, was ich vorab vermutet hatte, wurde auf Gröbste bestätigt: es handelt sich um politischen Schund, um ein typisch deutsches Machwerk. Die Jungle World hat die Lehren des Films so zusammengefasst: Der Führer ist ein mordsmäßig charmanter Kerl gewesen. Der Nazi hat’s nicht leicht gehabt am Ende des Krieges, man hat ihm übel mitgespielt. Die Deutschen wollten das Leid und das Sterben beenden. Hitlers Offiziere waren stille Widerständler, konnten sich aber nicht durchsetzen. Der Führer konnte nicht anders. A man’s got to do what a man’s got to do. Der Nazi hat ein Ehrgefühl. Der Russe, ein Untermensch, hat Deutschland besetzt, nicht befreit. Die Getöteten der Shoah, sie waren nur sechs Millionen von 50 Millionen, eine Nebenwirkung des Kriegs, eine Randnotiz, eine Fußnote. Es gab hilflose, unschuldige, naive Nazis, die in diese unangenehme Nazigeschichte verwickelt wurden.

So sieht man das auf der Offiziellen Website des Films natürlich nicht, und die Frage, ob man einen Film so drehen dürfe, wie sie an anderer Stelle [Materialien und Meinungen] gestellt werden, sind nur heuchlerische Public Relation, um sich in den deutschen pseudo-skandalisierenden Diskurs einzureihen.

Ich hätte als leidenschaftlicher Kinogänger nicht gedacht, dass ich mich noch ernsthaft aufrege. Doch: mir blieb die Spucke weg; ich war baff, wie es jemand, auch noch mit diesem Aufgebot an Schauspielern, wagen kann, dem Publikum so einen geschichtsverfälschenden Schmarrn vorzusetzen. Das grenzte an Volksverhetzung, wenn denn der Film überhaupt irgendeine Aussage hätte.

Geschenkt: Bruno Ganz ist der beste Film-Hitler, Fillmplakatden es je gab und vermutich authentischer als das Original. Bei Alexandra Maria Lara bin ich befangen, seit dem ich sie in dem ebenfalls grottenschlechten Vierteiler über Napoleon als polnische Gräfin Marie Walewska gesehen habe, die sie so hinreißend spielt, dass ich mir ihr Bild gleich als Teenager-Poster an die Wand hätte hängen können. Aber als Hitler-Sekretärin ist sie eine krasse Fehlbesetzung, weil sie nichts tut, außer mit großen Augen in die ach so unverständliche Welt zu sehen - eine undankbare Rolle. In einem Interview bestätigt sie das:
"Allerdings, offen und ehrlich gestanden, habe ich bei der Auseinandersetzung mit dieser schweren Thematik die Erfahrung gemacht, dass die Gedanken oft derartig am Hin- und Herspringen sind, dass ich teilweise das Gefühl hatte, ihre Gedanken nachvollziehen zu können, wobei ich an anderen Stellen wieder überhaupt nichts verstanden habe." Quod erat demonstrandum.

Interview mit Corinna Harfouch als Film-Ehefrau Goebbels' meint:
"Wenn man es auf die Spitze treibt, dann ist Magda Goebbels prototypisch für einen Menschen, der sich in einer Diktatur am wohlsten fühlt." Dazu braucht man keinen Film über Onkel Adolf, genausowenig wie man einen Film über Auschwitz braucht, um sich mit dem Bösen an sich auseinanderzusetzen. Der Führerbunker als Ambiente für eine Version von "Die Untertanin" ist reine Effekthascherei.

Um einen Anti-Kriegsfilm kann es sich per definitionem nicht handeln, außerdem meine ich, dass es kaum Anti-Kriegsfilme gibt. Wenn die Bomben in den letzten Kriegstagen in Berlin einschlagen: was ist die filmische Botschaft? Oh höheres Wesen, lass die armen Hitlerjungen nicht umkommen? Es fehlt kein Klischee: die Russen tanzen Kasatschok, was auch falsch ist, wenn es keine Kosaken sind; sie vergewaltigen nicht, weil man das dem Zuschauer nicht zumuten kann. Und niemand hat etwas gewußt von der Shoa. Es fehlen eigentlich nur noch die behaarte Brust von Charles Heston und Asterix und Obelix, die durchs Bild laufen. Das wäre der perfekte deutsche Film über Onkel Adolf.
Lichterkette
Telepolis zitiert Thomas Kretschmann, den Darsteller des SS-Gruppenführers Hermann Fegelein:
"Ich finde es wichtig, dass Deutsche so einen Film erzählen." Warum? Es war gut, dass Deutsche "erzählt" haben. Man erkennt, dass sie ihre Vergangenheit immer noch nicht begriffen haben. Wir warten gespannt auf einen Film über Auschwitz, den Deutsche "erzählen". Wahrscheinlich fehlen dann dort auch die Juden.

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BURKS ONLINE 18.05.2005
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