Isoptera, revisited

termitenhügel

Dieses Foto ergänzt mein Posting von vorgestern. Susanne guckt ein bisschen zerknittert, aber ich glaube, das lag am Wind und an der blendenden Sonne. Diese „Hügel“ der Termiten können ganz schon groß werden. Wenn man denkt, dass die so hart wie Beton sind, kann man sich vorstellen, dass die Tierchen kaum natürliche Feinde haben außer extremen Spezialisten wie dem Ameisenbär und dem Gürteltier. Die Rancher sagten mir, dass man einen Bulldozer brauchte oder Dynamit, um die Bauten wegzukriegen, wenn es nötig sei.

„Das Foto habe ich im Februar 1982 in der Rupununi-Savanne in Guyana (Südamerika) gemacht. Wer in Biologie gefehlt hat: Meine damalige Freundin steht vor einem Termitenhügel (Manari-Ranch, östlich von Lethem). (Von mir habe ich vor mehr als einem Jahrzehnt ein ähnliches Foto gepostet.)“

Isoptera

termitenhügel

Das Foto habe ich im Februar 1982 in der Rupununi-Savanne in Guyana (Südamerika) gemacht. Wer in Biologie gefehlt hat: Meine damalige Freundin steht vor einem Termitenhügel (Manari-Ranch, östlich von Lethem). (Von mir habe ich vor mehr als einem Jahrzehnt ein ähnliches Foto gepostet.)

Shrublands

rupununi

Rupununi-Savanne in der Nähe der Manari-Ranch, Guyana, fotografiert Ende Februar 1980. Im Hintergrund die Kanuku-Mountains.

„Als Savanne (über spanisch sabana aus einer karibischen Sprache entlehnt) wird im Allgemeinen ein tropischer oder subtropischer Vegetationstyp bezeichnet, der aus einer geschlossenen Krautschicht und einer eher offenen Gehölzschicht mit mehr oder weniger Bäumen besteht. Nur auf Vertisolen und sehr flachgründigen Böden sind (azonale) Savannen baumfrei.“

Far off the beaten track

rupununi

Eine mir unbekannte Pflanze in der Rupununi-Savanne in der Nähe der Manari-Ranch, Guyana, fotografiert Ende Februar 1980. Rechts ist der Pfad von der Ranch nach Süden nach Lethem zu erkennen.

Da möchte ich noch mal hin, aber es ist wirklich very far off the beaten track, also genau richtig für mich.

Angriff der Killertermiten

Termiten

Meine damalige Freundin seht auf/an einem Baum, der von Termiten belagert wurde. Irgendwann stirbt der Baum, weil er Teil eines Termitenhügels geworden ist. Die Rancher erzählten uns, dass die einzige Methode, um die Termiten zurückzudrängen, wäre, den Baum ganz abzufackeln. Der geht natürlich dann auch mit drauf. So ist der Lauf der Dinge.

Fotografiert Ende Februar 1980, Rupununi-Savanne in der Nähe der Manari-Ranch, Guyana.

Unter Patamonas

annai

Nachdem das gestrige Foto aus Guyana ein Pleite war, da ich es schon einmal veröffentlicht hatte, hier eines, das garantiert noch nie online war – und exotisch ist es auch. Ich bin fast versucht zu wetten, dass niemand aus dem Publikum jemals dort war.

Ich schrieb hier am 13.01.2011: „Ich war zwei Mal in Guyana und bin beide Male mit der Guyana Airways Corporation geflogen, die eine bewegte Geschichte hat: Guyana Airwyys Corporation„In the 1980s Guyana Airways Corporation’s domestic operations started to deteriorate for a number of reasons, not least among them the unrealistically low fares it was required to charge and the lack of access to foreign exchange for imported aircraft parts and other requirements. The private sector therefore began to fill the gap and by 1991 three major domestic charter operators had emerged. In the meantime, Guyana Airways Corporation’s domestic service continued to deteriorate and, by 1993, possessed only one Twin Otter DHC-6 to service the entire country“.

Haha. Das Luftwesen Guyanas machte schon damals keinen guten Eindruck auf mich. [Dieser] Flughafen ist der in Annai bzw. Mahdia in Zentral-Guyana. Ja, ist schon gut, es handelt sich nicht um einen Flughafen, sondern um einen „Landeplatz“, Kennung MHA. So sah das auch aus. Damals gab es noch keine Straße, die die Savanne an der Grenze zu Brasilien mit der Hauptstadt an der Küste verband. Das Hubschrauberwrack auf der Landebahn beruhigte die wenigen Fluggäste auch nicht gerade.

„The population in Mahdia as of 2012 was 2,563 people, and is of three groups. The Patamonas, an indigenous Amerindian tribe, are involved in farming, hunting and mining. The Coast Landers, residents from the coastlands of Guyana, migrated to the hinterland to seek employment mainly mining. The third group, called Islanders, are immigrants, and their descendants are from the Caribbean Islands, particularly, St Lucia and Dominica.“

„Ein Brunnen ist nicht mehr in Betrieb, die Einwohner nutzen Regenwasser zur Wasserversorgung.“ Also die absolute Pampa.

Aus meinem Reisetagebuch 25.02.1981: „Am Morgen, nach der obligatorischen Auto-Reparatur werden wir [von der Manari-Ranch] nach Lethem gebracht (…). Am Flughafen haben wir erst einmal 35 Guyana Dollar für das Übergewicht [der Rucksäcke] zu zahlen, weil nur 25 lbs erlaubt sind. Leider ist das Wetter nicht so gut, so dass wir nur am Anfang ein bisschen sehen können. Im Flugzeug ein schwitzender Engländer mit Uralt-Kamera. In Annai macht das Flugzeug – vermutlich seinetwegen – einen „Test“. [D.h.: wir mussten alle aussteigen, das Flugzeug startete, flog eine Runde und landete wieder, während der Engländer fotografierte.] Viele Amerindians, die Frauen in Gruppen isoliert von den Männer…

Weites Land, revisited [Update] [Update 2]

rupununi

Die Rupununi-Savanne im Westen Guyanas in der Nähe der Manari-Ranch, fotografiert Ende Februar 1980. Ich war auch schon einmal 1980 da. Aber beim ersten Mal war meine Kamera kaputt, weil sie in Brasilien in den Rio Branco gefallen war. Ich habe daher von meinem ersten Aufenthalt in Guyana keine Fotos.

Auf Facebook gibt es eine grandiose Panorama-Aufnahme der Ranch von oben – mit dem Foto konnte ich anhand der Bergkette klären, dass ich meine Bilder aus der Perspektive nicht seitenverkehrt eingescannt hatte.

[Update 2] Im Hintergrund die Kanuku Mountains.

[Update] Ich habe gerade gemerkt, dass ich das Foto schon einmal hier veröffentlicht hatte.

Weites Land

rupununi savanne guyana

Die Rupununi-Savanne im Westen Guyanas in der Nähe der Manari-Ranch, fotografiert Ende Februar 1980. Im Hintergrund die Kanuku Mountains. Da wäre ich jetzt gern.

Rupununi Sunset

rupununi

Abenddämmerung in der Rupununi-Savanne in der Nähe der Manari-Ranch, Guyana, fotografiert Ende Februar 1980.

Ich muss morgen eine kleine Operation über mich ergehen lassen. Falls ich wider Erwarten nicht aus der Narkose aufwachen sollte, habt ihr zum Schluss immerhin ein schönes Bild aus meinem Traumland.

Rupununi, revisited

Rupununi

Das Takatu-Guesthouse in Lethem, Guyana, fotografiert im Februar 1982. Heute steht da offenbar ein Neubau. (Vgl. Rebellion in der Rupununi, 21.10.2012 sowie Termiten in der Rupununi, 10.07.2011)

Ich habe noch mal in einem meiner alten, manchmal kaum noch leserlichen Reisetagebüchern geblättert. Ich war zwei Mal in der Rupununi-Savanne in Guyana (Südamerika), Rupununi 1980 nur in Lethem (die Brücke über den Rio Tacutu gab es noch nicht), und 1982, dann wieder in Lethem und anschließend eine Woche auf der Manari-Ranch (die Piste ist auch „neu“).

Beide Aufenthalte waren grandiose und exotische Abenteuer; zur Manari-Ranch möchte ich noch einmal zurückkehren, dann aber mit mehr Zeit (und mehr Geld), um auch das Landesinnere zu erkunden. (Ich würde aber bei einem Dschungel-Trip keine Schwimmwesten anlegen – das wäre mir peinlich.) So etwas macht man allein oder schließt sich den Einheimischen an. (Vgl. Visions of the Interior, 04.09.2003)

Trees and water are among the greatest features of Guyana – two resources to be treasured and preserved for the generations yet unborn. The Guyana forest is not a jungle, it is one of the safer forests of the world, whrer nothing rushes out to attack unless disturbed or trod upon.

In einem Buch über die Geschichte Guyanas heisst es:
Dutch and British colonization made an indelible mark on Guyana, leaving behind a now dilapidated colonial capital, a volatile mix of peoples and a curious political geography. The country’s natural attractions, however, are impressive, unspoiled and on a scale that dwarfs human endeavor. Guyana has immense falls, vast tropical rainforest and savanna teeming with wildlife. If the government doesn’t destroy the environment in a bid to pay off its huge foreign debt, Guyana could be the eco-tourism destination of the future. Right now, it’s the place for independent, rugged, Indiana Jones types who don’t mind visiting a country that everybody else thinks is in Africa.

view
Rupununi bei Abenddämmerung, in der Nähe der Manari-Ranch

„Bei der Ausreise aus Brasilien werden unsere Rucksäcke nur flüchtig und nur aus Neugierde durchsucht. Die ganze Bande, uns eingeschlossen, fährt im Pickup bis zum mir schon bekannten Fluss. Dort gibt es mittlerweile [im Gegensatz zu 1980] eine Autofähre.

Auf der anderen Seite wartet schon ein Halsabschneider mit einem Auto, das uns im Tacatu-Guesthause absetzt, weil das Immigration Office schon geschlossen hat. Die Fahrt wie im Bilderbuch, ein ratternder Jeep, eine lange Staubfahne auf dem rötlichen Pfad, zartblaue Berge am Horizont, rote Sonne, krüppelige Bäume, Buschwerk und von der Abendsonne angestrahle Termitenhügel.

Das Tacatu hat angebaut. Möbel im Nierentischstil. Weiße Tücher verdecken das Geschirr so lange, bis die Gäste (schon wieder ein „Tropical-Fish“-Händler!) kommen. Wir kriegen nur Tee und zwei Eier, aber nach einer kritischen Bemerkung vom Chef, einem weißhaarigen dicken Neger mit Kolonial-Shorts, bekommen wir zwei halbe knusprige Hähnchen, natürlich nicht umsonst. Der knatternde Generator schräg gegenüber stört etwas. Im Gästebuch in zwei Jahren ca. zehn Deutsche, ich finde noch dein Eintrag von H. und mir vom 4.3.1980. (…)

Am Immigration Office alle sehr freundlich, nachdem wir unsere Erlaubnis vom Konsulat vorgezeigt haben, uns in der Rupununi aufhalten zu dürfen. Wir kaufen noch einen Flug nach Georgetown für nächsten Montag und probieren an einer Erfrischungsbude ein schrecklich schmeckendes Ingwer-Getränk. Bemerkenswert auch der Revolutions-Platz.

Ich quatsche noch mit einem alten Schwarzen, der freundlicherweise den Jeep von der Manari-Ranch anhält: Man hatte uns am Morgen nicht gefunden. Eine halbe Stunde Autofahrt zur Manari, die wie eine Bilderbuch-Ranch zwischen riesigen (Avocado?) Bäumen liegt wie ein Heidehof. Termitenhügel – bis zu dreieinhalb Meter hoch in der kargen, mit Buschwerk bestandenen Landschaft. Viel Sand und Pflanzen, die sich durch den harten Boden wühlen.

ManariManariManariManariManari

Vier Mal am Tag ausgezeichnetes Essen, Frühstück mit Pampelmusen. Mittags zwei Sorten Fleisch, Salat und viel Gemüse. Lunch: es gibt Empanada-ähnliche Brote und Käse und Marmelade. Am Abend: ein Dienstmädchen kündigt höflich an „the dinner is ready, Sir“, wieder zwei Sorten Fleisch mit Birnen etc. Kein Bier, keine Cola – ist aber auch nicht nötig. Es ist wie im Paradies und kostet uns nur wenig, weil wir uns in Brasilien – nicht ganz legal und für einen unglaublich günstigen Kurs – mit Guyana-Dollar eingedeckt haben [die Einfuhr von Guyana-Dollar war verboten, aber wir hatten das Geld trotzdem reingeschmuggelt.]

Nebenan ein kleiner Fluss, aus dem das Wasser für die Ranch kommt. Wir kriegen ein Boot, aber S. wird beim Schwimmen von irgendetwas gebissen. Wir gehen besser nicht mehr ins Wasser.

ManariManari

Der Kanadier, einer der wenigen Gäste, erzählt: Vor dem Aufstand [1969] waren die Rancher in der Rupununi unermesslich reich, einer hatte 6.000 Pferde (sie wollen die mit US-amerikanischen Rasse-Pferden kreuzen) und 4.000 Rinder. Alle Flugplätze – bis auf den der Manari-Ranch – waren geschlossen. Die Soldaten, die auch noch jetzt [1982] klauten wie die Raben, schlachteten das meiste Vieh oder transportierten es nach Georgetown.

Die Ureinwohner (Amerindios) leben in Hütten mitten in der Savanne und verkaufen, jetzt für viel Geld, Töpferwaren und Hängematten. Die Regierung steckte sie in Reservate, um sie kontrollieren zu können. Jede Familie besitzt einen Hund, den nicht nicht füttert (alle anderen Hunde schon).

Die Hausmädchen sprechen ihre eigene Sprache und vermuten, wie sie uns schüchtern versuchen mitzuteilen, dass wir „sehr reich“ seien. Ihre Vorfahren, sagt man auf der Ranch, seien Kopfjäger aus dem Amazonas-Gebiet gewesen. Ein Schotte war auch mit seinen Genen dabei.

Der Rancher lästert beim allabendlichen Plausch über die ausländischen Botschaften in Georgetown: Die Russen führen den ganzen Tag mit schweren schwarzen amerikanischen Chevrolets umher. Die Kubaner lägen nur in den Fenstern und guckten den Leuten zu. Die Chinesen hätten eine Mauer gebaut, so dass man noch nicht einmal den ersten Stock sehen könne. Die Briten hätten jeden Tag eine Party. Der Botschafter der DDR sei mit einer Zahnärztin verheiratet gewesen, ist jetzt wieder geschieden.

Wir haben abwechselnd Durchfall und bekommen fettlose Süppchen zum auskurieren. Ich paddele mit dem Boot umher, bis das Wasser zu niedrig wird, und hole mir einen entsetzlichen Sonnenbrand, obwohl ich sowieso schon braungebrannt bin. Am Sonntag bekommen wir Pferde gestellt und reiten ein wenig umher, aber die Gäule sind sehr müde.

Wir beschließen, nicht nach Surinam zu reisen. Wir werden auch zum Karneval in Trinidad ankommen, so dass wir dort kaum eine bezahlbare Unterkunft finden werden. Der Plan also: von Georgetown sofort nach Tobago…“

Vorschau Paddeln

rupununi

Da ich in Kürze mit meinem Kajak die Berliner Gewässer unsicher machen werde, möchte ich die verehrte Leserschaft der Sorge entheben, ich würde untergehen, ersaufen oder sonstwie verunglücken. Ich bin des Paddelns mächtig und habe 1982 in Guyana geübt, unweit der Manari-Ranch in der Rupununi-Savanne.

Als ich neulich aus dem Fenster sah

heimat

Als ich neulich aus dem Fenster und die grauen Mauern gegenüber sah und das bescheidene Wetter missbilligte, fragte ich mich, warum ich nicht woanders wohne. Natürlich ist Berlin-Neukölln Rixdorf eines der interessantesten Stadtviertel, in dem man zur Zeit in Deutschland wohnen kann, und ich habe Verwandte und Freunde in Berlin. Aber möchte ich das letzte Drittel meines Lebens hier verbringen? Der Vergleich ist ein bisschen verwegen, aber Rixdorf könnte man nur toppen mit Jerusalem oder Hongkong.

Und was möchte ich sehen, wenn ich alt und klapprig bin und vielleicht 95? Immer noch Rixdorf? Ich lebe mit keiner Frau zusammen und habe keine Kinder, beide Themen sind abgehakt. Das Geld, um mich abzuseilen, habe ich im Moment auch nicht. Schnelles Internet müsste aber schon sein.

Mein Traumziel, die Karibik-Küste Kolumbiens, habe ich noch nicht aufgegeben, obwohl dieselbe (sic) Küste in Venezuela weniger stressig wäre (äh… Drogenschmuggel und so, empfehlenswert nur für erfahrene Globetrotter) und die Frauen genauso ultraschön. Aber ich mag die Kolumbianer.

Einer der schönsten Gegenden, wo ich jemals war, ist aber zweifellos der Westen Guyanas in der Nähe der brasilianischen Grenze, nicht remote access, sondern eine im Sonne des Wortes wirklich remote area. Lonely Planet schrieb:
Dutch and British colonization made an indelible mark on Guyana, leaving behind a now dilapidated colonial capital, a volatile mix of peoples and a curious political geography. The country’s natural attractions, however, are impressive, unspoiled and on a scale that dwarfs human endeavor. Guyana has immense falls, vast tropical rainforest and savanna teeming with wildlife. (…) Right now, it’s the place for independent, rugged, Indiana Jones types who don’t mind visiting a country that everybody else thinks is in Africa.

Yeah. Well said, dude.

Vermutlich würde ich aber dort bald vieles vermissen, vor allem meine Freunde, oder auch meinen jährlichen Besuch in meiner alten Heimat (vgl. unten). Wenn ich jedoch noch einen Bestseller schriebe und das Flugticket Berlin-Georgetown aus der Portokasse bezahlen könnte, dann werde ich mir das noch einmal überlegen. Oder ich müsste eine reiche, kluge und reiselustige Frau kennenlernen, die alles bezahlte.

heimat

Das obere Foto zeigt den Blick von der Manari-Ranch auf die Rupununi-Savanne in Guyana (1982). Das untere Foto zeigt den Emscherquellhof in meinem Heimatort Holzwickede im Ruhrgebiet, aufgenommen an der Kreuzung Hauptstraße/Lünschermannsweg (2012). Im Hintergrund der Hixterwald, in dem ich als kleiner Junge mit meinem Großvater oft war.

Rebellion in der Rupununi

RupununiRupununiRupununiRupununiRupununiRupununiRupununiRupununiRupununiRupununiRupununiRupununiRupununi

Die Fotos habe ich 1982 in der Rupununi-Savanne im Südwesten Guyanas gemacht.

Die Manari-Ranch in der Rupununi-Savanne im Westen Guyanas wäre ein Paradies, sähe man nur flüchtig hin. Der Blick aus den ebenerdigen Gästezimmern streift über dunkelrote und schwer duftenden Blüten zu den blauen Bergen am Horizont und verliert sich zwischen den knorrigen Bäumen, die irgendwie verschüchtert aussehen, als trauten sie sich nicht, zu einem orgentlichen Wald zusammenzuwachsen. Der Herren der Savanne sind die Termiten. Ihre zum Teil über mannshohen Bauten thronen über der Ebene wie Burgen. Dazwischen grellbunte Orchideen; man kann stundenlang spazierengehen, ohne einen Menschen oder ein Tier zu sehen – ausser Vögeln oder Gewürm. Die Termiten besetzen manchmal Bäume und funktionieren sie zu ihren Häusern um. Der Rancher erzählt, dass der Baum garantiert sterben müsse, die einzige Gegenwehr gegen Termiten sei Feuer.RupununiWer kennt schon das Gefühl, ausgerechnet in Guyana zu reisen? Es liegt fernab der Touristenströme. Und doch stellt sich das Gefühl besonders intensiv ein, ganz da zu sein und doch verloren wie ein Wassertropfen im Ozean. Man weiß nicht so recht, wo man eigentlich ist. Wir reiten auf den Pferden der Ranch stundenlang durch die Savanne und sind ganz allein dort. Die Ranch liegt wie eine Insel im Meer der Ebene. Wer waren wohl die Leute, die sie errichtet haben? Wann und warum gerade hier? Die verwitterten Holzkreuze erzählen nicht viel. Man ist abgeschnitten von der Welt. Hier gibt es keine Obrigkeit, keine Bürokratie, niemand, der etwas anordnen kann, ausser denen, die hier etwas besitzen. Eine verlockende Vorstellung, mit den fremden Sternen am Nachthimmel und am Tag den Blick auf unbekannte Berge, hinter denen Geheimnisse verborgen zu sein scheinen….

Abends sitzen die wenigen Gäste des Hotels mit der Rancherfamilie auf der Terasse zusammen und plaudern. Meine damalige Freundin und Reisepartnerin war Ethnologin, und wir hatten vor der Reise alle verfügbare Literatur über Guyana gelesen. Viel war es nicht, aber in einer Fachzeitschrift stand etwas von einem Aufstand in der Rupununi. Irgendwann merkte der Rancher, dass wir mehr wussten als gewöhnliche Reisende. Und als ich ihm eine Kopie des besagten Artikels gab, verschwand er für eine Weile in einem Hinterzimmer. Etwas erregt kam er wieder zurück, und war von der Idee nicht mehr abzubringen, dass ich ein writer sei, der inkognito reise. Heute gibt es einige Quellen online über das Rupununi Uprising – eine vergessene Geschichte eines von der Welt vergessenen Landes:

On January 2, 1969, the police station at Lethem, the administrative center of the Rupununi District, was attacked by ranchers, mainly from the Hart and Melville families, who were armed with bazookas and automatic weapons. Lethem Police Station was completely wrecked by bazooka shells and policemen were riddled by bullets as they tried to escape. Annai and Good Hope stations were seized and the personnel held captive along with other Government officials and civilians in the abbattoir at Lethem.

Five policemen and one civilian were killed, the government dispenser was shot and wounded, and a number of persons, including the District Commissioner and his wife, were herded into the abbattoir and held hostage. News about the insurrection reached Georgetown by midday that day and policemen and soldiers were flown in to Manari by Guyana Airways. When the government forces moved on Lethem the rebels fled, eventually going across the border.

Damals lockte das ölreiche Venezuela, das immer noch den ganzen Westen Guyanas für sich reklamiert. Als ich vor ein paar Jahren in Caracas eine Karte Venezuelas kaufte, wunderte ich mich, dass das Land im Osten wesentlich grösser war als auf allen Karten, die es in Deutschland von Südamerika gibt.

Aus meinem Reisetagebuch: „Der Kanadier erzählt, vor der Aufstand wären die Rancher unermesslich reich gewesen, bis zu 6000 Pferde und 4000 Rinder wären auf einer Ranch gewesen. Sie hätten vorgehabt, die Pferde mit amerikanischen Rassepferden zu kreuzen. Alle Flugpisten bis auf die der Manari-Ranch seien geschlossen worden. Die Soldaten aus Georgetown, die jetzt noch klauten wie die Raben, schlachteten das meiste Vieh oder transportierten es an die Küste…

Die Amerindians leben in Hütten mitten in der Savanne und verkaufen, jetzt für viel Geld, Töpferwaren. Die Regierung steckt sie in Resevate, um sie kontrolieren zu können. Jede Familie hat unter ihren Hunden einen, den sie nicht füttert. …Die Hausmädchen sprechen ihre eigene Sprache und vermuten, wir wären sehr reich. Ihre Vorfahrenerzählen sie, seien head hunter aus dem Amazonas-Gebiet, einer sei auch ein Schotte gewesen….

Abends auf der Veranda weitere Geschichten: die Botschaften in Georgetown seien ein Grund zur Belustigung: Die Russen führen den ganzen Tag mit schweren amerikanischen Chevrolets umher, die Kubaner lägen nur in den Fenstern und schauten den Leuten zu, die Chinesen hätten eine so hohe Mauer gebaut, dass man noch nicht einmal das erste Stockwerk sehen könnte. Die Engländer feierten jeden Tag eine Party. Der Botschafter der DDR sei mit einer Zahnärztin verheiratet.“

Das Guyana Journal schreibt: „The insurrection was organized by a number of private ranchers who believe that Burnham’s government would refuse to renew their grazing rights and they were actively aided by a small number of Amerindians.“

Die Fronten sind sehr merkwürdig: Weiße Rancher, also Großgrundbesitzer, zusammen mit indianischen Ureinwohnern, gegen Einwanderer aus Indien und Nachfahren afrikanischer Sklaven, erstere unterstützt von Venezuela, letztere von den Engländern. Der Konflikt ist vergleichbar mit dem zwischen Belize und Guatemala.

The ringleaders of the insurrection fled across the border into Brazil and Venezuela, where they claimed that they had intended to set up an independent Rupununi Republic. The Guyana Government declared the Rupununi restricted and murder charges were brought against fifty-seven persons, twenty-nine of whom obtained asylum in Venezuela or Brazil. The remaining twenty-eight were taken to Georgetown. Charges were withdrawn against eighteen and the remaining ten, who were mostly Amerindians, were later either released or acquitted. In his statement on the revolt, Mr. Burnham accused Venezuela of arming and training the rebels.

Wie es heute aussieht, beschreibt ein Artikel Thomas William Henfreys von der University of Kent at Canterbury:
The Rupununi ranching industry has since its establishment provided employment, and more recently a means of independent livelihood, for Wapishana people. Despite the massive decline of the industry following the Rupununi uprising in early 1969, it continues to exert a profound effect on their lives. Cattle are reported to be kept in every Wapishana village, and a few individuals have set up as independent ranchers. The most enduring influence has been the ongoing conflict with the Rupununi Development Company, whose massive land holdings in the south-central savannas literally fenced in several Wapishana communities.

Die Stabroek News spricht sogar von einer „Revoluton“. Der Chef der sozialistischen Guyana Action Party, Paul Hardy – die GAP hat sich mit der sozialdemokratischen und Working People’s Alliance zusammengeschlossen -, fördert die grenzüberschreitende Kooperation mit Brasilien.

Langer Rede kurzer Sinn: Die Linken haben in Guyana nicht nur gewonnen, sondern bringen das Land nach langen Jahren der Wirren auf Kurs. Und das ist doch mal eine gute Nachricht.

Termiten in der Rupununi

rupununi

Das Foto wurde 1982 in der Rupununi-Savanne in Guyana (Südamerika) gemacht. Wer in Biologie gefehlt hat: Ich stehe da vor einem Termitenhügel (Manari-Ranch, östlich von Lethem).