Maschmeyer oder: Arschgesichter, die sich gewissenlos auf Kosten der kleinen Leute bereichern, reloaded

Die FAZ über das Vorgehen Carsten Maschmeyers gegen Panorama: „Das Ziel dürfte klar sein: die Autoren verunsichern und diskreditieren, die Bilder vom Markt nehmen, Berichterstattung austrocknen, andere abschrecken, sich immun machen gegen die lästigen Anfragen der Presse. Darin darf man – zumal bei einer mächtigen, so gut vernetzten Figur wie Maschmeyer, von dessen AWD-Verein der frühere Kanzler Schröder einmal sagte, dessen Mitarbeiter erfüllten eine ’staatsersetzende Funktion‘ – einen veritablen Angriff auf die Pressefreiheit und den freien Journalismus erkennen, insbesondere jenen Journalismus, der mit investigativen Methoden den Geheimbünden und Hinterzimmergeschäften der Macht auf die Spur kommen will.“




Veronica Ferres! Oder: Carsten Maschmeyer, reloaded

Veronica Ferres!
Daß Sie uns in Ihrer Eigenschaft als Deutschlands bestbezahlte Kartoffel praktisch nie glücklich machen, sondern stets nur schlimme Kopfschmerzen bereiten, dürfte Ihnen vielleicht noch gleichgültig sein.
Daß sich aber selbst Ihr Märchenprinz Carsten „Maschi“ Maschmeyer jetzt anscheinend aus dem Finanzberatungssumpf zurückzieht und eine Pharmafirma gründet, deren Ziele laut dpa „die weitere Erforschung von Gehirnerkrankungen und Entwicklung von Medikamenten im Kampf gegen Depressionen“ sind, gäbe uns an Ihrer Stelle langsam zu denken.
Versuchen Sie’s doch einfach mal, rät
Titanic




Carsten Maschmeyer: Der Drückerkönig und die Politik

„Im Übrigen sei Herr Maschmeyer auch bereit gewesen, dem NDR ein Interview zu geben, wenn konkrete Fragen vorher vorgelegen hätten.“

Das ist doch mal ein Satz, der eines Erich Honecker oder Kim il Sung würdig gewesen wäre. Das kommt davon, wenn man Interview autorisieren lässt: Die Interviewten kommen dann auch noch auf die Idee, die Fragen vorher wissen zu wollen. (Quelle: SpOff: „Maschmeyer-Anwalt bedrängt TV-Intendanten“).

Ich kannte den Kerl gar nicht. Aber jetzt werde ich mir die Sendung natürlich ansehen.
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hamburg@prinzlaw.com
Sehr geehrter Herr Rechtsanwalt Prinz,

Seien Sie bedankt für das wunderbare – sinngemäße – Zitat, das ich der einschlägigen Presse entnehme und das Ihnen zugeschreiben wird: „Im Übrigen sei Herr Maschmeyer auch bereit gewesen, dem NDR ein Interview zu geben, wenn konkrete Fragen vorher vorgelegen hätten.”

Richtig so! In einen Land, in dem die meisten Medien Interviews „autorisieren“ lassen, ohne dass es dafür eine gesetzliche Grundlage gäbe, und in dem der „Untertan“, den wir aus der Literatur kennen, das charakterliche Maß aller Dinge ist, sollte sich niemand erdreisten, einem so genannten Prominenten eine Frage zu stellen, ohne diese vorher mit dessen Rechtsbeiständen hin- und hergewendet zu haben, damit auch nichts dabei herauskäme, was irgendjemanden in dessen Seelenruhe störe.

Sehr geehrter Herr Rechts- und Medienanwalt Prinz, ich empfehle auch, trotz meiner laienhaften juristischen Kenntnisse, zu versuchen, nicht nur die Fragen eines Interviews vorher festlegen zu lassen, sondern auch die gesetzliche Grundlage dafür zu schaffen, dass die Antworten nur dann publiziert werden dürfen, wenn sie dem Interviewten in Gänze genehm sind.

Damit wäre der Unsitte, die man aus dem angelsächsischen Journalismus kennt, ein Riegel vorgeschoben, dass es die Journaille immer noch wagt, Dinge zu publizieren, die dem Allgemeinwohl des Staates schaden, die die sittlichen Grundlagen der Leitkultur unterhöhlen, insbesondere auch den Schutz der Jugend, und die die Öffentlichkeit mit Schmutz und Schund behelligen, etwa den lügenhaften und verachtenswerten Thesen, die man leider immer noch vereinzelt vernehmen muss, einer ihrer geschätzten Mandaten könnte eines jener zahlreichen Arschgesichter sein, die sich gewissenlos auf Kosten der kleinen Leute bereichern, wie es zwar der Kapitalismus vorgesehen hat, aber hierzulande zum Glück durch die Einführung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, die wir alle lieben und verehren und zu der es bekanntlich keine Alternative gibt, komplett unterbunden worden ist.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen weiterhin alles Gute und viel Erfolg!

Disclaimer:

Im Geschäftsverkehr mit Kaufleuten, juristischen Personen des öffentlichen Rechts oder bei öffentlich-rechtlichem Unternehmen ist der Gerichtsstand Berlin. Im Falle von Namensrecht-/Domainstreitigkeiten, Textaussagen- u. Inhalte bzw. Abmahnungen gegen geltendes Wettbewerbsrecht bzw. Fernabsatzgesetz bitten wir Sie um unnötige Rechtsstreite und Kosten zu vermeiden, uns bereits im Vorfeld zu kontaktieren. Die Kostennote einer anwaltlichen Abmahnung ohne vorhergehende Kontaktaufnahme wird im Sinne der Schadensminderungspflicht als unbegründet zurückgewiesen. Unberechtigte Abmahnungen und / oder Unterlassungserklärungen werden direkt mit einer negativen Feststellungsklage oder Schlimmerem beantwortet.

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Diese E-Mail wurde maschinell erstellt und ist ohne Unterschrift gültig.




Brot und Spiele und Pack, revisited

Christoph Lütgert kommentiert in Spiegel Online den Auftritt Carsten Maschmeyers bei Sandra Maischberger:
Wir hatten aufgezeigt, wie der AWD-Gründer und seine Drückerkolonnen Zigtausenden kleiner Anleger höchst riskante Finanzprodukte vertickt und diese Menschen in den Verlust ihrer Ersparnisse getrieben hatten. Noch heute erhalten wir erschütternde Zuschriften von Maschmeyer-Opfern; Menschen, die nicht damit klarkommen, dass der Verlobte von Veronica Ferres zu den reichsten Deutschen gehört und die Spitzen aus Politik, Gesellschaft und Showbusiness ungeniert zu seinen Freunden zählt.

Am 12.01.2011 hatte ich hier schon einmal SpOn zitiert: „Im Übrigen sei Herr Maschmeyer auch bereit gewesen, dem NDR ein Interview zu geben, wenn konkrete Fragen vorher vorgelegen hätten.“

Ceterum censeo:
In einen Land, in dem die meisten Medien Interviews “autorisieren” lassen, ohne dass es dafür eine gesetzliche Grundlage gäbe, und in dem der “Untertan”, den wir aus der Literatur kennen, das charakterliche Maß aller Dinge ist, sollte sich niemand erdreisten, einem so genannten Prominenten eine Frage zu stellen, ohne diese vorher mit dessen Rechtsbeiständen hin- und hergewendet zu haben, damit auch nichts dabei herauskäme, was irgendjemanden in dessen Seelenruhe störe. (…)

Damit wäre der Unsitte, die man aus dem angelsächsischen Journalismus kennt, ein Riegel vorgeschoben, dass es die Journaille immer noch wagt, Dinge zu publizieren, die dem Allgemeinwohl des Staates schaden, die die sittlichen Grundlagen der Leitkultur unterhöhlen, insbesondere auch den Schutz der Jugend, und die die Öffentlichkeit mit Schmutz und Schund behelligen, etwa den lügenhaften und verachtenswerten Thesen, die man leider immer noch vereinzelt vernehmen muss, einer ihrer geschätzten Mandaten könnte eines jener zahlreichen Arschgesichter sein, die sich gewissenlos auf Kosten der kleinen Leute bereichern, wie es zwar der Kapitalismus vorgesehen hat, aber hierzulande zum Glück durch die Einführung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, die wir alle lieben und verehren und zu der es bekanntlich keine Alternative gibt, komplett unterbunden worden ist.

Wenn Maschmeyer seine Meinung mittlerweile nicht geändert hat, wird Maischberger ihm auch vorher die Fragen zum Abnicken vorgelegt haben. Deutscher Fernsehjournalismus at it’s best.

Ich will nicht missverstanden werden: Ich find es gut, dass Arschgesichter und Pack im Fernsehen auftreten dürfen. Mehr davon! Wer Interviews „autorisieren“ lässt, sollte erst gar keinen journalistischen Anspruch formulieren. Derartige Talkshows sind Unterhaltung, keine Information. Wer sich jetzt künstlich aufregt, dass Maschmeyer und seien Komparsen sich als Wohltäter im Kapitalismus haben aufspielen können, der tut so, als hätte es anders sein können. Das ist aber ein Irrtum. Niemand hatte jemals die Absicht, das System als solches in Frage zu stellen.

Unterhaltung dient dazu, denjenigen ein mentales Ventil zu verschaffen, die nichts unternehmen und den Kapitalismus als die höchste und endgültige Stufe der Evolution des Homo sapiens ansehen. Brot und Spiele – das war schon im römischen Colosseum so.

Entertainment im Kapitalismus ist eine Teilmenge von Religion aka gewollte Verblödung der Massen aka Opium des Volkes.

Was ist der Unterschied schwischen den Tittenbildern von Bild, der Yellow Press à la Gala, den systemaffinen Faselrunden bei Illgner und wie sie alle heissen und Maischberger? Wenn es einen gibt, dann braucht man ein Elektronenmikroskop, um ihn festzustellen.

Lütgert schreibt: „Die nächsten Werbeauftritte im Fernsehen für Carsten Maschmeyer und sein Buch sind vermutlich schon gesetzt. Keinen halben Tag nach der Maischberger-Sendung – exakt um 8.44 Uhr – erschien er bereits im ZDF-‚Morgenmagazin‚.“

Quod erat demonstrandum. Nichts Neues aus der öffentlich-rechtlichen Anstalt.




Pack, reloaded

Spiegel Online über Thomas Middelhoff: „Die Antragsteller veranschlagten ihre monatlichen Lebenshaltungskosten viel zu hoch und rechneten sich unanständig arm. So sei „nicht nachvollziehbar belegt, dass die von ihnen mit monatlich 35.000 Euro veranschlagten Kosten der Lebenshaltung unverzichtbar und nicht in zumutbarer Weise reduzierbar sind“.

Middelhoff kommt bei mir gleich nach Maschmeyer. Ich postete hier vor fast einem Jahr:
Spiegel Offline: „So hatte Middelhoff für das Geschäftsjahr 2007/08, als der Konzern 746 Millionen Euro Verlust machte, einen Sonderbonus von mehr als zwei Millionen Euro kassiert – für ’seinen strategischen Weitblick und die mutigen Entscheidungen in den Jahren 2005 bis 2008′, wie es in der Begründung des Aufsichtsrats hieß. Eine Rechtfertigung, die Insolvenzverwalter Görg ‚aberwitzig‘ findet. (…) So bezahlte die Arcandor AG netto 150.189,55 Euro für eine von Middelhoff herausgegebene Festschrift zum 70. Geburtstag des ehemaligen Bertelsmann-Chefs Mark Wössner. Dabei handelte es sich nach Angaben des Insolvenzverwalters um ein rein privates Geburtstagsgeschenk ohne Bezug zur Firma Arcandor.“

By the way: Was macht eigentlich Maschmeyer?

Middelhoff ist für mich der Inbegriff der kapitalistischen „Moral“. Man muss nur einmal den Wikipedia-Eintrag über ihn lesen, um zu begreifen, was eine „Charaktermaske des Kapitals“ oder schmierigsten Art ist.

Nichts beschreibt übrigens besser die Verlogenheit und die Heuchelei des regierungsamtlichen „Kampfes gegen Rechts“ als diese Veranstaltung im Juni 2000 (!) mit dem schönen Titel „Konferenz gegen Verbreitung von Hass im Internet“:
…soll ein Großaufgebot an Politikern und Experten aus dem In- und Ausland das „Spannungsverhältnis zwischen Meinungsfreiheit und Menschenwürde“ diskutieren. Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin und Bundespräsident Johannes Rau werden die Konferenz eröffnen. (…) der Vorstandsvorsitzende von Bertelsmann, Thomas Middelhoff, werden u.a. über den „Missbrauch des Internet unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit“ sprechen.
Anlass für die Konferenz sei die bedenkliche Zunahme von „Hass-Seiten“ im World Wide Web. (…) Der deutsche Verfassungsschutzbericht 1999 registrierte ein Anwachsen der von deutschen Rechtsextremisten betriebenen Hompages von 200 auf 330 gegenüber dem Vorjahr.
Konferenzziel ist die gemeinsame Herausgabe einer „Berliner Erklärung“, in der ein „internationaler Mindeststandard an Regelungen, auch strafrechtlicher Art, und ein Verhaltenscodex für die Internetdienste-Anbieter“ gefordert werden soll.

Natürlich war die Konferenz damals ganz und gar sinnfreie heiße Luft und Lichterkettenträgerei. Es geht immer nur darum, eine möglichst große Zahl von Arschgesichtern zusammenzutrommeln, um möglichst viele Berichte in den Medien zu bekommen. Aufmerksamkeitshuren eben. Pack. Um Inhalte geht es nicht und ging es 2000 auch nicht, sondern um Vorschläge für Zensur.

Wer Thomas Middelhoff über Verhaltenskodices reden lässt, der hat doch nicht alle Tassen im Schrank.




Bananenrepublik, revisited

CDU Kreisverband Renms-Murr

Der Schwarzwälder Bote berichtet: „…soll der Vorsitzende der CDU in Stuttgart, Dr. Matthias Pröfrock, bei seiner Dissertation mit dem Titel ‚Energieversorgungssicherheit im Recht der Europäischen Union / Europäische Gemeinschaften‚ reichlich plagiiert haben.“ Bis Montagabend, heißt es jetzt, habe man bei Pröfrock ‚Plagiate auf 57 von 222 Seiten identifiziert, somit auf 25,9 Prozent der Textseiten‘. Pröfrock kommentierte die zahlreichen Plagiate als ‚vereinzelt nicht korrekt zitierte Textpassagen‘.“ (via CDU Watch)

Nein, nicht ich habe die Website oben so verbrochen, sondern der CDU Kreisverband Rems-Murr.

Und jetzt zu etwas ganz anderem.

Frankfurter Rundschau: „Das Amtsgericht Gießen hat am Montag seine Entscheidung verteidigt, eine Verhandlung wegen schwerer Körperverletzung gegen drei Neffen des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) ohne Beweisaufnahme und Strafen zu beenden. Und dies, obwohl ein Neffe als Haupttäter angesehen wurde und schon vorbestraft war. ‚Das ist ein Fall wie jeder andere, dass hat nichts mit Herrn Bouffier zu tun‘, sagte Gerichtssprecherin Beate Mengel auf Anfrage.“ (…) Einer von Bouffiers Neffen wird das glimpfliche Urteil besonders erleichtert haben: Maximilian Pfeffer kandidiert auf der Kommunalwahlliste der CDU Gießen fürs Stadtparlament.“ (via law blog)

Und jetzt zu etwas ganz anderem.

Panorama: „Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder wurde finanziell stärker vom umstrittenen AWD-Gründer Carsten Maschmeyer unterstützt als bislang bekannt. Neben einer zunächst anonymen Spende für Schröders Landtagswahlkampf 1998 über 650.000 DM, über die es bereits Berichte gegeben hat, gab es nach Panorama-Recherchen offenbar eine weitere, bisher unbekannte Zuwendung Maschmeyers von rund 150.000 DM. Darüber hinaus wurde Schröders Kanzler-Wahlkampf 1998 auch aus der niedersächsischen Staatskanzlei heraus geplant und organisiert, was nach Einschätzung des renommierten Düsseldorfer Verfassungsrechtlers Prof. Martin Morlok ‚eindeutig verfassungswidrig“ war‘.“




Karriere – Köpfe – Konzerne

msachmeyer

Stimmt das Gerücht eigentlich, dass Maschmeyer seinen Doktortitel an der Universität Hannover machen will?

Man muss sich mal auf der Zunge zergehen lassen, was die Uni Hannover über ihn schreibt: „Als CEO berät er Entscheidungsträger von Finanzinstitutionen des nationalen und internationalen Banken- und Versicherungssektors, aber auch Regierungen und internationale Organisationen. Seit Dezember 2010 ist er außerdem Gesellschafter und Aufsichtsrat der HolsboerMaschmeyer Neurochemie GmbH, die u.a. eine maßgeschneiderte Behandlung von Depressionserkrankten zum Ziel hat. Carsten Maschmeyer ist Ehrensenator der Leibniz Universität und finanziert die Leibniz-Stiftungsprofessur in Hannover.“

Ach so. Er finanziert eine Professur. Dann kann ja nichts mehr schief gehen.

„Außerdem unterstützt er die Juniorprofessur ‚Neurobiologische Grundlagen des Lernens‘ an der Universität Hildesheim, die ihm 2009 die Ehrendoktorwürde verlieh.“ Ach. Er ist schon Doktor. Wir haben verstanden.




Kapitalismus at its best

Spiegel Offline: „So hatte Middelhoff für das Geschäftsjahr 2007/08, als der Konzern 746 Millionen Euro Verlust machte, einen Sonderbonus von mehr als zwei Millionen Euro kassiert – für ’seinen strategischen Weitblick und die mutigen Entscheidungen in den Jahren 2005 bis 2008′, wie es in der Begründung des Aufsichtsrats hieß. Eine Rechtfertigung, die Insolvenzverwalter Görg ‚aberwitzig‘ findet. (…) So bezahlte die Arcandor AG netto 150.189,55 Euro für eine von Middelhoff herausgegebene Festschrift zum 70. Geburtstag des ehemaligen Bertelsmann-Chefs Mark Wössner. Dabei handelte es sich nach Angaben des Insolvenzverwalters um ein rein privates Geburtstagsgeschenk ohne Bezug zur Firma Arcandor.“

By the way: Was macht eigentlich Maschmeyer?




Vergeben ist göttlich

Ex-Irgendwas Margot Käßmann sollte den den Europäischen Kulturpreis für Zivilcourage erhalten. Begründung: „Käßmann habe sich zu ihrer persönlichen Verantwortung bekannt und die Konsequenzen gezogen. Damit habe sie erheblichen Mut bewiesen und sei zum Vorbild für andere Personen des öffentlichen Lebens geworden“.

Aha. Wer Verantwortung zeigt und für die Folgen seines Handelns den Kop hinhält, beweist angeblich Mut. Qoud erat demonstrandum. In einer Gesellschaft voller Block- und Jugendschutzwarte, Lichterkettenträger, hohlköpfiger Sprechblasenabsonderer (aka Politiker) und mediengeiler Arschgesichter gilt das Motto: Nach mir die Sintflut und was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, wenn ich nur die Kohle anderer Leute abzocken kann. (Da fällt mir ein: Ich wollte doch Maschmeyer anrufen….)

Käßmann hat abgelehnt. Und was sagt die Stiftung dazu? „Da nun der Eindruck erweckt wird, die Stiftung würde nicht ihr Lebenswerk würdigen, sondern ihren Rückritt nach der Alkoholfahrt, wollen wir in diesem Klima der gnadenlosen Intoleranz vor ihrem übrigen Lebenswerk eine Preisverleihung nicht vornehmen. Die Altbischöfin hat uns nach Protesten nun gebeten, von einer Preisverleihung abzusehen; die Stiftung hat daraufhin beschlossen, die Preisverleihung auszusetzen und nach einer anderen Gelegenheit zur Würdigung des Lebenswerkes von Frau Dr. Käßmann zu suchen. Wir hoffen, die blinden Kritiker, die nur auf den Fehler starren und dabei das Gute nicht mehr sehen, mögen noch erkennen, dass vergeben göttlich ist.“

Ist mir schlecht…




Kompensatorische Gratifikation oder die Funktion spärlich bekleideter Frauen während einer Revolution

revolution

Die deutsche Linke hat noch ihre Probleme mit der Revolution In Tunesien. Außer dem Lautsprech einiger anarchistischer Sekten liest man nicht viel. Eine Revolution in einem islamischen Land ist einfach nicht sexy genug.

Die Bildersprache, die zu einer Pseudo-Solidarität der Kinder der Mittelschichten in Deutschland führen könnte (wie noch während der Revolution in Nicaragua 1990, vgl. 3. Foto), gibt das einfach nicht her. Es muss ja nicht gleich ein nackter Busen sein wie auf dem klassischen Revolutionsgemälde von Eugène Delacroix; aber erst „schöne“ und sexuell attraktive Frauen turnen den voyeuristischen Betrachter an. Danach suchen Fotografen, wenn sie einem Aufstand ein „Gesicht“ geben wollen.

revolution

Männer sind out – Revolutionen funktionieren ikonografisch wie Rock-Gruppen. Das war auch früher schon so – nur dass die Pop-Kultur politische Inhalte nicht sexuell kostümierte (vgl. das Foto aus dem spanischen Bürgerkrieg.) Man kann das noch mehr reduzieren: Frauen mit Waffen sind immer sexy; nur müssen sie heute zusätzlich ihrer Titten zeigen wie in den feuchten Männerfantasien der Fantasie-Trash-Romane und -movies à la „Xena – die Kriegerprinzessin“ oder wie bei Lara Croft.

Eine trotzkistische Politsekte hat auf Indymedia erstaunlich korrekt beschrieben, wer die Basis der Revolution in Tunesien ist: „Es sind arbeitlose [sic] junge Akademiker, Rechtsanwälte, und Arbeiter in den Industrie- und Bergbauzentren, die einen Generalstreik von zwei Stunden am 14.01 ausübten und den Aufstand tragen.“ Interessant ist natürlich, dass dieselbe soziale Schicht die islamistische Heilsfront in Algerien unterstützte.

revolution

Das Phänomen ist in der Soziologie als „kompensatorische Gratifikation“ bekannt: Wer den sozialen Aufstieg plant, durch Ausbildung und das dazu passende internalisierte Verhalten (vgl. die protestantische Arbeitsethik Max Webers), aber durch die starre Hierarchie einer Gesellschaft daran gehindert wird, also scheitert, wird versuchen, diesen „Aufstieg“ dennoch zu erreichen, indem er sich einer Gruppe anschließt, die vielleicht sozial geächtet ist (ob eine religiöse oder eine politische Sekte macht keinen Unterschied), aber innerhalb der Gruppe oder des Kleinst-Milieus einen „Aufstieg“ ermöglicht oder zumindest verspricht. Eine Revolution wird er dann zu einer solchen, wenn sie zu einer Jugendbewegung wird – wie in China während des „Langen Marsches“ oder in Nicaragua beim Sturz Somozas.

Die aktiven Kader einer religiösen Sekte oder auch einen Guerilla gehören fast ausnahmslos den aufstrebenden Mittelschichten der jeweiligen Gesellschaft an, denen man aber just diesen Aufstieg verwehrt. Die Führungselite der ehemaligen kolumbianischen Guerilla M-19 bestand fast ausschließlich aus arbeitslosen Lehrern und Ingenieuren; das galt auch für den peruanischen Sendero Luminoso.

revolution

Im aktuellen Spiegel (vgl. Ausriss unten) hat man versucht, das zu beherzigen: Wo zum Teufel, laufen sie denn, die schönen Frauen, oder sitzen auf den Schultern ihrer Männer?

Es ist angesagt, die Revolution in Tunesien sympathisch zu finden, auch wenn unsere eigene Junta natürlich die Zähne zusammenbeisst: Es kann doch nicht angehen, dass die Untertanen die Obrigkeit davonjagen? „Keine Gewalt!“ rufen alle Pfaffen im Chor. Wo kämen wir denn da hin?! Hierzulande bereichert man sich anders, eleganter, wenigern auffällig (wieso muss ich schon wieder an Maschmeyer denken?) Das Prinzip ist natürlich identisch. Die Reichen sollen reicher werden und die Armen ärmer.

Die hysterische Reaktion der deutschen Öffentlichkeit, wirft man ihr den eher nichtssagenden Wortfetzen „Kommunismus“ hin, beweist, dass die herrschende Klasse auch hierzulande Angst bekommen hat. Und das ist auch gut so.