Ein Kessel Buntes

panama

Foto: Panama 1982

Man kann dem so genannten „Sozialismus“ der DDR vieles vorwerfen, aber wer zweifelt, dass das heutige Beitrittsgebiet genauso oder noch viel mehr typisch deutsch gewesen sei, alle Versuche, die breite Masse des Volks von Befehlsempfängern, Untertanen, Hobby-Blockwarten und grauslichen Spießern zu aufrecht gehenden und mündigen Citoyen zu machen, demgemäßg zwangsläufig scheitern mussten, dem muss man nur die Zeichenkette „Ein Kessel Buntes“ zum feuilletonistischen Fraße vorwerden und abwarten, ob dieser Zweifler dann das Würgen begönne, was gemeinhin ein eindeutiger Hinweis darauf ist, die Sinne noch einigermaßen beisammen zu haben. Das erklärt auch den Titel dieses Postings. Mir fiel keiner ein, und „miscellaneous“ wollte ich nicht schon wieder schreiben.

Ungefähr ein Mal im Jahr ändert ein journalistischer Artikel meine Meinung zu diesem und jenen – oder meinen Blickwinkel auf ein Thema. Heute geschehen mit Deniz Yücels Kommentar in der „Welt“: „Es geht nicht um Kurden, sondern um den Islam“. Lesenswert.

Der tschechische Präsident Milosh Zeman sagt ganz richtig: Die Flüchtlingswellen nach Europa seien das Ergebnis der westlicher Militärinterventionen im Irak, Libyen und Syrien, die dazu beigetragen hätten, dass sich Terrororganisation im Nahen Osten ausbreiten haben ausbreiten können (Grammatik und Satzbau auf burks.de sind korrekter als bei RT Deutsch; es ist aber – zugegeben! – im Deutschen nicht ganz einfach, den Konjunktiv der indirekten Rede zu unterscheiden vom Konjunktiv irrealis, geschweige denn, dessen Formen zu kennen und korrekt zu verwenden).

By the way: Meine Verschwörungstheorien zum Fall netzpolitik.org bestätigen sich schon wieder. Alle wussten vorher Bescheid, also auch der Justizminister. „Das Justizministerium will von dem Verfahren eindringlich abgeraten haben.“ Pofalla-Syndrom, ich sag’s ja.

Unsere bekannteste Expertin für die Brechung des Zinsknechtschaft das raffende Kapital, welches sie angreift, weil sie das eigentliche Kapital nicht attackieren möchte, verkasematuckelt die deutsche Sprache: „Die Bundesregierung führt ihre Aktivitäten zur Beschaffung von Kampfdrohnen trotz deutlich ablehnender Meinung in der Bevölkerung fort.“

Aktivitäten fortführen“ – das stärkste Verb, seit Schiller die „Glocke“ schrieb. (Ja, verdammt noch mal, die „Glocke“ gdehört immer noch zum Bildungskanon, allein wegen der dortigen Tuwörter und wie man sie verwenden sollte.)

Es wäre so einfach: Äten und Ungs und Keits verbieten. Was bliebe übrig? Die Bundesregierung beschafft weiterhin Kampfdrohnen, (wer tat was und tut es immer noch?) obwohl die Bevölkerung das mehrheitlich ablehnt. Da wäre ein verständlicher deutscher Satz ohne Geschwurbel. Damit kriegte man aber eine Pressemeldung nicht voll.

Das Neue Deutschland schreibt über den aktuellen Stand des Klassenkampfs in Griechenland. Man sollte dort zur Zeit nicht mit der Bahn fahren, sondern stattdessen immer ein Ersatzfahrrad mitführen – oder ein Ersatz-Schiff, falls die Griechen mal dort streikten, wo es wirklich weh täte.

Und nun zum Feuilleton: National Geographic zeigt wieder mal „most popular“ Reisefotos. Da kann ich aber mithalten (vgl. oben). Alternative dortselbst: Katzenfotos oder Gürteltiere, die zurückschießen.

„Kassieren und blamieren“ – Der Freitag berichtet, dass das Bundesarchiv „historisches Filmmaterial laufend und in großem Stil“ vernichte.

Ich muss heute arbeiten. Der Guardian kommentiert das.

Prachanda oder: Babylonien, revisited, 19.0

Babylonien, revisited, 19.0: Daza oder „Dazaga“. Der junge Mann aus dem Tschad sprach auch Englisch und Arabisch und beklagte sich, dass in Berlin nur „a very few“ Menschen aus des Tschad seien. Er stammte aus dem Norden des Landes, an der Grenze zu Libyen, und meinte, seine Sprache sei in keinem dictionary zu finden. Das forderte mich natürlich heraus.

Diese kleine Nachricht über einen Mann, der mir bestimmt viel hätte erzählen können, wozu leider keine Zeit war, halte ich für genauso wichtig wie irgendwelche Neuigkeiten über ein Erdbeben aus einem fernen Land, in dem es offenbar, ganz anders als in Japan, nicht für notig gehalten wird, erdbebensichere Häuser zu bauen, obwohl die Gefahr bekannt ist. Warum nicht?

Und was macht eigentlich die Kommunistische Partei Nepals, die bekanntlich für deutsche Medien nicht existiert?

You will be shocked at how ignorant [bitte selbst ausfüllen] are

Belgien

Da wir gerade beim Bullshit-Bingo sind: Generalstreiks scheinen die Menschen glücklich zu machen. „Generalstreik in Belgien. Der machtvollste Ausstand in der Geschichte des Landes beschert der Wirtschaft einen Verlust von 878 Millionen Euro“, schreibt die Junge Welt. Auch in Griechenland ist am 1. Mai Generalstreik, schon Ende März Generalstreik in Argentinien.

Da die Deutschen vergessen haben, wie das geht: „Busse, Züge und Flugzeuge standen still. Auch Banken und viele Geschäfte machten dicht. (…) Auch im Süden des Landes machten Arbeiter und Arbeitslose die wichtigsten Straßen unpassierbar.“

In Wahrheit will ich aber etwas über die ideological news bubbles schreiben, wie das Salon.com formuliert, also die mediale Blase, in der wir leben und die die „Netzgemeinde“ für die Realität hält.

This month, the Pew Research Journalism Project reported how Americans get their news at home. If you think it’s from the Internet, you’ll be surprised that the 38 percent of us who access news at home on a desktop or laptop spend an average of only 90 seconds a day getting news online. America’s dominant news source is television, and the disparity between heavy viewers of TV news and everyone else is as startling as the gap between the plutocrats and the people.

Ich sehe keinen Grund anzunehmen, warum das hierzulande anders sein sollte:
Pew sliced the TV news audience into thirds: heavy, medium and light. In my Jeffersonian fantasy, that distribution would look like a bell curve; in fact, it looks like a cliff.

Wenige rezipieren viel, die übergroße Mehrheit informiert sich überhaupt nicht oder nur über die unkritischen seichten Mainstream-Kanäle oder Facebook. Auf Facebook stellt sich eben jeder selbst zusammen, von wo und von wem er informiert werden will. Manche Leute verbreiten eben nur Tierbilder, die allerbanalsten „Lebensweisheiten“ oder andere irrelevante soziale Geräusche. Andere (wie ich) reproduzieren die internationale Presse, weil die besser ist als die hiesige, und pusten deren Inhalte in den deutschen Sprachraum.

Was dabei herauskommt? Nichts neues. Das Positive – Menschen können alles überallhin verbreiten – wird durch das Negative – sie rezipieren wie gewohnt und verbreiten nur das, was sie eh schon denken -, konterkariert.

Beispiel: Wer hat das gesagt? Und wird das in irgendeiner deutschen Zeitung erwähnt werden, gar einer lokalen?
„Wenn ihr mich bedrängt und destabilisieren wollt, werdet ihr Verwirrung stiften, Bin Laden in die Hände spielen und bewaffnete Rebellenhaufen begünstigen. Folgendes wird sich ereignen. Ihr werdet von einer Immigrationswelle aus Afrika überschwemmt werden, die von Libyen aus nach Europa überschwappt. Es wird niemand mehr da sein, um sie aufzuhalten.“

Nein, man weiß es schon vorher: Alle Mainstream-Medien werden das geflissentlich ignorieren. Es darf nicht sein, dass die herrschenden Klassen und die internationalen Konzerne, die die Bürgerkriege in Libyen, Syrien, dem Irak, in der Ukraine und schon lange vielerorts in Afrika bewusst herbeigeführt haben, uns belogen und betrogen und dass die Medien ihre Korrektivfunktion fast komplett aufgegeben haben (vgl. „Hilfs“programme für Griechenland). Der libysche Diktator Muaamar al-Gaddafi hat etwas ganz richtig vorhergesagt? Kann gar nicht ein.

Die gute Nachricht (und nein, ich bin kein Kulturpessimist): Es war noch nie anders. Warum hat die Linke in Deutschland in der Weimarer Republik ihre eigenen Medien – sogar eigene Medien-Konzerne? Aus genau diesem Grund.

Wer glaubt, Journalismus könne neutral und „objektiv“sein, irrt. Das war noch nie so, und wird nie so sein. Journalismus ist immer und ausnahmslos interessegeleitet, auch in den glücklichsten Ländern der Welt.

Landgrabbing oder: Wer bezahlt die Spesen?

ukraine

Wohl zehn Minuten las ich in einer Zeitung, ließ durch das Auge den Geist eines verantwortungslosen Menschen in mich hinein, der die Worte anderer im Munde breitkaut und sie eingespeichelt, aber unverdaut wieder von sich gibt. (Hermann Hesse: Der Steppenwolf)

Wer verdient eigentlich am Krieg in der Ukraine? Wer gewinnt – und wer verliert? Wer hat welche Interessen? Das sind Fragen, die ich in den Medien beantwortet haben möchte. Mich interessiert nicht, was Putin, Merkel oder jemand anderes angeblich „wollen“. „Große Männer“ (und auch Frauen) machen nicht die Geschichte. So dachte man im 19. Jahrhundert, und so „erklärte“ man die Weltläufte. „Alle zehn Jahre ein großer Mann. Wer bezahlte die Spesen?“ schrieb Berltold Brecht. Große Männer sind Getriebene, die innerhalb der ihnen durch die Produktionsverhältnisse und dem Stand der Produktivkräfte vorgegebenen Grenzen agieren. Wie sollte es anders sein? (Ich könnte das auch mit „volkswirtschaftlichen“ Termini sagen, das wäre aber dann verschwurbelter.)

Ich habe kurz die gängigen deutschen Wirtschaftsmedien zum Thema durchgesehen. Da findet man kaum etwas dazu. (Nicht, dass ich das erwartet hätte.) Die Wirtschaftswoche berichtet zjm Beispiel: „Mittlerweile ist der Mindestlohn in der Ukraine unter das Niveau von Ghana gefallen. Rund 43 Euro im Monat – mehr gibts nicht.“

In den Deutschen Wirtschaftsnachrichten:
Die Ukraine besaß bis 2011 die weltgrößten Lagerstätten für Eisenerz. Diese Vorkommen konzentrieren sich in der Region Krywbass, im Zentrum des Landes. Überwiegend kann das Erz dort im Tagebau gewonnen werden. Und neben den bekannten Steinkohlevorkommen im nun umkämpften Donbass-Gebiet sind vor allem die Manganvorkommen der Ukraine bedeutend. Hier besitzt die Ukraine ein Viertel der Weltreserven. Zentrum des Manganabbaus ist die Region Nikopol im zentralen Süden des Landes. Weitere wichtige Erzvorkommen gibt es für Titan, Aluminium und nicht zuletzt Uran.

Damit kommen wird der Sache schon näher. Der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft spricht von 400 deutschen Firmen, die in der Ukraine Geschäfte machten.

Land und Erze. Was wird also damit geschehen? Die Stahlindustrie liegt im umkämpften Osten der Ukraine und ist ohne Russland nicht überlebensfähig. Daran sind das europäische und das US-Kapital nicht interessiert.

Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten berufen sich auf eine parlamentarische Anfrage der „Linken“ unter dem Titel „Landgrabbing“:
Die Bundesregierung hat in der Antwort auf eine Anfrage der Links-Partei zugegeben, dass nationale und internationale Konzerne in der Ukraine EU-Subventionen und Kredite erhalten. Es findet ein Transfer von fruchtbaren Ländereien an ukrainische Oligarchen und internationale Saatgut-Konzerne statt. Im Gegenzug erhält die Regierung in Kiew internationale Kredite.

Die Ukraine könnte zum zweitgrößten Getreideexporteur der Welt nach den USA aufrücken. Was lesen wir also konsequenterweise im Handelsblatt?
Die Ukraine verfügt über riesige Ackerflächen. In einem einzigartigen Deal will sich China den Zugriff auf dieses Land sichern. Es geht um eine Fläche so groß wie Brandenburg. Und das ist erst der Anfang.

Zum Mitschreiben: Die korrupte Oligarchie in der Ukraine, denen sozialdemokratische deutsche Prominenz jetzt beiseite steht, bekommt die Gelder der Steuerzahler der EU, um sich die Taschen zu füllen. Als Kompensation erhalten die internationalen Konzerne die Ressourcen des Landes. Das nennen unsere Kapitalismus-affinnen Medien „Westorientierung“. Die Arbeiterklasse und die kleinen Leute werden natürlich ruiniert; das war schon immer so.

Die Ukraine hat im vergangenen Jahr Milliarden-Kredite vom IWF und von der EU erhalten. Doch diese versickern oftmals in dunklen Kanälen oder werden nicht zweckgemäß eingesetzt. Die Oligarchen profitieren auch von der Politik der Notenbank in Kiew. (…) Die Zentralbank hat sich bisher stets hilfsbereit gezeigt, wenn es um die Stützung der Oligarchen ging: Erst vor wenigen Tagen hat die Notenbank verkündet, dass sie der „Privatbank“ einen Liquiditäts-Kredit von umgerechnet 62 Millionen Euro (zwei Milliarden Hryvnia) für zwei Jahre zur Verfügung gestellt. Als Sicherheit für den Kredit wurden Immobilien der Bank und eine Bürgschaft eines Anteilseigners akzeptiert. Igor Kolomoiski und Gennadi Boholjubow halten je 37 Prozent der Bankanteile. 16,23 Prozent gehören einer Firma auf den British Virgin Islands. (…) Das Staatliche Statistikamt der Ukraine meldet, dass zwischen Oktober und Ende November 2014 90,6 Prozent aller ukrainischen Investitionen nach Zypern geflossen sind. Ukrainische Oligarchen legen ihre in der Ukraine wirtschaftlich erzielten Gewinne in Steuer-Oasen an.

Noch Frage? Puls und Atmung noch normal?

Ich finde dieses neue Geschäftsmodell des Kapitals interessant. Im 19. Jahrhundert wurden die Kolonien direkt ausgeplündert. Im „klassischen“ Zeitalter des Imperialismus bekriegten sich die Staaten gegenseitig, um den Zugriff auf Rohstolle zu bekommen. Der traditionelle Nationalstaat hat jetzt aber offenbar ausgedient, vor allem an der Peripherie. Er war ohenhin ein künstliches Konstrukt, das vor allem in Deutschland weltanschaulich überhöht werden musste („Befreiungskriege„), um sowohl die gescheiterte politische Revolution des Bürgertums zu kaschieren als auch, um das Volk nicht auf dumme Gedanken kommen lassen – mit der Egalité war es eben in der Realität nicht weit her. Der Nationalstaat hat ausgedient, weil jetzt internationale Konzerne die Geschicke des Kapitalismus bestimmen, denen „Nationen“ schnurzpiepegal sind und die das Bruttosozialprodukt eines ganzen kleineren Staates aus der Portokasse bezahlen könnten. Der Profit kennt eben kein Vaterland.

Die Staaten, in denen etwas zu holen ist – wie Libyen oder auch die Ukraine – werden mit allen Mitteln zum Zusammenbruch gebracht, etwa, indem „Rebellen“ mit Geld und Waffen alimentiert werden, oder indem ein Putsch gefördert wird, um einen Diktator durch Oligarchen zu ersetzen, die zwar das Land genauso ausplündern, aber eben auch noch dem „Westen“ das Tafelsilber überlassen.

Wahrheitserzwingende Maßnahmen

propaganda

Markus Kompa berichtet in Telepolis über die Sprachregelungen „Handreichungen der Bundesregierung zur Beurteilung des Ukrainekonflikts“. (Das Ministerium für Wahrheit informiert: Propaganda heißt jetzt „Handreichnung“.) Thomas Wiegold und die Junge Welt publizieren diese „Handreichungen“ in voller Länge.

Das ist ja so: Deutsche Journalisten recherchieren gewöhnlich nicht, sondern fragen nur Politiker und Lobbyisten Experten, was die denken (vgl. die jeweiligen Nachrichtensendungen). Da darf das Bundespropagandaministerium Auswärtige Amt natürlich nicht nachstehen.

Beispiel: Die Welt schrieb am 21.11.2014: „Rechtsradikaler wird Polizeichef in Kiew“.

Das Ministerium für Wahrheit Auswärtige Amt gibt folgende Propaganda vor: „An den Maidan-Protesten beteiligten sich radikale Gruppen, einige davon mit rechtsextremer Gesinnung. Diese machten zahlenmäßig jedoch nur einen kleinen Anteil an den Protestierenden (bis zu zwei Millionen gleichzeitig landesweit) aus. An der nach dem Machtwechsel gebildeten Übergangsregierung waren diese Gruppierungen nicht beteiligt.“

Das Ministerium für Wahrheit informiert: „Nazis“ heißen jetzt „radikale Gruppen“. „Radikale Gruppen“ waren übrigens auch an der Reichspogromnacht beteiligt. So sind sie eben, unsere Totalitarismus-Theoretiker.

Und: „Die NATO ist ein Verteidigungsbündnis, das die Sicherheit und Freiheit seiner Mitglieder garantieren soll.“

Schon klar. Vor allem in Libyen.

Die libysche Katastrophe

Malte Daniljuk auf Telepolis: „Wer etwas über den Irrationalismus europäischer Außenpolitik lernen will, muss sich mit Libyen beschäftigen. Ein Rückblick auf Libyen im letzten Jahr der Gaddafi-Herrschaft“.

Interessant, dass so etwas nur bei Telepolis zu finden ist. Das nenne ich freiwillige Gleichschaltung.

The men of [bitte selbst ausfüllen] are upon you!

the men of torvaldsland ar upon you

Ich wollte etwas Politisches schreiben, zum Beispiel, dass mich der absehbare Fall von Kobane und der ebenfalls absehbare Massenmord an Kurden an den Warschauer Aufstand 1945 gegen die deutschen Besatzungstruppen erinnern – und das Verhalten Stalins, der die Polen verrecken ließ, obwohl die sowjetische Armee das vermutlich hätte verhindern können.

Die Fälle ähneln sich auch deswegen, weil die Kurden im Irak, insbesondere die Peschmerga, den „westlichen“ Mächten gegenüber nie sehr freundlich gesonnen waren. Man muss wissen, dass die Demokratische Partei Kurdistans mit allen anderen Fraktionen zerstritten ist, dass die Kurden und ihre Warlords sich gegenseitig bekämpften und dass die jeweiigen Machthaber im Irak und auch „der Westen“ mit der Maxime „divide et impera“ gut leben konnten und auch jetzt können.

Die Türkei wird ohnehin den Teufel tun und irgendetwas unterstützen, was den Schwefelgeruch der Arbeiterpartei Kurdistans hat. Die PKK versteht sich als „marxistisch“ – das kann man aber nicht ernst nehmen, sondern ist nur ein Kostüm, um die jeweils größten anzunehmenden „Führer“ zu legitimieren, vergleichbar mit dem „Marxismus“ Pol Pots in Kambodscha. Die Türkei Erdogans toleriert die terroristische IS – das ist kein Geheimnis.

Das Resultat der „Politik“ der imperialistischen Mächte im Nahen Osten ist verheerend. Quod erat demonstrandum. Der Irak ist wegen des Einmarsches nach dem Einmarsch der Koalition der Willigen als Staat zerfallen. An seine Stelle treten – wie schon in Afghanistan – regionale und völlig korrupte Warlords und Terrorgruppen. Das gleiche geschieht in Syrien, das als Staat so nicht mehr existiert und dessen „Regierung“ nur noch dank der Hilfe Russlands in Damaskus herrscht. Im Gegensatz zu den Mainstream-Medien vermute ich, dass dahinter zwar kein Masterplan stand, dass aber das westliche Kapital damit gut leben kann, solange man Zugriff auf das Öl hat. Vergleiche die Situation in Libyen: Bürgerkrieg ist ganz egal, solange alle Parteien das Öl an die richtigen Konzerne verkaufen.

And now for something completely different. Virtuelle Kriege sind schmerzfrei. Ego-Shooter finde ich oft langweilig, weil mir das Ambiente vorgegeben wird. (Hey, ich habe schon Doom unter DOS gespielt, als die hier mitlesende nachwachsende Generation noch im Sandkasten spielte!)

In Secondlife baue ich mir das selbst. Es ist aber extrem schwierig, die dementsprechende kriegerische Action, vor allem in der Gor-Community, per Screenshot zu „fotografieren“. Ich war lange genug selbst Warlord („Ubar“) dort (der rechts mit der roten Tunika und dem Helm). Jetzt ist mir endlich mal ein „Foto“ gelungen (als unbeteiligter Zuschauer), das einen annähernd realistischen Eindruck eines Angriffs (von Avataren) auf eine virtuelle Stadt zeigt.

Die Torvaldslander, die hier attackieren, sind in den Büchern John Norman die „Wikinger“ auf der „Gegenerde“ Gor. Ein halbes Dutzend von denen sind gerade in die Stadt Olni eingedrungen und metzeln alles nieder. Wer sich in diesem virtuellen Envireonment aufhält, macht den eigenen Avatar per „Attachment“ verwundbar; wird dieser niedergeschlagen, kann er sich erst nach drei Minuten wieder bewegen.

Die „Torvaldslander“ sind sehr beliebt als Spiel-Charaktere, vermutlich, weil männliche Spieler gerne virtuell groß und stark und gefährlich aussehen wollen. Außerdem können sie tragen, was sie wollen, während Krieger auf Gor normalerweise mit einer roten Tunika herumlaufen sollten. Der Schlachtruf der virtuellen Nordmänner ist: „The men of Torvaldsland are upon you!“

„Praise be to Odin!“ he cried.
Then he with his ax, with a single swing, splattering blood on the sheets of gold, cut the head from the body of the High Initiate of Kassau, and leaped, booted, to the height of the very altar of the temple itself.
He threw back his head laugh, with a wild roaring the bloody ax in his hand.
I heard the beams of the two doors of the temples being thrown in place, locking the people within. I saw ther cloaks of the men of Torvaldsland hurled from them and saw, gripped in their two hands, great axes. I suddenly saw the large man of Torvaldsland, he of incredible stature, seem to come alive, veins prominent on his forehead, mouth slobbering, strikingabout himself almost blindly with a great ax.
Ivar Forksbeard stood on the high altar. „The men of Torvaldsland“, he cried, „are upon you!“

Marauders of GorMarauders of Gpr“ page 245/8

Koalition der Willigen und hinreichende Nähe

Al Jazeera: „Egypt has denied any role in air attacks in Libya, as the US said it believed Cairo worked with the UAE to attack rebels in the capital Tripoli.“

Nur mal so zur Erinnerung: „Nach öffentlichen Protesten im Februar 2011, die die Sicherheitskräfte gewaltsam zu ersticken suchten, kam es zu einer Spaltung der politischen Führung des Landes. In Bengasi übernahmen bewaffnete Oppositionelle die Kontrolle. Nach einem koordinierten militärischen Eingreifen der NATO und einer Reihe arabischer Staaten zur Durchsetzung der mit der UN-Resolution 1973 eingerichteten Flugverbotszone gelang es den in der Libyschen Nationale Befreiungsarmee zusammengeschlossenen Milizen, die Einheiten der regulären Streitkräfte Libyens zu besiegen. Dabei kamen mindestens 30.000 Menschen ums Leben.“

In Afghanistan Irak Syrien Ukraine Libyen tobt also nach der Intervention der USA Deutschland Grossbritannien Nachbarstaaten einer Koalition der Willigen NATO ein Bürgerkrieg, der schlimmer genauso schlimm ist wie das vorherige Regime, das gestürzt werden sollte. War es das wert?

Ich frage mich, wer welche Interessen vertritt und warum. Ich gehe davon aus, dass diejenigen, die über die Kriegseinsätze entschieden habe – wie Tony Blair, Sarkozy oder Angela Merkel – ihrer Rolle als Charaktermaske gerecht werden und nur das tun und anordnen, was man von Helfershelfern der jeweiligen Interessen des Kapitals erwartet. Man kann davon ausgehen, dass die Unternehmen, die von den jeweiligen Bürgerkriegen profitieren, sich für die Folgen nicht interessieren, solange die Gewinne garantiert bleiben. Den Abnehmern und Käufern des Öls aus Libyen ist es egal, wer es ihnen verkauft – separatistische Milizen aus der Kyrenaika oder pseudoislamische Terrorbanden oder der Bürgermeister von Kabul Tripolis.

Der Tagesspiegel schrieb dazu ganz richtig: „Experten gehen davon aus, dass die Nachfolger des Gaddafi-Regimes fundamentales Interesse daran haben, die Ölausfuhren rasch wieder anzukurbeln, um die Einnahmen zu sichern. Nach Ansicht von Udo Steinberg ist die EU und die internationale Gemeinschaft den neuen Kräften ‚hinreichend nahe‘, um eine Kontinuität des Ölflusses sicherzustellen.“

Es ist spannend zu beobachten, welche Strategien der Neo-Imperialismus wählt, um die immer gleichen Ziele zu verfolgen: Der direkte Einmarsch ist nicht mehr angesagt – außer wenn man einen hinreichenden Vorwand hat, der von den freiwillig gleichgeschalteten Medien hinreichend propagandistisch ventiliert wird. Besser, weil effektiver, ist heutzurage asymmetrische Kriegsführung: Wenn die imperialistische Koalition der Willigen einheimische Söldner und Hilfstruppen und Lakaien findet, die an ihrer Stelle die Schmutzarbeit machen.

Niemand hat also ein Interesse daran, dass in den Anrainer-Ländern der EU stabile Regierungen existieren. Das wird noch interessant werden. Ein Bürgerkrieg auf kleiner Flamme ist allemal effektiver – nach der Devise „divide et impera“ – als ein autoritäres Regime, das sicher im Sattel sitzt, aber dann plötzlich auf dumme Gedanken kommt und sein eigenes Spiel spielt, das den Interessen der internationalen Konzerne zuwider ist.

Im Sinne der Märkte

Fjodor Lukjanow, Chefredakteur der Zeitschrift „Russia in Global Affairs„, laut Spiegel online:

Die westliche Politik gegenüber Russland ist völlig gescheitert. (…) In den ersten Jahren war Putin noch offen für eine Integration mit dem Westen. Aber nach dem Vertrauen gegenüber den USA ist in den letzten Jahren auch sein Vertrauen gegenüber Europa geschwunden. Die Interventionen des Westens, von Afghanistan über den Irak bis Libyen sind in seinen Augen zynisch oder verrückt. Die Ukraine war für ihn offenbar die letzte Bestätigung.

Full ack, bis auf eines: Die „westliche“ Politik von Afghanistan über den Irak bis Libyen, Syrien und der Ukraine war im Sinne „der Märkte“. Das kann man „zynisch oder verrückt“ nennen, es ist aber im Kapitalismus in sich logisch: „Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. Überall muß sie sich einnisten, überall anbauen, überall Verbindungen herstellen.“ (Manifest der Kommunistischen Partei, 1847/48)

Es wird in deutschen Mainstream-Medien nur niemand aussprechen. Dafür sorgt die freiwillige politische Selbstkontrolle (FPS).

Früchte des Zorn oder: Hooverville ist überall

steinbeck„Hast du schon mal ’nen Polizisten gesehen, der keinen fetten Hintern hat? Und sie wackeln damit, daß ihre Revolver auf und ab hüpfen. Mutter“, sagte er, „wenn’s das Gesetz wär‘, das uns was will, dann würde ich mir’s gefallen lassen. Aber ’s ist nicht das Gesetz. Sie hauen auf uns ein und wollen uns die Seele aus dem Leib hauen. Sie wollen, daß wir kriechen und uns krümmen, wie’n geschlagener Hund. Sie wollen uns kaputtmachen. Und, mein Gott, Mutter, da kommt ’ne Zeit, wo einer nur noch seine Anständigkeit behalten kann, wenn er so ’nem Bullen eine in die Fresse schlägt. Sie haben’s auf unsre Anständigkeit abgesehn.“

Kann man sich vorstellen, dass ein deutscher Schriftsteller so etwas schriebe? Dass ein deutscher Verlag so etwas druckte? Man kann nur anständig bleiben, wenn man einem Bullen in die Fresse schlägt? Nein, das ist undenkbar. So etwas ließe die freiwillige politische Selbstzensur hierzulande nicht durchgehen.

Es finge schon viel früher an: Deutsche Schriftsteller beschäftigen sich zwar viel mit den emotionalen Befindlichkeiten der alten und neuen Mittelschichten, die Arbeiterklasse kommt aber gar nicht vor, und schon gar nicht die Frage, ob der Kapitalismus als System fragwürdig sei und ob es eine Alternative gebe. Das zu thematisieren ist nicht erlaubt.

Ich empfehle heute also einen ausländischen (!) Schriftseller und Nobelpreisträger und eines der besten Bücher, das jemals geschrieben wurde und das ein mehrsemestriges Studium der Geschichte der USA ersetzt: John Steinbecks Grapes of Wrath (deutsch: „Früchte des Zorns„, erschienen 1939).

steinbeck

Der deutsche Wikipedia-Eintrag zum Roman ist übrigens grober Unfug und lässt völlig außer acht, dass es nicht um „Menschlichkeit“ an sich geht, sondern um eine ätzende Kritik am kapitalistischen System.

Das englische Wikipedia schreibt: Set during the Great Depression, the novel focuses on the Joads, a poor family of tenant farmers driven from their Oklahoma home by drought, economic hardship, agricultural industry changes and bank foreclosures forcing tenant farmers out of work. Due to their nearly hopeless situation, and in part because they were trapped in the Dust Bowl, the Joads set out for California. Along with thousands of other „Okies“, they sought jobs, land, dignity, and a future. (…)

Part of its impact stemmed from its passionate depiction of the plight of the poor, and in fact, many of Steinbeck’s contemporaries attacked his social and political views. Bryan Cordyack writes, „Steinbeck was attacked as a propagandist and a socialist from both the left and the right of the political spectrum. The most fervent of these attacks came from the Associated Farmers of California; they were displeased with the book’s depiction of California farmers‘ attitudes and conduct toward the migrants. They denounced the book as a ‚pack of lies‘ and labeled it ‚communist propaganda‘. Some accused Steinbeck of exaggerating camp conditions to make a political point. Steinbeck had visited the camps well before publication of the novel and argued their inhumane nature destroyed the settlers‘ spirit.

Flüchtlingscamps. (Im Buch nennen die Fküchtlinge alle derartigen Camps „Hooverville„). Das haben wir doch schon mal gehört? Armutsflüchtlinge! Nur dass die im Buch von Oklahoma nach Kalifornien ziehen, somit keine „Ausländer“ sind; heute ziehen die Armutsflüchtlinge von Südosteuropa und Afrika in die reichen Länder. „Früchte des Zorns“ ist ein hochaktuelles Buch: Man sieht, dass sich fast gar nichts geändert hat, und dass auch die Leute, die Bücher lesen, daraus wenig lernen. Alles kommunistische Propaganda.

Manche Bücher kann ich nicht in einem Zug durchlesen, obwohl ich rasend schnell lese. „Früchte des Zorns“ regt mich so auf (obwohl ich es schon kenne), dass ich das Buch zwischendurch eine Weile weglegen muss, um nachzudenken.

steinbeck

Der Roman beginnt in Sallisaw, Oklahoma, im sogenannten Dust Bowl. (Ich übersetze den Wikipedia-Eintrag in lesbares Deutsch:) Die Bauern hatten das Präriegras gerodet, um vornehmlich Weizen anzubauen. Die tiefen Wurzeln des Grases, dessen Halme den Staub auffingen, hatten die oberen Bodenschichten vor Erosion bewahrt. Jetzt setzte eine massive Erosion ein, jahrelange Dürren vernichteten die Ernten. Staubstürme wehten die Menschen in ihren Häusern ein. Viele Farmer mussten ihren Äcker verlassen, als sie kein Geld mehr hatten. Sie suchten oft in anderen Regionen der USA nach Arbeit.

Genauso sieht es heute in der Sahel-Zone in Afrika aus – mit ähnlichen Ursachen und exakt den gleichen Folgen.

Ein Plot sähe heute also so aus: Der Roman spielt während der so genannten „Finanzkrise“ in den USA und Europa ab 2007. Das Buch beschreibt die Abeekus, eine arme Bauernfamilie, die von ihren Feldern in Libyen [wahlweise: Syrien, Irak] vertrieben wurde – durch Dürre und die Folgen des von den imperialistische Mächten geschürten Bürgerkrieges. Wegen ihrer fast ausweglosen Situation flüchtet die Familie nach Deutschland, zusammen mit tausenden anderer Afrikanern [wahlweise: Südosteuropäer, Syrer, Iraker]. Sie suchen eine neue Heimat, Arbeit, Würde, und eine Zukunft.

Was folgt, ist bekannt. Lest „Früchte des Zorn“ selbst – oder noch besser das englische Original.

Levante oder: Sykes-Picot, reloaded [Update]

Die New York Times schrieb schon vor zwei Jahren ganz richtig: „Russia has long argued that the West should not support popular uprisings against dictatorships in the Middle East lest Islamic fundamentalism take hold.“ Genau das ist in Syrien und im Irak jetzt eingetroffen: Die stärkste Macht nach dem Abzug der neo-imperialistischen „Koalition der Willigen“ ist die sich „islamisch“ kostümierende ISIL („Islamischer Staat im Irak und in der Levante“).

Die Levante ist ein Synonym für das „Morgenland“, also alles, was der durchschnttliche ungebildete Mitteleuropäer für den „Orient“ im Sinne Karl Mays hält; man könnte auch „Vorderer Orient“ sagen, über den man heutzutage in Deutschland nicht viel weiß. Der ideelle Gesamt-Oberstudienrat assoziiert vielleicht noch „Bagdad-Bahn“ und hat zusätzlich noch ein paar Sätze Peter Scholl-Latours behalten, die gesamte US-Orientpolitik sei ein totaler Fehlschlag undsoweiter.

Die deutschen Mainstream-Medien bleiben leider, aber nicht unerwartet auf Karl-May-Niveau und „erklären“ die aktuelle politische Gemengelage mit „Machtstreben“ und „Religion“ oder – wie gewohnt – mit „Extremismus“. Damit kann man praktisch alles seit dem 30-jährigen Krieg beschreiben – also nichts.

Andererseits wissen wir, dass die Geschichte immer eine Geschichte von Klassenkämpfen ist, also ein Kampf um ökonomische Ressourcen, der sich aber eben auch religiös kostümieren kann. Damit kommt man schon ein wenig weiter, wenn man genau hinschaut.

osmanisches reich

Source: Wikipedia: „Karte des Osmanischen Reiches“ mit den Provinzen Mossul (heute Kurdistan), Basra (heute der schiitische Teil des Irak) und Bagdad (sunnitischer Teil des Irak).

Ich habe mich ein wenig umgesehen und eine Stunde kostbarer Lebenszeit geopfert, einen Parforceritt durch die Jahrhunderte gemacht, um mir zu erklären, was aus allem zwischen Bagdad und Stambul zukünftig wohl werden wird.

Alle heutigen Staaten im „Morgenland“ sind aus dem Osmanischen Reich entstanden, dem Konkurrenten und späteren „Erben“ des Byzantinischen Reiches -, also einem Gebiet, das im Osten ungefähr das uralte Mesopotamien umfasst, und im Westen die Anrainerstaaten des Mittelmeeres, zwischen der anatolischen Halbinsel und Ägypten, also die ehemaligen Staaten Irak und Syrien, dann Jordanien, Israel, den Libanon sowie das real schon existierende Kurdistan. (Update: Erstaunlicherweise ist die „Grenze“ zwischen der „Levante“ und dem Irak immer noch da, wo sie zur Zeit der Kriege zwischem dem Römischen Reich und den Sassaniden (Persern) war.)

„Die Araber“ kommen erst im Ersten Weltkrieg ins Spiel. Die heutige Situation ist gar nicht neu, Sondern hat sich ganz ähnlich schon einmal ergeben. Damals versprachen die imperialistischen Mächte England und Frankreich den Armeniern im Osten der Türkei einen selbständigen Staat, was zum Völkermord der Türken an den Armeniern führte. Auch den Arabern wurde von den Engländern auch „Freiheit“ versprochen (verfilmt in „Lawrence von Arabien„). Heute wiederholt sich die Geschichte in Lybien, Syrien und dem Irak: die alten und neuen imperialistischen Mächte versprechen denjenigne, die gegen die einheimsichen Diktatoren aufbegehren, die „Freiheit“ (also das in Wahrheit das „Privileg“, dass ausländischen Konzernen neue Märkte eröffnmet werden), aber denken im Traum nicht daran, sondern verfolgen nur die eigenen Interessen.

University of Michigan: The outbreak of World War I found Turkey lined up with the Central Powers. Although Turkish troops succeeded against the Allies in the Gallipoli campaign (1915), Arabia rose against Turkish rule, and British forces occupied (1917) Baghdad and Jerusalem. In 1918, Turkish resistance collapsed in Asia and Europe. An armistice was concluded in October, and the Ottoman Empire came to an end. The Treaty of Sèvres confirmed its dissolution. With the victory of the Turkish nationalists, who had refused to accept the peace terms and overthrew the sultan in 1922, modern Turkey’s history began.

levante

Credits:“Geschichte der Araber“, Bd. 2: „Die Araber im Kampf gegen osmanische Despotie und europäische Kolonialeroberung“, Autorenkollektiv, Akademie-Verlag Berlin (DDR) 1975 (in meinem Besitz). „Prior to World War I, three Mesopotamian provinces centered on Basra, Baghdad, and Mosul, formed part of the Ottoman Empire. When the Empire was divided in 1920, the League of Nations, a precursor to the United Nations, gave the British a Mandate to establish a new nation-state in the region.“ (Quelle)

Ein pädagogisch wertvolles Beispiel ist das Sykes-Picot-Abkommen, „eine geheime Übereinkunft zwischen den Regierungen Großbritanniens und Frankreichs, durch die deren koloniale Interessensgebiete im Nahen Osten nach der Zerschlagung des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg festgelegt wurden.“

By the way: Erst der Sieg der Revolution in Russland machte diesen Geheimvertrag öffentlich. „Die bolschewistische Regierung veröffentlichte daraufhin den Inhalt des geheimen Sykes-Picot-Abkommens am 23. November 1917 in den russischen Tageszeitungen Prawda und Iswestija. Drei Tage später erschien der Inhalt des Abkommens auch in der britischen Tageszeitung The Guardian. Die Veröffentlichung löste große Verärgerung unter den Entente-Mächten und wachsendes Misstrauen bei den Arabern aus, was die Arabische Revolte zusätzlich anstachelte.“

Offiziell gab es nur den Vertrag von Sèvres (10.08.1920): „Durch den Vertrag von Sèvres hätte das Osmanische Reich einen Großteil seines Territoriums verloren. Hedschas (dieses wurde 1925 von Saudi-Arabien erobert), Armenien und Mesopotamien sollten unabhängig werden. Kurdistan sollte gemäß Artikel 62 Autonomie erhalten, durch Artikel 64 wurde darüber hinaus auch eine mögliche staatliche Unabhängigkeit in Aussicht gestellt.“

Das Völkerbundmandat für Syrien und Libanon gab England und Frankreich 1920 das Recht, eigene „Staaten“ nach Gutdünken zu erschaffen. Wenn etwas geschah, was den Kolonialmächten nicht passte, griffen die ein und zerschlugen das neue Gebilde wieder (vgl. Evolution des Völkerbundmandates für Syrien und Libanon) oder errichteten eine Marionetten-Regierung. Diese Konzepte – divide et impera – sind sehr aktuell – was man nicht nur am Beispiel des heutigen Libyen sehen kann.

levante

Credits: Levante (Wikipedia, made from a public domain map of the CIA)

Zur Geschichte der ISIL empfehle ich Foreignpolicy.com („A Trusted Advisor for Global Leaders When the Stakes are Highest“): „The Beginning of a Caliphate: The Spread of ISIS, in Five Maps“. Da sich übrigens Saddam Hussein vorwiegend auf die sunnitischen Familien-Clans (die von deutschen Medien von sinnlos als „Stämme“ bezeichnet werden) stützte, kann es durchaus ein Revival derjenigen Koalitionen geben, die den Irak unter Saddam kontrollierten, aber eben ohne den Südosten und Kurdistan. Wikipedia: „Nach Angaben eines Funktionärs der kurdischen DPK sind die meisten Rebellen, die sich der ISIL-Offensive angeschlossen haben, keine Islamisten, sondern nicht-radikale sunnitische Iraker, die mit der schiitischen Maliki-Regierung nicht einverstanden sind[96]. Als Grund nennen sie vielfältige Diskriminierung durch die schiitisch dominierte irakische Regierung“.

Interessant, dass die Idee der pseudo-islamischen ISIL – die ja von den reaktionären Golfstaaten finanziert und indirekt von den USA bewaffnet wird – eines „Kalifats“ in ihrer Geographie dem alten arabischen Konzept von Groß-Syrien frappierend ähnelt:
Die Mitte des 20. Jahrhunderts vor allem vom Irak ausgehende politische Konzeption eines vereinten Fruchtbaren Halbmondes spannt einen geographischen Bogen vom Irak über Syrien und Jordanien bis Libanon und Palästina, die meisten Großsyrien-Konzeptionen hingegen schließen den Irak nicht ein. Einige Extremvarianten erstrecken sich jedoch über das gesamte Gebiet der heutigen Staaten Syrien, Libanon, Israel, Jordanien, Irak, Kuwait, Zypern, die Palästinensergebiete sowie Teile der Türkei (Hatay), Ägyptens (Sinai), Saudi-Arabiens (Syrische Wüste, Dschauf) und Irans (Chuzestan).

Es geht natürlich um Öl, wie die Karte unten von der Website mit dem hübschen Ttel „Securing America’s Future Energy“ zeigt.

oil fields iraq

Credits: „Securing America’s Future Energy

Wer werden also mehrere staatenähnliche Gebilde bekommen: Das frühere Syrien, aber verkleinert, Kurdistan, das sich wie ein Sperriegel zwischen die Türkei und Bagdad legen wird, einen schiitischen geprägten Rest-Irak sowie ein Niemandsland, das von der ISIL beherrscht wird. Der Vordere Orient wird also immer mehr denjenigen Teilen Afrikas ähneln, deren durch die Kolonialmächte geschaffenen „Staatsgrenzen“ niemand mehr ernst nimmt, sondern die durch wechselnde Koalitionen lokaler Warlords, korrupter einheimischer „Eliten“ und ausländische Konzerne geprägt werden – mit dem Unterschied, dass die Bodenschätze Afrikas aktuell nicht so wichtig sind wie das Öl.

Rasch und hart durchgreifen – darauf deuten die Märkte hin

Der Wanderpokal „Lautsprecher des kapitals“ wird heute an die Spiegel-Korrespondentin Ulrike Putz, Neu-Delhi, überreicht für folgende sinn- und merkbefreite Phrasensuppe:
Rasch und hart durchgreifen. Indische Wirtschaft schwächelte zuletzt deutlich. Das Wachstum. Als Grund nennen Analysten die schwache Nachfrage. Anleger auf der Flucht. Wachstum stark zurückgegangen, Darauf deuten die Märkte hin. Konjunkturzyklus seine Talsohle erreicht. Nachfrage generieren.

„Rasch und hart durchgreifen“ kommt natürlich in Deutschland immer gut an, auch wenn man nicht wei0, was gemeint ist. „Ob die indische Wirtschaft sich nach Jahren der Krise aufrappeln kann, ist letztlich eine Frage der Psychologie.“ Ach ja? Ich dachte immer, Volkswirtschaftler schauten nach dem Wetter und legten sich die Karten, um Wirtschaft zu erklären. Gut zu wissen.

Worum es wirlich geht bei den freiwilligen Lobbyisten des Kapitals, sagt dieser Satz:
Bis 1991 ein massives Reformpaket geschnürt wurde, war Indien ein Bevölkerungsriese mit quasi sozialistischem Wirtschaftsleben und engen Beziehungen zur Sowjetunion. Dank der Reformen erlebte es dann in den neunziger Jahren einen Wirtschaftsboom, Anerkennung, Einfluss und bald einen Platz unter den G20-Staaten einbrachte.

„Reformpaket“. So wie in der Ukraine, Afghanistan, dem Irak und Libyen. „Anerkennung, Einfluss und bald einen Platz unter den G20-Staaten“. Ach. Vermutlich auch eine psychologische Frage. Aber für wen? Indien hat doch ziemlich viele Einwohner?!

By the way: solange bei der „Quelle“ Analysten, die hier ständig erwähnrt werden, nicht die Namen genannt werden und die Interessen(gruppen), die sie vertreten, ist das unseriös und kein Jounalismus. Genau so gut könnte man auch eienn x-beliebigen Taxifahrer nehmen.

Remember: Der Wanderpokal “Lautsprecher des Kapitals” geht an Journalisten, die nichts davon beherzigen, die sich die Propaganda der Kapitalisten unkritisch zu eigen machen, die deren Neusprech und und Propaganda-Worthülsen übernehmen, die in Populär-Okonomie dilettieren, ohne jemals ein Buch über den tenzenziellen Fall der Profitrate oder die Theorie des Wert gelesen zu haben. Kurzum: die ihren Beruf nicht nur verfehlt haben, sondern auch noch dummschwätzen und sich als Lobbyist missbrauchen lassen, freiwillig oder aus Dummheit und/oder Ignoranz.

Imperialismus 2.0 oder „Nothilfe“ in Syrien, revisited

Nachdem die Truppen des syrischen Diktators Assad die letzte Hochburg der so genannten „Rebellen“ erobert haben, wollen die USA den Bürgerkrieg trotzdem weiter am Laufen halten und die Warlords und andere syrische Terroristen-Gruppen finanziell unterstützen.

Was wirklich geschieht, beschrieb schon die Washington Post vor einem Jahr: „Private money pours into Syrian conflict as rich donors pick sides. (…) In practice, these donors overwhelmingly back Islamist groups whose ultraconservative views reflect their own, intelligence officials and analysts say.“

Al Jazeera schreibt heute: „The United States has said it will recognise the offices of the main opposition Syrian National Coalition (SNC) as a diplomatic foreign mission and announced plans for a $27m increase in non-lethal assistance to rebels fighting to oust President Bashar al-Assad.“

Das erinnert mich doch sehr an den Contra-Krieg in Nicaragua, obwohl man die FSLN natürlich nicht mit Assad vergleichen kann. Aber die Methode, einen Bürgerkrieg zu schüren, um mehr Einfluss zu bekommen (vgl. aktuell Libyen, Ukraine usw.), ist nicht neu und ist ohnehin kostengünstiger, als direkt einzumarschieren. Imperialismus 2.0 sozusagen.

In deutschen Medien wie etwa der FAZ liest man so etwas nicht. Das hört sich alles so, als hätte das die PR-Abteilung des US-Außenministeriums direkt formuliert.

Afrika ist überall oder: Kamikaze Economics and the EU’s leg breaker

ucraine

Bildquelle (Ausriss): „Royal United Services Institute for Defence and Security Studies

William K. Black in New Economic Perspectives (via Naked Capitalism) über „The Kamikaze Economics and Politics of Forcing Austerity on the Ukraine“:
„Unpopular austerity measures“ are, of course, among the best things Ukraine can do to aid Russia’s effort to „destabilize“ the Ukraine. (…) „So, our strategy is to play into Putin’s hands by inflicting austerity and turning the Ukraine into “a Western hell.“ Not to worry says our man in Kiev, because he’s sure that ten million ethnically-Russian citizens of Ukraine will gladly „pay the price of independence” to live in “a Western hell.“ That strategy seems suicidal.

Zentrale Aussage: „The IMF serves as the EU’s ‚leg breaker‘ for the Ukraine.“

Schon klar.

Sehr empfehlenswert und erhellend über das „Wer? Wen? Warum? ist das „Briefing Paper“ (pdf) vom „Royal United Services Institute for Defence and Security Studies“ (via Fefe) von Igor Sutyagin and Michael Clarke: „Ukraine Military Dispositions – The Military Ticks Up while the Clock Ticks Down“. Die Autoren analysieren, warum es eher wahrscheinlich ist, dass Russland bestrebt ist, die Ukraine aufzuspalten – wie es der Westen mit dem ehemaligen Jugoslawien gemacht hat. Es geht natürlich wie immer nur um die Ökononmie:

.. Russia’s Gazprom has taken control of all Ukraine’s off-shore oil and gas fields in the Sea of Azov. Previously, European companies had been promised licenses to operate in these areas, so Gazprom could face some legal challenges. Nevertheless, an eastern corridor into Crimea from the Russian homeland would cut Ukraine off from the Sea of Azov and make it part of Russian territory. The long-running dispute over the Kerch Strait would also be removed by such an annexation of territory.

Der Internationale Währungsfond möchte also sicherstellen, dass der Plan der neuen „Regierung“ der Ukraine gelingt, die Öl- und Gasvorkommen im Asowschen Meer an internationale Konzerne zu verscherbeln.

Ein weiterer Punkt ist, dass die russische Militärindustrie zu einen relevante Teil von Importen aus der Ukraine abhängt:
Some 30 per cent of Ukrainian military exports to Russia are unique and cannot currently be substituted by Russian production. Russia’s heavy intercontinental ballistic missiles (the SS-18 ICBMs) are designed and produced by the Yuzhmash combine in Dnepropetrovsk. SS-18s are regularly checked and maintained by Yuzhmash specialists. Two other strategic missile systems – the SS-25 (RT-2PM Topol) and the SS-19 (UR-100 NUTTKh) – are designed and produced by Russian-based enterprises, but use guidance systems designed and produced in Ukraine by the Kharkiv-based Khartron Scientific-Industrial Combine. The SS-18, SS-19 and SS-25 currently make up some 51 per cent of Russia’s overall strategic nuclear-weapons inventory and over 80 per cent of that of Russia’s Strategic Rocket Forces specifically. In addition, some 20 per cent of the natural uranium currently consumed by Russia’s nuclear industry, both for civilian and military purposes, comes from Zholti Vody in Ukraine.

Sehr hübsch auch die Pointe, dass der ukrainische Konzern Yushmash, vom dem die interballistischen Raketen Russlands hergestellt werden, im letzten Jahr einen Kooperationsvertrag mit der deutschen Firma Claas abgeschlossen hat – natürlich nur über „landwirtschaftliche“ Maschinen.

The Russian air force is also critically dependent on the Ukrainian defence industry.

Und so weiter. Es sieht also gar nicht so aus, dass die Ukraine so bleiben wird, wie sie ist. Dazu sind die Kapitalinteressen in Ost und West zu gegensätzlich. Ich tippe darauf, dass sich die Ukraine in eine Art Bosnien-Herzegowina verwandeln wird, die westlichen Teile als Marionette der westlichen „Märkte“, und die östlichen und südlichen Teile abhängig oder okkupiert von Russland, flankiert von einem Mafia-Staat Moldawien, nach dem Vorbild Albaniens. Weißrussland aka Belarus wird sich eh irgendwann wieder Russland anschließen.

To suggest these scenarios for the sake of capturing the production at these various plants would be a very nineteenth-century way of looking at a twenty-first century relationship.
However, even that cannot be ruled out in current circumstances.

Im 21. Jahrhundert ist die altmodische imperialistische Art, Staaten zu erobern, um an deren Rohstoffe zu gelangen, nicht mehr opportun. Der US- und EU-Imperialismus haben es im Irak, in Libyen und Syrien vorgemacht, wie das heute geht: Man unterstützt lokale Terroristen oder „Rebellen“ mit Waffen, um die unerwünschte Regierung zu stürzen, um dann im geschaffenen und erwünschten Chaos mit den lokalen Warlords Deals abzuschließen. Afrika ist eben überall.

Tut mir leid, dass diese Fakten in den hiesigen Mainstream-Medien nicht so vorkommen und dass ich die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser mit ausländischen Texten quälen muss. Aber im „Handelsblatt“ oder in anderen Lobby-Publikationen der so genannten „Volkswirtschaftler“ erfährt man ja bekanntlich nichts über ökonomische Tatsachen und Kapitalinteressen.


Das Szenario für einen 3. Weltkrieg

NATO

Karte (Ausriss): NATO

Natürlich sind diejenigen, die über Krieg und Frieden bestimmen, heute nicht klüger oder dümmer als 1914. Man muss sich von der naiven Idee veabschieden, die Welt entwickelere sich zum Besseren, somit steige auch der Intelligenzquotient der handelnden Personen oder gar deren Fähigkeit, rational zu denken. Es kann also durchaus sein, dass wir in etwas hineinschliddern, das niemand gewollt hat. Das war vor dem 1. Weltkrieg nicht anders.

28. Juni 1914
In Sarajevo werden der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Ehefrau von serbischen Nationalisten ermordet. Im Verlauf der folgenden Wochen („Juli-Krise“) verschärft sich der regionale Konflikt zur europäischen Krise.

28. Juni 2015
In Zagreb wird der kroatische Präsident Josipović und seine Ehefrau von serbischen Nationalisten ermordet. Im Verlauf der folgenden Wochen („Juli-Krise“) verschärft sich der regionale Konflikt zur europäischen Krise.

Das Kapital handelt heute – im Gegensatz zu 1914 – weitgehend international. Der Nationalstaat ist keine Option mehr, um sinkende Profite zu kompensieren, indem Ressourcen militärisch erobert werden. Die Strategie der internationalen Konzerne heute sieht so aus, dass die Staaten an der Peripherie des Einflussgebietes der EU und der NATO destabilisiert werden, indem separatistische (Libyen: Kyrenaika) oder terroristische Gruppen (Syrien) unterstützt werden, damit die staatliche Gewalt zusammenbricht und die Konzerne unter dem militärischen „Schutz“ der NATO direkten Zugriff bekomen und ungehindert schalten und walten können (Zentralafrika, Irak).

Moral spielt natürlich nie eine Rolle; die neo-imperialistischen Mächte nehmen auch in Kauf, dass sich ein Land in Einflussgebiete von Warlords aufspaltet und eine korrupte Marionettenregierung nur als Aushangeschild firmiert, um eine Regierung zu simulieren (Afghanistan).

NATO

In ein paar Jahren wird die Ukraine wesentlich kleiner sein als heute, das Donezbecken wird sich entweder abgespalten haben oder unter direktem russischen Einfluss stehen. Das gilt auch für das ökonomisch irrelevante Transnistrien.

Der nächste Präsident der Ukraine wird Pjotr Poroschenko heißen. Die Russen wissen das, denn das dumme Volk in den Nachfolgestaaten der aufgelösten Sowjetunion wählt immer noch die Oligarchen, weil sie sich erhoffen, dass die sich mit dem freien Markt(TM), der Reichtum und Glück für alle verheißt, am besten auskennen.

Es wird noch ein paar Jahrzehnte dauern, bis eine neue sozialistische Idee überhaupt dort – und auch in Deutschland – als ökonomische Alternative denkbar ist.

Daher geht Russland jetzt schon gegen Poroschenko vor. Sein Süßwarenkonzern erwirtschaftet 40 Prozent des Umsatzen in Russland, daher muss er sich nach neuen Optionen umsehen. Und das wird selbstredend ein EU-Beitritt der Rest-Ukraine sein.

Die üblichen Verdächtigen stehen schon Geld bei Fuß, der Internationale Währungsfond wird eine neue Regierung so unter die Arme greifen, dass „die Märkte“ für das Kapital geöffnet werden. Die Risiken und Nebenwirkungen geistern schon heute durch die Mainstrem-Medien: „Ukraine plant Massenentlassungen und will Renten streichen“. Nein, nicht die milliardenschweren Oligarchen werden enteignet, sondern das Volk. Das kennt man – Kapitalismus at its best. Wen kümmert’s.

Sollte Russland aber mehr als das Donezbecken annektieren wollen, wäre das sicher ein Kriegsgrund, da wichtige Konzerne der Ukraine schon dem westlichen Kapital gehören, UkrTelekom zum Beispiel der österreichischen „Heuschrecke“ EPIC Invest. Beim Eigentum hört der Spaß auf.

Die Lautsprecher des Kapitals haben sich schon einschlägig geäußert – vor und nach dem Sturz Viktor Janukowitschs -, was sie mit der Ukraine planen: „Sollte die künftige Führung in Kiew das von Janukowitsch auf Eis gelegte Assoziierungsabkommen mit der EU unterzeichnen, könnte sich die Ukraine nach Ansicht von Experten als Drehscheibe zwischen Russland und der EU etablieren“. Die FAZ, das gefühlte Zentrakorgan der westlichen Kapitalinteressen, tönte schon ganz deutlich: „Die Ukraine gehört in die Nato“. Der Autor dieses Propaganda-Artikels, Thomas Gutschker, hat sich hinreichend qualifiziert: Er war „Redaktionssoldat bei der Bundeswehr“. Das nennt man „embedded journalism“ im Interesse des Imperialismus.

Ich vermute aber, dass ein 3. Weltkrieg oder ein regionaler militärischer Konflikt nicht wegen der Ukraine ausbrechen würde, sondern – wie gehabt – auf dem Balkan. Serbien orientiert sich traditionell nach Russland, und hat auch sonst keine Verbündeten mehr. Die Berliner Zeitung berichtete schon 1995: „Auf der Rückseite einer Speisekarte hat der kroatische Präsident Franjo Tudjman nach einem Bericht der Londoner „Times“ den Staat Bosnien-Herzegowina zwischen Kroaten und Serben aufgeteilt. Schon im 2. Weltkrieg war der Unabhängige Staat Kroatien ein Vasall Hitler-Deutschlands und „umfasste die heutigen Länder Kroatien und Bosnien-Herzegowina sowie kleinere Teile Serbiens.“

Da geht noch was.

Hetzer! [Update]

Wo kämen wir denn hin, wenn das Volk selbst bestimmen könnte, zu wem es gehört und wohin es will? Das ist für manche deutsche Journalisten, vo allem für die, die in „Wirtschaft“ machen, ein schier unerträglicher Gedanke. Offenbar kriegen die sowas in der „Volks“wirtschaftslehre beigebracht.

Als Hetzer tut sich heute besonders David Böcking hervor, der noch härtere Sanktionen fordert und den Russen den Gashahn zuzudrehen.

Das Geschrei erinnert mich an den Hufeisenplan Serbiens oder an die angeblichen Massenvernichtungswaffen des Irak. Auch damals haben deutsche Medien die Lügen und die Propaganda der Regierungen – auch der deutschen – wiedergekäut.

Sogar der rechtspopulistische Focus ist neutraler und zitiert Putin:
‚Unsere Nachbarn USA gehen nur nach dem Recht des Stärkeren‘, sagte Putin. So sei es 1999 in Jugoslawien gewesen. Dort seien auf eine europäische Hauptstadt, Belgrad, Bomben geworfen worden, und die Intervention habe begonnen. Auch Libyen sei bombardiert worden, ohne dass es dafür einen internationalen Beschluss gegeben habe. (…) Die ‚bunten Revolutionen‘ und der ‚Arabische Frühling‘ seinen missbraucht worden und hätten sich gegen die Bürger gewandt, so Putin. (…) ‚Was den Albanern im Kosovo erlaubt wurde, wird den Russen und Ukrainern und Tartaren auf Krim verboten‘, kritisierte Putin.

Übrigens berichtet The Daily Beast exklusiv, dass Russland seinerseit US-Senatoren die Einreise verbieten will. Gut so. Harhar.

[Update] Was macht eigentlich die SPD?

Was machen eigentlich die Syrer?

Syrien als Thema ist für deutsche Medien uninteressant geworden. Informiert wird man auch nicht. Ich habe es aufgegeben, deutsche Zeitungen über internationale Themen zu lesen, außer natürlich die konkret und Telepolis.

Al Jazeera berichtet heute: „Syrian forces, backed by Lebanese Hezbollah fighters, are in full control of Yabroud after clearing out rebels holed up in the strategic Syrian town for months, Syrian state media and opposition activists have reported. Capturing Yabroud, the last major rebel bastion near the Lebanese border north of Damascus, will help President Bashar al-Assad secure the land route linking his Mediterranean coastal stronghold with the capital Damascus, and choke off a cross-border rebel supply line from Lebanon.

Interessant auch die Wortwahl in libanesischen Medien: „Syrian Army Advances in Yabroud As Terrorist Gangs Collapse at Its Borders.“

Die Strategie, einen weiteren Staat im Nahen Osten zu zerschlagen, um in den Wirren danach ein andere Regime inthronisieren zu können (wie etwa in Libyen), um „die Märkte“ für das westliche Kapital zu öffnen, scheint in Syrien nicht zu funktionieren.

Über den Hirntod deutscher Redakteure

Rationalgalerie (U. Gellermann, wurde hier schon von einem Leser empfohlen) über die Kriegshetzer in deutschen Redaktionen:

Die türkische Polizei hatte bei Razzien gegen Anhänger der Al-Nusra Front – dem syrischen Zweig der Al-Quaida – zwei Kilo Sarin gefunden. Das ist genau jene Sorte von Giftgas, das in den letzten Tagen in den deutschen Medien eine Riesenrolle spielt. Auch die Erkenntnis, dass dieses Gift aus den Beständen des „befreiten“ Libyen stammen und dort eigentlich unter der Kontrolle der US-Armee lagern sollte, war den deutschen Medien keine Meldung wert. Wie viel libysch-amerikanisches Giftgas verschwunden ist und wo es jetzt lagert, dazu wollen sich auch die britischen und französischen Geheimdienste nicht äußern.

Rebellion in Ubangi-Schari

CAR

„Ich wünsche Ihnen eine gute Entwicklung da unten.“ (Heinrich Lübke, Bundespräsident 1959-1969, zu einer Delegation aus Mauretanien)

In der Zentralafrikanischen Republik (aka Sango Ködörösêse tî Bêafrîka oder R.C.A.) gab es vor einigen Tagen einen Militärputsch. Ich fühle mich durch die deutschen Medien nicht hinreichend informiert und habe daher selbst über die Hintergründe recherchiert.

Das letzte Mal hatte ich etwas über dieses Land im Zusammenhang mit „Kaiser“ Jean-Bédel Bokassa gehört, einer der zahlreichen durchgeknallten und korrupten Folter-Despoten Afrikas, der sich aber der besonderen Zuneigung des damaligen französischen Präsidenten Valéry Giscard d’Estaing erfreute: Der schützte ihn mit französischen Soldaten und der Fremdenlegion und erhielt dafür Uran für das französische Atom-Programm. Das übliche und bekannte Muster eben.

Der Plot des aktuellen Putsches scheint zunächst einfach zu sein: Eine ehemalige französische Kolonie, ohne deren Willen oder Duldung bis heute nichts passiert, wie BBC 2007 Einheimische zitierte. „CAR is in many ways still a French colony“. Und zu 80 Prozent christlich.

Der jetzt gestürzte Präsident François Bozizé hatte am 15.03.2003, also vor zehn Jahren, den damaligen Präsidenten Ange-Félix Patassé (Premierminister unter Bokassa) aus dem Amt geputscht. Patassé war offenbar eine Allianz mit Libyen eingegangen, sagt Roland Marchal in französischen Medien; das würde erklären, warum die Franzosen den ersten gewählten Präsenten des Landes damals zugunsten Bozizés fallen gelassen haben. Der abgesetzte Präsident ist laut Al Jazeera in den Kongo geflüchtet.

Der Afrika-Experte Marchal meint, Frankreich habe sich aus den aktuellen Kämpfen herausgehalten, weil „there is no structural or significant strategic interest there“. Das glaube ich nicht: „The landlocked Central African Republic, which is bordered by the Sudans, Chad, Cameroon and the Democratic Republic of Congo, is rich in natural resources such as gold, timber, uranium and diamonds.“

Der jetzige starke Mann ist Michel Djotodia, er war schon vorher „Verteidigungsminister“ und Anführer der so genannten Séléka-Rebellion („Allianz“ in der zentralafrikanischen Sprache Sango) vor einem Jahr. Das ist eine Gruppe mehrere tribal orientierter Warlords aus dem Norden der Zentralafrikanischen Republik. Französische Medien berichteten über Djotodia: „He comes from … a region where he is mostly known as an intellectual who speaks several languages. (…) He studied in Russia and has always had huge political ambitions.“

Einige Medien tischen uns die These auf, die „Instablität“ des Armenhauses Afrikas sei „hausgemacht“. Wie überall in Afrika haben auch die Staatsgrenzen der RCA nichts mit realen ökononmischen, sprachlichen oder kulturellen Gegebenheiten zu tun, sondern waren reine Willkür der Kolonialmächte rund um Französisch-Äquatorialafrika. Übrigens war ein westlicher Teil der heutigen Zentralafrikanischen Republik, der so genannte „Entenschnabel„, vorher Deutsch-Kamerun.

Am 11.01.2013 war es zu einem Stillhalteabkommen zwischen Bozizé und den Aufständischen gekommen. Die Neue Zürcher Zeitung schreibt dazu, Bozizés Macht sei damals eingeschränkt worden: „Ihm wurde als Premierminister der 55-jährige Nicolas Tiangaye vor die Nase gesetzt, ein angesehener Verfassungsexperte und ehemaliger Menschenrechtsanwalt.“ Tiangaye wird auch unter den neuen Machthabern im Amt bleiben. [Wenn man sich den Wikipedia-Eintrag über ihn anseht, den die Mainstream-Medien natürlich nicht verlinken, bekommt das „angesehen“ einen merkwürdigen Geschmack: Der Mann weiß vermutlich zu viel, als das man ihn loswerden könnte.]

CAR

Die Nachrichtenagentur AP schreibt: „The rebels say they are seeking the release of political prisoners and the integration of rebel forces into the national army. Seleka also wants South African soldiers who have been on assignment in Central African Republic to leave the country.“ Interessant ist, dass Südafrika (Mandela-Land!) Truppen geschickt hatte, die dem jetzt gestürzten Präsidenten helfen sollten, was offenbar misslungen ist.

Man fragt sich natürlich, warum Frankreich in Mali interveniert hat, nicht aber beim Putsch in Bangui. Die NZZ berichtet, dass die Warlords der „Webellen“ aus dem Tschad unterstützt würden. Man muss wissen, dass es vor allem um Diamantenschmuggel geht. Ein Drittel der Edelsteine verlassen illegal das Land. Die Organisation Kimberley-Prozess, einer internationalen Organisation zur Unterbindung des Handels mit „Konfliktdiamanten“, zu der auch die RCA gehört, sollte das eigentlich verhindern. eine Pressemitteilung von medico international klärt uns auf, dass es sich wohl nur um eine „Selbstverpflichtung“ der Industrie handelt, keine Diamanten zu akzeptieren, mit denen Kriege finanziert werden. Es gibt keine Konsequenzen, wenn sich jemand nicht daran hält. „Holz und Diamanten stellen die wichtigsten Exportgüter dar, die zusammen zwei Drittel des Exports ausmachen.“

Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Frankreich greift nur dann militärisch ein, wenn jemand anderes an der Ausbeutung Afrikas beteiligt werden will, etwa einheimische „Rebellen“. Das ist aktuell nicht der Fall. Die neue Machthaber hätten gegen französische Soldaten keine Chance. Die Kolonialmächte können mit Warlords sehr gut leben, auch wenn die die Bevölerung abschlachten und den Staatshaushalt in die eigene Tasche verschwinden lassen. Die Idee einer wahren Unabhängigkeit ist ausgestorben.

Es war auch einmal anders: Ubangi-Schari, wie das Gebiet früher genannt wurde, wurde im „Afrikanischen Jahr“ 1960 „unabhängig“ von Frankreich. Der erste Premierminister Barthélemy Boganda progagierte die „Vereinigte Staaten von Lateinafrika“, ähnlich wie Simon Bolivar in Südamerika.

„Ein wichtiges Anliegen war Boganda, die Einheit der Staaten des bisherigen Französisch-Äquatorialafrika auch für die Zukunft zu sichern, was am Widerstand des relativ wohlhabenden Gabun unter Léon M’ba scheiterte. Als Gegengewicht zu den arabischen und ehemals britischen Gebieten Afrikas schlug Boganda 1957 den Zusammenschluss der ehemaligen französischen, portugiesischen, spanischen und belgischen Kolonien Zentralafrikas zu den Les Etats-Unis de l’Afrique Latine (Französisch) bzw. Estados Unidos da África Latina (Portugiesisch) vor.“

Boganda, schon zum Premierminsiter ernannt, verunglückte 1959 bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz – noch vor der Unabhängigkeit. Wen wundert das…

Bildquellen: Wikipedia (unten: „Soldiers of the Forces Françaises Libres near Bangui in the Oubangui-Chari region (nowadays the Central African Republic) in 1940“)

Unter libyschen Stämmen

Aus dem Libyen-Liveticker von Spiegel „online“:

[13.11 Uhr] Die Stadt Sirte gilt als Hochburg von Machthaber Muammar al-Gaddafi. Sie liegt zwischen Misurata und Ras Lanuf – und von dort aus rücken nun offenbar Rebellen an. Bereits in der Nacht seien allerdings Kämpfe zwischen Gaddafi-Anhängern und -Gegnern ausgebrochen, meldet al-Dschasira in seinem Liveblog. Es handelt sich offenbar um Gefechte zwischen Stämmen.

Und so etwas nennen die vermutlich auch noch „Journalismus“ – sämtliche Quellen werden uns vorenthalten. Alles muss man selbst recherchieren. So sähe ein ernst gemeinter Artikel aka Online-Journalismus aus:

Die Stadt Sirte gilt als Hochburg von Machthaber Muammar al-Gaddafi. Sie liegt zwischen Misurata und Ras Lanuf – und von dort aus rücken nun offenbar Rebellen an. Bereits in der Nacht seien allerdings Kämpfe zwischen Gaddafi-Anhängern und -Gegnern ausgebrochen, meldet al-Dschasira in seinem Liveblog. Es handelt sich offenbar um Gefechte zwischen Stämmen.

Die Meldung bei Al-Jazeera lautet jedoch anders: „5:04am Twitter is abuzz with reports of ‚air strikes‘ being carried out in the western city of Misurata within the last hour.“

Al-Jazeera biete also einen Link auf Google Maps an, da man nicht davon ausgeht, dass die Leser wissen, wo Misurata liegt. Aussderdem – das kann man am Link erkennen – könnte man „Misurata“ korrekt auch Mişrātah oder Misratah schreiben.

Bei deutschen Medien wie dem ehemaligen Nachrichtenmagazin wird das entweder vorausgesetzt oder angenommen, von oben sähen die Städte in Arabien ohnehin alle gleich aus und es sei eh wurscht – oder die betreffenden Redakteure sind zu dumm und/oder zu faul, selbst zu recherchieren, wo das liegt, worüber sie gerade berichten.

Und nun zu uns, Kara ben Nemsi. „Es handelt sich offenbar um Gefechte zwischen Stämmen“, formulieren die Offliner beim ehemaligen Nachrichtenmagazin. Damit meint ihr, uns ausreichend informiert zu haben? Was ist ein „Stamm“ in Libyen? So etwas wie die Bayern und Preussen und Schwaben und Deutschland? Oder wie die Apachen und Sioux und Pawnee in den USA?

Guckst du hier (Vorsicht! Ausländisches Medium!): Warfallah [aka Werfella], Zawiya tribe, „based in a petroleum-rich region in the east“, Bani Walid, Zintan tribe, „allied in the past to Gadhafi’s own tribe“.

„One after another, Libya’s myriad tribes are falling in line against Gadhafi, and the implications are enormous, said longtime observers of Libya, because for centuries, tribes have formed the backbone of the North African nation. Many Americans pride themselves on God and country. In Libya, it’s God, tribe, then country. Libya’s 140 or so tribes and the clan and family structure that fall under them, remain the most important aspect of a society that lags behind many others in the region in development, said Ronald Bruce St. John, a scholar who has visited Libya numerous times and published several books about the country. (…)“

‚Libyans have a strong loyalty to tribe,‘ said Philip Carl Salzman, a McGill University professor of anthropology and author of ‚Culture and Conflict in the Middle East‚. – ‚A tribe provides welfare in times of need,‘ he said. ‚They have a collective responsibility.‘ If one member of a tribe is attacked, the reaction is to help or exact vengeance, Salzman said.“

Mehr Informationen zu dem Stämmen in Libyen gibt es auf Le Centre tricontinental (CETRI) (NGO aus Belgien) – eine „Lybian Tribal Map“.

„The tribe which has the strongest, and longest, ties to the Gaddafi region is the Magariha tribe…“. (…) Gaddafi’s own tribe, the Gaddafi tribe, had historically not been an important tribe…(…) The leadership of the Magariha tribe acknowledges a debt of gratitude to Gaddafi and his regime… (…) Whilst the Zawiya tribe is also in a strong position… (…) The largest and most influential tribe in eastern Libya is the Misurata tribe, which takes its name from the Misurata district in northwestern Libya. The tribe has particularly strong influence in the cities of Benghazi and Darneh. As for the Cyrenaica region, the most prominent tribe’s in this area are the Kargala tribe, the Tawajeer tribe, and the Ramla tribe. (…) Some of the more prominent tribes and families that have given up the Bedouin tribal culture in the Misurata region are : the el-Mahjoub clan, the Zamoura family, the Kawafi tribe, the Dababisa tribe, the Zawaiya tribe, the al-Sawalih tribe, and the al-Jarsha tribe. (…) [Der Kawar tribe] takes its name from the Kaouar region… (…) The al-Awaqir tribe is centered in the Barqah region of Cyrenaica, and this tribe is well known for the prominent role that it played in the war against Ottoman and Italian colonialism. (…) As for Tobruk and the surrounding region, there are a number of prominent tribes in this area, including the Abdiyat tribe… (…) The Masamir tribe is also an important tribe in this region… (…) the al-Mujabra tribe, this tribe has a strong presence south-west of Tripoli near the Al Jabal Al Gharbi district. (…) The Libyan Farjan tribe is centered west of the city Ajdabiya… (…) The majority of people in the city of Tripoli are affiliated to the Masrata tribe, such as the Muntasir clan, the Suni family, the Qadi family, the al-Bashti family…“

Na also. Gadaffi hat keine wirkliche Chance. Ein Stamm in Lybien ist eine sehr große Großfamilie, die eine Jahrhunderte alte Tradition hat und auch noch das deutsche Vereinwesen („most important aspect of a society“) und die Parteien ersetzt.

So, und nun könnte ihr euch selbst heraussuchen, welcher Stamm gegen welchen gekämpft hat in der „informativen“ Meldung beim ehemaligen Nachrichtenmagazin. Ich würde noch eine halbe Stunde recherchieren müssen, um das herauszufinden, aber mich bezahlt ja niemand dafür.

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