Feind hört mit [Update]

akte lammel

Auf Uebermedien.de gibt es einen ausgezeichneten und aufklärenden Podcast über das Thema Akte Lammel. „Bild“, rbb und die Stasi-Unterlagenbehörde: Was steckt alles hinter der Geschichte?

Beide Gesprächspartner können druckreif und ohne Stottern reden; man merkt, dass man es mit Profis zu tun hat. So muss und kann Journalismus auch sein.

Das Thema ist natürlich noch nicht durch; mich hat auch die erste E-Mail mit drohendem Unterton aus dem RBB erreicht.

Alexander Kulpok, mein alter Widersacher (nicht Feind) im DJV Berlin, hat in der Berliner Zeitung etwas auch zum Thema geschrieben (leider Paywall): „Feind hört mit: Stasi-Fälle und Verdächtigungen von Journalisten aus West-Sicht“.

Natürlich interessiert die öffentlichkeit nicht oder kaum, ob und warum hinter der Sache eine verbandsinterne Intrige steckt. Meine Arbeitshypothese ist, dass der RBB missbraucht worden ist, um das durchzuziehen. Man hat sich zwar intern hinter die Reporterin gestellt und bestätigt, dass die Anfragen und Recherchen im Auftrag des Senders geschahen, aber eine „Qualitätskontrolle“, was den Verdachtsjournalismus, dessen Methoden und Konsequenzen angeht, scheint es nicht gegeben zu haben. Was rechtmäßig und unrechtmäßig war, werden Gerichte zu entscheiden haben – da kommt aber naturgemäß nicht viel heraus.

Spannend wird es werden, wenn geklärt werden wird (und das wird es), wer den Tonmitschnitt von Lammels Rede bei DJV (vgl. den Podcast) an die Stasi-Behörde weitergeleitet hat. Die RBB-Reporterin kann es nicht gewesen sein, die war nicht dabei. Ich habe einen Verdacht, und die betreffende Person kann sich schon mal warm anziehen, auch juristisch… Und dann wird man mehr über die peer group, die hinter allem steckt, sagen können.

[Update] Ein Leser weist auf Sputnik hin – das Thema wird sogar in Russland aufgegriffen.

Lore ipsum

burks.de

Noch im Lore-ipsum-Stadium. Burks‘ Blog bleibt natürlich erhalten, so wie es ist, auch der direkte Link. (Foto: ©Bernd Lammel)

Schwund

djv berlin

Beim DJV Berlin/JVBB treten gerade zahlreiche Mitglieder aus. Seit der Vorstandswahl im Januar und der letzten Vorstandswahl sind es schon mehr als fünfzig, unter anderem auch der ehemalige Schatzmeister. Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet, ist einer der Gründe, dass die Verschwörungstheoretikerin Gabriele Probst (ehemals JVBB) ihren persönlichen irrationalen Rachefeldzug gegen den ehemaligen Vorsitzenden Bernd Lammel (der gar nicht kandidierte) auf der Mitgliederversammlung ungehindert führen konnte. Zu allem Überfluss hat die Dame sich auch noch in den Aufnahmeausschuss (!) der Journalisten-Gewerkschaft wählen lassen.

Mal sehen, wann das der hauptstädtischen Journaille auffällt. Meine Wette: Gar nicht.

Frustra laborat, qui omnibus placere studet [Update]

hauen und stechen
Mitgliederversammlung des DJV Berlin-JVBB (Symbolbild)

Dira necessitas! Es geht leider um Vereinsmeierei und das dazugehörige Hauen und Stechen, also Gruppendynamik und viel Lärm um nichts. Alternative Titel, die aber von mir wieder verworfen wurden: „Tilo, übernimm den Laden!“ Oder: Difficile est satiram non scribere. Oder: „Unter Exekuteuren „(vgl. unten).

Horresco referens. Aber zuerst die gute Nachricht: Beim wiedervereinigten DJV Berlin/JVBB wird morgen (26.09.2020) schon wieder ein neuer Vorstand gewählt.

Am 27.07.2020 zitierte ich die Berliner Zeitung: „Der Vorstand des Berliner Journalistenverbands tritt zurück. Anlass ist der vorstandsinterne Streit um das umstrittene RBB-Sommerinterview mit dem Rechtsextremisten Andreas Kalbitz. Auch ein Bericht der Berliner Zeitung zu dem Vorgang spielte eine Rolle.“

„Die Gründe für den Rücktritt gehen jedoch über das umstrittene RBB-Sommerinterview weit hinaus: Sowohl Walther als auch Oppermann und Enderle gehörten einst dem JVBB an, der erst zu Jahresbeginn mit dem DJV Berlin zum DJV Berlin JVBB fusionierte. Offenbar gab es aber auf Vorstandsebene gravierende Differenzen zwischen den Mitgliedern der beiden Vorgängerverbände, die nun beim Streit um das Kalbitz-Interview offen zutage traten.“

Das ist natürlich nicht die ganze Wahrheit. Um die zu erfahren, hätte man aufwändig recherchieren müssen. Wo kämen wir denn da hin? Nur so unter uns: Der im Frühjahr zum Vorsitzenden gewählte Christian Walther galt bei der Mehrheit der Vorstandsmitglieder als „nicht teamfähig“, er habe einsame Beschlüsse gefasst, ohne die anderen zu konsultieren, ja sogar gegen die Beschlusslage des Vorstands gehandelt. Auch habe er den Bundesvorstand brüskiert. Kolleginnen aus dem Vorstand erklärten off the record, sie würden keinem Vorstand mehr angehören, wenn Walter noch einmal kandidiere. Es ging also offenbar so zu wie man sich das vorstellt in einer Schlangengrube.

Eine recht große Gruppe von Kolleginnen startete einen Aufruf: “ Es braucht neue Personen, die die Integration der beiden Verbände voranbringen. Warum nicht mal eine Frau als Vorsitzende und einen männlichen Stellvertreter?“

Das klingt vernünftig, aber wir sind bei der Vereinsmeierei. Da ist alles anders, und das ist die schlechte Nachricht. Die Kandidaten zur Wahl haben sich öffentlich präsentiert. Der Geschäftsführer Michael Rediske schleppte, auch wieder ohne Rücksprache, Steffen Grimberg an, der als Vorsitzender kandidiert, offenbar eine Seilschaft nicht nur aus der taz, sondern auch aus dem ehemaligen „Spalterverband“ JVBB.

Ich habe nie verstanden, warum Journalisten sich auf diese völlig irrelevanten Pöstchen drängeln. Vielleicht vermuten sie irrig, sie wären dann wer. Der Vorsitzende des DJV Berlin erhält aber rund 1000 Euro monatlich, das Doppelte von dem, was der Vorsitzende vor der Wiedervereinigung bekam. Das wurde relativ schnell beschlossen. Auri sacra fames! Und zusätzlich noch mehr Spesengelder, die aber gar nicht im Budget vorgesehen waren. Ein hübsches steuerfreies Zubrot! Man bekommt von dem „Ehrenamt“ keine Schwielen an den Händen, höchstens am Allerwertesten.

Der im Frühjahr neu gewählte Schatzmeister Klaus Enderle (Personalrat Deutsche Welle) nickte diese unerhebliche Details ab. Citius flammas mortales ore tenebunt, quam secreta tegant! Ich sage nur: Früher ist man schon aus weit geringerem Anlass gevierteilt worden. Mal sehen, ob der alte Vorstand entlastet wird. (Meine Wette – ich kenne den Laden schon länger: ja!)

Morgen stehen mehrere Seilschaften parat. Im RBB sähe man gern, dass der DJV Berlin wieder komplett von der Anstalt dominiert wird. Diese Leute hoffen auf Christian Walter, dass der, obwohl er nicht mehr kandidiert (im DJV kann man aber nie wissen), eine Art Volkssturm zusammentrommelt.

Rediske und Nachläufer wollen, dass niemand ihren Journalistenpreis „Der lange Atem“ antastet. Um das Ausmaß der Schmerzfreiheit zu verdeutlichen, die manche „Verbandsjournalisten“ an den Tag legen: Gabi Probst, eine ehemalige Preisträgerin, hatte Bernd Lammel, dem früheren Vorsitzeden des DJV Berlin, eine Stasi-Karriere angedichtet, unter Mithilfe des RBB, wo der Quatsch gesendet wurde, hätte also beinahe ein Leben und eine Karriere zerstört, fiel aber zum Glück damit – mir sei das Wort gestattet – auf die Schnauze. Diese Dame wurde nochmal nominiert. In einer E-Mail eines Medienjournalisten heißt es:
Herr Lammel, im Oktober 2019 hat der Vorstand des DJV Berlin einem Antrag zugestimmt, beim JVBB und der Jury des Preises „Der lange Atem“ offiziell zu protestieren und dazu aufzufordern, die Nominierung der Kollegin Probst vom RBB für den Preis zurückzuziehen. So weit ich weiß, haben Sie als damaliger Vorsitzender des DJV Berlin, diesen Beschluss nicht exekutiert. (Blah blah)

Ich sage es klar und angenehm: Journalisten, die anderen Journalisten Preise verleihen, sind lächerlich – mit hohem Fremdschämeffekt. Ich kandidiere aber für nichts, deshalb muss man vor mir nicht warnen.

Noch eine gute Nachricht: Tilo Jung kandidiert. Ich weiß zwar nicht, warum der sich das antut, aber er wäre für den Verband eine Art Bluttransfusion.

Alle Frauen, die sich mit Foto präsentieren, sind wählbar. Außer Tilo und den äußerst kompetenten Jens Schrader und Ismail Cevik von den Männern niemand. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?

[Update] Steffen Grimberg wurde mit 52 (!) Stimmen zum neuen Vorsitzenden der DJV Berlin/JVBB gewählt, seine Gegenkandidatin, die Ćorona-bedingt per Video zugeschaltet worden war, erhielt 38 Stimmen. Tilo Jung hatte vorher erklärt, er würde sich nur wählen lassen, wenn eine Frau Vorsitzende sei. Die lernen halt nichts und nicht dazu.

Am Solimões also known as Amazonas und noch was zwischendurch [Update]

amazonas

Der Amazonas, dessen Oberlauf in Brasilien Solimões genannt wird; hier der Anflug auf Leticia im Süden Kolumbiens (ungefähr hier).

Es ist zu spät, um noch etwas Kluges zu schreiben, etwa über das Förmchenweitwerfen zwischen Don Alphonso und Panorama und….

strobl

Das ist ja lustig. Ich wollte soeben etwas zu der Dame, die mir bis jetzt nicht wirklich bekannt war, auf Twitter nachsehen. Ich habe – soweit ich mich erinnern kann – noch nie etwas zu ihr gesagt oder geschrieben. Vielleicht blockt sie auch auch nur alle verdächtigen Personen rein prophylaktisch. Jetzt komme ich mir richtig gefährlich vor.

Der Don Alphonso scheint angepisst zu sein, so verbissen schreibt er gegen „Linksextremismus“ an, alsdaselbst er Frau Strobl dorthin eintüten will, unter Anspruchnahme ausgerechnet der üblichen Verfassungsschutzberichte. Da kann man nur zu Popcorn zm Single Malt greifen…

Altera pars antwortet ebenso schmallippig: „Was Panorama getan hat, nennt sich Verdachtsberichterstattung. Diese ist legitim, denn um Missstände aufzudecken, können und dürfen Journalisten nicht abwarten, bis Vorwürfe dienst-, straf- oder zivilrechtlich geklärt sind.“

Ach ja? Disagree, Eure Ehren. Das erinnert mich an den RBB und die Akte Lammel: Erst wird jemand in den Dreck gezogen, immer schon im Konjunktiv, es könnte ja sein usw., und dann, wenn dessen Lebensgrundlage zu bröckeln beginnt, fangen die Rechtfertigungen an, man dürfe das, und zum Schluss, wenn Gerichte nach den harten Fakten fragen, muss man jammernd alles zurücknehmen, wie im Fall Lammel.

Nein, so darf man das nicht, Panorama, obwohl mir das „Opfer“ herzlich egal ist. Der Bundeswehroffizier hat Jehova gesagt irgendetwas geliked, was böse ist. Da kann man nur das Haupt schütteln. Hoffentlich kommt niemand auf die Idee zu recherchieren, was ich in den frühen 90-er Jahren im Usenet gepostet habe… aber keine Sorge: bei Panorama wissen die garantiert nicht, was das ist.

Ich rieche die deutsche Blockwart- und Denunziantenmentalität und mitnichten investigativen Journalismus. Wer sich Für- und Widerrede antun will: Don Alphonso überführt die Gegenseite der Lüge. Aber wen interessiert’s?

Jetzt sind wir vom Amazonas weit abgekommen. Back to zero. Aus meinem Reisetagebuch, Januar 1982, über den Flug von Bogota nach Leticia:
Die Handgepäckkontrolle im Flughafen von Bogota ist zum Schreien: Der Apparat bwz. Metalldetektor piept ununterbochen, weil sich alle Leute gleichzeitig durch die Sperre drängeln, während ein Sicherheitsmann verzweifelt an den Männern herumfummelt.

Die Maschine fliegt über Cali, das wir aber nicht zu Gesicht bekommen. Die Anden liegen unter einer fast geschlossenen Wolkendecke, die erst beim Erreichen des Amazonas aufreißt.

Die Unruhe unter den Passagieren wächst, der Faszination des riesigen, braunen, bis zum Horizont in großen Schleifen träge, breit und majestätisch sich windenden Flusses können sich nur wenige entziehen. Man sieht kaum Schiffe.

Kurz darauf, fast unerwartet, schon der Flughafen von Leticia. Die Hitze schlägt über einem zusammen, als wäre man gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen. Die Gepäckverteilung altertümlich – alles von Hand, und das bei der Temperatur! Auf dem Flugfeld steht eine alte Maschine mit völlig verbeulter Schnauze, nicht gerade zur Beruhigung der Fluggäste.

Wir marschieren bei brüllender Hitze mit den schweren Rucksäcken eine Viertelstunde bis nach Leticia und freuen uns ums andere Mal über unsere zweckmäßigen Hüte. Ein Hotel zu finden erweist sich als ungemein schwierig, fast alle sind voll. Ein Kolumbianer verweist uns auf Residencial Condominio (…), wo wir unterkommen. Ein ziemlich abgerissener Busche aus Manaus gibt uns eine Cola aus und seine Adresse….

Jetzt lausche ich noch ein paar Minuten Kate Liu, wegen der Nerven und so…

[Update] Die Deutsche Welle meint auch, sich einmischen zu müssen. „Seit einigen Tagen geht es auf Twitter heiß her zwischen „Don Alphonso“ und seinen Unterstützern auf der einen Seite und eher linksgerichteten, feministischen Usern und solchen mit Migrationshintergrund auf der anderen.“ Mehr muss man nicht lesen.

#vereinsmeierei [Update]

djv jvbbdjv jvbb

DJV Berlin und JVBB in Berlin fusionieren nach 15 Jahren Trennung. Gespannte Erwartung bei der gemeinsamen Mitgliederversammlung. Ein neuer Vorstand wird gewählt. #djvjvbbfusion #vereinsmeierei #djv #djvberlin #jvbb #journalisten

[Update] Zu Stellvertretern des Vorsitzenden wurden Anne Jacobs und Bernd Lammel gewählt.

Zum Schatzmeister wurde Klaus Enderle (Personalrat Deutsche Welle) gewählt. Besitzer im Vorstand sind Negim Bekam (eine junge Journalistin aus Persien), die Fotografin Nina Zimmermann , Jens Schrader und Andreas Oppermann.

Schriftführer ist Christoph Nitz.

Der DJV Berlin war bis jetzt nicht in der Lage, die Ergebnisse auf seiner Website zu veröffentlichen. Ich musste das selbst recherchieren. Wie ich die Gemengelage kenne, werden auch, wenn das der Fall sein wird, keine Links gesetzt werden, damit der interessierte Leser sich informieren könnte. Aber manchmal geschehen nich Zeichen und Wunder…

Vgl. auch das Recherchegruppe-Blog.

Nicht-ganz-die-Wahrheit-sagende-Presse

security

Foto: Das ist keine Dienstuniform. Derartige Pullis kann man zum Beispiel in jedem Military-Shop kaufen.

Ich hatte in einem so genannten „Sozialen Netzwerk“ behauptet, der Taz-Artikel „Sie suchten Schutz“ widerspräche allen journalistischen Standards. Ein Kollege, der ihn gepostete hatte, fragte, warum das so sei. Nichts ist leichter als das zu beweisen!

Audiatur et altera pars ist die wichtigste journalistische Regel. „Höre auch die andere Seite“ meint aber nicht nur, dass man alle einfach reden lässt. Die Wahrheit ist oft eine Frage des Standpunkts, und nicht nur eine der Klasse, aus der der Journalist stammt.

Der szenische Einstieg, den die Taz hier wählte, um das Thema einzuführen, missachtet alles, was man als Journalist missachten kann: Ist das, was der erwähnte Argjent Mehmeti sagt, wahr? Niemand weiß das. Also müsste man auch die fragen, die er beschuldigt. Und selbst wenn die Taz es getan hätte: Die Aufgabe von Journalisten ist es, die Wahrheit – so weit wie möglich – herauszufinden und mitnichten, Schlüsse zu ziehen, wenn die Fakten nicht ausreichen.

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 05.08.1966 ist eindeutig: „Soll der Bürger politische Entscheidungen treffen, muß er umfassend informiert sein, aber auch die Meinungen kennen und gegeneinander abwägen können, die andere sich gebildet haben. Die Presse hält diese ständige Diskussion in Gang; sie beschafft die Informationen, nimmt selbst dazu Stellung und wirkt damit als orientierende Kraft in der öffentlichen Auseinandersetzung.“

Das heißt: Wenn die Presse wesentlich Fakten weglässt, ist sie „Lügenpresse“, weil der Bürger nicht umfassend genug informiert worden ist. Auch hier lügt die Taz. Der „Zeuge“ behauptet: „Die Wachmänner sind organisiert und verdienen zu viel Geld. Deswegen macht da keiner was.“ Stimmt das? Nein, es ist falsch. Im Sicherheitsgewerbe wird fast nur Mindestlohn gezahlt, und das wirkt auf die Qualität des Personals.

Damit nicht genug: Der Leser meint zunächst, es ginge darum aufzudecken, dass Mitarbeiter der Sicherheitsdienste Flüchtlinge misshandelten. „…kommt es weiterhin regelmäßig zu Körperverletzungen durch Sicherheitskräfte, zu Bedrohungen, manchmal gar zu Misshandlungen. In Berlin stehen Mitarbeiter von Sicherheitsfirmen im Verdacht, Geflüchtete in die Prostitution vermittelt zu haben, um mit der Zuhälterei zu verdienen.“

Kann man beweisen, dass es regelmäßig zu Körperverletzungen und anderen Delikten kommt? Nein. Es stimmt auch gar nicht. Und wenn jemand „unter Verdacht steht“, heißt das noch gar nichts. Im Zweifel für den Angeklagten?! Verdachtsberichterstattung kann auch Rufmord sein, So etwas kennen wir vom RBB. Im Artikel der Taz ist geht es aber dann um Firmen, die Unterkünfte für Flüchtlinge betreiben. Was hat das aber mit den Sicherheitsunternehmen zu tun?

Rund zwei Drittel des Taz-Artikels widmetn sich European Homecare, ein „Unternehmen, das sich auf den Betrieb von zeitweiligen Wohnungen für Flüchtlinge spezialisiert hat.“ Wieder die Frage: Geht es um das Personal von Sicherheitsunternehmen, was der Einstieg suggeriert? Geht es um die Firmen, die Notunterkünfte betreiben?

Ich werfe den Autorinnen der Taz vor, dass sie sich mit einer „Sache“ gemein machen. „Sie war schockiert zu erfahren, wie alltäglich Gewalt gegen Geflüchtete ist. (…) Das Gespräch mit Maria Wehle ist ihr besonders in Erinnerung geblieben.“ Was soll denn dieser Quatsch? Journalisten, die sich schockieren lassen, sollten den Beruf wechseln. „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört“, sagte Hanns Joachim Friedrichs.

Was bedeutet das? Was ist die gute Sache? Die der Flüchtlinge? Die der Sicherheitsmitarbeiter? Oder die der Autorinnen?

Dobermänner und Gute-Laune-Journalismus

Die „Zeit“ bekommt neue Herausgeber. [Reminder zur verlinkten Quelle: Der „Branchendienst“ Kress hatte sich an der Schmutzkampagne gegen den Berlin DJV-Vorsitzenden Bernd Lammel beteiligt.]

So wird der deutsche Journalismus bestimmt gerettet.

Einer der „Neuen“ bei der „Zeit“ ist Florian Illies, der auch im Kunsthandel aktiv ist:
Unser Prinzip ist einfach: Wir lieben es, gute Laune zu haben, und wir möchten uns diese gute Laune nicht verderben lassen. Wir möchten mit Leuten, die ihre Fahrräder selbst reparieren, nichts zu tun haben. Wir haben keine Lust, uns einen Abend lang über die Kurdenverfolgung im Nordirak die Köpfe heiß zu reden, weil uns das zu anstrengend ist.

Ebenfalls dabei: René Obermann, der schon mal die Interessen des Kapitals gegen die Gewerkschaften so vertrat, dass man ihn Dobermann nannte.

Vielleicht kann man Jutta Allmendinger positiv werten: Sie fordert, die Hausaufgaben in Schulen abzuschafften. „1999 führte Jutta Allmendinger den Begriff der Bildungsarmut in die stark ökonomisch geprägte arbeitsmarktpolitische Debatte in Deutschland ein.“ Schon klar: Die Idee, durch „Bildung“ sei der soziale Aufstieg zu erhoffen, ist typisch für die kleinbürgerlichen Mittelschichten.

Gib ihnen Saure!

Bild

Die Bild-Zeitung in Gestalt ihres „investigativen“ Reporters“ Hans-Wilhelm Saure behauptet, ich würde in meinem Blog „pöbeln“. Das würde ich doch nie tun! Aber wenn es die „Bild“ behauptet, muss es ja stimmen.

Es geht wieder einmal um die Akte Lammel. Die „Bild“ bringt zwar nichts Neues, versucht aber immer noch, aus dem Thema Honig zu saugen.

Unter Verdacht

Nitro

Meine Reportage über die „Akte Lammel“ ist im aktuellen Heft des unabhängigen Medienmagazins Nitro in der Rubrik „Investigativ“ erschienen. [Bestellung als Einzelheft]

Auf diesem Blog werden aber weitere Folgen zum Thema erscheinen.

Die Konquistadoren, reloaded

konquistadorenZur Zeit arbeite ich daran, meinen Roman „Die Konquistadoren„, der 2011 bei Rowohlt erschienen ist, als E-Book herauszugeben (vorerst nur als Kindle bei Amazon).

Ich habe die Rechte zurückbekommen, aber nur am Text, nicht am Titelbild oder der Karte im Buch. Das muss ich also selbst machen. Hier der erste Entwurf für das Cover.

Es tauchen ganz unerwartete Probleme auf. Ich hatte das Manuskript nur auf Diskette, aber natürlich kein Diskettenlaufwerk mehr. Zum Glück hat mir ein Freund geholfen. Ich habe auch nur mein Original, das ca. 600 Druckseiten umfasst – ich musste aber den Roman auf Geheiß des Verlages um rund 100 Seiten kürzen. Das E-Book wird also Passagen enthalten, die nicht im Buch erschienen sind. Ich muss aber auch alles noch einmal Korrektur lesen und auf die neuen Rechtschreibregeln updaten. Ich werde auch noch zusätzliche Karten anbieten und ein umfangreicheres Glossar.

Ich hoffte, vor Weihnachten damit fertig zu werden, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das hinkriege. Ich arbeite auch noch an einem E-Book zum Fall Lammel (Arbeitstitel: „Ein Lehrstück über investigative Recherche, Intrigen und Moral“).

Wieviel würden die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser für ein digitales Update eines historischen Romans zahlen, den es für einen Cent gebraucht auf Papier gibt (zuzüglich Versandkosten)?

Weitere Schritte einleiten

Das Justitiariat des RBB schrieb mir heute eine drohende E-Mail, die „für den RBB arbeitende Journalistin Gabi Probst“ sei im Rahmen der Preisverleihung „Der lange Atem“ mehrfach gegen ihren Willen fotografiert worden. Ich solle bis morgen erklären, dass ich kein Foto von ihr publizieren werde. Sollte ich „der Aufforderung nicht nachkommen“, „werden wir weitere Schritte einleiten.“

Dummerweise bin ich weder Fotograf noch habe ich ein Foto der Dame gemacht noch habe ich etwas damit zu tun, welche Fotos irgendwo gedruckt werden. Und auf Drohungen reagiere ich immer „angemessen“. Das haben schon andere vergeblich versucht.

Es geht um meinen großen Artikel zum Fall der Verdachtsberichterstattung des RBB gegen Bernd Lammel, der in den nächsten Tagen im Medienmagazin Nitro erscheinen wird.

Einige Leute scheinen mächtig nervös zu sein. Das ist auch gut so.

Probst belästigte mich heute mit merkwürdigen E-Mails, in denen sie behauptet, sie wolle mir nur helfen, keine Fehler zu begehen. Zusatz: „Ich weiß ja nicht, wie viele STASI-Akten Sie schon gelesen haben..,“

Ich habe geantwortet:
Liebe Kollegin, bitte machen Sie sich nicht lächerlich. Ich habe schon Stasi-Akten eingesehen und darüber publiziert, als Sie vermutlich noch in der Schule waren. vgl. z.B. https://www.burks.de/burksblog/2013/04/09/zersetzung-nach-plan (v. 12.12.1990)
Ich habe mit dem Magazin Nitro, das ein Foto veröffentlichen wird, nichts zu tun. Ich bin nur freiberuflicher Autor und habe keinen Einfluss auf die dortige Fotoauswahl.

Probst gibt mir auch den Rat: „aber fragen Sie doch in der STASI-Unterlagenbehörde nach, wenn Sie mir nicht glauben.“ Meine Antwort:
Ich habe mehrere Lehraufträge für investigative Recherche an Universitäten. Was denken Sie, was ich gemacht habe?
Im übrigen nehme ich Kollegen, die behaupten, sie recherchierten „investigativ“, die aber noch nicht einmal in der Lage sind, eine verschlüsselte E-Mail zu schreiben, nicht ernst, sondern sehe diese als Aufschneider an.

Am 1. November hatte ich der Dame eine E-Mail geschickt, in der ich unter anderem fragte:
1. Laut JVBB-Newsletter vom Juni 2011 https://www.yumpu.com/de/document/view/30645820/jvbb-newsletter-juni-201
1-verein-berliner-journalisten-ev/3 waren Sie Rechnungsprüferin und Mitglied im Aufnahmeausschuss des JVBB. Sind Sie noch Mitglied im JVBB und sind Sie noch Rechnungsprüferin?

2. Laut einer Mitarbeitern des BStU in Berlin besitzen Sie die Akten Bernd Lammels schon seit 2010. Warum haben Sie erst jetzt darüber berichtet?

3. Laut einer Mitarbeitern des BStU in Berlin gab es 2010 eine so genannte „Paketanfrage“. Haben Sie damals nur über Mitglieder des DJV Berlin Auskünfte eingeholt oder waren auch andere Personen betroffen?

Eine Antwort bekam ich nicht. Das lässt ja tief blicken… Dann leitet mal weitere Schritte ein. Ich hole schon mal Popcorn.

Medienkompetenz

medienkompetenz

Nur mal so zwischendurch. Ich habe gerade viel zu tun. Ich bereite weitere Folgen der „Akte Lammel“ vor, will bis spätestens Januar zwei E-Books fertig haben, mein Vater liegt immer noch auf der Intensivstation (ist auf dem Weg der Besserung) und überhaupt…

Landgericht Berlin untersagt Behauptung einer MfS-Tätigkeit

Recherchegruppe: „Das Landgericht Berlin hat auf Antrag des Vorsitzenden des Berliner DJV, Bernd Lammel, gegen den Betreiber der Internetseite kress.de eine einstweilige Unterlassungsverfügung erlassen.“ (Quelle: DJV Berlin)

Nicht eilig

Der DJV Berlin hat auf seiner Website eine weitere Stellungnahme zu den „Stasi“-Vorwürfen des RBB gegen den Vorsitzenden Bernd Lammel.

Die Dürftigkeit des Materials zieht die Frage nach sich, warum der rbb ein so großes Interesse daran hatte, seine diffamierende Berichterstattung unbedingt am 13. 09. 2015 in der Abendschau zu platzieren. Genau einen Tag vor der wichtigen, vorletzten DJV-Gesamtvorstandssitzung vor dem kommenden DJV-Bundesverbandstag, der einen neuen Vorsitz wählen soll.
Ebenso unklar ist die beschriebene Eilbedürftigkeit vor dem Hintergrund, dass der rbb bereits seit über fünf Jahren im Besitz dieser Unterlagen ist und zum damaligen Zeitpunkt auch das einzige Medium war, welches diese Akten angefordert hat. (…)

Der DJV Berlin wird die Vorgänge zum Anlass nehmen, eine breite innerverbandliche Diskussion zum Thema „Journalistische Ethik zwischen Aufarbeitung und Rufmord“ anzustoßen. Die Berichterstattung von rbb, Kress und Bild stellt den fragwürdigen Effekt einer Verdachtsberichterstattung über die Grundsätze des Qualitätsjournalismus.

Ich kenne die Antwort, ich brauche aber noch ein paar Tage, bis ich etwas publizieren kann. Sorgfaltspflicht usw.

Truecrypt mit Linux, reloaded

truecrpyt

Mir geht es so wie den meisten Leute: Erst wenn ich etwas wirklich brauche, beschäftige ich mich damit, zumal wenn ich das Thema schon genügend zu kennen glaube.

Morgen fahre ich in den Ruhrpott – inne Heimat, wie man dort zu sagen pflegt. Da ich eine Woche Pause von Secondlife machen will, brauche ich nur mein Netbook mitnehmen, auf dem Ubuntu läuft. (In Unna ist erst recht Neuland-Entwicklungsland, was die Geschwindigkeit angeht.)

Aber habe ich dort auch wirklich alle Schlüssel, um verschlüsselte E-Mails lesen zu können? Ich erwarte wichtige Post für eine aufwändige Recherche.

Also schnell einen Container auf einem USB-Stick erzeugen. Ähhhh… aber auf dem Netbook hatte ich kein Truecrypt. Ich muss doch dort den Container wieder öffnen können! (Keys import etc.) Wie ging das noch mal gleich?

Das entsprechende Wiki erklärt, wie man einen Leopard-Panzer, den man als Bausatz gekauft hat, selbst zusammenbaut. Ich hasse es. Wieder in Ruhrpöttisch: Die kommen imma von Hölzken auf Stöcksken. Besser gleich das hier lesen und anwenden.

Voilá! (Ja, ihr könnt da gern draufgucken, es gibt nichts zu sehen, was ihr nicht sehen dürftet!)

In der Schlangengrube mit Jauche werfen

Der RBB und die Autorin Gabi Probst haben eine Rufmordkampagne gegen Bernd Lammel gestartet, den Vorsitzenden des DJV Berlin. Auch der „Kress Report“ beteiligt sich daran. Ein Stasi-Opfer soll zum Täter gemacht werden.

Ich wiederhole es. Der RBB hat nicht nur extrem schlampig recherchiert und fahrlässig formuliert. Nein, es handelt sich um versuchten Rufmord.

Ich kenne die Original-Akten, und ich kenne auch die Hintergründe, wer warum gerade jetzt angefangen hat, mit Jauche zu werfen in der Hoffnung, es würde etwas hängen bleiben. Ab Montag werde ich in einer kleinen Serie enthüllen, um was es eigentlich geht. Ich werde auch die Namen derjenigen nennen, die sich an der Schmutzkampagne beteiligen und welche Interessen sie haben.

Alles andere werden Juristen regeln, und die sind guten Mutes. No mercy!

Schwere Vorwürfe gegen den RBB

Ich habe etwas auf der „Recherchegruppe-Seite“ geschrieben zum Thema: Die Verdachtsberichterstattung des RBB und Trittbrettfahrern wie Kress über Bernd Lammel, den Vorsitzenden des DJV Berlin.

Das doppelte DJVchen, revisited

djv

„Es gibt manche Leute, die nicht eher hören können, bis man ihnen die Ohren abschneidet.“ (Georg Christoph Lichtenberg)

Wenn unter Journalisten Hauen und Stechen angesagt ist, mische ich gern mit. Die Sache wird nämlich immer doppelt interessant, wenn man hinter die Kulissen blickt: Die Öffentlichkeit interessiert sich nicht für Vereinmeierei, spannend ist also, was nicht berichtet wird, vom wem – und wer wie involviert ist. So war es beim Deutschen Journalistenverband (DJV) schon oft. Deren Vereinsblättchen „Journalist“ hat sich nicht mit investigativem Ruhm bekleckert, wenn es um die eigenen Querelen und die unzähligen Prozesse ging, mit dem man sich seit 10 Jahren gegenseitig überzogen hat.

Aktuell berichtet der geschätzte Kollege Daniel Bouhs (kann verschlüsseln!) in der Taz (05.05.2014) und zeitnah im medium magazin (nicht online verfügbar) erfreulich korrekt über die Situation in Berlin. Dort gibt es gleich zwei Landesverbände des DJV, den DJV Berlin (das Original – dort bin ich Mitglied) und den JVBB (eine Abspaltung vom DJV Berlin). Ich habe darüber hier und anderswo seit 2004 unzählige Male geschrieben; zu einigen Details empfehle ich zum Beispiel Telepolis („Kein Platz für Rechtsextremisten“ beim Deutschen Journalisten-Verband?“, 12.06.2004) oder auf dem Recherchegruppe-Blog („Krise? Welche Krise?“, 02.11.2005) Wie immer ging und geht es um Geld, aber auch um Pöstchen. Ich schrieb 2006: „Zum Glück habe ich im DJV Berlin nicht viel zu sagen, sonst würde ich sofort militärisch-juristische Maßnahmen anordnen. Meine Rolle beschränkt sich nur darauf, bei Bedarf den Vorstand zu stürzen.“

Was also steht jetzt auf der Agenda? Eine Fusion beider Landesverbände in Berlin? Bouhs schreibt in der Taz:
Es ist fast alles geklärt. Der jüngere JVBB soll im Berliner Altverband aufgehen, aus jeweils knapp 2.000 ein knapp 4.000 Mitglieder starker Hauptstadtverband werden. Was der Einigung noch im Wege steht, ist mitunter richtig peinlich: Die bisherigen Vorsitzenden – Alexander Fritsch (JVBB) und Bernd Lammel (DJV Berlin) – können sich nicht darauf einigen, wer dann führen darf, ob keiner von beiden, alle beide oder ein Neuer nach freier Wahl.

Das ist zwar irgendwie richtig, aber man sollte vielleicht noch ein paar für Vereinsmeier interessante Details hinzufügen, warum das so ist. Die Mitgliederversammlungen des abgespaltenene Verbands JVBB waren in letzter Zeit nicht so gut besucht – weniger als rund fünf Prozent der Mitglieder waren interessiert, sich das anzutun. Beim DJV ist das besser. Und vermutlich fürchtet man beim JVBB, dass man bei einer Fusion rein stimmenmäßig gnadenlos untergebuttert wird, wenn es darum geht, die ach so wichtigen Pöstchen zu verteilen. Zugeben würde das natürlich niemand. Merke, wie schon Lichtenberg sagte: „Die kleinsten Unteroffiziere sind die stolzesten.“ Deswegen hat der JVBB offenbar ein Interesse daran, sich bei der Fusion die Pöstchen und deren Anzahl vorab abzusichern. Beim DJV Berlin ist man da lässiger: Der Vorstand kann sich auch komplette Neuwahlen aller Ämter vorstellen.

Nun muss ich bekennen, dass ich auch kein Kind von Traurigkeit bin. Wenn man mir dumm kommt, setze ich gern auf einen groben Klotz einen groben Keil. Ich erinnere mich heute noch mit diebischem Vergnügen an einen Tag im Jahr 2004 (wenn ich mich recht erinnere), als ich mit einer einstweiligen Verfühgung in der Hand und einer Gerichtsvollzieherin neben mir in die Geschäftsstelle des DJV Berlin einmarschierte, um mir die Teilnahme an der Sitzung des erweiterten Vorstands zu erzwingen. Der damalige Vorsitzende hatte mich nicht eingeladen, obwohl ich gewählt worden war. Die Damen und Herren spritzten panisch auseinander, so dass sogar die Gerichtsvollzieherin schmunzeln musste. Ein Vereinsmitglied, das sich seine Rechte erkämpft? Das hatte es ja noch nie gegeben.

Da ich seit 2004 ständig Interna und andere unerfreuliche Dinge über alle Beteiligten auf meinen „Recherchegruppe“-Blog publizierte, habe ich zahllose Feinde außerhalb des eigenen DJV-Landesverbands (in dem die Guten gewonnen haben). Kritik ist im DJV oft nicht erwünscht. Das ist aber in anderen Vereinen nicht anders. Der Vorstand des abgespaltenen Berliner DJV-Landesverbands JVBB (der 2006 noch VBJ hieß), schäumte in einem Brief an den Vorstand des damaligen Konkurrenzverbands DJV Berlin über mich:
Auf seiner Internet-Seite äußert sich das Mitglied des DJV Berlin, Burkhard Schröder, zum wiederholten Male über den Verein Berliner Journalisten. (…) In der von Herrn Schröder bekannten und für seine vermeintlich journalistische Tätigkeit typischen Mischung aus (wenigen) Tatsachen, (vielen) Halbwahrheiten und (vor allem) Unwahrheiten wird dabei (…) der VBJ verunglimpft, Das für sich wäre angesichts des Autors und seiner zweifelhaften Reputation nicht weiter erwähnenswert.

Da ist aber ein Nerv getroffen worden. Wenn ein Journalist Unwahrheiten verbreitet, könnte man ja juristisch dagegen vorgehen…

djv

Nach dieser langen Vorrede aber kommen wir jetzt zum heutigen Thema. Mir wurde da eine E-Mail aus dem JVBB zugespielt, also dem Verein, der gerade eine fragwürdige „Online-Umfrage“ über die Fusion gestartet hatte. Ein Mitglied schreibt an den erweiterten Vorstand des JVBB, die „Einladung zur Umfrage“ hinterlasse „noch mehr Fragen, als ich sowieso schon habe, was den Stand der längst beschlossenen Fusion mit dem DJV Berlin anbetrifft.“ Und jetzt kommt ein kleiner Sprengsatz:

Ich verstehe nicht, wie irgendeinem Kandidaten von vornherein schädliches Handeln unterstellt werden kann. Aber genau das tut der Text. Weiterhin suggeriert der Text, dass es jeweils nur einen Kandidaten pro Verband um den neuen Vorsitz geben würde. Eine Unterstellung, die mich unmündig fühlen lässt in einem Verband, der Loyalität, Solidarität und Kollegialität in seiner Satzung verankert hat. Demokratie funktioniert per Definition anders.

Ich stelle hiermit den offiziellen Antrag auf eine außerordentliche Mitgliederversammlung. Dabei berufe ich mich auf die Satzung des JVBB.

Da müssen wir jetzt zur Bibel des deutschen Vereinslebens greifen, die liegt bei mir immer auf dem Schreibtisch – eingedenk der Weisheit: Wer die Regeln kennt, hat gewonnen. „Der eingetragene Verein – Gemeinverständliche Erläuterung des Vereinsrechts unter Berücksichtigung neuester Rechtsprechung mit Formularteil“. Wer dieses Buch auswendig kennt, braucht vereinsinterne Kriegs- und Kampfhandlungen nicht mehr zu fürchten.

Vereinswelt.de fasst das Thema ganz richtig zusammen:
Eine außerordentliche Mitgliederversammlung findet auch dann statt, wenn eine bestimmte Anzahl von Mitgliedern einen entsprechenden Antrag stellt. Ist die Mindestzahl in der Satzung nicht angegeben, müssen mindestens 10 % der Mitglieder diesen Antrag stellen (§ 37 BGB). In der Satzung können abweichende Regelungen getroffen werden, beispielsweise 1/3 der Mitglieder als Mindestzahl.

Da sieht man schon die schwere juristische Artillerie am Horizont. Im Gesetzestext heißt es nämlich drohend – wenn der betreffende Vorstand dem formgerechten Verlangen eines Mitglieds nach einer außerordentlichen Mitgliederversammlung nicht nachkommt:
Wird dem Verlangen nicht entsprochen, so kann das Amtsgericht die Mitglieder, die das Verlangen gestellt haben, zur Berufung der Versammlung ermächtigen; es kann Anordnungen über die Führung des Vorsitzes in der Versammlung treffen. Zuständig ist das Amtsgericht, das für den Bezirk, in dem der Verein seinen Sitz hat, das Vereinsregister führt.

Sehr hübsch. Man kann sich vorstellen, wie Vereinsvorstände ausnahmslos reagieren, wenn ein Mitglied die „Berufung auf Verlangen einer Minderheit“ bemüht. Richtig. Salopp gesagt: Sie kotzen ab.

Natürlich, so informierten mich gewöhnlich gut unterrichtete Kreise, sperrte sich auch der Vorstand des JVBB dagegen. Demokratie von unten oder gar ausreichende Informationen an die da unten? Igitt. Wo kämen wir denn da hin.

In der Satzung des JVBB (die ich online nicht gefunden habe, was vielleicht kein Zufall ist), heißt es:
Will ein Mitglied eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen lassen, so ist ihm vom Vorstand unverzüglich die Möglichkeit einzuräumen, über die Geschäftsstelle alle Mitglieder von dem Vorhaben zu informieren. Dabei darf die Information keine anderen Inhalte haben als die Ankündigung des Vorhabens, die Angabe eines Grundes sowie eine Kontaktadresse des betreffenden Mitglieds. Weitere Kommentare oder Zusätze sind unzulässig.
Die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung hat unverzüglich nach Eingang des entsprechenden Antrags zu erfolgen. Abweichend von § 6 Abs. 5 wird eine außerordentliche Mitgliederversammlung durch schriftliche Einladung aller Mitglieder unter Angabe einer Tagesordnung mindestens zwei Wochen vor dem Versammlungstermin vom Vorstand einberufen.

Die Pointe ist ja, dass man die Mitgliederliste einsehen muss, wenn eine Minderheit im Verein eine Versammlung wünscht, um eben diese benachrichtigen zu können. Der Bundesgerichtshof hat dazu einschlägig geurteilt:
Ein berechtigtes Interesse eines Vereinsmitglieds, Kenntnis von Namen und Anschriften der übrigen Mitglieder zu erhalten, kann auch außerhalb des unmittelbaren Anwendungsbereichs des § 37 BGB bestehen, wenn das Mitglied nach den Umständen des konkreten Falles die in der Mitgliederliste enthaltenen Informationen ausnahmsweise benötigt, um das sich aus seiner Mitgliedschaft ergebende Recht auf Mitwirkung an der Willensbildung im Verein wirkungsvoll ausüben zu können.

„Dummerweise“ und zum Missvergnügen von Vereinsvorständen kommt bei einem solchen Procedere auch immer heraus, wie viele Mitglieder ein Verein wirklich hat; deren Zahl wird ja gern und oft ein wenig nach oben geschummelt.

Die Gerichte verstehen keinen Spaß, wenn es darum geht, den Mitgliedern eines Vereins, die vom Vorstand oder anderen gemobbt werden, die „Mitwirkung an der Willensbildung“ zu erzwingen. Deswegen ist es auch ausgesprochen schwierig oder fast unmöglich, ein Vereinsmitglied (eine Partei wird juristisch wie ein Verein behandelt) auszuschließen, wenn dieses Mitglied sich entschlossen zur Wehr setzt. Auf dem Höhepunkt des Hauens und Stechens im DJV Berlin – vor einem Jahrzehnt – versuchte der damalige Vorstand drei Mal, mich unter fadenscheinigen Gründen rauszuwerfen. Die Richter am Landgericht Berlin machten immer kurzen Prozess und traten die Anträge auf meinen Ausschluss schon nach wenigen Minuten in die Tonne, und kommentierten die Sache, weil sie vermutlich ahnten, was der wahre Anlass war, mit dem strengen Hinweis an die Antragsteller: „Vereinsinterne Kritik am Vorstand ist erlaubt.“

Man darf also gespannt sein, wie es bei den journalistischen Vereinsmeiern in Berlin weitergeht (wen das interessiert). Vielleicht gewinnen ja auch im JVBB irgendwann mal die Guten. Ihnen ist ein „Langer Atem“ zu wünschen.

Berliner Journalisten: Gesundheit

Berliner Journalisten

Berlin (ots) – Berliner Journalisten ist erschienen. Die April-Ausgabe des unabhängigen Medienmagazins für Deutschland erscheint mit dem Themenschwerpunkt Gesundheit. Alle Autoren und Gesprächspartner erachten die Gesundheitsreform als misslungen. Die Begründungen unterscheiden sich jedoch massiv. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisiert, dass in der Großen Koalition eine vernünftige Gesundheitspolitik unmöglich ist, weil die Union privaten Assekuranzen so etwas wie Vetorechte gewähre. Frank Ulrich Montgomery, Vizepräsident der Bundesärztekammer, attestiert eine Verluderung der Politik und fordert die Ärzteschaft auf, ein eigenes gesundheitspolitisches Programm zu entwickeln. Günter Wallraff portraitiert den Fotografen Günter Zint. Pamo Roth und Bernd Lammel begleiteten eine Polizeistreife durch Berlin-Neukölln. Jörn Hetebrügge beobachtete bei den Berliner Filmfestspielen die Journalisten und Petra Tabeling sprach mit der Fotografin Ursula Meissner über Kinderprostitution in Kambodscha. Berliner Journalisten erscheint seit November 2004 bundesweit als unabhängiges Medienmagazin unter der Herausgeberschaft von Bettina Schellong-Lammel im Verlag Berliner Journalisten. Chefredakteurin ist Dr. Sabine Pamperrien. Neu wurde das Ressort Kino geschaffen. Ab sofort erscheint das Heft alle zwei Monate.

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