Causa: Krawallnudeln

anabel schunke
Credits: Anabel Schunke

Die Freude an anonymer Denunziation auf sozialen Medien gehört zur deutschen Leitkultur. „Das sind Sekundärtugenden. Ganz präzis gesagt: Damit kann man auch ein KZ betreiben. (Oskar Lafontaine, aus dem Zusammenhang gerissen)

Natürlich ist die Freiheit, das zu meinen, was man will und das auch kundzutun, im Kapitalismus eine Illusion. (Auch im Staatskapitalismus – obwohl ich die holzschnittartigen Thesen der Jusos so nicht teile.) Die Abschnitte zwei und drei Art. 5 GG definieren das (die kennt kaum jemand): Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre. Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung. Man darf also alles meinen, aber nicht alles äußern.

Die wohlwollenden Stammleserinnen und geneigten Stammleser jetzt werden zu Recht fragen: Wann kommt er zum Punkt? Und was hat das mit der hier abgebildeten Dame zu tun? Wohlan: Die braun gebrannten Kameraden und ihre Groupies jammern bekanntlich herum, sie würden zensiert und überhaupt. Als Linker – und da bin ich in Deutschland vermutlich ein Solitär – verteidigt man auch die Rechten, wenn sie zensiert werden, vorausgesetzt, dass die oben zitierten Abschnitt des Grundgesetztes nicht zutreffen. Tut man das nicht, kann man sich den ganzen Quatsch mit „Meinungsfreiheit“ auch schenken. Oder man sagt konsequent: Meinungsfreiheit gilt nur für mich und diejenigen, die so denken wie ich, und andere Meinungen seien eh ein Verbrechen. Die rechten und Shitstormglottisschlaginnen sehen das bekanntlich anders. (Puls und Atmung noch normal?)

Ich habe mir neulich die Causa Anabel Schunke angesehen. Zu der Dame gibt/gab ein eigenes Denunziantenblog Watchblog, also einen virtuellen Pranger. (Die Facebook-Version desselben wurde mittlerweile gesperrt.) Man muss wissen, dass diejenigen, der Pranger betreiben, sich um so wichtiger fühlen, um so gefährlicher sie die Angeprangerten machen. Das Motiv trübt oft die dort vertretenen Thesen.

Unter den notorisch schlecht gelaunten älteren Herren von rechts und deren liberalen Varianten ist Anabel Schunke natürlich auffällig und bekommt einen Bonus wegen ihres Äußeren und des halbnackten Fleisches, obwohl sie keinen halbwegs garen deutschen Satz ohne Ähs und dergleichen und ohne Herumstottern sagen kann (vgl. Video oben – ich gebe aber keine rhetorischen Ratschläge und Tipps für Rechte, wie man während des Redens atmet, damit man keine gequetschte Stimme hat). Außerdem behauptete sie vor einem Jahr, Single zu sein. Da sabbert der Kamerad natürlich vor sich hin. Abschreckend für Sugar Daddys ist andererseits, dass sie sich irgendwie als Feministin bezeichnet und Alice Schwarzer lobt.

In Australien ist man relativ unaufgeregt zum Thema und zitiert Schunke, vermutlich nur wegen ihres Fotos. In „Deutschland“ musste sie auf Telegram und eher unauffällige Social-Media-Kanäle ausweichen, da die großen „sozialen Medien“ sie alle gesperrt und zensiert haben.

Damit tut man der politisch irrlichternden Dame zu viel Ehre an. Was bewirkt jemand, der unstrittig oftmals mit rassistischen Stereotypien spielt? Ist das wirklich gefährlich? Nein, ist es nicht, es sei denn, man überschätzt die Medien und wie sie wirken. In Wahrheit bestätigen sich die jeweiligen Blasen nur gegenseitig. Die Purifikations-Rituale insbesondere der linksidentitären Gefühls-Schickeria sind genau so schlimm und schädlich, weil sie das Kind mit dem Bade ausschütten. Das dient ihrem aufgeblasenem moralisierendem Ego, das vor Heuchelei nur so trieft.

anabel schunke telegram

Ich stelle Anabel Schunke in eine Reihe mit Sawsan Mohammed Chebli und Alexandria Ocasio-Cortez: Irgendwie nicht hässliche Krawallnudeln in einem jeweils anderen Milieu. Das war das Wort zum Sonntag.