Die Lage auf dem bitteren Feld und auch anderswo

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Schadsoftwarebefall – wenn ich das schon höre. „Befall“ ist anschaulich, also zu begrüßen aus sprachpuristischer Sicht, aber suggeriert, es handele sich um eine Art Naturereignis wie Blattlausbefall oder Pilzbefall. Bei Malware oder schädlicher Software spielt jedoch immer der Nutzer („DAU“) mit – der auch ein „IT-Experte“ sein kann. Von selbst kommt nix.

So auch aktuell bei Heise: „Nach Malware-Infektion: Katastrophenfall im Landkreis Anhalt-Bitterfeld“. „Aus bislang unbekannter Quelle seien mehrere Server infiziert worden, hieß es. In der Folge sei eine noch nicht genau spezifizierte Zahl von Dateien verschlüsselt worden.“ Also wieder mal Ransomware. (Ich lese solche Beiträge bei Heise mehr wegen der Kommentare.) Bei Wikipedia braucht man nur einen Halbsatz, um alles zu wissen: “ Zu diesen Wegen zählen präparierte E-Mail-Anhänge“… usw.. Da lobe ich dir doch meine Orga.

Räusper. Ich kenne eine Firma, einen internationalen Konzern, bei der die Leute, die die digitale Infrastruktur verantworten, wirklich fit sind, obwohl die Nutzer gezwungen werden, Outlook zu benutzen. Bei der Firma geht es um Daten – wenn es da ein Leck gibt, könnten sie den Laden gleich zumachen. Diese IT-Leute schicken in unregelmäßiger Folge Mails an alle Mitarbeiter (mehrere Tausend), die Phishing simulieren, vertrauenswürdig und so. Die sind recht phantasievoll dabei. Und immer wieder fällt jemand darauf rein, sogar die obersten Bosse. Und dann werden sie belehrt, müssen das bestätigen, und es spricht sich rum, wer so blöd war. Das finde ich gut. Eben praxisorientiert. Für die „Opfer“, die in Wahrheit Täter sind, peinlich. Und sogar dort wird man bestaunt, wenn man sich E-Mails im Textformat anzeigen lässt. Aber dann sieht man doch das Logo gar nicht? Tja.

And now for something completely different. Oskar Lafontaine nennt Karl Lauterbach eine „Covid-Heulboje“. Ich weiß nicht, was in diese Leute gefahren ist. Man kann von den Maßnahmen des Ausschusses der herrschenden Klasse, der die Geschäfte der Bourgeoisie organisiert, halten, was man will, aber hinterher weiß man sowieso immer mehr. Wenn die deutschen Medien nicht solche Kommunistenfresser Siniphoben wären, könnte man die Effizienz, wie man eine Seuche bekämpft, vergleichen, etwa zwischen staatskapitalistischen Länder wie der VR China und den Marktgläubigen. Ee zählt, was hinten raus kommt.

Natürlich bestimmt die Pharma-Industrie, wo es seuchenpolitisch langgeht und wird auch nichts goutieren, was ihren Profit schmälert. Die Interessen der Regierung und einzelner Sektionen des Kapitals sind aber nicht unbedingt identisch. Viele Dinge, die Lafontaine sagt, etwas über die Inzidenzen, sind richtig, aber ich verstehe die Botschaft nicht. „Der Lockdown hat bei den Kindern mehr Schaden angerichtet und ihnen mehr Leid zugefügt, als es eine Infektion mit Covid je könnte“. Das ist, mit Verlaub, einfach Bullshit-Bingo, weil man den eventuellen „Schaden“ ohnehin nicht messen kann. Besser man macht zuviel als zu wenig. Verharmlosen ist wohlfeil.

And now for something completely different. Don Alphonso ist wirklich lesenswert, weil er recherchiert (leider Paywall): „Im Inneren der angeblichen Kampagne gegen Baerbock“. Fazit: Es gibt keine Kampagne gegen Baerbock. Das dachte ich mir schon, aber es zu behaupten, ist legitim im Rahmen von Wahlpropaganda. Nicht neu ist auch, dass die Medien wolkige Thesen der Grünen zu diesem Thema einfach kritiklos wiederkäuen. Das alles kann man einfacher auf den Punkt bringen – wie ein bekannter Autovermieter.

And now for something completely different. Bei der Taz ist offenbar das deutsche Verb „hassen“ abgeschafft. Vielleicht erzeugt das zu viel Mikroaggressionen. Ich speak immer worse Denglisch.

balkonien