Unter Schlachtjungfrauen

walküre in der Schlacht

„Krogmann* tilgt in hera das b und übersetzt era mit „Hilfe, Schutz“; duoder bringt er mit einem ad hoc erschlossenen germanischen Wort dõþram zusammen, das „Schaffen, Wirken“ bedeuten soll, und übersetzt era duoder mit „des Heils Wirkerinnen“. Bei dieser Lösung ist zwar nur ein einziger Buchstabe geändert, aber éra („Ehre“) hat im Althochdeutschen nicht die von Krogmann benötigte Bedeutung von „Hilfe, Schutz“, und duoder (bzw. dõþram ) ist nirgends als Bezeichnung von Personen erwiesen. – Wegen dieser Schwierigkeiten hat Kroes diesen Vorschlag verworfen. Er selbst führt, um zu einer anderen Lösung zu gelangen, an den überlieferten Buchstaben durchgreifende Veränderungen durch. Er nimmt falsche Worttrennungen des Schreibers und zudem Fehlschreibung mehrerer Buchstaben an. hera duoder soll für heradu nidar stehen. Hierbei soll heradu der Dativ (Lokativ) erdu (zum Nominativ erda) sein und oder irrigerweise für nidar stehen. Die Bedeutung von heradu nidar wäre dann „auf die Erde nieder“. Gegen diese Lösung spricht die Gewaltsamkeit der Abänderung, die übrigens nicht neu ist. Schon 1889 hatte R. Kögel diese radikale Lösung vorgeschlagen, ohne damit Anklang zu finden. Es liegt ihr die Vorstellung zugrunde, daß die idisi der ersten Vershälfte Schlachtjungfrauen seien, die sich aus den Lüften auf die Erde niederlassen. So sagt Kroes**: „Wir lesen im ersten Halbvers des Spruches, daß Schlachtjungfrauen sich niedersetzen.“ In Wirklichkeit aber steht dort nur, daß sich idisi niedersetzten. Krogmann und Kroes halten die Tilgung von h in hera für einen Vorteil, um mit era einen guten Stabreim zu idisi zu gewinnen. Dieser verstechnische Gesichtspunkt rechtfertigt jedoch den Eingriff in den überlieferten Wortlaut nicht, denn auch die anderen Verse zeigen mangelhafte Stabreime. Wie sazun : sazun ist in der nächsten Zeile hapt : heptidun unbefriedigend, und in der vierten Zeile erscheinen Endreime statt Alliterationen.

* W, Krocmann, Era duoder, Z. f. dt. Altertum 83, 1951, S. 122—125,
** W. J. Kross, Hera duoder, Germ.-Rom. Mschr,, N. F.3, 1953, 75—76.“

merseburger zaubersrpüche

Das ist ein Auszug aus Gerhard Eis: Altdeutsche Zaubersprüche, S. 59. Hier geht es um ein Wort in den Merseburger Zaubersprüchen und wie man das übersetzt.

Falls jemand zufällig beabsichtigt, Altgermanistik zu studieren: So sieht das dann aus.