Postkalte von dlüben

der lange marsch
der lange marsch

Wann kriegt man schon Schneckenluftpost aus China! Christian Y. Schmidt und Volker Häring sind auf dem langen Fahrradmarsch – 7000 Kilometer durch China, auf den Spuren des legendären Langen Marsches.

There is no News

bbc

Zombieland

frankfurt Main

Das britische Revolverblatt The Sun hat eine schöne Reportage über das Bahnhofsviertel in Frankfurt/Main mit aussagekräftigen Fotos. „Geman cops raided Frankfurt’s ‚Zombieland‘ drugs slum in a frantic bid to clean up the hellhole area before England’s Euros visit.“

Auch die hiesigen bürgerlichen Qualitätsmedien berichten hinter der Paywall:
Unvergessliche Eindrücke kann man in dem Quartier sicherlich sammeln. Es hat zahlreiche Hotels, Restaurants, Cafés, Kneipen, außerdem 1626 offiziell registrierte Prostituierte, was für den einen oder anderen Fußball-Fan auch ein Grund zum Kommen sein könnte. Aber es gibt eben auch jede Menge Müll, Dealergeschäfte, herumliegende Spritzen und Crack-Raucher auf offener Straße, außerdem Menschen, die im Straßengraben ihre Notdurft verrichten oder auf ekelerregend schmutzigen Matratzen wie im Koma vor sich hindösen. Sogar die Straßenreinigung braucht Sicherheitspersonal. (…)

„Der Skandal ist, dass erst ein Artikel in der ,Sun‘ erscheinen muss, damit die Herrschaften hier aufschrecken wie die Hühner, wenn ein Fuchs kommt“, erregte sich ein Bürger beim jüngsten „Dialogforum Bahnhofsviertel“.

Tja, Das liegt vielleicht am Zustand des deutschen Journalismus. Die Frankfurter Medien spreche vom „Frankfurt Bashing“. Alles sei gar nicht so schlimm. Kann alles so „divers“ bleiben, wie es ist. Wer’s glaubt…

Unter Türenlackierenden

schleifen und streichen

Ich musste heute in keinem meiner Berufe arbeiten. Was macht man da? Man streicht die Küchentür, die es bitter nötig hatte. Vorher natürlich anschleifen und – Überraschung! – ausbessern. Als ich das Schloss rausnahm, fiel mir dessen hölzerne Umgebung in Einzelteilen entgegen. So isser, der Altbau. Zum Glück hatte ich noch das Teufelszeug zum Ausbessern in meiner kleinsten Werkstatt der Welt.

schleifen und streichen

Virtuelle gelbe Karten

verwarnung

Jetzt bin ich aber schwer verunsichert… Vielleicht sollte ich öffentlich Buße tun? Oder gar nach Canossa reisen?

Die Klaus, Hofjuden und die Toleranz

Judenstrassejüdisches Halberstadt

Juedisches-Halberstadt.de: Die Klaus wurde um 1700 von dem Hofjuden Berend Lehmann (1661–1730) als jüdisches Lehrhaus gegründet. Hier sollten sich „auf ewig“ bedeutende jüdische Gelehrte dem Studium der Tora widmen. Berend Lehmann wollte sich so in das Gedächtnis der jüdischen Welt einschreiben.

In Halberstadt habe ich „die Klaus“ und das Behrend-Lehmann-Museum besucht. Beide Gebäude liegen im ehemaligen jüdischen Viertel, hier im Rosenwinkel. Die Fotos sind selbsterklärend.

jüdisches HalberstadtJudenstrasse

In der Pogromnacht 1938 konnte das Gebäude vor der Zerstörung gerettet werden. Aber es verlor seine eigentliche Bestimmung und wurde ein Judenhaus. Alle Juden, die hier einquartiert waren, wurden am 12. April 1942 nach Warschau deportiert. Niemand von ihnen überlebte.

familie Cohnjüdisches Halberstadtjüdisches halberstadtTora RolleBücherschrank

Jedesmal, wenn ich etwas von der „Erinnerungskultur“ in Deutschland mitkriege, gruselt es mich. Ja, natürlich habe ich auch in der Schule Nathan der Weise gelesen. (Vermutlich darf das heute nicht mehr sei, weil muslimische Religioten getriggert werden könnten.) Bei „Toleranz“ denke ich aber eher an Gerhard Polt: Für meinen Bedarf g’langts.

Warum will man mich belehren, dass in den drei heiligen Büchern der drei monotheistischen Religionen aufgefordert werde, tolerant zu sein, „den Nächsten“ zu lieben? Zum Glück bin ich nicht religiös und muss das nicht tun. Außerdem ist das Bullshit-Bingo, wenn man sich ansieht, was Christen und Muslime darunter in der Praxis verstehen. Ich verstehe auch nicht, dass man in einem jüdischen Museum mit der Bibel und dem Koran belästigt werden muss. Ich finde das cringe, und falsch ist es auch.

Nehmt dies, Halberstädter: Der Islam kennt keine Toleranz.

Die frühe Sure 109 wurde durch spätere Offenbarungen außer Kraft gesetzt, die zur Tötung aller „Götzendiener“ aufriefen (Sure 9,5), sofern sie sich nicht bekehren wollten. Christen und Juden wurde eine dritte Möglichkeit eröffnet, nämlich den „Dhimmi„- oder „Schutzbefohlenen“-Status anzunehmen.

Ceterum censeo: Religion ist eine Droge für das dumme Volk, um es ruhigzustellen.

heilige Bücherpeterstreppe

Hören in Sälen

Hörsäle
Hörsäle der Humboldt-Universität Berlin

Allein schon der Begriff: Hörsaal. Man hört gemeinsam irgendjemandem zu. „Ein Hörsaal (auch Auditorium – lat. audire „hören“) ist ein großer Raum oder Saal, bestuhlt mit (individueller) Schreibfläche, in dem Vorlesungen stattfinden.“

Ist das heute noch zeitgemäß? Braucht man das? Ich meine für die Lehre, nicht für irgendwelche Veranstaltungen.

Ist ein Hörsaal irgendwo in der Mitte zwischen einem Zimmer und einem Stadion? „Die Sitzreihen sind zumeist nach hinten ansteigend angeordnet, um von allen Plätzen gute Sicht auf Redner, Wandtafel und -karten, Leinwand und dergleichen zu ermöglichen“. Das könnte man heute doch anders regeln: Jeder Student hat einfach einen Monitor vor sich (in traditionellen Hörsälen wäre dafür kaum Platz) und hört per Headset alles.

Nenne mehrere Beispiele für die größten Hörsäle der Welt an Universitäten!
ChatGPT: Michigan Stadium (The Big House) – Die University of Michigan, USA. Obwohl es eigentlich ein Football-Stadion ist, wird es manchmal für Vorlesungen und Veranstaltungen genutzt. Es hat eine Kapazität von über 100.000 Zuschauern.
Baker-Berry Library – Dartmouth College, USA. Die Bibliothek enthält einen großen Lesesaal namens „Sanborn Library„, der auch für Vorlesungen genutzt wird und eine Kapazität von mehreren hundert Personen hat.
University Hall – Harvard University, USA. Dieser Hörsaal bietet Platz für über 1.000 Personen und wird für Vorlesungen und besondere Veranstaltungen genutzt.(…)

Wo ist der Unterschied zwischen einer virtuellen Konferenz, bei der hundert Teilnehmer in Briefmarkengröße auf dem Monitor erscheinen, oder einem Hörsaal mit 1000 Studenten, wenn der Lehrende ein Fernglas brauchte, um die Gesichter attraktive Studentinnen in der letzten Reihe zu erkennen? Ich erinnere ich an eine blondes Mädel an der Uni, an der ich Dozent war, die aussah, als hätte sie eine sechsstellige Zahl von Followern bei Instagram, die mich schmachtend ansäuselte, ihr fehle „das Campusleben“. Das geht natürlich virtuell schlecht, außer man versammelte sich als Avatar in Second Life, um dort sich dort virtuell näher zu kommen.

Hörsäle sind natürlich auch eine Art von Öffentlichkeit (Habermas ruft im Hintergrund: „herrschaftsfreier Diskurs„! Da Studenten von heute fast ausnahmslos reaktionäre verhätschelte Mittelklassenkinder sind, braucht man das nicht. Diese Art zu kommunizieren wird aber mehr und mehr durch die sozialen Medien ersetzt. Nur wenn ein konkreter Zeitrahmen nötig wäre, müsste man kollektive Entscheidungen in solchen Räumen treffen.

Ich vermute, dass diese Prachtbauten aus dem letzten oder sogar vorletzten Jahrhundert mit viel Holz und Gedöns überflüssig und aussterben werden. Neue Universitäten braucht es nicht mehr; man kann die alten umbauen.

Hörsäle werden irgendwann Museen werden, wie Reiseführer ohne Internet.

Panta rhei wieder

duscharmatur

Endlich ist sie dran. Eigentlich erst jetzt fiel mir auf, dass irgendein Premiumspezialexperte, vermutlich in den 70-er Jahren, die alte Armatur verkehrt herum eingebaut hatte, also den Ausgang für den Duschschlauch nach oben. Oder gibt es das auch als Feature und nicht als Bug? Und wozu?

Natürlich hatte ich wieder mit unvermuteten Komplikationen zu kämpfen, die mich zur Improvisation zwangen. Die alte Armatur leistet keinen Widerstand gegen meine pipe wrench, nur die Abdeckungen oder wie auch immer man das nennt, die direkt an den Kacheln sind, zickten herum dergestalt, das eine sich per Hand abschrauben ließ, die linke jedoch anscheinend mit der Wand verwachsen schien, sodass ich mich befleißigte, sie per brute force Rohrzangenattack abzureißen.

Darunter erschien – aus archäologischer Sicht interessant – die ursprüngliche Farbe der Kacheln, die ich das letzte Mal vor 15 Jahren dokumentiert hatte. Dunkelgrün mit Dunkelorange, eine Camouflage, mit der man auch als Soldat im Donbass im Kampf gegen die Bandera-Versteher nicht auffiele. Ich habe schnell noch ein paar Pinsel weiße Kachelfarbe aufgestrichen.

duscharmatur

Als ich dann die neuen Abdeckung befestigte, sah die Sache irgendwie komisch aus. Die Wasseranschlüsse ragten plötzlich zu weit aus der Wand heraus. Nachdem ich aber mein geistiges Potenzial voll ausgeschöpft hatte, begriff ich, dass die Abdeckungen der neuen Armaturen nur halb so hoch/dick waren wie die alten. Also kam eine alte wieder dran und links zwei der neuen übereinander, was nicht auffällt, aber natürlich Pfusch ist. Das missfällt mir als Perfektionist.

Panta rhei, wie der Heraklite sagt, und so soll es sein und bleiben.

Institut

institut

Ich frage mich, ob die Nachgeborenen und Einwanderer so eine Schrift überhaupt lesen können?

1984: Jeder Bürger ruft laut „Alarm“

alarm

Wie nennt man das? [Update]

dusche

Ich muss gerade Teile meiner Dusche generalüberholen, den Schimmel entfernen usw.. Eine Frage an die hier mitlesenden Installateure: Wie heißt das Ventil (?), auf das der Pfeil zeigt? Ich will beide ersetzen. Der polnische alleswissende Handwerker meines Vertrauens sagte mir, ich müsse nicht das ganze Ding, an dem der Schlauch hängt, rausreißen, sondern nur die beiden Teile, mit denen man das Wasser auf- und zudreht. Leider sind die offenbar auch nicht genormt.

[Update] Danke für die fachkundigen Kommentare. Ich werde das ganze Ding rausreißen.

Regentanz gegen rechts an einem bescheidenen Tag

regentanz gegen rechts
Teutsche Frauen mit Protestantismus-Hintergrund berauschen sich lichterkettenumkränzt im Kampf gegen Rechts auf der Leipziger Buchmesse

As the moon cast its gentle glow upon the clearing in the forest, a peculiar sight unfolded before your eyes. A group of individuals stood in a circle, their faces adorned with foolish grins, as they held aloft strands of twinkling fairy lights. With an air of misplaced solemnity, they raised the lights towards the heavens, swaying in unison as if engaged in some arcane ritual. Their belief was unwavering – as though by some absurd mimicry of a rain dance, they thought these lights could ward off evil spirits lurking in the shadows. Yet, amidst their laughter and jubilation, there lingered a sense of earnestness, a shared conviction that their actions held the power to repel darkness. And so they danced on, oblivious to the bemused glances of onlookers, their faces aglow with the fervent hope of protection against the unseen forces of malevolence.

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Nein, ich streite mich nicht auch noch mit der künstlichen Intelligenz herum. Der ganze Tag war beschissen. Noch vor dem Weg zur kapitalistischen Lohnschinderei weigerte sich der Akku meines E-Bikes, grüne Lichtlein zu geben, und ich musste kurzerhand in strömendem Regen auf den Roller umsteigen. Zum Glück ist die Stadtmitte am Wochenende nicht so total voll, dass ich noch rechtzeitig kam.

Den ganzen Tag stand eine riesige Schlange vor dem Naturkundemuseum, manchmal mehr als hundert Leute. Wir zwei Kassierer (das war heute mein Job) konnten in den acht Stunden keine Sekunde Pause machen außer den tarifvertraglichen vorgeschriebenen, und ich hatte noch fünf Euro Minus, weil mich ein Mensch überredet hatte, ich hätte ihm fünf Euro zu wenig Wechselgeld herausgegeben, was sich am Ende als falsch herausstellte.

Ich war schon müde, als ich nach Hause kam, wo meine Gemüsesuppe mit Kasseler und zahlreichen
Würstchen auf mich wartete, die ich weise schon für drei Tage im voraus zubereitet hatte. Ich las aus Versehen dazu einen total dämlichen Artikel auf Israel heute von einem messianisch gesinnten Verehrer höherer Wesen, der auch von Jehovas Zeugen stammen könnte, wenn die Website nicht jüdisch wäre.

Ich wollte eigentlich über einen anderen Artikel bloggen, der mit Cyberkenntnissen bramabarsiert („sich in Kameras hacken“) und der mir viel heiße Luft zu enthalten scheint. Man müsste die Aussagen auf Fakten untersuchen, was ich aber der cyberaffinen Leserschaft überlasse.

Bei meiner täglichen Duolingo-Hebräisch-Lektion war ich zum ersten Mal seit 426 Tagen unter 50 Prozent bei den Wiederholungen, was mich total nervt, weil ich intrinsisch motiviert ehrgeizig bin.

Jetzt bin ich so schlapp, dass mein Avatar viele virtuelle Veranstaltungen auf der virtuellen En’Kara-Messe verpassen wird, was natürlich irrelevant ist, aber auch virtuell gilt manchmal „sehen und gesehen werden“, sogar wenn es keinen Sinn macht.

Morgen muss ich schon wieder an die Kasse. Die Sonntage sind besonders schlimm, obwohl es schlimmer als heute kaum vorstellbar ist. Und Montag, wenn ich einen ganzen Tag frei habe, muss ich dann zum Fahrraddoktor meines Vertrauens, der mir hoffentlich nicht eröffnen will, dass der Akku im Gesäß ist…

Berlin bei Nacht, revisited

nacht

Berlin, Invalidenstraße, im Hintergrund die Charité.

Berlin bei Nacht

nacht

Unter Lockpickern [Update]

Dietrich

„Die, die die, die die Dietriche erfunden haben, verdammen, tun Unrecht.“ (Konrad Duden)

Spontaner Lustkauf bei der Großbourgeoisie: Eventronic- Lockpicking – 17-Teiliges Dietrich Set mit 2 Transparentem Trainingsschlössern und Anleitung für Schlosserei, Anfänger und Profis. Ich verstehe nicht, warum eine angeblich deutsche Firma nicht in der Lage ist, ihre Produkte in fehlerfreiem Deutsch anzubieten. „Teiliges“ und „Transparentem“ schreibt man klein – und es heißt „transparenten“.

Moment. Eventronic in Simmerath bietet Veranstaltungstechnik an. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die unter diesem Firmennamen bei Amazon Dietriche verkaufen.

Keine Sorge, Eventronic der erfahrenste Entwickler von Lockpick-Tool, stellt Ihnen eine von einem Profi geschriebene Anleitung auf Papier zur Verfügung.

Das ist ebenfalls kein gutes Deutsch (es fehlt auch ein Komma). Also von Google oder von ChatGPT aus dem Mandarinischen oder Westtamilischen übersetzt und mitnichten deutsche Wertarbeit (falls es so etwas noch gibt)? Die Lockpicker haben anscheinend den Namen geklaut, was Amazon nicht interessiert. Man kann voraussetzen, dass die Firma in Simmerath nicht amüsiert wäre, falls jemand anderes unter ihrer Corporate Identity aufträte. Sogar bei Tests fragt niemand, wo eigentlich der Firmensitz ist.

eventronic
Eventronic-Werbung bei Amazon

Eventronic ist ein professioneller Hersteller von Entriegelungswerkzeugen mit einer Entwicklungsgeschichte von mehr als zehn Jahren. Keine Website? Kein Impressum nirgends? Das ist dubios.

Ich habe natürlich nicht lockergelassen und ein bisschen recherchiert. Es gibt noch Eventronic Systems – Herstellung von Haushalts-, Elektro- und Elektronikgeräten in Alicante, aber die bauen u.a. Roboter und keine Dietriche.

Ich gebe demnächst wieder ein Seminar über Faktencheck/Recherche (geschlossene Veranstaltung); vielleicht nehme ich das als Beispiel auf.

[Update] Nee, klar… So etwas hatte ich erwartet.

lockpickset

Kleine und lokale Unternehmen

facebook

Warum schlägt Fratzenbuch mir das vor? Bin ich etwa Putinist oder – noch schlimmer! – Donbassist?

Sehr geehrte Wohnungssuchende!

wohnungssuchende
Studenten suchen eine Wohnung (Symbolbild)

Ich kann es kaum glauben, dass man als Student keine Wohnung in Berlin findet. Die meisten Zimmer gehen eh unter der Hand weg, weil die Vermieter sich den Stress nicht antun wollen, sich jemanden unter einem halben Tausend Bewerbern aussuchen zu müssen. Schwer wird es für jemanden, der nicht fließend Deutsch spricht oder Mohammed heißt und niemanden kennt. Auch ich möchte weder mit Muslimen oder anderen Verehrern höherer Wesen oder mit kleinen Prinzen zusammenwohnen.

Nehmen wir mal den rein hypothetischen Fall an, der Untermieter eines älteren Mannes entschlösse sich, weg aus Berlin zu ziehen. Der ältere Mann fragt also im Freundeskreis herum, ob jemand eine Wohnung suche oder jemanden kennte, der vertrauenswürdig sein – ohne Erfolg. Der ältere Mann schreibt zusätzlich eine E-Mail an eine jüdische Studentenorganisation in Berlin – natürlich rein hypothetisch – mit ungefähr dem Inhalt: „Ich vermiete seit Jahren ein schönes Zimmer mit Hochbett in meiner Wohnung in Berlin. Mein jetziger Untermieter ist [xxx] mit jüdischen Vorfahren (die den Kibbuz [xxx] mit gegründet haben). Leider hat er sich entschlossen, im April nach Spanien zu gehen. Ich will das Zimmer wieder vermieten, möchte aber nicht mit Antisemiten zusammenleben. Ich lerne zudem seit einem Jahr Hebräisch. Jemand, der ab und zu Hebräisch mit mir spricht, wäre also ganz praktisch. Das Zimmer kostet rund 400 Euro warm inklusive Internet. An wen könnte ich mich wenden, um jemanden zu finden, der einziehen möchte?“ Auch der Hebräisch-Lehrer des älteren Mannes postet das Angebot in mehrere geschlossene jüdische bzw. israelische Foren in den so genannten sozialen Medien.

Niemand antwortet. Vielleicht war der Nachsatz der E-Mail zu abschreckend: „Ich bin übrigens Atheist und kein Jude (ich rede auch keine Gendersprache, sage also „Studenten“).“

Also die gute Nachricht: Jüdische Studenten in Berlin suchen kein Zimmer.

Nächster Versuch des älteren Mannes: Ein Freund, Inder, Programmierer und Mathematiker, postet das Angebot in einschlägigen Gruppen, wo sich Leute der upper class Indiens mit einem gefühlten IQ über 160 tummeln. Der ältere Mann, von dem ich das weiß, rief jemanden an, der sich gemeldet hatte, und der erste Satz des Interessenten war, ob er die Höhe der Miete herunterhandeln könne. Keine guter Start, Wohnungssuchende!

Übrigens, ganz unter uns: Ich zum Beispiel würde keine hässlichen dicken Menschen als Untermieter nehmen, weil die erstens nicht die Treppe zum Hochbett hinaufkämen und weil es zweitens überhaupt keinen Grund gibt, warum ich meine ästhetischen Empfindungen verletzten sollte. Ich gehe, wenn ich schöne Bilder sehen will, in Ausstellungen und Museen und nicht auf eine Müllkippe. Hengameh Yaghoobifarah hätte bei mir keine Chance, weil ich schon einen Shitstorm erntete, falls ich ihr befähle, sich beim Pinkeln hinzusetzen, weil ich gar nicht weiß, ob sie Männchen oder Weibchen ist und deshalb auf Nummer sicher gehen müsste.

Oder warum soll ich mit jemandem zusammenwohnen, der aussieht, als hätte er sich ein halbes Jahr 100 Kilometer nördlich von Port Moresby rundumtätowieren lassen oder mit jemanden, der einen Nasenpopel aus Metall trägt, an dem dann bei einem Schnupfen die Rotze runterläuft und es mich schon schaudert, wenn ich es mir nur vorstelle?

Der ältere Mann, das weiß ich von ihm, bekam auch eine E-Mail: „Hi my self [xxx] I am from India I am looking for private room from very long time I saw your room pitchers it pretty good and it’s suits me I am ok with rent and everything I am non smoker and I will also not drink and I am a pure vegetarian. Plz consider my request.“ Warum sollte der ältere Mann das tun? Kurzform: Das Zimmer ist gut, ich mag dein hervorragendes Schweińefleisch Süß-Sauer nicht, aber bitte nimm mich! Ihr tickt doch nicht mehr ganz richtig.

Ein Vermieter möchte schon mehr wissen. Ein Link zu den jeweiligen Profilen auf Facebook, Instagram, LinkedIn, Xing usw. wäre höflich und hilfreich. Hinweis: Wenn der Vermieter ein älterer Mann ist, der schon E-Mails verschlüsselte, als die sehr geehrten Wohnungssuchenden noch gar nicht geboren waren – der findet euch sowieso, weil der nach euch recherchiert!

Es ist auch nicht ratsam, dem Vermieter Telefonnummern zu schicken, die nicht funktionieren oder bei denen nie niemand zu erreichen ist. Dann scheint es nicht so dringend zu sein.

Der ältere Mann, von dem ich das weiß, erhielt eine einzige E-Mail von vielen, die sein Interesse weckte, die auch zum Erfolg führte, unter anderem, weil sie in einem Englisch geschrieben war, bei dem William Shakespeare, Graham Greene und Winston Churchill mit den Ohren geschlackert und wohlwollend genickt hätten und weil sie Kulinarisches erwähnte:

„My name is [xxx], and I am currently a master’s student at [xxx]. As I am in the process of finalizing my living arrangements for the upcoming semester, I came across your listing for a roommate.

I was impressed with the details you provided and wanted to reach out to express my interest in potentially sharing the living space with you. I don’t smoke and have no pets. In case there is a chance we can cook Indian dishes together. I believe we could create a conducive and supportive environment for each other’s pursuits.

If you have any additional information or would like to discuss this further, please feel free to reach out. I look forward to the possibility of becoming roommates and creating a positive living experience together. Thank you for considering my inquiry, and I hope to hear from you soon.
Best regards…“

Der ältere Mann erzählte, dass der wohnungssuchende indische Student in Cottbus mitten unter Nazis wohne, das wisse und nicht gut fände, aber in Berlin einfach nichts gefunden habe, dass der mehrmals in der Woche mit der Bahn zum Studieren nach Berlin fahre, und dass er – auch in Berlin – einen Job als Security habe, um sein Studium zu finanzieren.

wohnungssuchende
Amidst the towering skyscrapers of our city stands a decrepit, ugly shack, a stark contrast to the gleaming modernity surrounding it. The shack’s walls are weathered, its roof sagging, and its windows broken. Despite its dilapidated state, it commands an eerie presence that draws the attention of countless onlookers. In this scene, people from all walks of life gather around the shack, their faces reflecting a mixture of curiosity, disbelief, and perhaps even pity. Some point and whisper to each other, speculating about the history of the shack and the stories it holds within its crumbling walls. Others simply stare, captivated by the stark juxtaposition of poverty amidst prosperity. The atmosphere is charged with a sense of intrigue and melancholy, as if the shack serves as a reminder of the city’s forgotten past, overshadowed by its relentless march towards progress. Yet, amidst the hustle and bustle of urban life, the shack stands as a silent testament to resilience, refusing to be erased from the collective memory of its inhabitants –ar 3.2

Unter andersartigen fragilen Echsen

Allosaurus
Allosaurus – der hat mich heute den ganzen Tag komisch angeguckt.

Spricht mich doch ein Besucher des Museums für Naturkunde an meinem Arbeitsplatz an: „Sind Sie Herr Schröder?“ – „Ja, wieso?“ – „Ich verfolge Ihr Blog“.

Ist man denn noch nicht einmal mehr während der kapitalistischen Lohnschinderei vor dem hiesigen Publikum sicher? Bin ich berühmt und komme ins Fernsehen? Oder war der vom Verfassungsschutz, der mich beobachtet aka die Zeitung mein Blog liest?

Heute kam ein Ehepaar zu mir an den Infostand, der Mann fragte etwas in Englisch mit hörbarem Akzent. Ich fragte sie nach ihrer Muttersprache. Beide zögerten, dann flüsterte der Mann „Hebrew“. Ich begrüßte sie dann mit meinem kümmerlichen Ivrit mit Schalom und „herzlich Willkommen“ und sagte, dass ich ein bisschen Hebräisch spräche (אני מדבר קצת עברית). Sie guckten mich an wie Vierjährige, die zum ersten Mal einen Allosaurus sehen. So etwas hatten sie vermutlich zu allerletzt erwartet. Dann drückten sie mir die beiden Aufkleber in die Hand.

bring them home

Manchmal muss ich mich beömmeln. Ein höchstens dreijähriges Mädchen, an der Hand der Mutti, sagte beim Anblick des Dinos „oh mein Gott“.

Unterhaltung mit einer sehr jung aussehenden adretten Dame, die als (freiberuflicher) „Guide“ am Infostand auf ihre Kindergruppe wartete:
– „Wie wird man denn Guide im Naturkundemuseum?“
– „Ich studiere Biologie. Es geht auch Geophysik oder etwas in der Art.“
– „Und wie lange studierst Du noch?“
– „Ich schreibe gerade meine Doktorarbeit“.
– „(Der Fragenstellende grinst.) Wird man heutzutage gezwungen, bei einer Doktorarbeit Gendersprache zu benutzen?“
– (Lächelt) „Ich schreibe meine Doktorarbeit auf Englisch.“

I love it. Wenn man in tiefstem Kulturpessimismus dumpf vor sich hinbrütet und das Ende nahen sieht ob der Dummheit der Nachgeborenen oder der jungen Kollegen, die von der RAF noch nie etwas gehört haben, sich aber auch nicht informieren wollen, weil sie lieber „chillen“, dann taucht so ein blitzgescheites selbstbewusstes Mädel auf und lässt einen wieder hoffen.

Unter Qedeshas

prostitution
Rotfiguriger Kylix (ca. 475 v. Chr.) von Apollodoros: Eine Frau massiert die Schamlippen einer anderen (Quelle)

Kdosha is the Hebrew word for „feminine holiness“, while Kdesha is the word for a „female prostitute.“ These two words are very close and they share the same root. Rabbis don’t like this but God, whose mother tongue is Hebrew, seems to. (Aus Tuvia Tenenboms „Catch The Jew!: Eye-opening education“)

Und täglich grüßt der Archaeopteryx

Archaeopeteryx

Der Archaeopteryx im Berliner Museum für Naturkunde, gefunden 1874 auf dem Blumenberg bei Eichstätt. Der Urahn der heutigen Flattertiere – halb Dinosaurier, halb Vogel – gilt mit seinen Federn, die gut zu erkennen sind und dem vollständigen Schädel als das schönste und vollständigste Exemplar weltweit.

Das Tierchen begrüßt mich jeden Morgen zum Beginn der Schicht.

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