Ferrocarriles Ecuatorianos, finalmente

Ferrocarriles Ecuatorianos

Das Foto habe ich 1979 an der Bahnstrecke zwischen Guayaquil (eigentlich Durán) und Quito gemacht.

Mein damaliger Reisebegleiter (der schon gestorben ist) sieht ein bisschen zerknittert aus. Nein, er hat nicht die Lok kaputtgemacht, ihm ist nur Rauch in die Augen gekommen.

Vgl. „Ferrocarriles Ecuatorianos, primera clase“ (15.05.2023), „Ambulantes“ (08.11.2011, „Ferrocarriles del Ecuador“ (14.05.2012, „Ferrocarriles del Ecuador, revisited“ (04.05.2014, „Ferrocarriles Ecuatorianos, revisited“ (04.12.2017. „Ferrocarriles Ecuatorianos, revisited“ (30.01.2021), „Viajeros (21.02.2021, „Teufelsnase oder: Auf und ab im Zick Zack [Update]“ (25.02.2021).

Das war das letzte Foto aus Ecuador, falls ich nicht noch in irgendwelchen Backups eines finde, das ich vergessen habe.

Outdoor Palmen

quito plaza grande

Plaza Grande, Quito, Ecuador, fotografiert im November 1979. Ich habe gerade die Blumen auf meinem Balkon gegossen. So schön wie in Ecuador kriege ich sie nicht hin, aber zum Glück haben wir ja die Klimaerwärmung. Bald kann ich auch Palmen draußen pflanzen.

Tungurahua, finally

TungurahuaTungurahuaTungurahuaTungurahua

Die letzten Fotos vom Aufstieg zum Vulkan Tungurahua ( 5,023 m) in Ecuador) in Ecuador. Startpunkt war Baños. Auf halber Höhe stand damals eine kleine Berghütte, in der wir übernachteten. Aus meinem Reisetagebuch, 12.12.1979ff.:

…um 8.15 Uhr Abmarsch. Nach 1/2 Stunde macht Paul (ein Belgier (ganz links), der eine Zeit lang mit uns reiste) schlapp und wir rödeln um [die Ausrüstung]. Nach 1/2 Stunde kommt ein kleiner Store, bei dem man sich Gebirgsausrüstung leihen kann (auch Esel).

Man erzählt uns, dass im November ein Kanadier im Krater verschwunden sei. Zur Hütte seien es 2 1/2 Stunden. Wir brauchen 7 1/2.

Die Flora ist unterhalb [der Baumgrenze] sehr schön: Grundbewuchs wie in der Heide, Krüppelkiefern mit Moosen und Flechten bewachsen, auf halbem Weg Bambuswäldchen.

Nach ein paar Stunden wollen die anderen nicht mehr, Gabi fängt an zu heulen. Den ganzen Weg [über] wird die Aussicht immer besser. Oben [auf der Schutzhütte] ist es fürchterlich kalt, die Hütte liegt auf 3.600 m. Zwei Deutsche und ein Frazose sind schon oben und bieten uns Schokolade an. Die Hütte ist recht klein, mit Kochgelegenheit aus Gasflaschen, unter dem Dach Schlafgelegenheit auf dem Fußboden. Der Kamin ist nicht anzukriegen. Wir sitzen eingemummt in Pullover und Schlafsäcke und erzählen. Nachts ist es kalt, weil im Dach ein Loch ist.

13.12. Morgens werden wir geweckt, weil kurz nach Sonnenaufgang Fernsicht auf alle Berge ist: Chimborazo (6.310 m), Altai (5.319 m) und noch einer, der nicht auf der Karte ist. Beide sind voller Schnee, davor 3-4.000 „Mittelgebirge“, das Tal liegt in den Wolken, die aber schnell heraufkommen. Sicht ca. 100-150 Kilometer bis zum Oriente [dem Dschungel Ecuadors].

Die anderen beginnen den Abstieg, W., Gabi und ich um 10 den Aufstieg zum Vulkan. Die Hütte liegt ziemlich dicht an der Baumgrenze, danach nur noch Geröll und Felsen, die wie eine Mondlandschaft wirken (schwarze und rote Gesteine). W. und Gabi beginnen sich zu streiten und zu prügeln, ich gehe allein weiter vor.

Bis zum Krater sind es genau fünf Stunden, aber teuflisch, weil man auf dem Geröll immer wieder abrutscht. Der Weg ist aber durch Fähnchen markiert, die teilweise abgeknickt sind. Sicht durch Wolkenschneise in Richtung Ambato, von rechts schieben sich Wolkenberge heran. Wind von beiden Seiten, eisig kalt und steil abfallende Hänge. [Wenn ich daran denke, dass ich Halbschuhe anhatte, wird mir heute noch schummrig.]

An der Schneegrenze steht ein Kreuz, an dem 1951 zwei Leute umgekommen sind. Die Wolken reißen zimelich weit oben plötzlich auf, und die Gipfelregion ist zu sehen, überhängende Gletscher – Wahnsinn! Kurz vor dem Krater muss ich Schneefelder überwinden. Ich rutsche auf dem Hosenboden zehn Meter den Hang runter und reiße mir die Hand auf.

Der Krater ist ca. 200 Meter breit/lang, ein Drittel ist nur begehbar, der Rest das zugeschneite Kraterloch. Am Rand steigen heiße Dämpfe aus dem Boden, überhaupt ist es oben [im Krater] windgeschützt und wärmer. Ein Zelt und ein Wasserkanister von einer Suchmannschaft liegen noch da. Der Krater liegt auf rund 5.000 m, und die Sicht ist ausgezeichnet. Außerdem gibt es ein fast unheimliches Echo. Nach einer halben Stunde erreichen die anderen beiden auch den Krater. Ich bleibe eine kurze Zeit oben und wir beginnen dann mit dem Abstieg.

Ich habe ziemliche Angst bei der Schneepartie, weil die Sache recht steil abfällt, alles voller Wolken bzw. Nebel ist und der Wind einen fast umwirft. Nach einer halben Stunde nur noch Geröll, und man rutscht wie auf Skiern hinunter, muss aber 20 Mal die Schuhe ausschütteln. Kommen völlig erschöpft kurz vor Sonnenuntergang an und verschütten wegen der zitternden Finger H.s [der in der Hütte geblieben war] heiße Brühe. Wir schlagen uns alles in den Bauch, was da ist [was wir mitgenommen hatten], und fallen ins „Bett“.

14.12. Die Nacht ist eisig kalt, selbst bei oben zugeschnürtem Rucksack. Bei Sonnenaufgang wieder schöne Sicht, aber die Täler sind voller Wolken. Ca. 200 Meter von der Hütte entfernt ist eine Quelle zum Waschen und zum Wasserschöpfen, aber so kalt, dass einem die Finger abfallen. Ebenso kalt ist das „Klo“, aber man gewöhnt sich an alles. Nach dem Fotografieren (leider vom Aufstieg zum Krater nur ein Foto, weil der [Dia]Film bei 38 [Fotos] schon alle ist) und Aufräumen Abstieg um 9.

Mein Kniegelenk streikt, und ich muss mit halb steifem Bein die ganze Strecke humpeln. Unterwegs treffen wir 1 Dänen und 1 Deutschen in Sandalen! Nach knapp vier Stunden total kaputt in Baños…

Vgl. „Ein Stock auf dem Tungurahua, Patella partita und drei Prozent“ (07.11.2022), „Verdammt lang her“ (08.11.2022), „Nicht vergnatzt, nur kalt“ (01.03.2012), „Tal vez el cóndor volará“ (13.10.2019), „Vulkanismus“ (17.08.2015), „Tungurahua, revisited“ (05.04.2014, „Aufstieg zum Tungurahua“- der Hauptartikel, (08.05.2011).

Cheerleader ohne Asche

banos ecuadorbanos ecuadorbanos ecuador

Baños aka Baños de Agua Santa, Ecuador, fotografiert am 16.12.1979.

Ich wohne damals laut meinem Reisetagebuch direkt am Hauptplatz in einer preiswerten Pension, die aber nicht mehr existiert. Heute sind dort überall Hotels und hospedajes. Anhand eines anderen Fotos nehme ich an, dass es im heutigen Neubau des Hotel eruptión war (Ambato Ecke Thomas Halflants).

Welches Fest gefeiert wurde, weiß ich nicht mehr. Die Tage zuvor hatten wir den Tungurahua bestiegen und mussten uns von der dreitägigen Strapaze erholen.

Ende 1999 wurde die Stadt aufgrund dringender Empfehlungen vor allem ausländischer Vulkanexperten komplett evakuiert und geschlossen. Nachdem der Ausbruch den Ort wie all die Jahrhunderte zuvor verschont und nur eine dicke Ascheschicht hinterlassen hatte, erzwangen die Einwohner nach einigen Monaten gegen den Widerstand der Behörden und des Militärs ihre Rückkehr in ihren Ort. Bei den damit verbundenen Unruhen gab es einen Toten.

Antisana oder: Einer der 73 [Update]

vulkan ecuador

Ich brauche die Hilfe der hier mitlesenden ecuadorianischen Vulkanologen: Das Foto habe ich 1984 gemacht, als ich von Lima in Peru nach Havanna flog (oder umgekehrt). Der Berg ist ein Vulkan in Ecuador – aber welcher? Es könnten der hier schon oft lobend erwähnte Tungurahua (5,023 m) sein, den ich 1982 bestiegen habe, oder der Chimborazo (6263 m) oder der Cotopaxi (5897 m) oder einer der zahlreichen anderen.

Die Spitze des Chimborazo ist zu gleichmäßig geformt, das ist eher unwahrscheinlich. Der Tungurahua ist mehrfach ausgebrochen – das Aussehen des Kegels könnte sich also seit 1984 geändert haben. Auf dem Foto, was ich vom Tugurahua aus gemacht habe, ist – wenn ich nicht irre – der El Altar (5,319 m) zu sehen. Der Gipfel könnte passen.

Der Tungurahua gehört übrigens nicht zu Allee der Vulkane: „Ihr Name geht auf Alexander von Humboldt zurück. Auf der „Allee“ befinden sich auf einer Strecke von ungefähr 300 km zwischen Tulcán und Riobamba 22 der insgesamt 73 Vulkane von Ecuador.

[Update] Nach einem Hinweis des vulkanaffinen Publikums: Es ist vermutlich der Antisana (5.704 m).

Ferrocarriles Ecuatorianos, primera clase

Ferrocarriles Ecuatorianos

Das Foto habe ich 1979 an der Bahnstrecke zwischen Guayaquil (eigentlich Durán) und Quito gemacht.

Mein damaliger Reisebegleiter ist zu sehen (der schon gestorben ist), und eine hier schon lobend erwähnte junge Frau, die ich Jahre später in Berlin unter sehr angenehmen Umständen noch einmal wiedergetroffen habe.

Vgl. „Ambulantes“ (08.11.2011, „Ferrocarriles del Ecuador“ (14.05.2012, „Ferrocarriles del Ecuador, revisited“ (04.05.2014, „Ferrocarriles Ecuatorianos, revisited“ (04.12.2017. „Ferrocarriles Ecuatorianos, revisited“ (30.01.2021), „Viajeros (21.02.2021, „Teufelsnase oder: Auf und ab im Zick Zack [Update]“ (25.02.2021).

San Lorenzo, revisited again

San LorenzoSan Lorenzo

2020 hatte ich über San Lorenzo an der Pazifikküste Ecuadors geschrieben – dort hatten wir einen alten Berliner Juden getroffen, dem das Sägewerk dort gehörte. Ich habe noch zwei andere Fotos gefunden: Das obere ist ein Scan eines Fotos, das Original-Dia ist verloren gegangen.

2016 notierte ich: Wir waren mit Schmugglern vom kolumbianischen Tumaco nach San Lorenzo (San Lorenzo (Youtube) in Ecuador gereist. (Vgl. Am Rio Mira, Januar 2015). Damals war San Lorenzo ein verschlafenes und schwülwarmes Tropennest. Unfassbar, dass es dort Google Street View gibt!

Gardez! [Update]

guard

Das Foto habe ich im November 1979 in Quito, Ecuador, gemacht – ich kann mich leider nicht mehr erinnern, wovor die Wache hielten. Ich weiß nur noch, dass die beiden da herumlungerten und rauchten. Als ich fragte, ob ich ein Foto machen könne, nahmen sie Haltung an.

Update: Die stehen vor dem Palacio de Carondelet.

Aeropuerto Internacional Mariscal Sucre

Aeropuerto Internacional Mariscal Sucre

Der Flughafen von Quito, Ecuador, fotografiert am 29.11.1979. Das ist der alte Aeropuerto Internacional Mariscal Sucre, der neue wurde 2013 eröffnet. Vom alten Flughafen steht heute nur noch der Kontrollturm, der auch auf meinem Foto zu sehen ist. „Wegen seiner Lage und weiterer Bedingungen wie seiner abschüssigen Landebahn galt er als einer der am schwierigsten anzufliegenden Flughäfen weltweit.“

Ich bin von Quito aus nicht geflogen. Ich war damals nur dort, um ein Luftfracht-Paket nach Deutschland zu schicken. Aus meinem Reisetagebuch:
Flughafen recht klein. Es ist mittlerweile schwierig, sich daran zu gewöhnen, dass es in Quito Bushaltestellen gibt. Wir brausen erst einmal am Flughafen vorbei. Die Maschinen der Ecuadoriana sind wirklich schreiend bunt und sehr fröhlich.

Die Ecuadoriana gibt es auch nicht mehr: Nachdem sie privatisiert wurde, ging sie prompt bankrott.

Jungfrau, nach Osten

quito

Panorama der Vorstädte von Quito, fotografiert im November 1979. Ich hatte mir notiert, dass es vermutlich der Blick von der Virgen del Panecillo nach Osten sei. Ich finde aber die genau Perspektive nicht wieder, zumal Google schlechtes Wetter hatte.

Walk through the jungle

jungle ecuador

Dschungel bei Misuahalli, Ecuador, fotografiert im Dezember 1979. Damals gab es nördlich der Ortes nichts, keine Häuser, keine Straßen, nur Trampelpfade wie der oben. Offenbar haben die seitdem mächtig in Tourismus investiert. Vermutlich wäre das für mich alles unbezahlbar: 50 Dollar pro Nacht in einer Lodge? Wir haben damals für unsere Pension weniger als fünf Dollar pro Nacht bezahlt.

Die beiden Männer oben waren meine Reisebegleiter: Mit beiden habe ich mich nicht gut verstanden – es war eher eine Zweckgemeinschaft. Der mit der Kamera war Belgier, sprach kein Wort Spanisch und hing an uns wie eine Klette. Ich konnte mit ihm nichts anfangen. Ich hätte auch nie eine Kamera vor dem Bauch baumeln lassen.

Aus meinem Reisetagebuch, 10.12.1979 (geschrieben nach der Rückkehr aus dem Dschungel in Quito):
In [Puerto] Misuahalli ist es warm. Der Ort liegt direkt am Rio Napo und einem anderen Fluss [Rio Misuahalli] und besteht aus circa. 20 Häusern. [Schon fünf Jahre, nachdem ich da war, war der Platz, auf dem damals Volleyball gespielt wurde, nicht mehr da.]

Residencial „Balcon del Napo“ kostet 40 und ist sauber, nur ab und zu aqua no hay [Wasser gibt es nicht]. Als Haustier halten sie sich eine zweieinhalb Meter lange Anaconda, die in einer Kiste mit einem Stein drauf steckt und für ein paar Stunden am Tag Auslauf hat, damit sich die Gringos mit ihr fotografieren lassen können.

Der Strand [gemeint ist das Flussufer] ist voll Sand, und man kann baden, obwohl der Fluss schmutzig und teilweise recht reißend ist. Treffen ein paar nette Leute, unter anderem einen Typen aus Stuttgart, der schon zwei Jahre unterwegs ist (über Asien, Australien, Tahiti, USA). Er hat unterwegs ein billiges „Roundticket“ gekauft (für 400 $ von Singapur nach Australien usw.). Ein US-Amerikaner, der sich wohl für einen professionellen Globetrotter hält, überlegt sich, ob er Bauer werden soll oder weiterfährt, entscheidet sich für das Letztere. Das Gespräch endet nicht mit einem Einverständnis über den Sinn und Zweck einer Reise, weil für ihn nur die Alternative „to live day by day“ oder „freedom“ besteht. Es ist sehr schwierig, meine Position darzulegen. P. [der Belgier] hat auch eine etwas andere Vorstellung; flüchtet wohl vor seinen persönlichen Problemen.

Am 2. Tag marschieren wir morgens los, am Nebenfluss entlang, dann über einen Trampelpfad zu einem kleinen Dorf. Eine schmale Straße führt von da wieder auf die Straße nach Misuahalli. Über eine Hängebrücke geht es ungefähr eine Stunde weiter, bis H. und P. wegen der zunehmenden Matsche schlappmachen und umkehren. Ich gehe allein weiter, bis zu den Knöcheln im Schlamm.

Plötzlich höre ich Flötenmusik, der ich nachgehe. Vor einem einzelnen Haus (vielleicht bei dem heutigen Cabañas Pinsha Huasi) sitzt ein Bolivianer, der Blockflöte spielt. Er ist aber an einem Gespräch weniger interessiert. So marschiere ich wieder zurück und komme gerade rechtzeitig vor einem fürchterlichen Regenguss im Dorf an. Abends beobachten wir interessiert die Spinnen bei der Arbeit, die fast das ganze Hotel einspinnen. Die Dorfbevölkerung spielt Volleyball und Billard mit vier Kugeln weniger.

Zu den Auca [Waorani] bekommen wir Informationen von dem Ami und von einem Leiter des DED, der die Tour [zu ihnen] gemacht hat. Vor einem Jahrzehnt haben sie gegen das Eindringen der Texaco Widerstand geleistet. Sie sollen ein sehr kriegerischer Stamm gewesen sein. Das ecuadorianische Militär ging gegen sie vor und hat sie [die Zahl 700 – ca. 3000 aus meinem Tagebuch kann nicht stimmen] dezimiert. Heute haben sie sich mit Transistorradios in den Dschungel zurückgezogen, die sie – statt ihren alten Gesängen – gegen die Geister der Gewitter einsetzen. Interessanter soll ein anderes Volk sein, dass im Dschungel an der Küste lebt. Sie zogen sich, nachdem die Inka Ecuador erobert hatte, aus den Bergen in den Urwald zurück und „degenerierten“ im Laufe der Jahrhunderte von Berg- zu Waldindianern. [Ende Tagebucheintrag]

Wenn ich das damals alles gewusst hätte! Einen der Waorani habe ich in Puerto Misahualli später noch gesehen, mit ultralangen Ohrlöchern und halb nackt, habe ihn aber nicht fotografiert.

Basilika San Francisco

Basilika San Francisco

Basilika San Francisco in Quito, Ecuador am Plaza San Francisco, fotografiert im November 1979. Ein Detail hatten wir hier schon sowie ein Foto des Platzes ohne Kinderchöre. Der Platz mit der Kolonialarchitektur ist einfach großartig und schön.

Verdammt lang her

tungurahua

Hier noch ein Bick vom ecuadorianischen Vulkan Tungurahua (5,023 m), den ich zwischen dem 12.und 14.12.1979 bestiegen habe. Es muss ganz am Anfang des Aufstiegs sein, wenn man das Panorama mit den anderen Fotos vergleicht.

Ich muss mal zu Potte kommen mit den alten Dias Fotos von meinen Reisen 1979/80, 1981/82, 1984 und 1998: Es ist immer noch eine dreistellige Zahl, die ich noch nie veröffentlicht habe.

Und was mache ich, wenn ich alle online habe? Die Nachgeborenen auf Instagram darauf hinweisen? Books on demand mit 2500 Fotos? Wer soll das bezahlen? Wie sehen denn Fotos in E-Books aus? Und wie groß wird das, unter einem Terabyte?

Dieses Jahr steht unter dem Motto „Verdammt lang her“. Inspiriert durch die Fotos nahm ich bekanntlich Kontakt zu einer meiner Exxen auf, die ich seit 34 Jahren nicht mehr gesehen hatte und fütterte sie mit Kuchen und mit Schweinefleisch süß-sauer ab. Dann wird mich in Kürze eine andere Ex für ein paar Tage besuchen, und wir werden etwas Schönes und/oder Kultiviertes zusammen machen.

Apropos verdammt lang her und „etwas Schönes“: Auf einem anderen Foto erkannte ich ein Mädel eine Frau (ganz links), die wir damals mehrfach in Südamerika wieder getroffen haben, in Kolumbien, Ecuador und Peru oder Bolivien (oder war es sogar Barbados?). Ich fand sie recht schnuckelig, aber sie war mit einem nervtötenden Macker zusammen, sie prügelten sich und brüllten sich an, dass man es überall hörte. Es war unmöglich, mit ihnen zusammen zu reisen.

Jahre später bekam ich einen Anruf von ihr in Berlin. Sie hatte sich von ihrem Kerl getrennt und war unterwegs nach Brasilien als Entwicklungshelferin. Sie hätte noch eine Nacht in Deutschland, ob ich sie nicht besuchen kommen wolle in Gatow in der DED-Zentrale? Das tat ich. Mir wird immer noch warm ums Herz, wenn ich daran denke. Was wohl aus ihr geworden ist? G., wenn du das hier liest, in Brasilien oder wo auch immer auf der Welt: melde dich mal! Mir ist gerade danach (nein, nicht noch mal zusammen auf den Tungurahua).

Ein Stock auf dem Tungurahua, Patella partita und drei Prozent

tungurahua

Während die Weltläufte wie gewohnt vor sich hinblubbern, Kriege kriegen, Intrigen gesponnen werden, heiße Luft aus den Mäulern der Politiker entweicht, propere Mädels busenschüttelnd instagramen, aber eigentlich nichts passiert, muss ich noch kurz etwas zum ecuadorianischen Vulkan Tungurahua ergänzen, (5,023 m), den ich 1979 erklettert habe – und das im Gegensatz zu Alexander von Humboldt auch schaffte. Heute wird dringend davon abgeraten, da hochzusteigen, da der Tungurahua seit 1999 wieder aktiv und äußerst gefährlich ist.

Mir wird heute noch schummrig, wenn ich eines der Videos der diversen Eruptionen ansehe. Uns hatte niemand erzählt, dass es durchaus ein gewissen Risiko eines Ausbruchs gab. Wir haben auch niemanden gefragt. Aber Warnungen hätten mich, jung und naiv wie ich war, vermutlich nicht abgehalten.

Wir brauchten drei Tage: einen für den Aufstieg zur Hütte, die auf knapp 4000 Höhenmetern lag (natürlich ist sie weg). Am nächsten Tag bin ich allein zum Gipfel, weil die anderen drei zu erschöpft waren und lieber an der Hütte blieben. Aus mir heute unverständlichen Gründen hatte ich auch meine Kamera in der Hütte gelassen.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es sich anfühlt, mit Halbschuhen (!) Lavafelder hinaufzusteigen, immer zwei Schritte vor zu klettern und mindestens einen wieder zurückzurutschen. Als der Boden wieder fester wurde, kamen dann der Gletscher und Schneefelder, was das Klettern auch nicht bequemer machte. Zwischendurch wurde es auch richtig steil und mir mulmig. Ich hatte weder Kletterausrüstung noch passende Kleidung dabei – aber der Himmel blieb strahlend blau. Gegen Mittag kam ich im Krater an, genoss die großartige Aussicht auf die anderen Vulkane, rastete ein wenig, nahm Gestein als Andenken mit und kletterte dann wieder die rund rund 1000 Höhenmeter hinunter. Das haut dann richtig in die Knie.

Ich weiß nicht mehr genau, wie lange ich gebraucht habe – ich bin am frühen Morgen los und kam am späten Nachmittag wieder an der Hütte an, wo die anderen schon sorgenvoll warteten. Da ist auch das Foto entstanden. Ich war fix und fertig. Ich habe da einen Stock in der Hand, den ich mir bei Erreichen der Baumgrenze zurechtgeschnitzt hatte. Mein rechtes Knie tat höllisch weh, und ich konnte kaum auftreten.

Warum? Ich habe von Geburt an eine Partella partita (hallo Harald!). Das ist keine Missbildung, sondern kommt eben mal vor. Eine Teilung der Kniescheibe (Patella) in mehrere Knochenelemente ist eine angeborene Fehlbildung der Kniescheibe, die bei einem bis drei Prozent aller Menschen vorkommt. Von einer geteilten Kniescheibe sind neunmal mehr Männer als Frauen betroffen. Ich bin also eine winzige Minderheit.

Es macht auch keinen Unterschied zu nicht gespaltenen Kniescheiben, aber bei langen und extremen Belastungen kann es in seltenen Fällen schmerzen. Ich hatte das nur auf dem Tungurahua und einmal beim Skifahren, aber nie beim Kampfsport. Man müsste dann einen Tag pausieren. Was macht man aber, wenn man auf einem Fünftausender ist und nicht einfach runterrutschen kann? Deshalb der Stock… Ich bin humpelnd hinab – Augen auf und durch.

Iglesia de San Agustín 

Iglesia de San Agustín

Iglesia de San Agustín, Quito, Ecuador, erbaut ab 1573. Fotografiert am 28.11.1979 im Klostergarten. Ich habe dem Publikum die Seite meines Reisetagebuchs eingescannt…

reisetagebuch

Limpiabotas

limpiasbotas

Schuhputzer in Quito, Ecuador, fotografiert im November oder Dezember 1979. Auf dem Foto bin auch ich zu sehen sowie ein weiterer Gringo, der hier schon einmal auftauchte. Ich schrieb vor zwei Jahren: Damals gab es nur wenige Rucksacktouristen in Ecuador, und man lief sich in der Hauptstadt immer wieder über den Weg. „Der Slangbegriff Gringo (feminin Gringa) bezeichnet von Mitteleuropäern abstammende Personen, die sich in Nord- oder Mittelamerika aufhalten.“ Wisst ihr Bescheid.

Das buntscheckige Volk der Panzaleo-sprechenden Rothäute

quechua-Ethnie

Immer und immer wieder nehme ich mir vor, bein sonntäglichen Frühstück keine deutschen Medien zu konsumieren. Und immer, wenn ich rückfällig werden, bestätigt sich mein VorUrteil: Entweder verfassen die Praktikanten Quatsch, oder die Redakteure sind genau so blöd wie jene. Und ich muss mich dann ärgern und blogge über meinen Ärger statt über etwas Interessantes.

Wenn jemand hierzulande etwas Völkischen daherfaselt, wird es um so schlimmer. Zudem zwingt die Mischung aus political correctness, Opportunismus und Feigheit oft zu sprachlichen Volten, die nicht nur im wörtlichen Sinn unaussprechlich, sondern auch unverständlich sind (wie das Wort „Volte“).

Im aktuellen „Spiegel“ (S. 80) haben wir hier eine „Quetschua-Ethnie“. Nun ist Quechua eine Sprache und sonst nichts. Ethnie heißt im Deutschen „Volk“, es sei denn, man plante eine ethnologische Diskussion vom Feinsten, die so ausufert, dass man die letzten 6000 Jahre Weltgeschichte betrachten muss. „Volk“ hat im Deutschen aus Gründen einen Beigeschmack, so dass oft lieber englische Wörter benutzt werden. Redakteure und Praktikanten erheben sich selten bei etwas, was sie nicht wirklich interessiert, über das Wikipedia-Niveau, das sie hier recht haben lässt – auch dort sind die, die Quechua sprechen, eine „Ethnie“.

pielroja

Im Detail wird das natürlich extrem lustig und lächerlich, weil es mittlerweile bei den Mittelklassen der lateinamerikanischen Staaten Mode geworden ist, Quechua und auch Aymara zu sprechen (was zu einer Renaissance der eingeborenen „indigenen“ Musik geführt hat). Man kann das irgendwie vergleichen mit Kanak Attak: Wer rassistisch diskrimiert wurde, dreht den Spieß verbal um.

In Wahrheit geht es immer nur um die Klassenfrage. (Über den „Indianerismus“ in Ecuador hatte ich schon geschrieben.) Jemand wird nicht abschätzend beurteilt, weil er oder sie Quechua spricht, sondern weil das vorwiegend die Bauern und Armen tun, von denen die Mittelklassen sich abgrenzen wollen. Das ist bekanntlich auch die primäre Idee der klassistischen Gendersprache.

Das galt auch für die „Tracht“, die keine ist, sondern der Landbevölkerung von den Spaniern aufgezwungen wurde oder – wie die Cholita auf dem obigen Bild – eine buntscheckige Mischung aus allen möglichen Moden Europas und Lateinamerikas. In Bolivien ist die Chola ein Zeichen für „Tradition“, auch bei Mestizen.

Ich habe das selbst in Bolivien erlebt. Der Fahrer des LKW, mit dem wir unterwegs warn, selbst Aymara-Indio, machte sich über die Dorfbewohner lustig und nannte sie „pielroja“ („Rothäute“), wieder ein Beweis, dass „indianisch“ oder die Sprache nichts mit der Haut oder der Abstammung oder gar einem „Volk“ zu tun haebn, sondern eine Lebensweise im Verhältnis zum Mainstream meint.

quito taxistas catedral

Das Foto habe ich 1979 in Quito, Ecuador, gemacht. Ich kann leider die Perspektive nicht wiederfinden, aber das im Hintergrund sollte die Kathedrale sein.

Basilika La Merced

Basilika La Merced (Quito)

Blick auf die Basilika La Merced, Quito, Ecuador, fotografiert von der Treppe an der Plaza San Francisco im November 1979.

Agua enojada

rio napo

Rio Napo, Ecuador, November 1979 (Symbolbild). Mehr: Am Rio Napo, 19.02.2011.

Invasión de Cochinos

Quito
Dekonstration auf de Plaza Grande, Quito, Ecuador, fotografiert im November 1979

In Ecuador hat der erzreaktionäre Banker Guillermo Lasso die Präsidentschaftswahl gewonnen. (Leider sind die Kommentare auf amerika21.de so grottenschlecht übersetzt worden, dass man zum Teil den Sinn nicht versteht oder dort nur Bullshit-Bingo steht.) Der Grund ist vermutlich ganz einfach: Die „indigene“ Partei Pachakutik hatte zum Boykott der Wahl aufgerufen. (Vgl. Indianerismus in Ecuador)

Wer sich davon erholen will, kann die Junge Welt lesen: „Mit der Niederlage in der Schweinebucht scheiterte vor 60 Jahren der Versuch des US-Imperialismus, die Konterrevolution nach Kuba zu bringen.“

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