Proletarier aller Milieus, vereinigt euch!

pyramids
Symbolbild für alles

Interessanter Artikel von Dennis Graemer, leider in Gendersprache und mit Geschwurbel: „ProletarierInnen aller Milieus, vereinigt euch!“

Bordieu, Eribon, Baron – das hiesige Publikum kennt das Thema schon.
Die Milieutheorie Bourdieus kann beschreiben, wie Menschen und Menschengruppen mit jenem Machtgefälle umgehen, das der Kapitalismus hervorbringt. Die marxistische Theorie kann mehr. Indem sie auf die strukturelle Logik des Kapitals verweist, legt sie offen, warum Klassen überhaupt existieren.

Der Vorwurf, die linken Gruppen würden aus „Mittelschichtkindern“ bestehen, kann überhaupt nur auf der Grundlage der Bourdieu’schen Theorie erhoben werden. Mit dem Marxismus, der die Zugehörigkeit zu einer Klasse auf Grundlage der Stellung im Produktionsprozess definiert, ist er unvereinbar. Marx erkennt mit dem Kleinbürgertum durchaus die Existenz einer „mittleren“ Klasse an, die sich zwischen der Bourgeoisie und dem Proletariat befindet; Doch er hat etwas völlig anderes im Sinn als jene gefühlslinken Möchtegern-KlassenkämpferInnen, welche die Kinder von LehrerInnen und IngenieurInnen als „kleinbürgerlich“ diffamieren. Marx definiert das Kleinbürgertum nämlich schlichtweg als Klasse jener, die Produktionsmittel besitzen und ihre Arbeitskraft deshalb nicht an andere verkaufen müssen, jedoch im Gegensatz zur Bourgeoisie keine ArbeiterInnen beschäftigen. Wer seine Arbeitskraft verkauft, statt von den eigenen Produktionsmitteln zu leben, ist keine KleinbürgerIn, sondern Mitglied des Proletariats.

Dem stimme ich nicht zu, obwohl die Frage an sich richtig ist. Die antisemitische Politsekte MLPD hat daraus den Schluss gezogen, marginalisierte Intellektuelle seien jetzt auch das revolutionäre Subjekt und „natürliche“ Verbündete der Arbeiterklasse, da nach der klassischen Definition von Marx jemand, der keine Produktionsmittel besitze, eben Proletarier sei. (Man könnte auf ähnlichem „Niveau“ behaupten, die Klassenbasis der Studenten von heute sei das Kleinbürgertum und das Beamten- und Angestellten-Milieu – vgl. Bordieu-, also ein Haufen opportunistischer Reaktionär*_&Innen, die man getrost ignorieren kann.)

Wer es demgegenüber ernst meint mit der sozialistischen Sache, ist bereit zu akzeptieren, dass das revolutionäre Subjekt, die proletarische Klasse, nicht als existierende Gemeinschaft im Bestehenden vorgefunden werden kann, sondern vielmehr erst im Prozess des Klassenkampfes zu sich kommt.

Aber warum kommt es nicht zu sich? (Und, realistisch gesehen – vermutlich zu allerletzt in Deutschland.)

Aus der Perspektive der KommunistInnen gilt: Theoretische Aufklärung und praktische Interventionen sind notwendig, um aus einer bunten Ansammlung von Milieus, religiösen Gruppen, nationalen Kulturen und urbanen Subkulturen die Klasse für sich zu schmieden, die Vollstreckerin der universellen Emanzipation.

Nein, das ist nicht so. Das ist Voluntarismus – die revolutionäre „Elite“, die mehr weiß als die Masse, bringt der das Schöne, Gute und Wahre bei. Falsch geraten. Lenin, ick hör dir trapsen.

Bevor die Linke überhaupt an einen solchen Klassenkampf denken kann, muss sie verinnerlichen, dass die proletarische Klasse nicht durch ihre Kultur bestimmt wird, sondern durch ihre Position innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise.

Richtig, obwohl man zum „Verinnerlichen“ protestantische Ethik brauchte. Gendersprache ist auch Kultur, also überflüssig. Statt die Spaltung der ArbeiterInnen noch weiter zu befördern, müssen sich Linke auf das konzentrieren, was die Klasse vereint.

Quod erat demonstrandum.

Im Auftrag oder: Bürgerliche und andere Presse

sabotierte Wirklichkeit

Habe gerade Marcus B. Klöckners Buch Sabotierte Wirklichkeit: Oder: Wenn Journalismus zur Glaubenslehre wird gelesen. Auch wenn man schon Ähnliches zum Thema konsumiert hat, sollte man es kennen.

Ich schrieb am 03.01.2019: „Uwe Krüger zum Beispiel behauptet in seinem Buch Meinungsmacht – Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten, dass die Mehrheit der Journalisten die Sicht der herrschenden Klasse übernehme. Ich gehe sogar weiter: Mehr als 95 Prozent aller deutscher Journalisten haben sich mit dem Kapitalismus nicht nur arrangiert, sondern halten ihn für das teleologische Ziel der Geschichte. Danach kommt nichts mehr, vielleicht nur noch das jüngste Gerücht Gericht.“

Wenn man das „wissenschaftlich“ mit zahllosen Beispielen noch einmal bestätigt haben will und wenn man wissen will, wie offene und verdeckte Zensur funktioniert, muss man Klöckner zu Rate ziehen.

Klöckner setzt die Thesen und Erkenntnisse Pierre Bordieus und seines Opus magnum Die feinen Unterschiede um.

(Für diejenigen des hiesigen Publikums, die eine umfassende humanistische Bildung noch wertschätzen, seien die Books of the XX Century“ des ISA World Congress of Sociology empfohlen – mir reichen aber Elias und Weber. Bordieu muss man kennen, aber Altvater Marx hat das auch schon alles gesagt, nur mit anderen Worten. Die Kritik Bordieus an Marx teile ich nicht: Ohne die „marxistische“ Konzeption der sozialen Klasse und des Klassenbewusstseins gäbe die es die Fragestellung Bordieus gar nicht. Marx hat sich aber mit dem Problem, wie Klassenbewusstsein entstehe und wie sich das im Überbau, zu dem auch die Medien gehören, widerspiegelt, nur marginal beschäftigt. Eribon und Christian Baron sind von Bordieu stark beeinflusst worden und haben auch eine vergleichbare Biografie.)

Zensur in einem System freier Medien bedeutet, dass bestimmte Perspektiven, Meinungen, Themen und Informationen bewusst oder unbewusst von Journalisten aufgrund von sozialstrukturellen, sozialisationsbedingten, weltanschaulichen Ursachen und Antrieben medienübergreifend dauerhaft und weitestgehend nicht dem Diskurs zugänglich gemacht werden. (…) Diese Zensur entsteht dann, wenn eine Vielzahl von Journalisten über eine sehr ähnlich bis identische weltanschaulich geprägte Wahrnehmungs- und Denkweisen verfügen und diese kollektiv handlungsleitend bei der Selektion [sic, „Auswahl“ hätte es auch getan], Einordnung und Gewichtung von Informationen, Nachrichten und Ereignissen sind. (Klöckner S. 25f.)

Beispiel: Wann zuletzt wurden in einer deutschen TV-Talkshow die Begriffe Klasse, Klassenbewusstsein oder gar Klassenkampf (class struggle im Englischen) benutzt? Gar nie. Aber nicht, weil das jemand verboten hätte.

Durch transformierte Verinnerlichung der äußeren (klassenspezifisch verteilten) materiellen und kulturellen Existenzbedingungen entstanden, stellt der Habitus ein dauerhaft wirksames System von (klassenspezifischen) Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata dar, das sowohl den Praxisformen sozialer Akteuer als auch den mit dieser Praxis verbundenen alltäglichen Wahrnemung konstitutiv zugrund liegt. (Die Definition von Bordieu; da das Original Französisch ist, verzichte ich darauf, das Geschwurbel in verständliches Deutsch zu übersetzen.)

„Habitus“ ist nichts anderes als das „marxistische“ Klassenbewusstsein. DerHabitus der Mittelschicht [aus der die große Mehrhheit der Journalisten stammt oder in die sie aufsteigen wollen, B.S..] lässt oft auch den Hang erkennen, sich in die herrschenden Strukturen bestmöglich zu integrieren. (…) Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Akteure, die sich in ihm bewegen, solidarisiert sich, wenn es darauf ankommt, eher mit den oberen Schichten als mit den unteren. (Klöckner, 33ff.) In der diesem Blog eigenen drastischen Sprache könnte man sagen: Allesamt Opportunisten – mit Ansage und mit Ausnahmen.

Das gilt auch für den ebenso von Bordieu stammenden Begriff „Feld“ (der, wenn er kein Fachjargon ist, eher für Bläh- und Furzdeutsch steht). Das Feld hat sichtbare und unsichtbare Grenzen,…die für die Akteure, die sich in ihm bewegen – insbesondere die Neuankömmlinge – nicht oder nur durch intensive Kämpfe überwunden werden können. (Klöckner, S. 60)

Die handlungsanleitenden, tief internalisierten Glaubensüberzeugungen führen dazu, dass viele Journaliste die Zensur, die sie ausüben, als solche nicht ansatzweise erkennen. (Klöckner, S. 65)

Journalisten akzeptieren die zum großen Teil von ihnens elbst in einem Akt des vorauseilenden Gehorsams gezogene „rote Linie“ in der Hoffnung – etwas zugespitzt formuliert – Belohnung „von oben“ zu erfahren. (Klöckner, S. 208)

Jetzt haben wir ein Problem: Fast alles richtig, was Klöckner schreibt. Es gibt aber keine Lösung. Wenn alle Journalisten bewusst oder unbewusst „parteiisch“ sind (Mittelschicht/rotgrünliberal), könnte man das Kind mit dem Bade ausschütten und gerade das gleich fordern. „Was man nicht verhindern kann, kann man auch gleich begrüßen.“ (Japanisches Sprichwort)

In den Staaten, die sich sozialistisch nannten, und im heutigen China ist es ohnehin so – der Rahmen war/ist der „Parteiauftrag“. Objektivität ist also die Lebenslüge des Journalismus, wie Demokratie im Kapitalismus auch nur der formale Rahmen ist, in dem sich die Minderheit der Herrschenden letztlich durchsetzt. Die Medien – ein Teil der Überbaus – sollen das positiv orchestrieren.

Meint jemand ernsthaft, ein Journalist könne die Systemfrage in den Mainstream-Medien stellen? Das macht der nur einmal, danach wird man exkommuniziert, das heisst: vom Diskurs ausgeschlossen. Das fällt nur deshalb nicht auf, weil es auch keine linke Partei gibt, die das macht.

Ceterum censeo: Ich bin dafür, wieder den Begriff „bürgerliche Presse“ zu benutzen. Das bringt es auf den Punkt, obwohl die Nachgeborenen vermutlich mit bourgeois gar nichts anfangen können.

Doppeldenk: Dirtbag Left

dirtbag left
Credits: Branco – Americans for Limited Government (Medienkompetenz üben!)

Das wie gewöhnlich gut informierte Publikum wies mich auf einen Artikel in Sp¡ked hin: „Meet the anti-woke left“. (Tichys Einblick hat den Artikel ins Deutsche übersetzt. Wie hier erwähnt wurde, solle man auch die Kommentare lesen.)

Dazu passt der obige Cartoon. Auf Fratzenbuch kommentierte jemand: „Wenn Herr Lübcke sagte, ‚wenn euch das nicht passt, dann könnt ihr gerne auswandern‘, ist das Ausdruck demokratischer Gesinnung, wenn Trump dasselbe sagt, ist er ein Rassist.“

Ich weiß ja, wie das jetzt läuft. Deutsche Journalisten lesen nur bis zum oberen Abschnitt, dann haben sie sich ihre Meinung gebildet, wenn sie nicht eh schon – wie in den meisten Fällen – vorhanden war. Wie soll man jetzt diesen „Burks“ politisch einordnen? Er unterstützt Trump, seine rassistischen Statements, und liest auch noch Tichys Einblick, was wir alle nicht tun (nur heimlich), nach dem Motto: Spiel nicht mit den Schmuddelkindern?!

So einfach mache ich es euch nicht. Ich schrob (Burks kann keine Rechtschreibung!) auch auf Fratzenbuch: Warum soll der Chef eines Ausschusses der herrschenden Klasse, der einen kapitalistischen Staat regiert, kein Rassist sein? Hitler war auch Vegetarier – und war der Nationalsozialismus deshalb besser? Ob Trump ein Rassist ist, ist genauso relevant wie der Farbe seiner Unterhose.

Das Kleinbürgertum, dass um seinen sozialen Status fürchtet, tritt – wie bekannt – nach unten und buckelt nach oben. Tichys Einblick etwa – das sagte ich schon – ventiliert die weltanschauliche Position des jammernden Kleinbürgertums (das sich selbst natürlich „Bürgertum“ nennt), das sich Illusionen über die Herrschaft des Kapitals machte und jetzt – Überraschung! – zwischen gemeinem Volk und herrschender Klasse immer mehr zerrieben wird. Die Krise des Kapitalismus wird zeigen, dass „Demokratie“, wie sie der Mainstream versteht, eben nur eine Illusion ist. Die Mittelklassen appellieren an die da oben, sich doch bitte an die Regeln zu halten, die angeblich common sense seien (keine Zensur usw.). Die herrschende Klasse ist aber eine Charaktermaske – sie interessiert das nicht.

In den USA wird es noch komplizierter. …a loose constellation of American leftists who reject the civility, piety and PC that has come to characterise much of the left. Schön, dass der Protestantismus erwähnt wird – da ist was dran. “ The majority of people are not woke“, explains Frost: „Why would we dismiss the majority of people as hopelessly reactionary?“ Richtig so. Das ist genau das, was auch Eribon und Christian Baron sagen.

Trump macht seine Sache aus der Sicht eines Propaganda-Experten sehr gut. Er setzt die Themen und Agenden, treibt die liberale journalistische Meute vor sich her (Skandal! Skandal! Wir empören uns!) und bedient gleichzeitig die eigenen Wähler (was sonst?).

Wenn ich etwas gelernt habe, dann, dass ich nicht woke bin und auch nicht sein möchte. Das hatte ich schon in der Kindheit im Überfluss. Den Rest überlasse ich der Leserschaft.

Hingeschlampt und nichts begriffen und fremde Vierecke

gewalt

Nein, lieber Tagesspiegel, das sind Fake News: Die Teilnehmer der Demonstration sind mitnichten „gegen Gewalt“ auf die Strasse gegangen, sondern gegen rechte Gewalt. Will mir hier jemand insgeheim die Totalitarismus-Doktrin unterjubeln? Wer so schlampig formuliert, hat entweder etwas weltanschaulich Böses im Schilde oder ist einfach faul und dumm. Zugunsten des Tagesspiegel nehme ich Letzteres an.

Die politisch gebildeten Leserinnen und an den Weltläuften interessierten Leser erwarten hoffentlich nicht, dass ich etwas über Sachsen und insbesondere Chemnitz schreibe? Es ist schon alles gesagt worden, nur noch nicht von jedem. Der öffentliche Diskurs besteht wie gewohnt aus immerdengleichen sinnfreien Textbausteinen, seit dreißig Jahren. Ich kann es nicht mehr hören. Daher wiederhole ich mich jetzt auch.

„Die rechte Szene schöpft heute das rebellische Potential [der Jugend] ab und kann das auch deshalb, weil das Milieu politisch nicht eindeutig festgelegt ist und auch nicht werden muß. Die Anführer wirken wie die Hefe im Teig. Rassistische Vorurteile und nationalsozialistische Ideologeme können punktuell und bezogen auf bestimmte Anlässe aktiviert werden. Rassismus ist ein funktionierendes Modell, sich den Konkurrenzkampf im Kapitalismus hinreichend zu erklären und deshalb eine Option, die immer, ungeachtet der sozialen und wirtschaftlichen Situation, verfügbar ist.“ (Burkhard Schröder: Im Griff der rechten Szene, 1997). Man muss nur, wenn man Eribon und Baron gelesen hat, „der Jugend“ weglassen.)

„Die rechte Szene ist in den neuen Bundesländern auch deshalb erfolgreich, weil es kaum eine Alternative gibt, die ein derart einfaches, homogenes und, was das Versprechen des persönlichen Machtzuwachses angeht, attraktiveres Weltbild liefert. Neonazis im Osten begreifen sich als Ordnungsfaktor in direkter Konkurrenz zur Polizei. Sie versuchen den Eindruck zu erwecken, daß sie die Bevölkerung eher vor den vermeintlich schädlichen Folgen ‚massenhafter‘ Zuwanderung und den Reibungen zwischen diversen kulturellen Traditionen schützen könnte als die politischen Entscheidungsträger.“ (Burkhard Schröder: Im Griff der rechten Szene, 1997)

„In den letzten zehn Jahren ist so gut wie alles für den ‚Rechtsextremismus‘ verantwortlich gemacht worden, was man sich mit lebhafter Phantasie ausdenken kann: die Erziehung ohnehin, die autoritäre oder auch die antiautoriäre, je nach Couleur des Diskutanten, die angeblich fehlenden Väter, der ‚Frust‘, die Wiedervereinigung an sich, fehlende Lehrstellen und Billardtische in Jugendzentren, zerrüttete Elternhäuser, die, falls das ein Grund für Antisemitismus wäre, auch an der NSDAP Schuld sein müssten. Eine Vielzahl von Experten zum Thema ‚Rechtsextremismus‘, die den Eindruck erwecken, bei anderen abzuschreiben, ohne jemals einen Fuß bis nach Ostsachsen gesetzt zu haben, gebrauchen die Begriffe Wilhelm Heitmeyers wie ‚Individualisierung‘, ‚Globalisierung‘ und ‚erhöhte gesellschaftliche Desintegrationsprozesse‘ – wahrscheinlich ohne Heitmeyer im Original gelesen zu haben. Das klingt klug, sagt garantiert nichts aus und führt bei ‚Fachtagungen‘ garantiert zu verständnisvollem Kopfnicken der Publikums. (…)

Thesen, die nicht die Vergangenheit bemühen, klingen um so origineller, sind aber ebensowenig einleuchtend. Der PDS-Politiker Lothar Bisky, so meldete DPA im August 2000, sehe in der Wiedervereinigung Deutschlands eine wesentliche Ursache für den Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern. In der ARD-Sendung ‚Bericht aus Berlin‘ sagte Bisky, in der DDR gäbe es durch ‚diesen Law- and-Order-Staat‘ eine Art Samen. Den ‚Humus‘ für die Entwicklung des Rechtsextremismus habe dann die Vereinigung gegeben. Dann erst seien Rechtsradikalismus und Neonazis ‚auf die Straße gekommen‘.“

„Richtig ist, dass die Werte des rechten Milieus sich nicht signifikant von denen der Durchschnittsmenschen unterscheiden, eher noch die Prizipien des Kapitalismus, insbesondere das asketische Arbeitsethos, auf die Spitze treiben: Rechte Gewalttäter stehen oft, das ist statistisch signifikant, unter einem hohen Leistungsdruck, den sie unkritisch von ihren Eltern übernommen haben.“

„Toleranz hilft weder gegen Rassismus noch Antisemitismus. Sie fordert eine kulturelle Anstrengung ein, eine psychische Arbeit, das, was als anders empfunden wird, nicht verändern zu wollen. Jeder empfindet unterschiedliche Dinge als ‚fremd‘; ein allgemeiner Appell, das Gute zu empfinden und zu tun, tolerant zu sein, verpufft ausnahmslos ohne jede Wirkung.“

„‚Konfliktkultur‘ und Toleranz können sich nur unter Gleichberechtigten entwickeln. Alles andere ist keine Toleranz, sondern Paternalismus und vergleichbar mit der freundlichen Leutseligkeit heutiger christlicher Missionare gegenüber den ‚Heiden‘, die zum Glauben an das christliche höhere Wesen überredet werden sollen.“ (Burkhard Schröder: Nazis sind Pop; 2000, vgl. auch Deutsche und Neger.)

verfassungsschutz

Und was sagt uns das jetzt? Was änderte sich, wenn die Schlapphüte etwas beobachteten? Sähen sie dann auch etwas? Solche Sätze nach unzähligen Skandalen des Inlandsgeheimdienstes!? Wie blöd und ingnorant muss man sein – oder das Gedächnis einer Drosophila haben? Und „Ausländerfeindlichkeit“? Was sagt Roberto Blanco dazu?

„Die Nation definiert sich über eine fiktive ‚Identität‘, über eine vermeintliche ‚Leitkultur‘, die als politisches Projekt sowohl die innere Kolonisierung als auch die Selbstethnisierung der Migranten fördert. Deutschland hat sich vom internationalen Diskurs zum Thema ‚Rassismus‘ begrifflich abgekoppelt….) Die Dominanz des Unwortes ‚Ausländerfeindlichkeit‘ in den Medien dokumentiert den zentrale Topos des rassistischen Diskurses. Der Begriff suggeriert zum einen, dass rassistische Diskrimierungen sich nicht gegen Afrodeutsche richten oder – noch schlimmer – dass diese keine Deutschen seien, und zum anderen leugnet er zentrale Klammer rechter Ideologien, den Antisemitismus. Ursache rassistischer Vorurteile sind daher auch affirmative ‚Multikulti‘-Diskurse im Schulunterricht, die Vorurteile nicht abbauen, sondern in der Regel verstärken. Dieser Diskurs verschweigt, dass ‚Kultur‘ oder ‚Ethnizität‘ immer fiktive politische Projekte sind, die gesellschaftliche Machtverhältnisse thematisieren.“

Thomas Fischer faselt von „fremden Kulturkreisen“. Warum nicht Vierecken?

Jetzt mach ich mal etwas Vernünftiges, meine Blumen wollen gegossen werden.

Alles für alle [Update]

Die Linke: „Wir unterstützen die Forderungen nach einem sofortigen Stopp der Abschiebungen und nach einem Bleiberecht für alle.“

Schwer zu vermitteln. Auch für Ali B.? Die Linke hat nicht nur den Kontakt zu bestimmten Milieus verloren, sondern auch mit der Realität, und ist auch nicht in der Lage, ihre Inhalte massentauglich zu verkaufen. Dann geht doch sterben.

Übrigen: Natürlich muss man Straftäter und Mörder, die versucht hatten, nach Deutschland einzuwandern, nicht unbedingt abschieben. Das zu fordern wäre doch blödester Populismus. Man kann sie einfach verurteilen, genauso wie Kriegsverbrecher.

[Update] Dazu auch André Brie in der taz: „Kein Gefühl mehr für normale Leute“.

Kollektives Gedächnis

sachsen und bayern

Sollte Alexander Dobrindt Eribons Rückkehr nach Reims gelesen haben? Er wolle „die unterdrückte bürgerliche Mehrheit aus ihren Reihenhäusern in die Zukunft führen.“

„…in einem Land, in dem Rechtsradikale, die Anschläge verüben, gewohnheitsmäßig verharmlost werden und ihren eigenen politischen Arm im Parlament haben, einem Land, in dem unter den offenen Feinden der offenen Gesellschaft Richter, Polizisten, Militärs sind, denen aber aus ihrer Feindschaft kein beruflicher Nachteil erwächst, in so einem Land muss man endlich einmal mit offenem Visier sagen, wo der Feind steht, und dies tut Dobrindt, Alexander, in der Welt. Er haut mit der Faust auf den Tisch und ruft: Der Feind steht links.“

Daran ist doch gleich vieles falsch. Erstens: Die übergroße Mehrheit der hiesigen Journaille entstammt nicht der Arbeiterklasse, sondern dem neuen Kleinbürgertum, ist also nicht links, sondern höchstens gefühlt Lifestyle-links, also reaktionär bis auf die Knochen. Man kann sogar die Wissenschaft fragen: Uwe Krüger zum Beispiel behauptet in seinem Buch Meinungsmacht – Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten, dass die Mehrheit der Journalisten die Sicht der herrschenden Klasse übernehme. Ich gehe sogar weiter: Mehr als 95 Prozent aller deutscher Journalisten haben sich mit dem Kapitalismus nicht nur arrangiert, sondern halten ihn für das teleologische Ziel der Geschichte. Danach kommt nichts mehr, vielleicht nur noch das jüngste Gerücht Gericht.

Was also soll Dobrindts Schaumschlägerei und auch die seiner „liberalen“ Gegner? Die herrschende Klasse hat ein kollektives Gedächnis, das vermutlich bis weit hinter 1524 reicht. Es wirkt bis in die letzte Gehirnzelle eines Funktionärs der Jungen Union. Die fühlen automatisch, was für sie gefährlich werden könnte. Und wie die Nationalsozialisten werfen sie sich dann irgendlich links gestricktes Kleidungsstück um, um sich bei denen da unten anzubiedern.

Wenn Dobrindt klug wäre und kein Bayer, wäre er gefährlich. Die Linke spricht das Proletariat, dessen Elite eben auch in Reihenhäusern sitzt, nicht an. Sie spricht weder dessen Sprache noch trifft sie dessen Tonfall. Es kann durchaus sein, dass – wie in Frankreich – auch hier jemand hochkommt, der diese Lücke füllt, aber – wie Macron, der von den hiesigen Lohnschreibern des Kapitals zum „Reformer“ hochgejubelt wird -, die Herrschenden vertritt.

Ich werde es dem Stammpublikum rechtzeitig mitteilen. Har har.

Schwätzer ohne Anspruch und ohne Rückgrat

Überall nur Sozialdemokraten Verräter, nur Verräter. Der Dampfplauderer Varoufakis unterstützt im französischen Wahlkampf den Vertreter der herrschenden Klasse, nur um Le Pen zu verhindern.

Remember: „Zu seiner Zeit als Wirtschaftsminister legte Macron 2014 ein Reformpaket vor, das landesweit Demonstrationen auslöste und das die sozialistische Regierung mit Hilfe eines Sonderparagraphen der Verfassung (Artikel 49, 3) durchdrückte.“ Ich muss Jens Berger recht geben: „Dass ein Wahlsieg Le Pens eine Katastrophe wäre, ist ja auch unstrittig. Die interessantere Frage ist da schon, warum ein Sieg Macrons kein großes Problem sein sollte.“

Ja, eben. Das Problem der Gefühlslinken ist, dass die sich einen Teufel darum scheren, wie es dem Proletariat jeweils geht. „Derartige linksliberale Intellektuelle sind Steigbügelhalter des Neoliberalismus, profane Schwätzer ohne Anspruch und ohne Rückgrat, die es sich im linksliberalen Establishment bequem gemacht haben und meilenweit von der Lebenswirklichkeit ihrer Mitmenschen entfernt habe“.

Macron oder Le Pen – das hieße, Scheiße nach Geruch sortieren zu wollen. Warum wählen denn die ehemaligen Wähler der KPF jetzt die Front National und nicht Macron? Jens Berher hat eben Eribon gelesen und verstanden, was der meint:

„Der momentan zu beobachtende Siegeszug der sogenannten Rechtspopulisten sei vor allem die Schuld der Sozialisten. Die hätten ‚mit ihrer Verbeugung vor dem Neoliberalismus die Grundsätze von Sozialismus und Sozialdemokratie verraten‘, ‚damit das Band zwischen der Arbeiterklasse und den linken Parteien zerschnitten [und] den Raum freigemacht, der dann von den Rechtsradikalen besetzt werden könnte‘.“

Varoufakis verbeugt sich vor dem Neoliberalismus (aka Kapitalismus). Fefe schreibt übrigens: „Macron ist der Kandidat der Eliten. Wer an sozialer Gerechtigkeit Interesse hat, wird nicht Investmentbanker.“

Résultats élection présidentielle 2017 France

Le Monde (Karte) schlüsselt die Details auf. Interessant – vergleichbar mit den Ergebnissen in den USA, aber nicht mit der Situation in Deutschland.

Jens Bergers Meinung auf den „Nachdenkseiten“ finde ich ganz vernünftig: „Didier Eribon hat bereits vorhergesagt, dass durch einen Sieg Macrons in diesem Jahr der Sieg Le Pens in fünf Jahren im Grund vorprogrammiert ist. Und diese Einschätzung sollte man ernst nehmen. Wenn die politische Linke nicht mehr als Hoffnungsträger der Opfer neoliberaler Politik wahrgenommen wird, wenden sich die Verratenen dem Front National zu.“

Neukölln, revisited

neukölln

Ich habe der Zeit (Twitter) auf Fratzenbuch geantwortet:
Die Sonnenallee wird bei Einwanderern die „Arabische Allee“ genannt. Dort wollen alle zuerst hin, weil sie ihn ihrer Muttersprache dort durchkommen. Fast alle arabischen Cafes sind frauenfrei. Die Frauen, die auf der Straße laufen, tragen fast alle Kopftuch. Die Tatsachen sollte niemand leugnen. Ich bin Neuköllner und habe da kein Problem. Ich bin aber auch ein Kerl und habe mal Kampfsport gemacht. Ob man sich dort wohlfühlt, wo Frauen unterdrückt werden, ist eine andere Sache. Man muss die Schlussfolgerungen der rechten Pappnase @jensspahn nicht teilen. Aber die Antworten zu seinem Posting richten sich offenbar nur an die, die eh schon nicht seine Meinung teilen. (Eribon lässt grüssen.)

It’s the economy. revisited

Bernd Stegemann im „Neuen Deutschland“:
Der blinde Fleck der Identitätspolitik ist ihr fehlendes Klassenbewusstsein. In der Ökonomie geht es nie um Moral, immer um Interessen. Wer aber keine Klassen kennt, muss auf moralische Kategorien zurückgreifen. (…)

Als Trump ankündigte, die Arbeitsvisa für die USA restriktiver zu bewilligen, ging ein Aufschrei von den Internetkonzernen in Kalifornien aus. Die Wahrheit ist doch, dass die Arbeitsvisa vor allem dazu gebraucht werden, um hochqualifizierte, aber billige Programmierer ins Land zu holen, die die US-Amerikaner arbeitslos machen und deren Dumpinglöhne die Gewinne der Aktionäre steigen lassen. Hinter der moralischen Panik vor Rassismus verstecken sich also die Interessen des Kapitals, das einen Lohnkampf führt, indem es den Arbeitsmarkt globalisiert. Linke machen sich dabei selbst zu Kollaborateuren. Durch die einseitige Fokussierung auf die Fragen von Race und Gender ist der Diskurs erblindet für die Ausgrenzungen, die aus den Eigentumsverhältnissen resultieren.

Wohl wahr. Das ist fast wörtlich Eribon. Ich habe da aber noch ein paar Fragen. Warum sagt das ein Dramaturg – und nicht ein Politiker der „Linken“? Warum übersetzt eine Zeitung wie das ND das Geschwurbel – so richtig und wahr es sein mag – nicht ins Deutsche? Will man, dass das arbeitende Volk den Text nicht liest?

Identitätspolitik – was war das noch mal gleich? Focussierung? Geht es vielleicht auch ohne Ungs? Nein? Der Diskurs erblindet? Nein, tut er gar nicht. Und wer grenzt wen wohin aus? Aus den Eigentumsverhältnissen resultieren? Geht’s noch?

„Wenn wir etwas mit Mühe lesen, ist der Autor gescheitert.“ (Jorge Luis Borges)

Symbolische Gewalt

Telepolis: „Wie Beherrschte an der über sie ausgeübten Herrschaft mitwirken“. Ein schönes, wenn auch etwas verschwurbeltes Interview über symbolische Gewalt.

„Symbolische Gewalt“ ist ein Konzept, das der französische Soziologe Pierre Bourdieu entwickelt hat, um Erscheinungsformen von Gewalt und Herrschaft zu beschreiben, die sich alltäglich vollziehen und dem „gesunden Menschenverstand“ als etwas ganz Selbstverständliches erscheinen.

Wikipedia ist zu Bourdieu aufschlussreich:
Einige Ergebnisse von Bourdieus empirischen Arbeiten sind:
Er zeigte, dass in Frankreich trotz der formalen Wahlfreiheit in Fragen des ästhetischen Geschmacks künstlerische Präferenzen – wie zum Beispiel klassische Musik, Rock und Chanson – stark mit der („kulturellen“) Klassenzugehörigkeit korrelieren.
Er wies – alltägliche Beobachtungen einbringend – nach, dass Feinheiten der Sprache wie Akzent, Grammatik, Aussprache und Stil einen wesentlichen Faktor in der sozialen Mobilität darstellen, beispielsweise beim Erreichen eines besser bezahlten und höher bewerteten Berufs.
Die von Bildungspolitik und Arbeitslosigkeit ausgelöste Bildungsdynamik bezeichnete er als „Inflation der Bildungsabschlüsse“ oder „Bildungsexpansion“. Die Schulabschlüsse verlieren dadurch an Wert, und die Absolventen aus niedrigeren Schichten haben schlechte Möglichkeiten, ihr durch Schulbildung erworbenes kulturelles Kapital angemessen umzusetzen (vgl. Bildungsparadox).
Durch die zunehmende neoliberale Globalisierung sind nach Bourdieu atypische Arbeitsverhältnisse zur Regel geworden. Diese Prekarisierung trifft nicht nur marginalisierte Gesellschaftsgruppen, sondern zunehmend auch solche mit noch gesichertem Einkommen. Das organisierte Gegeneinander der Lohnabhängigen ist Bestandteil der neoliberalen Hegemonie.

Eribon, ick hör dir trapsen. Jede Wette, dass derartige Themen und Thesen von deutschen Journalisten – bis auf wenige Ausnahmen – ignoriert werden. sie müssten über ihren Klassenhabitus nachdenken und darüber, wie ihre Klasse ihre politische Meinung prägt. Das ist in Deutschland aber so gut wie unmöglich, weil schon der Begriff „Klasse“ im kleinbürgerlichen medialen Mainstream tabuisiert ist.

Lernt, lernt, lernt! Oder: Die Herrschaft in veränderter Form aufrechthalten

bürgerliche Presse

Ich habe eine verwandte Seele gefunden. Das passiert ja nicht so oft. Daher absoluter Lesebefehl für Slavoj Žižek in der NZZ: „Mehr Selbstkritik, bitte! – Seit Trumps Wahl versinkt die Linke in selbstgerechter Entrüstung. Dabei hat sie jetzt die Chance, sich selber zu erneuern.“

Obwohl die Befürworter der PC von Konservativen als Marxisten beschimpft werden, ist die PC nicht Sache der echten Linken. Sie stellt den Versuch dar, soziale Gegensätze einzuebnen, indem wir die Art und Weise regulieren, wie wir reden. (…)

„Wenn ich mich nicht für die Unterprivilegierten einsetze, tut es ein anderer“ (Orson Welles: „Citizen Kane“)

Dieser Satz formuliert prägnant, was falsch daran ist, dass sich der Milliardär Donald Trump zum Wortführer der Enteigneten aufwirft: Seine Strategie lautet: verhindern, dass die Enteigneten sich selber für ihre Rechte wehren. Trump ist also weit davon entfernt, einfach widersprüchlich zu sein. Was als Widerspruch erscheint, ist der Kern seines Projekts.

Meine Rede, und vermutlich auch die Eribons. Die Unterdrückten formieren sich als Kollektiv, indem sie dem Establishment (gemeint ist die herrschende Klasse) den Mittelfinger zeigen. Das ist keine „Protestwahl“, die von den bürgerlichen Medien gern als temporär und irrelevant abgetan wird, sondern ein Ausdruck dessen, dass es so nicht weitergehen kann und wird.

Ich schrieb vor zwei Jahren über ein angebliches Zitat Lenins:

Der sagte sinngemäß über eine revolutionäre Situation und über „revolutionär klingende Phrasen, um die Massen irrezuführen“: Die Unmöglichkeit für die herrschenden Klassen, ihre Herrschaft in unveränderter Form aufrechtzuerhalten; diese oder jene Krise der ‚Spitzen‘, Krise der Politik der herrschenden Klasse, die einen Riß erzeugt, durch den die Unzufriedenheit und Empörung der unterdrückten Klassen hervorbricht.

Ich habe mir angewöhnt, die Quellen nachzuprüfen. Lenin hat das so nie gesagt, auch wenn das Wikipedia behauptet. Zufällig liegt der Band 22 seiner Werke hier vor mir, den ich schon in den 70-er Jahren gelesen hatte.

Friedrich Engels schrieb übrigens am 18. Januar 1893 über Pfaffen und andere Pseudo-Revolutionäre, die immer dann auftauchen, wenn die da unten sich zu Recht empören und wenn es darum geht, die Spitze des Protests abzubrechen und in eine dem Kapital angenehme Form umzubiegen:
… eine Bande von Strebern, die Verstand genug haben, die Unvermeidlichkeit der sozialen Umwälzung einzusehn, die aber dem rohen Proletariat unmöglich diese Riesenarbeit allein anvertrauen können und deshalb die Gewogenheit haben, sich an die Spitze zu stellen; Angst vor der Revolution ist ihr Grundprinzip. (Briefwechsel mit Sorge)

Slavoj Žižek: „Wir sollten keine Angst haben, uns auf Marx zu besinnen.“ Quod erat demonstrandum.

By the way: Seit wann wird der Begriff „bürgerliche Presse“ eigentlich nicht mehr benutzt? Seit 2003? Oder seit 1982? Oder seit 1919?

Unter Ruchlosen

verdächtige

Fahndungsfoto der Berliner Polizei: Die jungen Männer, die verdächtig sind, einen Obdachlosen angezündet zu haben.

„Denn eine Arbeiterkindheit auf der Straße oder in Armenvierteln blieb für das Reformbürgertum ein Schreckbild, die anarchische Brutstätte ruchloser Jungen und sittenloser Mädchen.“ (Eribon: Rückkehr nach Reims, S. 33)

„Kleine und mittelschwere Straftaten waren im Viertel die Regel, sie waren eine Art Volkssport, ein unbeugsamer Widerstand gegen die Gesetze eines Staates, den man im Alltag nur als das allgegenwärtige Machtmittel des Klassenfeindes erlebte.“ (ebd., S. 36)

Argumente gegen irgendetwas sind bekanntlich nutzlos. Auch das Aufrechnen von Straften, etwa derer von Nazis an Obdachlosen gegenüber denen von Einwanderern. Mich ärgert nur das hilflose Herumgeiere vieler Medien zum Thema.

Zum Beispiel schreibt Eberhard Seidel: „War es richtig, die Herkunft der Täter, die einen Obdachlosen anzünden wollten, zu nennen? Ich denke, ja. Für mich war es sehr wichtig, zu erfahren, dass es sich bei den mutmaßlichen Tätern um jugendliche Geflüchtete handelt. Berlin tut gut daran, sich intensiv mit der psychischen Verfassung und ideologischen Orientierung dieser aus einem Bürgerkriegsgebiet geflohenen Jugendlichen zu beschäftigen, um die geeigneten präventiven Maßnahmen zu entwickeln, die notwendig sind, Prozesse der Verrohung erst gar nicht zuzulassen. Egal ob wir über Präventionskonzepte gegen Rechtsextremismus, Salafismus oder einfach nur jugendliche Gewalt sprechen – sie können nur dann erfolgreich sein, wenn wir offen über individuelle Hintergründe und gesellschaftliche Zusammenhänge sprechen.“

Die Sprache ist verräterisch, Deutsch des Grauens vom Feinsten und kein Zufall: „Für mich ist es wichtig“ VerfassUNG OrientierUNG präventiven Maßnahmen Prozesse VerrohUNG Präventionskonzepte […]ismus […]ismus Hintergründe gesellschaftliche Zusammenhänge. Das ist einfach alles Gefasel. Ich lehne übrigens das affirmative Schaumsprech „Geflüchtete“ in allen seinen Varianten sowieso ab: Der Begriff „Einwanderer“ beschreibt die Realität treffend und heuchelt erst gar nicht, die Motive der Befreffenden zu beurteilen, was Unfug ist und sinnlos.

Einige junge und männliche Einwanderer aus einem Bürgerkriegsgebiet sind offenbar „verroht“. Das Kriterium ist aber keins, sonder ein jeweils klassenspezifisches Verdikt (ja, ich kann auch so schreiben, dass mich niemand versteht). Das meint: Die Bösen sind immer die anderen: „Die Experten in hochkomplexen Systemen sind dafür da, einem Milieu einleuchtend zu erklären, daß das Böse aus dem jeweils anderen Milieu stammt. Die Experten weisen Schuld zu und aktivieren und entlasten das Milieu, das jeweils bezahlt.“

Da ich mich selbstredend zu einem Experten erkläre, weise ich hiermit der Kleinbourgeoisie Mittelschicht die Schuld zu. Der Kerle auf dem Fahndungsfoto sehen so aus: Gut gekleidet, eine bescheuerte Frisuren (Verzeihung, bei „Undercut“ denke ich immer an Uppercut, den ich demjenigen versetzen möchte), und sie lachen, vermutlich weil sie jemanden sehen, der nicht den Normen ihrer sozialen Schicht entspricht, eben ein besoffener Obachlose zum Beispiel. Bei diesem „hierarchischen Lachen“ fällt mir natürlich immer Elias Canetti ein – Lachen ist eine Agression, die man sich versagt:
Das Lachen ist als vulgär beanstandet worden, weil man dabei den Mund weit öffnet und die Zähne entblößt. Gewiß enthält das Lachen in seinem Ursprung die Freude an einer Beute oder Speise, die einem als sicher erscheint. Ein Mensch, der fällt, erinnert an ein Tier, auf das man aus war und das man selber zu Fall gebracht hat. Jeder Sturz, der Lachen erregt, erinnert an die Hilflosigkeit des Gestürzten; man könnte es, wenn man wollte, als Beute behandeln. Man würde nicht lachen, wenn man in der Reihe der geschilderten Vorgänge weitergehen und sich’s wirklich einverleiben würde. Man lacht, anstatt es zu essen. Die entgangene Speise ist es, die zum Lachen reizt; das plötzliche Gefühl der Überlegenheit, wie schon Hobbes gesagt hat … Es scheint, daß die Bewegungen, die vom Zwerchfell ausgehen und fürs Lachen charakteristisch sind, eine Reihe von inneren Schlingbewegungen des Leibes zusammenfassend ersetzen.

Ich wette, dass es in der Gruppe der oben Gezeigten einen oder zwei Meinungsführer gibt und die anderen das tun und meinen, was die machen und laut denken. Der Homo sapiens ist ein Opportunist, der auf die Peer group hört – und nicht auf die Medien. Die Herren kommen auch garantiert nicht aus den unteren und armen Schichten Syriens und Libyens („in Libyen geboren“ als „Herkunft“ erzeugt bei mir die reflexhafte Frage: Ach so, also vermutlich ein Berber?).

Die (leider verstorbene) Birgit Rommelspacher hat Gewalt gegen die da unten, wenn die von „Rechtsextremisten“ (pdf) verübt wird, genau beschrieben (und gegen den Mainstream): Gewalt als subkulturelle Lebensform, der man mit Moral nicht beikommt, Gewalt gegen Schwächere, die gefahrlos ist (- mein Kampfsportlehrer sagte über die Bösen: Die legen sich nie mit jemandem an, der ein Gegner sein könnte). Im Gegensatz zu einigen Thesen Rommelspachers glaube ich aber, dass die Mittelklassen empfänglicher für den „Hass“ nach unten („Klassismus„) sind. Das lehren schon die Wahlergebnisse der Weimarer Republik.

Meine These, die ich durch nichts begründen kann: Arme Einwanderer begehen vielleicht eher kleinkriminelle Handlungen, wie sie Eribon als typisch für das traditionelle Arbeitermilieu schildert. Das unterscheidet sie gar nicht so sehr von „eingeborenen“ Deutschen. Obdachlosigkeit wird aber besonders in den Gesellschaften und von den Klassen geächtet, die „Leistung“ als Lebenssinn propagieren.
Protestantische Nützlichkeitsethik und Merkantilismus als Wirtschaftssystem begründeten eine gesellschaftliche Moral, in der sich die menschliche Ehre vor allem auf Leistung, materiellen Verdienst, den eigenen Beitrag zur Finanzierung des Staates bezog. Die hierarchisch geprägte Gesellschaft mit unterschiedlichen Klassen sah Arme ohne Erwerbstätigkeit als Plage und zunehmend auch als Asoziale, die umerzogen werden müssten. Zuchthäuser wurden eingeführt, in denen Vagabunden Zwangsarbeit zur Besserung leisten mussten.

Die jungen Männer auf dem Fahndungsfoto verhalten sich also schon systemkonform, nur dass sie die ekelhafte, heuchelnde und nur punktuelle Empathie der deutschen Mittelschichten noch nicht imitieren.

Friert die Hölle ein?

„Leider verbinden heute viele mit ‚links‘ etwas ganz anderes, etwa die Befürwortung von möglichst viel Zuwanderung oder abgehobene Gender-Diskurse, die mit dem Kampf um echte Gleichstellung wenig zu tun haben. Das bedauere ich sehr.“

Ich auch.

Oh! Sahra Wagenknecht scheint Christian Baron und Didier Eribon gelesen zu haben.

Revolt of the Poor

Proleten, Pöbel, ParasitenIch empfehle ausnahmeweise ein Buch, das ich noch gar nicht ausgelesen habe. Christian Baron: „Proleten, Pöbel, Parasiten: Warum die Linken die Arbeiter verachten“ – über das Thema Eribons, ist aber besser und geht mehr auf die speziellen deutschen Zustände ein. Baron schreibt mit einem Furor, der mir ausnehmend gut gefällt. Er legt sich mit allen an: den „Gefühlslinken“, den Grünen, Veganern, Verteidigern des Islam, Fußball-Hassern; es bleibt kein Auge trocken und alle kriegen ihr Fett ab. Viel Freunde im „linken Milieu“ wird er jetzt nicht mehr haben. Das Gefühl kenne ich irgendwie…

Deutschland lässt sich dennoch nur als Klassengesellschaft begreifen. (Baron)

Frage: Warum wählen die Arbeiter Parteien, die nicht die Interessen des Proletariats vertreten? Die Frage wurde für Frankreich, Deutschland und die USA schon gestellt, aber nie beantwortet.

Deutsche Journalisten stammen fast ausnahmslos aus der Mittelschicht. Das bedeutet: Sie nehmen den Klassenstandpunkt der Mittelschicht ein – und nur den – und leugnen es gleichzeitig. Sie leugnen auch unisono, dass es Klassen gebe, und wenn doch, dann höchstens, was „Bildung“ angeht.

Das Buch konfrontiert die Leserin und den Leser mit verzweifelten Menschen, die nicht wissen, wie sie mitten in diesem schwerreichen Land ihre Kinder sattkriegen sollen; derer letzter Stolz aber darauf gründet, dass sie sich dennoch selbst zur Mittelschicht zählen. (…) Das Buch handelt auch von Menschen, deren Ohnmacht in diffuser Fremdenfeindlichkeit mündet und deren real empfundenen Ängste eine in Selbstgewissheit lebende Bildungselite einfach nicht zur Kenntnis nehmen will.

Ich glaube, dass es sehr schwer ist eine Perspektive einzunehmen, die über die der Klasse hinausgeht, in die man hineingeboren und in der man sozialisiert wurde. Das ist das Thema sowohl bei Eribon als auch bei Baron. Beide stammen aus dem Proletariat und sind „aufgestiegen“. (Beide sind als Trickster, sagt der Völkerkundler.) Für mich gilt das auch. Ich musste bei der Lektüre Borons ständig nicken – ich konnte alle seine Gedanken nach vollziehen.

Das Treten nach unten ist dennoch leider auch in linken Milieus auf dem Vormarsch. (Baron)

Ganz einfach: Weil diese „Gefühlslinken, auf die Baron eindrischt, eben meistens Kinder aus der Mittelschicht sind. Die können nicht anders. (Nmatürlich gibt es Ausnahmen.)

Warum müssen linke Akademiker so arrogant sein? (…) …was mir an so vielen linken Aktivisten mittlerweile so übel aufstößt: diese Unfähigkeit, aber oft genug auch eine start ausgeprägte Weigerung, die Perspektive völlig anders sozialisierter Menschen einzunehmen. (Baron)

Peter Nowak schreibt auf Telepolis: „Doch leider kann man ein Buch, das dieses Thema in den Mittelpunkt stellt, wohl kaum einem größeren Publikum verkaufen. (…) Dabei aber übersieht Baron, dass die theoretische Arbeit durchaus ein eigenes Feld ist und nicht immer und von allen gleich verstanden werden kann und muss.“

Das ist Unfug, Kollege Nowak. Wer sich nicht so ausdrücken kann, dass ein normaler Mensch ihn versteht, muss an sich arbeiten – wenn es um Politik und Ökonomie geht. Wer nicht verständlich schreiben kann, denkt auch wirr. Marx, Brecht und Freud haben Kompliziertes so formuliert, dass man es versteht, wenn man nicht ganz bekloppt ist. Proletarier sind eben nicht dumm. Ich habe viele Arbeiter und Gewerkschaftler kennengelernt, die gebildeter also heutige Studenten waren und auch mehr wussten. Mehr Lebenserfahrung hatten sie sowieso.

Selbsthass kennzeichnet viele aus der Unterschicht, während die Mittelschicht das Radfahrer-Prinzip anwendet: Nach oben buckeln und nach unten treten. Die Oberschicht verfügt als Einzige über das, was man früher als „subjektives Klassenbewusstein“ bezeichnet hat. Ihre Aufgabe sieht sie darin, eigene Privilegien zu sichern und Unfrieden unter den Lohnabhängigen zu stiften. (Baron)

Einen gewaltigen Shitstorm wird Baron auch für seine These ernten: „Multikulti ist gescheitert“. Das habe ich schon in „Nazis sind Pop“ vor 16 Jahren gesagt, und auch damals wollte es niemand hören, obwohl es eine Kritik aus einer radikal linken Perspektive war.

Linke verirren sich nur selten in soziale Brennpunkte. Und wenn doch, dann meiden sie den Kontakt zum „white trash“ und wenden sich – was allein natürlich unterstützenswert ist – den dort lebenden Flüchtlingen zu.

Har har. Jemand, der das in der „Taz“ schriebe, würde sofort sozial geächtet und in Zukunft totgeschwiegen. Es ist aber bezeichnend und wahr.

Leider hat die Linke die Religionskritik den Rechten überlassen. (Baron)

Das erinnert wieder an Frankreich, wo sich die rechte Front National als Verteidigerin des Laizismus aufspielen kann – leider zu Recht: Vertreter der Linken eiern beim Thema oft nur elendlich herum.

Und was ist mit dem Rassismus? Die Jungle Word lässt Tuvia Tenenbom zu Wort kommen, der wie gewöhnlich den argumentativen Knüppel dem Degen vorzieht:

Man könnte durchaus von einer »revolt of the poor« sprechen. Das erste Mal in der Geschichte der USA stand mit Donald Trump ein Kandidat zur Wahl, der rassistische Äußerungen von sich gab und all den Rassisten ein Sprachrohr war. Er lieferte einen Tabubruch nach dem anderen. Hat es die Leute gestört? Nein. Man war dankbar, dass das Diktat der Political Correctness durchbrochen wurde. Besonders in New York hat dieser Irrsinn dazu geführt, dass alles furchtbar berechenbar und harmlos geworden ist. Schwarze heißen dort »Afroamerikaner«, Europäer »Kaukasier« und Obdachlose nennt man »anders Ausgestattete«. Alle müssen sich andauernd lieb haben. Und dann kommt einer, der endlich mal sagt: »Ich habe nicht alle lieb.« Es geht also um zwei Dinge. Einerseits gibt es die Revolte von denen, die sich durch die Regierung im Stich gelassen fühlen, andererseits die Leute, die dankbar dafür sind, dass sie endlich wieder sagen dürfen, was sie wirklich denken.

Ein wunderbares Beispiel linker Arroganz ist übrigens D. Watkins auf Salon.com: „Dear hard-working white people: Congratulations, you played yourself“. Was er über den Rassismus und die ultrarechten Unterstützer Trumps feststellt, ist natürlich richtig, aber die Wähler Trumps zu beschimpfen, hilft nicht wirklich weiter. Baron hat dazu eine sehr interessante Formulierung, die ähnlich auch eine der zentralen Thesen Eribons ist:

Eine Gesellschaft von finanzieller und kultureller Teilhaben an ihrem unermesslichen Wohlstand systematisch ausschließt, darf sich nicht wundern, wenn diese ausgeschlossenen im Übertreten bürgerlicher Wertvorstellungen ihr letztes Refugium widerständigen Verhaltens und damit eine Art letzter Restwürde zu finden hoffen,“

Demnächst noch mehr dazu in diesem Online-Theater.

Klassenhabitus oder: Lassen Sie mich durch, ich bin Arztsohn!

Nur mal kurz zwischendurch. Florian Kessler auf Zeit online: „Warum ist die deutsche Gegenwartsliteratur so brav und konformistisch? Weil die Absolventen der Schreibschulen von Leipzig und Hildesheim alle aus demselben saturierten Milieu kommen.“

Was für Journalisten gilt, gilt natürlich auch für Schriftsteller. Eribon (jaja, ich werde noch mehr über ihn schreiben, eine wahre Fundgrube) nennt das „Klassenhabitus“, den man nicht so einfach ablegen kann, weil dieser Habitus aus einer Vielzahl von kulturellen Techniken besteht, die man in seinem eigenen sozialen Milieu gelernt hat.

(sociology)The lifestyle, values, dispositions and expectations of particular social groups that are acquired through the activities and experiences of everyday life.

Eribon wird hierzulande aber schnell zu den Akten gelegt werden, weil marxistische Begriffe wie „Klasse“ und die Konsequenzen daraus durch die freiwillige ideologische Selbstkontrolle nicht erlaubt sind. (Eribon ist kein „Marxist“).

Der kollektive Mittelfinger [Update]

fuck

Die kollaborative Bestimmung eines „Gemeinwillens“ aller durch alle, die Herausbildung einer Mehrheit, in deren Wunsch die Minderheit sich akzeptierend fügt, oder die Erarbeitung eines Konsenses sind nicht das, worauf die Arbeiterklasse (oder ein Teil von ihr) in Wahlen aus ist. Sie will stattdessen den Anspruch der Mehrheit auf die Repräsentation eines „allgemeinen“ Standpunkts infrage stellen. Die erinnert daran, dass dieser „Mehrheits“-Standunkt der Standpunkt einer gegnerischen, entgegengesetzten Interessen verfolgenden Gruppe ist. (Eribon: Rückkehr nach Reims, 127ff)

„Mehrheit“ heisst: Man will dem Proletariat weismachen, dass es keine Alternative zum herrschenden kapitalistischen System gebe und dass dieses nur repariert gehöre und dass man sich nur „anständig“ verhalten müsse (keine Vorurteile, politisch korrekte Sprache im Sinne der neuen Mittelschichten), damit alles wieder gut werde.

Das ist eine große Lüge. Und jetzt zeigt das Proletariat den Mittelfinger: Aber durch die Wahl dieser Partei [FN, AfD, Trump – bitte selbst ausfüllen], die das Wahlergebnis anschließend instrumentalisiert, konstituiert sich dieses neuartige Kollektiv trotz allem als Gruppe. Die Wähler nehmen hin, dass ihre Stimme „instrumentalisiert“ wird. Sie selsbt haben das Mittel der politischen Wahl instrumentalisiert, um ihrer Stimme Gehör zu verschaffen.

Es war mal eine Dusche, revisited: vorher, nachher

duschedusche

[x] Kaputte Dusche im Bad reparieren, Flex leihen, alte Duschwanne rausreißen, neue Duschwanne besorgen, neues Rohr und neuen Abfluss kaufen, mauern und erden, Silikon kaufen, alles abdichten: an polnischen Nachbarn/Handwerker outgesourced
[x] einkaufen
[ ] Eribon „Rückkehr nach Reims [x] lesen und [ ] besprechen
[x] englische Wochenzeitung „The Voice of Gor“ in Secondlife schreiben
[ ] alle sechs Bücher über Spartacus [x] lesen und [ ] besprechen HEUTE MORGEN
[ ] Buch über Caesars Bellum Gallicum [x] lesen und [ ] besprechen: Markus Schauer: Der Gallische Krieg: Geschichte und Täuschung in Caesars Meisterwerk HEUTE MORGEN
[ ] Harald Haarmann Auf den Spuren der Indoeuropäer: Von den neolithischen Steppennomaden bis zu den frühen Hochkulturen weiterlesen
[x] neuen Pömpel kaufen
[ ] Küchenfußboden streichen
[ ] Christian Baron : Proleten, Pöbel, Parasiten: Warum die Linken die Arbeiter verachten [ ] lesen und [ ] besprechen

Werkelzeit, update

bauzeit

[x] Neues Smartphone einrichten und synchronisieren
[x] Geld von der Bank holen
[x] Fahrrad zur Reparatur bringen (60 Euronen)
[x] Beleuchtung im Bad reparieren
[ ] Kaputte Dusche im Bad reparieren, Flex leihen, alte Duschwanne rausreißen, neue Duschwanne besorgen, neues Rohr und neuen Abfluss kaufen, mauern und erden, Silikon kaufen, alles abdichten: an polnischen Nachbarn/Handwerker outgesourced
[x] einkaufen
[ ] Eribon „Rückkehr nach Reims [x] lesen und [ ] besprechen
[ ] englische Wochenzeitung „The Voice of Gor“ in Secondlife schreiben
[ ] alle sechs Bücher über Spartacus [x] lesen und [ ] besprechen
[ ] Buch über Caesars Bellum Gallicum [x] lesen und [ ] besprechen: Markus Schauer: Der Gallische Krieg: Geschichte und Täuschung in Caesars Meisterwerk
[x] Leere Flaschen wegbringen
[ ] Harald Haarmann Auf den Spuren der Indoeuropäer: Von den neolithischen Steppennomaden bis zu den frühen Hochkulturen weiterlesen
[x] neuen Pömpel kaufen
Addendum:
[ ] Küchenfußboden streichen
[x] Blumentopf, der von der Fensterbank gefallen war, ersetzen kaufen, Pflanze umpflanzen

Stadtfeind, Pömpel et al

stadtfeind

Die Stadt hat mich wieder, und ich bin ihrer verworrenen Wunder voll. Das obige Gedicht habe ich in einer Art Poesiealbum meines Großvaters Hugo Schröder gefunden. Bauernsohn aus dem so genannten Warthegau, dann Bergmann im Ruhrgebiet, dann Kommunist, dann (leider) religiös geworden und Laienprediger. Das Zitat stammt vom Arbeiterdichter Karl Bröger, aus Flamme. Brögers Lebenslauf ist sehr interessant: Er war Sozialdemokrat, sogar im KZ, wurde aber von den Nazis vereinnahmt, obwohl er nichts mit ihnen zu tun hatte.

Ich frage mich, woher mein Opa dieses Gedicht kannte. Der Inhalt ist mit der Blut-und-Boden-Ideologie der Nazis kompatibel. „Stadtfeind“ passt sowohl zum Mainstream „Landlust“ aka Stadtflucht (die auch zur Weimarer Zeit bei kleinbürgerlichen Aussteigern beliebt war), aber auch zur Stadtfeindlichkeit Pol Pots und der „Roten Khmer“ in Kambodscha.

Das Doofe am Älterwerden ist eben, dass man erkennt: Alles ist schon mal dagewesen, nur das historische Kostüm ändert sich. Das macht es aber auch leichter, Dinge einzuordnen.

Liebe Freunde, ich habe immer noch Urlaub, aber so viel zu tun, dass ich gar nicht weiß, womit ich anfangen soll.

[x] Neues Smartphone einrichten und synchronisieren
[ ] Geld von der Bank holen asap
[ ] Fahrrad zur Reparatur bringen asap
[ ] Beleuchtung im Bad reparieren asap
[ ] Kaputte Dusche im Bad reparieren, Flex leihen, alte Duschwanne rausreißen, neue Duschwanne besorgen, neues Rohr und neuen Abfluss kaufen, mauern und erden, Silikon kaufen, alles abdichten asap
[ ] einkaufen asap
[ ] Eribon „Rückkehr nach Reims [x] lesen und [ ] besprechen
[ ] englische Wochenzeitung „The Voice of Gor“ in Secondlife schreiben
[ ] alle sechs Bücher über Spartacus [x] lesen und [ ] besprechen
[ ] Buch über Caesars De Bello Gallico [x] lesen und [ ] besprechen
[ ] Leere Flaschen wegbringen asap
[ ] Harald Haarmann Auf den Spuren der Indoeuropäer: Von den neolithischen Steppennomaden bis zu den frühen Hochkulturen weiterlesen (sehr interessant!)
[ ] neuen Pömpel kaufen asap

Nächste Einträge →