Die Deutschen – eine Hassrede

heinrich heine
Heinrich Heine (Gemälde von Moritz Daniel Oppenheim, 1831)

Facebook stuft ein Zitat Heinrich Heines als „Hassrede“ ein und zensiert es. Die Klage wird natürlich gut ausgehen, aber, ich wiederhole mich, das kommt davon, wenn man Gefühle („Hass“) in irgendeiner Form in Gesetze presst oder es Privatunternehmen überlässt, darüber zu urteilen. Vor zehn Jahren wäre das nicht passiert, aber Konzerne wie Facebook üben sich gern in vorauseilendem Gehorsam gegenüber den Mächtigen und dem gefühlten Mainstream.

Der Deutsche gleicht dem Sklaven, der seinem Herrn gehorcht ohne Fessel, ohne Peitsche, durch das bloße Wort, ja durch einen Blick. Die Knechtschaft ist in ihm selbst, in seiner Seele; schlimmer als die materielle Sklaverei ist die spiritualisierte. Man muß die Deutschen von innen befreien, von außen hilft nichts.

Ich möchte nicht wissen, welche Shitstorms Heine erleben müsste, lebte er heute – und wer ihn veröffentlichte. Und erst sein Verhältnis zu Frauen! Sogar sein enger Freund Karl Marx zeigte einen lächerlichen Standesdünkel, wenn es um Heines Geliebte, die Schuhverkäuferin Augustine Crescence Mirat, ging.

Deine Nücken, deine Tücken,
Hab ich freylich still ertragen
Andre Leut‘ an meinem Platze
Hätten längst dich todt geschlagen.

Den Mann möchte ich sehen, der sich traute, heute so etwas zu schreiben. Ich möchte erst gar nicht ausprobieren, das auf Facebook zu posten. Wahrscheinlich ist es sogar strafbar, man weiß das heute nicht mehr so genau. Deswegen noch einmal laut, groß und deutlich: Das ist ein Zitat Heinrich Heines!

Ich lege noch nach. Das sagte Joseph Görres (1776-1848) – und man kann es nicht oft genug wiederholen, weil es immer noch stimmt:
Es gibt kein gutmütigeres, aber auch kein leichtgläubigeres Volk als das deutsche. Zwiespalt brauchte ich unter ihnen nie zu säen. Ich brauchte nur meine Netze auszuspannen, dann liefen sie wie ein scheues Wild hinein. Untereinander haben sie sich gewürgt, und sie meinten ihre Pflicht zu tun. Törichter ist kein anderes Volk auf Erden. Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden: die Deutschen glauben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgten sie ihre Landsleute mit größerer Erbitterung als ihre wirklichen Feinde.